Ende/Anfang
(172 Wörter)
Wie gut ich diese Situation jetzt schon kenne: wieder einmal habe ich gegen ihn verloren.
Dabei war ich so sicher, dass es mir diesmal gelänge.
Was ich jetzt tun muss: ihn beleidigen und behaupten, er habe nur Glück gehabt; ihm androhen, er käme das nächste Mal nicht so einfach davon; eine Art von Trotzreaktion zeigen und ihn damit provozieren.
Was ich jetzt tue: nichts.
Ich sitze auf dem Boden. Unsanft hat mich sein finaler Schlag fallen lassen.
Diese Situation ist mir völlig neu: zum ersten Mal kommt er nach einem Duell auf mich zu. Er reicht mir seine Hand.
Das ist das Ende.
Was ich jetzt tun muss: nichts.
Was ich jetzt tue: ich nehme seine Hand. Ich lasse mich hochziehen; ich lasse mich auf die gleiche Ebene bringen, auf der auch er steht. Ich lasse mich akzeptieren. Ich falle ihm um den Hals.
Er stößt mich nicht ab. Er nimmt mich nicht an. Er wartet, bis es vorbei ist. Dann verlässt er diesen Ort.
Das ist der Anfang.
Ich muss lachen.
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII
Geschrieben für eine 170-Wörter Challenge auf yaoi.de. Hinter diesem ein wenig abstrakten Text steckt der mögliche Beginn einer Freundschaft zwischen Seto und Joey. Joey ist der Besiegte, Seto der Sieger.
Diese seltsame Form („Was ich jetzt tun muss: …" usw.) und ihre strenge Einhaltung standen für mich hier im Vordergrund, um eine Abstraktion dessen zu erhalten, was geschieht, damit es jeder auf seine Art interpretieren kann.
Sie musste einfach einmal raus, meine Liebe zur Kunst, auch wenn dieser Text nicht sonderlich kunstvoll wirken mag. Kunst ist, was aus der Seele eines Menschen kommt.
