TOLKIEN GEHÖRT SO GUT WIE ALLES, MIR SO GUT WIE NICHTS! Na dann, here I go again! Außerdem habe ich mir vorgenommen, jetzt zu jedem Kapitel zwei Musiktips zu machen, da bei mir deswegen des öfteren angefragt wurde. Die ersten beiden Songs, die ich wärmstens empfehlen will sind "Stupid Girl" (denn das ist Valshiya ja) von Garbage und - obwohl schon uralt - "Can't stop" von After 7

1. Die Rückkehr eines Prinzen

Endlich, endlich kehrte er zurück. Zusammen mit seinen Gefährten hatte er Sauron, den dunklen Herrscher und Herrn des einen Rings bekämpft und am Ende gewonnen und damit ganz Mittelerde vor dem drohenden Untergang gerettet. Nun richtete sein Vater, der König des Düsterwalds ein großes Willkommensfest für den, für elbische Verhältnisse jungen Elbenprinzen aus. Er stieg vor dem Palast seines Vaters Thranduil von seinem Pferd und wurde dort von seinem Bruder Finlass, seiner Schwester Alfiriel und seinem Vater begrüßt. Am liebsten wäre Valshiya sofort zu ihm gelaufen. Doch ihr Halbbruder, wie gut er sie doch kannte, hielt sie zurück. "Weißt du, ob er dich überhaupt noch kennt? Es ist schon lange her", meinte er. Valshiya verlor den Mut. Sie hatte so gehofft, daß er sie gleich als erstes sehen würde. Immerhin hatten sie, bevor er seine Heimat verließ und nach Imladris aufgebrochen war, sehr viel Zeit miteinander verbracht. Doch er war schließlich der Sohn eines Königs und er erinnerte sich mit Sicherheit nicht mehr an die junge Tochter von Amarayl, dem Berater seines Vaters. Besonders nicht, weil er - so hatte ihr Vater erzählt - nun ein Alter und eine Reife erreicht hatte, die es notwendig machte, daß er die Pflichten eines erstgeborenen Prinzen übernahm. Sie wandte sich von der Wiedersehensszene ab und ihrem Bruder Tarawyn zu.

"Was weißt du schon?", fuhr sie ihn wütend an, benutzte ihren Bruder als Ventil für ihre Enttäuschung.

"Du warst nicht einmal erwachsen, als er nach Bruchtal zum Rat von Elrond gereist ist. Im übrigen ist er einer anderen versprochen..."

"...die er nicht liebt!", fiel Valshiya ihrem Bruder ins Wort.

"Und woher willst du das wissen?", fragte Tarawyn.

"Weil er es mir gesagt hat. Ich war eben nicht mehr so jung, wie du denkst, als er den Düsterwald verlassen hat. Nicht zu jung um Geheimnisse mit unserem Prinzen zu teilen.", erklärte Valshiya trotzig.

Tarawyn schnappte empört nach Luft. Er hatte den Unterton in ihrer Stimme aller Wahrscheinlichkeit nach richtig verstanden. Es würde einen Skandal geben, wenn herauskäme, daß sich seine jüngere, halbelbische Schwester dem Prinzen vom Düsterwald an den Hals geschmissen hatte.

"Du bist die Tochter des Ratgebers seines Vaters, ihr seid wie Bruder und Schwester aufgewachsen - zugegebenermaßen eine sehr viel jüngere Schwester und ein sehr viel älterer Bruder. Ich denke nicht, daß Du dir irgendwelche Hoffnungen machen kannst.", meinte Tarawyn.

"Bei allen Göttern, wieso muß ich gerade mit Dir gestraft sein? Wieso läßt Du mich nicht einfach in Ruhe? Ich kann dein Gerede nicht mehr ertragen.", fluchte Valshiya.

Sie bemühte sich, ihren Bruder zu ignorieren und wandte sich wieder dem heimkehrenden Elbenprinzen zu. Dieser stand nun mit seinem Vater auf der Terrasse vor dem Palast und nahm die Hochrufe der anderen Elben freundlich entgegen. Valshiya versuchte dem Ereignis entsprechend fröhlich dreinzuschauen, doch die Erinnerung an das, was ihr Bruder gesagt hatte, hing wie dräuende Schlechtwetterwolken über ihren Gedanken. Nicht einmal der Anblick des von ihr geliebten Elben vermochte sie jetzt wieder aufzumuntern. Tarawyn würde es schon sehen! Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, daß Prinz Legolas sich nicht mehr an sie erinnerte.

Sie verließ mit entschlossenem Schritt die Lichtung vor dem Palast, nachdem Legolas sich mit seinen Brüdern und seinem Vater in den Palast zurückgezogen hatte. Am Abend würde ein großes Fest stattfinden und Valshiya wollte sich noch umkleiden.

( (

In ihrem silberdurchwirkten, lindgrünen Kleid aus weich fließendem Stoff drehte sie sich abschätzend vor ihrem großen Standspiegel hin und her. Es war ein sehr wichtiger Abend. Sie wollte auffallen. Sie wollte schließlich das Herz eines Elbenprinzen gewinnen. Die Farbe des Kleides unterstrich die dunkle, grüne Farbe ihrer Augen. Sie überlegte, ob sie ihr schwarzes Haar hochstecken oder weich über ihre Schultern fallen lassen sollte. Schließlich entschied sie sich dafür, ihr Haar offen zu lassen. Von draußen hörte sie leise Musik. Jemand spielte auf einer Querflöte eine romantisch-traurige Weise. Valshiya trat auf den kleinen Balkon ihres Zimmers, setzte sich auf auf die Brüstung, den Rücken an die Wand gelehnt und lauschte eine Weile dieser wunderschönen Musik, die von dem Wind zu ihr hergetragen wurde. Sie erkannte die Melodie. Es war die traurige Geschichte von Beren, einem Sterblichen und der wunderschönen Elbe Luthien. Es gab einige, die behaupteten, Arwen Undomiel, aus dem Hause Elronds in Imladris käme Luthien an Schönheit gleich, doch hier im Düsterwald fand man, daß, aufgrund der näheren Verwandtschaft zu Melian der Maia eher die ehemalige Gemahlin König Thranduils, so schön wie Luthien gewesen sei. Valshiya konnte sich an die Königin leider nicht mehr erinnern. Sie wußte nicht einmal, ob sie gestorben war oder ob sie in den Westen gegangen war. Wenn man nach ihr fragte, bekam nur betretenes Schweigen zur Antwort, so als ob es völlig tabu wäre, über sie zu sprechen.

Valshiya, die selbst eine Halbelbe war, war immer wieder fasziniert von den wunderschönen Klängen der elbischen Musik. Leider hatte ihr Sindar-Vater ihr zwar ein durch und durch elbisches Aussehen vererbt, bis hin zu den feinen, spitz zulaufenden Ohren, aber eben nicht die den Sindar eigene Fähigkeit, mit Instrumenten aller Art umzugehen. Vielleicht lag es auch einfach daran, daß sie die ersten Jahre ihres Lebens bei der Familie ihrer menschlichen Mutter verbracht hatte. Als sie 15 Jahre alt war, starb ihre Mutter und Amarayl, ihr Vater, holte sie in den Düsterwald, weil er glaubte, sie sei dort besser aufgehoben.

Das einzige Instrument, mit dem sie wirklich umgehen konnte, war ihre eigene Stimme aber das konnten viele Menschen auch. Sie seufzte und ließ ihren Blick zum Horizont schweifen. Die Sonne würde bald untergehen und dann würde das große Fest für den Sindar-Prinzen beginnen.

Valshiya begann vor sich hin zu träumen. Legolas, Thranduils Sohn, war wirklich älter als sie, wenn er auch nicht so aussah, und er hatte sie auch tatsächlich immer wie eine kleine Schwester behandelt. Nun, wenn man es so betrachten wollte, dann hatte er alle jüngeren Sindar wie seine Geschwister behandelt, einschließlich Tarawyn, der ja viel älter als Valshiya war. Er würde einmal ein guter Nachfolger seines Vaters sein.

Was Tarawyn gesagt hatte, entsprach tatsächlich der Wahrheit. Er sollte wirklich mit einer anderen den Bund eingehen. Valshiya schüttelte den Kopf. Sie wollte. mußte diesen unangenehmen Gedanken unbedingt verdrängen. Er hatte ihr vor seiner Abreise gesagt, dies fast auf den Tag genau vor einem Jahr gewesen, daß ihm der Auftrag seines Vaters, nach Bruchtal zu reisen, durchaus gelegen kam, denn dann würde er nicht daran denken, seinen Sohn und Thronfolger zu verheiraten. Er fühle sich einfach noch zu jung dafür - wobei dieses Argument die menschliche Seite in Valshiya beinahe zum Lachen gebracht hätte.

"Valshiya! Kommst du endlich?", rief eine weibliche Stimme von unten zu ihr hinauf.

Valshiya schrak aus ihren Träumen und entdeckte ihre Freundin Luyeni, die gleichzeitig eine entfernte Cousine von ihr war. Sie hoffte, daß diese nicht ihren sehnsüchtigen, in die Ferne schweifenden Blick bemerkt hatte. Luyeni wußte, daß Valshiya in den Prinzen verliebt war und das gefiel ihr gar nicht. In ihren Augen schickte es sich einfach nicht. Riona, das Mädchen, das dem Wunsch seines Vaters entsprechend den Bund mit Legolas eingehen sollte, war ebenfalls eine Freundin von Luyeni. Valshiya mochte Riona nicht und sie machte auch keinen Hehl daraus. Sie war überhaupt nicht weiblich, ritt den ganzen Tag durch den Wald und hatte sich sogar ihr langes Haar kurz geschnitten. Eine Elbe mit kurzem Haar - das mußte man sich einmal vorstellen.

"Ja, ich komme sofort, ich habe nur den Sonnenuntergang bewundert! Er hat heute so viele Farben.", rief Valshiya zurück.

Sie eilte zu ihrem Spiegel, steckte sich das Diadem, das sie von ihrer Mutter geerbt hatte, mit dem langen weißen Schleier aus durchscheinendem Stoff an und verließ dann ihr Zimmer. Unten wurde sie schon von Luyeni aufgeregt erwartet. Ihre Freundin trug ein mitternachtsblaues Gewand mit weißer, zierlicher Spitze, das ausgezeichnet zu ihrem fast weißen Haar paßte. Sie hatte aufgeregt gerötete Wangen und Valshiya glaubte, daß das von der Vorfreude auf das Fest kam.

"Laß uns gehen, ich habe keine Lust, etwas zu verpassen.", schlug Luyeni atemlos vor und zog Valshiya mit sich.

"Was ist denn bloß los mit dir?", wollte Valshiya wissen.

Für gewöhnlich war ihre Freundin, wie alle Sindar, ein Muster an Beherrschtheit. Meist waren die anderen überrascht, wenn bei ihr selbst ihr menschliches Temperament zum Vorschein kam.

"Ja, weißt du es denn noch nicht?" fragte Luyeni und blieb abrupt stehen. "Thranduil will heute offiziell die Verlobung zwischen seinem Sohn und Riona bekanntgeben. Schon vor der Rückkehr des Prinzen hat der König Riona und ihre Familie in den Düsterwald eingeladen. Riona hat mir davon geschrieben."

Valshiyas Herz setzte aus. Alles Blut wich ihr aus dem Gesicht und sie bekam eiskalte Hände.

"Ist das nicht wundervoll? Es wird ein großes Fest geben. Wir sollten uns jetzt aber beeilen, damit wir auch ja nichts verpassen."

Luyeni faßte ihre Freundin an der Hand und zog sie mehr oder weniger hinter sich her. Sie hatte nicht bemerkt, wie blaß Valshiya geworden war. Diese hatte plötzlich keine rechte Lust mehr, auf das Fest zu gehen. Doch ihr Vater Amarayl würde darauf bestehen, daß sie auf diesem Fest auftauchte. Er legte sehr viel Wert auf Etikette.

( (

Legolas war zwar froh, endlich wieder zu Hause zu sein, doch auf die ein andere Art langweilte es ihn auch. Er vermißte seine Freunde, die ihm beim Kampf gegen Sauron, den dunklen Herrscher, der ganz Mittelerde bedroht hatte, begleitet hatten. Kaum, daß er wieder in Thranduils Hallen weilte, fing sein Vater auch schon wieder damit an, daß er unbedingt den Bund eingehen sollte. Allerdings machte er diesmal anscheinend ernst. Das Mädchen, daß er dazu ausersehen hatte, war die Nichte einer weit entfernten Cousine des Königs. Oh, er hatte schon fast vergessen, wie kompliziert die Familienverhältnisse bei den Elben sein konnten.

Er konnte sich kaum noch an Riona erinnern. Sie war nicht viel jünger als er, doch sie hatte einige Zeit bei ihren Verwandten in Lothlorien und vor allen Dingen unter den Menschen gelebt. Heute wollte Thranduil ihre Verlobung bekanntgeben. Legolas war davon nicht gerade begeistert. Es war das ewige Streitthema zwischen ihm und seinem Vater und das nun schon fast seit 2000 Jahren, eine unvorstellbare Zeit für einen Menschen. Gimli, sein zwergischer Freund, hatte sich darüber gewundert, daß man über einen so endlos erscheinenden Zeitraum überhaupt noch die Energie dafür aufbringen konnte, über ein und das selbe Thema zu streiten. Und er mußte darüber schmunzeln, als er daran dachte, daß Aragorn, sein königlicher Freund aus Gondor ihm zu diesem Thema einmal gesagt hatte, er als Mensch hätte nicht einmal die Energie, sich einen Tag lang über ein einziges Thema zu streiten.

Es hatte Zeiten gegeben, da hatte Legolas sogar daran gedacht, den Düsterwald zu verlassen.

Das Fest, auf dem Thranduil die Verlobung bekanntgeben wollte, würde in wenigen Minuten offiziell beginnen. Legolas saß grübelnd in seiner großen Bibliothek, trank ein Glas süßen, dunklen Weins und versuchte seine, in alle Windrichtungen zerstreuten Gedanken zu sammeln.

Zwar hatte er wieder einmal eidnringlich versucht, seinen Vater davon zu überzeugen, daß er eigentlich noch gar nicht den Bund eingehen müßte, da Thranduil fest und sicher auf dem Thron des Düsterwaldes saß, doch die Diskussion hatte zu dem erwarteten Ergebnis geführt. Thranduil wich nicht von seinem Standpunkt ab. Es gehörte einfach zu seiner konservativen Einstellung, daß ein Prinz des Düsterwaldes eine Gemahlin brauchte.

Alfiriel, seine wunderschöne Schwester, betrat leise den Raum. Ihren Namen, der in der Sprache der Menschen Silberblüte bedeutete, verdankte sie ihrer auffälligen Haarfarbe. Ihre Haare waren fast schneeweiß und ihre Augen waren von einem hellen, silbrigen Grau. Wenn seine Braut doch nur so anmutig wäre, wie seine Schwester... Vater hatte, als ob es nicht schon alles schlimm genug wäre, zu allem Übel auch noch eine schlechte Wahl getroffen. Es gab viele Elbenfrauen, die zumindest das Auge mehr erfreuten als Riona. Die Hoffnung, eine Frau zu finden, die auch seinen Geist erfreute, hatte Legolas schon vor langer Zeit aufgegeben.

"Legolas, du grübelst schon wieder nach und ich weiß auch worüber.", sagte Alfiriel leise.

Zwar hatte Legolas ihr Eintreten nicht bemerkt, doch es überraschte ihn auch nicht weiter, daß sie plötzlich neben ihm stand und ihre Hand auf seine Schulter legte. Wenn ihr sanftes Aussehen auch darüber hinwegtäuschte, Alfiriel war eine ausgezeichnete Jägerin und konnte sich dementsprechend auch sehr leise bewegen.

"Könnte ich jemals etwas vor dir verbergen, kleine Schwester?" fragte Legolas und ein sanftes Lächeln umspielte seine Mundwinkel.

"Wahrscheinlich nicht.", sagte Alfiriel und lächelte ebenfalls.

Alfiriel kannte seine Einstellung dazu, daß er Riona heiraten sollte. Alfiriel ging es in dieser Hinsicht nicht anders. Allerdings wollte Legolas aus Prinzip den Bund noch nicht eingehen, Alfiriel hingegen lehnte nur die Person ab, die er heiraten sollte.

"Bist du auf meiner Seite?", fragte Legolas, griff nach der Hand seiner Schwester, die immer noch auf seiner Schulter ruhte und wandte sich halb zu ihr um.

"Ebenso wie Finlass. Allerdings meint er, man müßte nur eine andere Braut für dich finden.", antworte Alfiriel.

Legolas Augen blitzten wütend und er wollte gerade aufspringen und etwas erwidern, doch Alfiriel drückte ihn mit ihren zarten Händen zurück in den Sessel. Sie hatte geahnt, daß er so reagieren würde. Dennoch war es immer wieder faszinierend, wie unelbisch sich Legolas manchmal benahm.

"Er will damit nur sagen, daß er Riona auch nicht gerne zur Frau haben wollte. Allerdings haben Finlass und ich nachgedacht. Es gäbe da eine Möglichkeit, wie du noch einmal um diese Verlobung herumkommen könntest."

"Hm!", machte Legolas und schien plötzlich sehr interessiert.

"Du könntest behaupten, daß es da schon ein anderes Mädchen gebe. Du warst jetzt lange fort und niemand, außer deinen Freunden, kann den Wahrheitsgehalt dieser Behauptung anzweifeln.", erklärte Alfiriel.

"Es gibt aber kein anderes Mädchen! Ich will Vater nicht belügen!", erwiderte Legolas und stand nun doch auf, allerdings langsamer, als er es zuvor beabsichtigt hatte.

Alfiriel seufzte tief:

"Nun dann wirst du dich langsam mit dem Gedanken anfreunden müssen, daß du mit Riona den Bund eingehen wirst."

Muß ich wohl, dachte Legolas und verließ schnellen Schrittes seine Bibliothek. Wenn es schon sein mußte, dieser Unsinn mit der Verlobung, dann wollte er es wenigstens schnell hinter sich bringen und die Feier zu seinen Ehren möglichst schnell verlassen.

Alfiriel wollte ihrem Bruder noch etwas hinterherrufen, doch sein Gesicht war finster wie ein stürmischer Gewitterhimmel und seine Schritte waren schnell und entschlossen. Er war wieder in dieser Stimmung, in der man ihn besser nicht ansprach. Das kam sehr selten vor, doch Alfiriel hatte schon einige Male die unangenehme Erfahrung gemacht, was passierte, wenn man es wagte, ihn dennoch anzusprechen und aus Fehlern lernte sie für gewöhnlich.

( (

Thranduil, König des Düsterwalds, betrat in Begleitung seiner drei Kinder den heiligen Hain. Er hielt eine Rede, von der Valshiya weniger als die Hälfte mitbekam. Sie hatte ihre Blicke auf Prinz Legolas geheftet, der ihr alles andere als glücklich erschien. Einige Male hatte sie sogar das Gefühl, er schaue in ihre Richtung. Neben ihr saß Luyeni und jauchzte:

"Schau nur, wie gut der Prinz aussieht. Er hat seine besten Gewänder für seine Braut angezogen."

Valshiya zog angestrengt die Augenbrauen zusammen. Warum mußte Luyeni sie nun schon wieder daran erinnern.

"Ja, er sieht wirklich sehr gut aus.", erwiderte sie und meinte das durchaus ernst.

Er trug ein silbernes Seidenwams mit goldenen Stickereien zu einer schwarzen Wildlederhose und schwarzen Stiefeln. An einem schwarzen Gürtel um seine Hüfte hing ein prunkvoller Dolch. Für gewöhnlich trug er zwei Dolche über Kreuz auf seinem Rücken und er wußte damit auch umzugehen, daß hatte sie oft beobachten können, bevor er vor mehr als zwei Jahren nach Imladris aufgebrochen war. Seine Schultern waren von einem bodenlangen schwarzen Mantel umhüllt. Valshiya erinnerte sich, daß er so förmliche Kleidung eigentlich nicht schätzte, also mußte er sich wohl tatsächlich für seine Braut so angezogen haben. Wahrscheinlich aber auf Anweisung seines Vaters.

"Und schau, wie hübsch Prinzessin Alfiriel ist. Ich wünschte, ich hätte auch so ein Kleid.", plapperte Luyeni weiter. "Ich bin gespannt, wie Riona aussieht. Ich denke doch, daß sie auch bald kommen wird."

"Ja, ja, ich denke auch!", erwiderte Valshiya monoton und hoffte, daß Luyeni sie bald zufrieden lassen würde.

Doch der Redeschwall ihrer Freundin ließ nicht nach. Als nächstes lobte sie den Prinzen Finlass, der das jüngste von Thranduils Kindern war und seinem älteren Bruder immer ähnlicher wurde, was die Abenteuerlust anging und so ging es immer weiter. Plapper, plapper, plapper, dachte Valshiya. Plötzlich wurde sie von der Seite angestoßen.

"Shiya, du hörst mir gar nicht zu!", beschwerte Luyeni sich.

"Doch... ich habe dir zugehört. Ich habe nur... kurz an was anderes gedacht.", stotterte Valshiya.

In diesem Moment betrat Riona zusammen mit ihrer Familie das Festzelt. Valshiya schluckte schwer. Auch Riona hatte sich für diesen Tag besonders hübsch gemacht. Das war eine Seite an ihr, die bisher nur wenige kannten. Sie trug einen Kranz aus rosafarbenen Blüten auf ihrem dunkelroten, kurzen Haar, passend zu ihrem roten Seidenkleid und dem rosafarbenen Schleier. Nein, sie war nicht hübsch, stellte Valshiya sogleich fest, dazu trug sie ihre Nase ein wenig zu hoch, war anscheinend stolz darauf, eine so gute Partie wie den Prinzen zu machen. Valshiya schaute zu Legolas, der seine Verlobte erwartete. Irgendwie schien er in sich zusammengesunken zu sein. Er bemühte sich, möglichst nicht in Richtung seiner zukünftigen Braut zu schauen. Plötzlich traf sein Blick den ihren. Sie glaubte, Erkennen in seinen Augen zu sehen und er lächelte ihr traurig zu. Ob er sich vielleicht doch an das Gespräch erinnerte, daß sie vor seiner Abreise miteinander geführt hatten? Seine Schwester zupfte ihn an seinem Mantel. Er wandte sich ihr zu. Prinzessin Alfiriel flüsterte ihrem Bruder etwas ins Ohr und dieser nickte.

Finlass ging Riona entgegen, nahm ihre Hand und führte sie zu Legolas. Bei ihm angekommen, legte Finlass ihre Hände ineinander und Thranduil sprach die überlieferten Worte um eine Verlobung zu besiegeln. Während alle anderen laut aufjubelten, verbarg Valshiya ihr Gesicht in den Händen und weinte heiße Tränen. So konnte sie nicht sehen, wie Legolas sich schnell von seiner zukünftigen Braut zurückzog und einen einsamen Platz unter den Feiernden suchte.

( (

"Sie ist wirklich nicht sehr ansehnlich.", meinte Finlass und setzte sich neben seinen Bruder, der schon das vierte Glas Wein in sich hineinschüttete. Legolas erwiderte dem jüngeren Elb darauf mit einem gleichgültigen Blick.

"Vielen Dank für deine Anteilnahme, Finlass!", erwiderte Legolas monoton und bedachte seinen Bruder mit einem säuerlich, schiefen Grinsen.

"Ist's so schlimm, daß du dich - hoffentlich das erste Mal in deinem Leben - bis zur Besinnungslosigkeit betrinken mußt?"

Auf diese rhetorisch gemeine Frage bekam er von dem älteren Elb erwartungsgemäß keine Antwort.

"Entschuldige aber ich finde Vaters Entscheidung nicht ganz unrichtig. Immerhin warst du bisher nicht in der Lage, dir selbst eine Braut zu suchen.", meinte Finlass.

Der Seitenhieb hatte, wie der jüngere Prinz es erwartet hatte, gesessen.

"Vielleicht lag es ja einfach daran, daß ich den Bund gar nicht eingehen wollte. Ganz nebenbei - falls du erinnern möchtest - war ich auch noch mit meinem Freunden damit beschäftigt, Mittelerde zu retten. Nun ja, das ist ja nichts, da hätte ich mir nebenbei ja auch noch eine passende Braut suchen können."

Legolas schoß mit einer Schnelligkeit vor, die bei dem hohen Alkoholkonsum fast nicht mehr möglich sein dürfte, und faßte seinen jüngeren Bruder fest am Kragen.

"Wenn es doch so schlimm nicht ist, dann nimm doch du Riona zur Frau und werde König. Ich verzichte gerne auf den Thron für dich."

Finlass blickte grinsend in das wütende Gesicht seines Bruders. Legolas wußte genau, daß ihr Vater niemals zulassen würde, daß Legolas ihm nicht auf den Thron folgte. Immerhin hatte er aber nun endlich eine Reaktion bekommen. Legolas' Wut verflog schnell und resigniert ließ er seinen Bruder wieder los.

"Am liebsten würde ich mich von diesem Fest verabschieden.", flüsterte Legolas leise.

Finlass klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. Thranduil und sein weiser Berater und treuer Freund Amarayl kamen auf die beiden zu.

"Legolas, Amarayl machte mich soeben darauf aufmerksam, daß seine Tochter eine ausgezeichnete Sängerin ist. Er meinte, wir sollten sie bitten, ein Lied zur Feier des Tages zu singen.", schlug der König vor.

Legolas brummte irgend etwas in sich hinein, das nach tu was du nicht lassen kannst klang.

"Vielleicht erinnert ihr euch noch an sie. Ihr Name ist Valshiya.", ergänzte Amarayl.

"Valshiya?...Shiya..., ja natürlich! Ich habe früher viel Zeit mit ihr verbracht. Was ist aus ihr geworden? Natürlich sollten wir sie fragen.", erinnerte sich Legolas plötzlich.

Amarayl wandte sich um und suchte nach seiner Tochter. Wie nicht anders zu erwarten, entdeckte er sie bei seiner Freundin Luyeni.

"Seht ihr, Prinz, da drüben steht sie, ich werde sie gleich holen.", sagte Amarayl.

Finlass folgte dem Berater mit seinen Blicken und entdeckte Valshiya. Im Halbdunkel konnte er ihr Gesicht nicht richtig erkennen. Anscheinend hatte sie einen kurzen Disput mit ihrem Vater aber der griff wortlos nach ihrer Hand und zog sie hinter sich her. Überrascht stieß Finlass seinen Bruder an, als Amarayl mit seiner Tochter zu den Wartenden zurückkehrte.

"Das ist Amarayls Tochter? Ich hatte ja keine Ahnung...", flüsterte er seinem Bruder zu.

Legolas' rechte Augenbraue schoß in die Höhe. Das war dieser Blick, der immer sein Gesicht zierte, wenn er sich um den Geisteszustand seines jüngeren Bruders Sorgen machte. Doch dann sah er Shiya, das junge Mädchen, mit dem er vor seiner Abreise so viel Zeit verbracht hatte. Tatsächlich war sie in diesem einen Jahr, das er fortgewesen war, zu einer wunderschönen jungen Elbenfrau herangereift.

"Mein Prinz!", hauchte sie, legte die Hand auf ihr Herz und neigte den Kopf vor ihm.

Ein leichtes Zittern war in ihrer Stimme zu hören.

"Warum denn so förmlich?", fragte Legolas das Mädchen, "Ihr erinnert euch doch noch an mich... oder nicht?"

Er nahm ihre Hand und war überrascht, wie kühl sie sich anfühlte. Und er spürte noch etwas anderes. Sie zitterte - nur ganz leicht - aber er konnte es dennoch spüren.

"Ja, schon, ich erinnere mich an euch Prinz, es ist ja nur ein Jahr her, doch ich war noch so jung, ich dachte nicht..."

Legolas lachte. Er lachte das erste Mal an diesem Abend, wie Finlass scharfsinnig bemerkte.

"Im Vergleich zu mir seid ihr immer noch jung, doch ihr seid eine wunderschöne Frau geworden.", erwiderte Legolas.

Aufgeregte rote Flecken zeigten sich auf den hellen Wangen des schwarzhaarigen Mädchens. Finlass bemerkte, wie Valshiya seinen Bruder mit großen Augen anstarrte. Sekundenlang sagten die beiden kein Wort, so daß Thranduil und Amarayl schon fragende Blicke wechselten. Um seinem Bruder aus der peinlichen Situation zu helfen, räusperte Finlass sich. Das schwarzhaarige Halbelbenmädchen zuckte zusammen und fand dann schnell ihre Stimme wieder.

"Vater meint, ihr würdet es mögen, wenn ich zur Feier des Tages etwas für euch singe.", erklärte sie.

"Ja... natürlich würde ich es mögen. Aber nur, wenn ihr mir anschließend einen Tanz gewährt.", sagte Legolas.

Nein. Nein! Das würde sie garantiert nicht. Das konnte sie einfach nicht. Sie würde ihre Tränen, die sich gerade in ihr aufstauten, nicht mehr zurückhalten können und ihren Vater zum Gespött von Düsterwald machen. Sie sagte nichts. Valshiya nahm sich vor, einfach nur ihr Lied zu singen und dann von diesem... Fest zu verschwinden. Sie wollte einfach nur allein sein. Ich kann es nicht mehr ertragen, ihn zu sehen, sagte sie sich.

Legolas führte sie zu einem Platz vor einem eilig aufgebauten Festzelt am Rande des heiligen Hains und augenblicklich wurde es still. Viele der Sindar wußten, welch schöne Stimme Amarayls Tochter hatte. Valshiya setzte sich und begann ihr Lied. Zunächst schüchtern und leise, dann, als sie an Legolas dachte, mit fester, sicherer Stimme. Estel a calad togir trî i fuin

Il awarthag, gwannthar mi i mor

Bado cîn len, a il in dai telir

Lasto, i gwaew têg nîn bith Tûlon nîn nara estel

Ind nîn nara calad

Im i ninniach i toga

Nan chî bel nîn

Anîron, heno calad nîn

Bado i len

A nim a an cen

Hoffnung und Licht führen durch die Nacht

Wenn du aufgibst, werden sie in der Dunkelheit vergehen

Gehe deinen Weg, und wenn die Schatten kommen

Höre, der Wind bringt meine Worte

Mein Name ist Hoffnung

Mein Herz ist das Licht

ich bin der führende Regenbogen

aber du bist meine Kraft

Ich wünsche mir, sehe mein Licht, für dich und für mich

Die Musik verklang und Valshiya wurde plötzlich klar, welches Lied sie gewählt hatte. Dieses Lied handelte von Liebe und Hoffnung. Sie hatte es wirklich nur für den Prinzen gesungen. Sie wurde blaß, schaute sich in der Runde um, die sich um sie gebildet hatte. Die meisten waren sehr ergriffen. Prinzessin Alfiriels Augen glänzten verräterisch. Legolas kam zu ihr, kniete vor ihr nieder und ergriff ihre Hände, die sie schüchtern in den Schoß gelegt hatte.

"Shiya, du bist nicht nur wunderschön, sondern auch noch eine außergewöhnliche gute Sängerin. Ich war so lange fort, daß ich die schönsten Blumen des Düsterwalds nicht erblühen sehen konnte. Ich bin froh, daß ich wieder hier bin.", flüsterte er.

Das war nun wirklich zu viel. Valshiya schluchzte leise, sprang von ihrem Platz auf und lief davon. Legolas fuhr herum und rief:

"Shiya, was ist denn?"

Er kam sich vor wie ein Trottel, fragte sich, was er wohl falsch gemacht hatte. Er blickte in die verblüffte Runde, traf auf den harten Blick seiner zukünftigen Braut und konnte Mißbilligung in den Augen seines Vaters lesen. Er schüttelte stur den Kopf. Es interessierte ihn einfach nicht, was die anderen von ihm denken mochten. Er stand auf und lief Valshiya hinterher.

( (

Valshiya lief und lief, bis sie schließlich den Rand der königlichen Stadt im Wald erreichte und mitten im Düsterwald stand. Wie angewurzelt und völlig außer Atem blieb sie stehen, als ihr bewußt wurde, wie weit sie gelaufen war. Hier hatten einst grauenhafte, riesige Spinnen gehaust. Zwar war der Ringkrieg vorüber und der dunkle Schatten aus Düsterwald vertrieben, doch trotzdem traute sie sich nicht weiter. Angestrengt lauschte sie in die Stille hinein, ob ihr vielleicht jemand gefolgt war. Wieder ein Nachteil, den das menschliche Blut in ihr mit sich brachte. Sie hatte einfach nicht so gute Ohren wie die reinblütigen Grauelben.

Als alles still blieb, atmete sie auf, lehnte sich an einen Baum. Sie schloß die Augen und sah sein makelloses Gesicht vor sich, wie er sich vor ihr niederkniete um sich für ihr Lied zu bedanken. Valshiya spürte den Stich in ihrem Herzen und ließ ihren Tränen endlich freien Lauf, ließ sich ohne Rücksicht auf ihr schönes Kleid auf den Boden sinken und vergrub ihr Gesicht in den Armen. Warum mußte das Schicksal sie so quälen? Warum mußte sie sich in einen edlen Prinzen verlieben, der einer anderen versprochen war? Einen, den sie, eine Halbelbe, die gerade erst dem Kindsein entwachsen war, niemals erreichen würde. Sein königliches Blut ließ ihm nichts anderes übrig, als Riona zu heiraten, das war klar, aber wieso konnte sie dann nicht einfach ganz weit weg sein? Sie erschrak, als sie plötzlich Schritte hörte. Zum Weglaufen war es zu spät. Wieder einmal fluchte sie über das schwache menschliche Blut in ihr, das sie nicht hatte aufhorchen lassen. Doch die Schritte der Person, die sich ihr so fast unbemerkt genähert hatte, hätte selbst ein Sindar kaum vernommen. In fast jeder Hinsicht war der, der sich da jetzt näherte, einfach vollkommen.

Legolas ließ sich mit überkreuzten Beinen vor ihr im Gras nieder. Sie wagte es nicht, ihn anzuschauen. Warum war er ihr denn jetzt noch gefolgt, fragte sie sich.

"Shiya! Würdest Du mich anschauen?", bat er leise.

Seine Stimme klang so sanft und zweifelnd. Shiya mußte leicht lächeln. Es war auch zu absurd. Sie hatte sich unmöglich benommen und er schien nun deswegen ein schlechtes Gewissen zu haben.

"Bevor ihr weiterredet, Prinz... es tut mir leid!", sagte sie stockend, schaute ihn immer noch nicht an.

"Ich verstehe nicht... was tut dir leid?"

Wollte er etwa, daß sie ihm jetzt auch noch erklärte, was mit ihr los war? Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und schaute ihn nun doch an.

"Vielleicht ist es, weil ich mich so gefreut habe, euch wiederzusehen. Ich kann's nicht anders erklären.", log sie, "Es gab einige unter uns, die befürchteten, euch nicht mehr wiederzusehen."

Legolas musterte sie aufmerksam mit seinen hellen, graublauen Augen. Er schien abzuschätzen, ob er ihr die Erklärung abnehmen sollte oder nicht. Valshiya hätte ahnen müssen, das ihm, mit einer Lebenserfahrung von weit mehr als 3000 Jahren, nicht verborgen bleiben konnte, das sie nicht die Wahrheit sprach.

"Ich freue mich auch, dich wiederzusehen. Du bist wirklich eine wunderschöne Frau geworden. Ich meinte, was ich eben zu dir sagte. Doch eine gute Lügnerin bist du nicht!" stellte er nüchtern fest.

Er ließ sanft seine Finger über ihre Wange streichen.

"Was bringt ein Mädchen wie dich zum Weinen? Alle männlichen Elben des Düsterwalds, erst recht die Prinzen Loriens müßten dir zu Füßen liegen."

Die Stelle, an der er sie berührt hatte, brannte heiß und wieder stiegen ihr Tränen in die Augen. Es war beinahe lächerlich, denn immerhin waren es eben nicht die Prinzen Loriens, nach denen sie sich sehnte.

"Mein Prinz.... es tut mir so leid, so leid. Ihr sollt eine Frau heiraten, die ihr nicht liebt. Ich erinnerte mich an ein Gespräch, das wir geführt haben, bevor ihr gingt.", sagte sie schließlich und kam der Wahrheit damit sehr nahe.

Legolas sah überrascht aus. Doch sie sah in seinem Gesicht auch, daß sie recht hatte. Er liebte Riona tatsächlich nicht.

"Ich erinnere mich. Ja, ich habe mit dir darüber gesprochen. Shiya, ich bin froh, daß ich wieder mit dir zusammen sein kann. Du hast mir immer zugehört, während die anderen nur geredet haben. Du hast mir zugehört, selbst wenn ich Scherze auf deine Kosten gemacht habe. Du warst noch so jung... Ich möchte gerne etwas mehr Zeit mit dir verbringen, denn du bist eine intelligente Frau geworden. Noch etwas... sag doch bitte Legolas zu mir. Du bist die Tochter Amarayls! Solche Förmlichkeit ist zwischen uns nicht notwendig."

Valshiya mußte nun so heftig weinen, daß es sie schüttelte. Er wollte mehr Zeit mit ihr verbringen? Ja, ahnte er denn nicht, daß es ihr nur weh tun würde? Er reichte ihr die Hand und half ihr aufzustehen. Fürsorglich klopfte er ihr den Schmutz vom Kleid und nahm sie anschließend in die Arme. Wie warm und geborgen sie sich in seinen starken Armen fühlte, wie sehr sie sich wünschte, für immer dort zu verweilen.

"Bitte, weine doch nicht mehr. Riona wird Düsterwald morgen schon verlassen und zu ihren Eltern nach Lorien zurückkehren. Ich würde mich freuen, wenn du mich dann auf einen Ausritt begleitest. Aber jetzt laß uns zurückgehen. Es wird bald dunkel werden und du bist mitnichten für eine Herbstnacht gekleidet."

Nur sehr widerwillig löste sie sich aus seiner Umarmung und ließ sich von ihm fortführen.