Gemeinschaftsfanfiction von Eowyn29 und mir....
... and far away
Over the hills (Aragorns POV von Idril)
Es ist noch so ruhig, Schweigen herrscht, bis auf das ungeduldige Schnauben meines Pferdes, bis auf das Zwitschern der ersten Vögel. Die Welt scheint noch zu schlafen.
Ich sehe dich so genau vor mir. Wie die Sonne ein rotes Schillern auf dein Haar zaubert, deine elfenbeinfarbene Haut schimmern lässt, deinen dunklen Augen einen sanften Glanz verleiht.
Arwen Undómiel, Abendstern deines Volkes. Ich liebe dich, seit ich dich das erste Mal in den Gärten deines Vaters sah, wie einst Beren die Elbenmaid Tinúviel auf der Lichtung tanzen sah und ihr verfiel für alle Ewigkeit. Doch ich darf dich nicht lieben, du darfst meine Liebe nicht erwidern, wie es auch einst Beren und Lúthien nicht vergönnt war.
Ich muss das werden, wozu ich geboren wurde. Dein Vater offenbarte mir meine wahre Herkunft, übergab mir die Bruchstücke Narsils, des Schwertes, das den Einen von Saurons Hand schnitt.
Der Morgen graut, die letzten Sterne verblassen, Nebel liegt wie ein dichter silberner Schleier über Bruchtal. Nun stehe ich hier, in den Hügeln über Bruchtal, einen letzten Blick auf das Tal zurückwerfend. Mein Pferd tänzelt unruhig, es will laufen, seine Muskeln strecken, doch ich zwinge den dunkelbraunen Hengst innezuhalten und blicke zurück. Vielleicht sitzt du nun schon dort, im Garten Elronds, beobachtest, wie die ersten Vögel erwachen, wie die Sonne den Morgentau zu glitzernden Perlen des Lichts werden lässt. Vielleicht weilen deine Gedanken für einen Augenblick bei mir, vielleicht siehst du mein Gesicht vor deinen Augen, wie ich deines jetzt vor den Meinen sehe.
Ich spüre, dass ich hier auf einer Schwelle stehe. Vor mir meine Bestimmung, mein Schicksal, mein Volk, hinter mir stehst du. Es ist wie eine Grenze. Ich muss das eine aufgeben, um zum anderen zu kommen. Soll ich weiter reiten, versuchen, dein Antlitz aus meinem Träumen zu verbannen... oder zurückkehren, dich begrüßen, tun als wäre nichts gewesen, die Bruchstücke zurücklegen, damit ein anderer das Volk der Menschen einst zurückführen wird?
Ich bin innerlich zerrissen. Ich sehe dich vor mir, in all deiner Schönheit, von der Morgensonne beleuchtet, dein Haar wie ein dunkler Schleier wehend in der sanften Brise, in ein rotes Gewand gehüllt. Du lächelst mir entgegen, deine Augen funkeln wie zwei Sterne am Abendhimmel – doch ich spüre auch das Gewicht des zerbrochenen Schwertes an meiner Seite, unabänderlich. Ich ziehe das Heft aus der Scheide. Viele Jahre ist es alt, doch noch immer scharf. Die Sonne spiegelt sich darin, lässt es gleißend hell erstrahlen. Und doch... ich wende meinen Blick davon ab, zurück in das Tal. Der Morgennebel lichtet sich langsam , Bruchtal erscheint in seinem wunderschönen Glanz.
Doch nein, es darf nicht sein. Ich bin ein Mensch, du eine Elbenmaid.
Eine Träne bahnt sich ihren Weg aus meinen Augenwinkeln, rinnt meine Wange herab. Oh Arwen, werde ich dich eines Tages wieder sehen? Beinahe wünsche ich, ich wäre dir nie begegnet, Undómiel, Schönstes aller Wesen deines Volkes, anmutigstes Geschöpf Ardas, Nachfahrin Lúthien Tinúviels.
Ich habe eine Bestimmung, mein Schicksal wird sein, das Volk der Menschen wieder zu vereinen.
Du hast deinen Platz in den Unsterblichen Landen, bei deinem Volk.
Ich habe mich entschieden. Mit einem Ruck wende ich mein Pferd und lasse ihm die Zügel. Der Hengst schnaubt freudig, stößt ein helles Wiehern aus, das die Stille des Morgens durchschneidet wie ein Pfeil, und stürmt davon.
Ich sehe ein letztes Mal zurück, dann verschwindet Bruchtal aus meinem Blick und ich werde davon getragen, über die Hügel, in ein weit entferntes Land, in ein anderes Leben, in Krieg, Frieden, Leid und Hoffnung.
TBC...
Bei einem Review (oder auch gern mehreren) gibt's das nächste Kapitelchen....
