Author: VampireJesse Disclaimer: Ohne Lektor, unbeendet (vielleicht niemals). Etwas, was mir in den Kopf schoss, nachdem ich den Film zum zweiten Mal gesehen habe. Der Titel stimmt auch noch nicht, also seit nachsichtig mit mir.

Danke an AlexW für den Hinweis. Habe es gleich beachtet.

Lancelot

Die letzten Sonnenstrahlen der untergehenden Sonne tauchten den herbstlichen Wald in strahlendes Orange und Gold. Sanft fielen vereinzelt Blätter von den kahler werdenden Bäumen und fanden ihre letzte Ruhe auf dem kühlen Boden.

Der Atem des prachtvollen Pferdes entlud sich in dampfenden Weiß. Schnaubend und von Unruhe getrieben schüttelte es seine lange Mähne um seinem Unmut Ausdruck zu verleihen.

Der Wald war seltsam still und doch war es weder eine schläfrige noch friedvolle Stille.

Die Augen des Ritters blitzten wie seine Rüstung in den ab und an durch die dichten Bäume und Büsche fallenden Sonnenstrahlen. Beruhigend streichelten seine starken Finger den schweißnassen Hals seines Hengstes, auch wenn seine Augen auf der Suche nach dem Unbekannten waren.

Zusammen hatten sie viel Unheil überstanden, einander Kraft und Hoffnung gebend. Ihre Herzen schlugen im Einklang und jeder würde für den anderen das Leben geben, könnten sie einander so retten.

Die Stille wurde wie aus dem Nichts vom lauten Schlag der Trommel unterbrochen. Die Augen des Ritters suchten fieberhaft nach der Quelle, während seine Hände die Zügel fest in der Gewalt hatten. Nur so konnte er den Rappen daran hindern, sein Heil in der Flucht und damit der Sicherheit zu suchen.

Ein Surren ließ sie erschreckt zusammen zucken, doch ehe sie es verhindern konnten, hatten zwei Seile ihr Ziel gefunden. Sicher legten sich die Schlingen um den Hals des Tieres und den des Reiters auf seinem Rücken.

Das laute Wiehern klang betörend in der Stille des frühen Abends. Leise dagegen kam das erschreckte Keuchen über die Lippen des Mannes, als er brutal rückwärts aus dem Sattel gerissen wurde. Unbarmherzig zog sich das starre Material fester um seine Kehle. Panik lenkte ihn etwas von dem Schmerz ab den er verspürte, als er hart auf dem Erdreich aufschlug. Eine Hand fuhr hoch zur Quelle der Ursache. Taube Finger versuchten sich zwischen das raue Seil und seine kühle Haut zu drängen, während die andere Hand verzweifelt nach einem Griff der beiden Schwerter in den Scheiden auf seinem Rücken suchte. Ein unmögliches Unterfangen, da sie begraben waren unter seinem breiten Rücken und der nun erdbeschmutzten Rüstung.

Mit jeder Sekunde verstärkte sich der Druck an seinem Hals, spannte sich das Seil eben mehr. Die Schatten einer näher kommenden Ohnmacht griffen mit kalten Fingern nach ihm, um sich mit dem Schatten des fortschreitenden Abends zu vermischen.

So schien es unvermeidlich, das sich zwei seiner Angreifer im Rhythmus der Trommeln unbemerkt zu ihrem auf dem Boden liegenden Opfer heranschleichen konnten.

Knie, die sich hart auf seine Brust und ihn somit tiefer in den feuchten Boden pressten, ließen den Ritter eine letzte Kraftreserve mobilisieren.

Angst übernahm jegliche seiner Handlungen und ließen ihn wie ein verwundetes Tier in der Falle reagieren. Ein wütendes Grollen, gleich dem Knurren eines ausgehungerten Wolfes der um Beute kämpft, entsprang in einem verzweifelten Atemzug der muskulösen Brust. Überrascht stürzte der Angreifer rückwärts zu Boden, als der Mann sich in einer unmenschlichen Anstrengung aufrichtete und ihn von sich fort warf.

Ungezügelte Wut und ein Überlebenswille so stark, wie er es noch nie in den Augen eines Menschen bemerkt hatte, waren das Letzte was er sah. Dann donnerten die kräftigen Hufe des Pferdes auf ihn nieder, welches es trotz des Freiheit raubenden Seiles um seinen Hals geschafft hatte, seinen Herren zu Hilfe zu kommen.

Erneutes Surren, weitere Blätter die zu Boden fielen, als sich mehr und mehr Seile ihren Weg durch das Unterholz bahnten und ihren Weg zielsicher um das Genick des Hengstes fanden.

Trotz seiner Stärke, verhundertfacht durch die Angst um sein eigenes Leben und das seines Herren, seines Ritters, zwangen ihn Dutzende Seile und noch mehr Hände die sie hielten in die Knie.

Ein Mann tauchte wie ein Geist aus den Nebelschwaden hinter dem Rücken seines Reiters auf. Hände rissen die Schwerter aus ihrem angestammten Sitz und sollten der letzte Eindruck sein, welchen der stolze Hengst von dieser Welt mitnehmen sollte.

Blitzende Klingen fuhren scharf und leise vom Tod singend durch die kühle Abendluft, unbarmherzig der Hand die sie führte folgend. Schäumend sammelte sich ein verzweifelter Atemzug in den bebenden Nüstern. Der schrille Schrei, der warnend den frühen Abend zerriss, erstickte gurgelnd in einem Schwall aus Blut, der alles was einst weiß war nun rot färbte.

Weitere im Dunst auftauchende Gestalten packten den kämpfenden Ritter und brachen mit schmerzhaften Hieben dessen Widerstand. Der blutrote Schleier, hervorgerufen von der zunehmenden Luftnot und dem dahin rinnenden Leben seines treuen Gefährten, wurde durch die gnädige Schwärze einer Ohnmacht ersetzt, als stahlharte Fäuste gegen seine Schläfe hämmerten. Sein sterbendes Pferd sollte fest in seiner Erinnerung bleiben.

Ein großer, blonder Hüne bahnte sich seinen Weg durch die Menge, die sich teils respektvoll teils ängstlich vor ihm teilte. Das Letzte was er sah in den trüber werdenden Augen des Reiters, des Herren des Pferdes, war ein Versprechen welches er nicht eingehalten hatte.

Seine Stimme war leise und rau, als hätte er sie lange nicht mehr benutzt. Und doch wurde sie auch von den am weitesten entfernt stehenden Männern vernommen, hielt sie doch eine Macht inne, die alles mühelos erfasste.

„Ist er das?"

Boshaftes Flüstern und bejahendes Kopfnicken antwortete ihm von allen Seiten.

Der starre Blick aus seinen grauen Augen bohrte sich wie Messer in das Gesicht des recht jungen Mannes. Sie suchten nach etwas vertrautem, einem Zeichen des Widererkennens. Unmöglich in Anbetracht der Tatsache, dass sie sich vorher nie begegnet waren.

Unmöglich, trotz all der Geschichten die ihn an langen Abenden am Lagerfeuer erzählt wurden, von jenem mit den Zwillingsschwertern. Er sollte also derjenige sein, der weder Tod noch Teufel fürchtete, wenn er Seite an Seite mit dem mächtigen Mann kämpfte, dessen Namen man nur flüsternd aussprach. Leise und ehrfürchtig, wie den Namen eines Gottes. Arthurio.

Dieser Mann, der nun so schwach vor ihm lag hatte viele seiner Männer, Brüder und Söhne getötet. Es hieß, er sei die rechte Hand, der rettende Engel wann immer ihn der große Arthur brauchte. Wie eine erlegte Beute lag er nun vor seinen Stiefeln und wusste nichts von dem, was ihm noch bevorstand.

Keine Ahnung hatte er davon, dass er die Versicherung, das Pfand war, welches Arthur in den Krieg mit ihnen und somit seinen Untergang zwingen würde.

Sie, die Monster aus den Alpträumen aller Kinder.

Sie, die Sachsen würden Arthur dazu bringen, in seinen Tod zu rennen. Und das großartigste daran war, dass er es freiwillig tun würde.

Für ihn, den besiegten Ritter mit dem toten Pferd neben seinen leblosen Körper.

Für ihn, den Mann namens Lancelot.

Tbc