Disclaimer: Nein, das Harry Potter Universum gehört weder mir, noch coffeeonthepatio sondern J. K. Rowling. Allerdings hat coffeeonthepatio mir eindeutig was voraus. Von ihr sind nämlich die gesamte Idee der Story und das Original, das auf Englisch auch unter Billow zu finden ist und sie ist meine Beta. Tja, und ich bin nur die Übersetzerin …

Eine kleine Eule klopfte nervös an eines der Fenster der Schulleiterin McGonagall. Sie kannte die Eule und schnell öffnete sie das Fenster, um sie herein zulassen. Sofort flog sie zu ihrem Tisch und hob ihr Bein. Nachdem sie die Schriftrolle abgebunden hatte, suchte sie eine Leckerei für die Eule in einer der Schubladen ihres Schreibtischs und gab sie der Eule, worauf sie einen zärtlichen Ruf erhielt. Sie streichelte ihren Kopf mit einer Fingerspitze und sah auf das Pergament. Das vertraute, spinnenartige Gekrakel ließ sie lächeln.

McGonagall.

Gesund und munter.

SS

Selbst die Kürze, die fühlbare Grobheit der Notiz war ihm so ähnlich. Aber wenigstens wusste sie, dass er in Sicherheit war. Irgendwo. Sie wusste, dass er nicht gefunden werden wollte, aber sie konnte ihn wenigstens erreichen, sollte es erforderlich sein. Und es würde erforderlich sein, bei Merlins Bart, es war bereits erforderlich. Aber egal was alle dachten, Minerva McGonagall kannte ihren früheren Kollegen Severus Snape. Er hasste es gehetzt zu werden und er hasste es zu etwas gezwungen zu werden – zu lange war er das Opfer von zwei Meistern gewesen. Viel zu lange. Sie verstand sein Bedürfnis, weit weg zu sein, für eine Weile unsichtbar zu sein, wenn tatsächlich die halbe Zaubererwelt ihn immer noch für tot hielt und die andere Hälfte den Gerüchten nicht glaubte, dass er immer noch lebte und sogar mehr als einmal angeblich gesehen wurde, wie er mit wallenden Roben durch die Winkelgasse schritt. Nicht einmal die, die ihn gesehen hatten, hatten es geglaubt. Immerhin hatte der Junge, der zweimal überlebte, berichtet – mehr als einmal berichtet - dass er Nagini zum Opfer gefallen war und, dass er aufgehört hatte zu atmen, nachdem er ihm seine Erinnerungen gegeben hatte. Die, die ihn von der bösen Fledermaus aus den Kerkern in einen Kriegshelden verwandelt hatten, Merlin erster Klasse. Snape war nie erschienen, um die Auszeichung entgegen zu nehmen, und doch wusste Minerva McGonagall, dass sie sich jetzt irgendwo unter seinen Besitztümern befand, denn sie selbst hatte sie ihm gegeben.

Tatsächlich hatte sie, an diesem trüben Novembermorgen in ihrem Büro, versucht ihn ihm anzustecken, aber das ließ er nicht zu, stattdessen hatte er ihn in eine seiner vielen Taschen gesteckt, schroff eine Tasse Tee angenommen und ihr gesagt, dass er woanders Zuflucht suchen würde. Minerva verstand dies. Er wollte sich entfernen von neugierigen Augen und Ohren, taktlosen Blicken, den Rita Kimmkorns dieser Welt, die seine Biographie schreiben wollten, von seinem Status und von Menschen, die ihm sagen wollten, wie großartig er war. Nicht, dass er das so deutlich gesagt hätte. Nein, Severus Snape, Zaubertrankmeister der Extraklasse würde so etwas nie tun, aber sie wusste es besser. Merlin, sie kannte ihn den größten Teil seines Leben – sein ganzes Leben, um genau zu sein. Eileen, die für eine Weile Unterschlupf in Hogwarts gesucht hatte, nachdem der kleine Severus Tobias geboren worden war – nur um bereits einige Wochen später zu ihrem abscheulichen Ehemann zurück zu kehren. Aber Minerva kannte ihn durch und durch und als Eileen in seinem vierten Jahr starb, hatte sie den untröstlichen Jungen in ihren privaten Räumen in den Armen gehalten. Ein einziger Blick an diesem grauen Nachmittag sagte ihr, dass sie genau richtig lag und sie war wieder einmal stolz darauf, dass sie ihn so gut einschätzen konnte. Dieses Urteilsvermögen hatte sie erst einmal im Stich gelassen und das hätte beinahe unheilvolle Folgen gehabt. Für ihn, für Potter, für die gesamte vernünftige Zaubererwelt. Niemals wieder würde sie diesen Fehler machen.

Das war vor über fünf Jahre gewesen. Sie wusste, dass er von Ort zu Ort zog, niemals irgendwo lang verweilte, ohne Unterbrechung unterwegs war, und doch schickte er immer dieselbe Eule mit derselben Nachricht. Aber die Eule flog nie davon, bis sie ihm etwas geschrieben hatte. Grinsend nahm sie frisches Pergament zur Hand und tauchte ihre Feder in etwas königsblaue Tinte.

Genau in diesem Moment ertönte ein Klopfen an der Tür und Minerva schrak zusammen. Finster blickte sie auf den großen Klecks Tinte auf dem Pergament und sagte ziemlich verärgert: „Herein".

Sie sah auf und sah eine der neuesten Ergänzungen des Personals von Hogwarts in ihrem Büro. Hermione Granger, Verwandlungsmeisterin und mehr ihre rechte Hand als es ihre Stellvertretung jemals sein könnte, seitdem sie im letzten Jahr angefangen hatte zu lehren.

„Hermione". Minerva sah über ihre rechteckigen Brillengläser. „Setzen Sie sich".

Hermione nickte und lächelte schwach. „Danke".

„Tee?", fragte die Schulleiterin und beschwor zwei Tassen herauf, nachdem sie ihre jüngere Kollegin nicken sah. „Was kann ich für Sie tun?"

„Wessen Eule ist das?", Hermione musterte den kleinen Vogel.

„Sie gehört der Schule", schwindelte Minerva.

„Ah. Äh, dieser so genannte Zaubertränkemeister hat drei Erstklässer in den Krankenflügel gebracht."

„Schon wieder?", stöhnte Minerva. „Ich habe keine Ahnung wie dieser Henry Fiesco jemals sein Diplom bekommen hat".

„Vermutlich gewonnen", murmelte Hermione und lief leicht rosa an.

„Damit könnten Sie richtig liegen.", Minerva gluckste gut gelaunt. „Geht es den Kindern gut?".

„Nur ein paar Flecken, also ja. Aber …", sie zögerte.

„Aber?", die Schulleiterin zog ihre Augenbrauen hoch.

„Ihr Stellvertreter …".

„Mills? Was hat er jetzt getan?", sie stöhnte wieder.

„ … war auch im Krankenflügel", sagte Hermione leise.

Minerva zog ihre Augenbrauen noch höher. „Was ist passiert?"

„Seine Siebtklässer sagen, sie hätten während Verteidigung gegen die dunklen Künste duellieren geübt und er wurde von einem danebengegangen Fluch getroffen. Seitdem ist er bewusstlos und sieht ziemlich seltsam aus".

„Wieso? Wie sieht er aus? Warte, Sie haben gesagt er ‚war' im Krankenflügel".

„Poppy hat ihn ins St. Mungo's gebracht. Sie hat keine Ahnung was es sein könnte". Hermine zuckte mit den Schultern.

Minerva grummelte, nahm die Brille von der Nase und schmiss sie auf den Schreibtisch. „Wir brauchen also eine Vertretung?"

„Poppy hat gesagt ja, vermutlich."

„Gut. Ich werde sehen was ich tun kann, danke, Hermione", antwortete sie und mit einer Handbewegung entließ sie die junge Lehrerin für Verwandlung.

Hermione nickte und verließ das Büro so schnell, wie sie gekommen war, ohne zu bemerken, dass die ältere Frau ein neues Pergament zur Hand nahm und mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck zu schreiben begann.

Severus,

Melde dich sofort bei mir. Es ist dringend.

Mit freundlichen Grüßen,

Minerva McGonagall, Schulleiterin von Hogwarts, Schule für Hexerei und Zauberei.

Mit einem durchtriebenen Lächeln rollte sie es auf und band es an das Bein der kleinen Eule. „Pick ihn, bis er antwortet", flüsterte sie, bevor sie den Vogel aus dem Fenster ließ und ihm nachsah, während er wegflog.

Reviews sind immer sehr willkommen, sowohl an coffeeonthepatio als auch an mich! Keine Sorge, lustigerweise spricht sie auch Deutsch, also versteht sie sogar was ihr schreibt.