Nachdem das Forum, in dem ich diese FanFiction ursprünglich veröffentlicht habe, nicht mehr existiert, werde ich sie hier noch einmal online stellen.

Über Feedback würde ich mich sehr freuen.

Disclaimer: Alle Rechte an der Fernsehserie JAG und ihren Charakteren gehören Donald P Bellissario, Bellisarius Productions, CBS und Paramount.

Zeit der Handlung: gegen Ende der dritten Staffel


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10:23 Uhr EST

JAG-Hauptquartier

Falls Church, Virginia

Major Sarah MacKenzie durchquerte das Bullpen auf dem Weg zum Kopierer und hörte durch die offen stehende Bürotür das Lachen ihres Kollegen Lt. Commander Harmon Rabb. Unbewusst verlangsamte sie ihren Schritt und spitzte die Ohren.

„…das wird ein klasse Wochenende …genau wie in alten Zeiten …dann kann sich Washingtons Frauenwelt auf etwas gefasst machen … nein, keine Angst, ich
schreib mir den Termin gleich in den Kalender …. Bis dann, Keeter."

Mac betrat Harms Büro und sah ihn belustigt an. „Habe ich richtig gehört? Sie und Ihr Freund Keeter wollen auf die Jagd gehen?"

Harm grinste zurück. „Gegen eine schöne Trophäe hätte ich nichts einzuwenden. Nein, im Ernst, Keeter ist nächsten Monat für ein Wochenende in Washington und dann wollen wir mal wieder einen Kneipenzug machen."

„Sollten Sie nicht langsam aus dem Alter heraus sein, wo Sie hinter jedem Rock her sind? Andere Männer in Ihrem Alter haben längst eine Familie."

„Dafür ist in ein paar Jahren immer noch Zeit, jetzt wollen Keeter und ich uns ein bisschen amüsieren. Schließlich sind wir Piloten mit unwiderstehlicher Anziehungskraft gesegnet."

„Dann passen Sie zwei alternden Flyboys mal gut auf, dass Sie sich auf der Suche nach Ihrer verlorenen Jugend keinen Hexenschuss holen", lästerte Mac, wohl wissend, dass zumindest Harm mit seinem charmanten Lächeln keine Mühe haben würde, Frauen kennen zu lernen. ›Da könnte ich ja selbst manchmal schwach werden...‹ Sie schüttelte hastig den Kopf, um diesen Gedanken wieder zu vertreiben. „Haben Sie die Unterlagen im Fall Sumner schon durchsehen können?"

Harm nickte und griff nach der Akte. „Ein klarer Fall. Lieutenant Sumner griff einen Zivilisten tätlich an, brach ihm die Nase und schlug ihm drei Zähne aus. Und das aufgrund der vagen Vermutung, das Opfer habe ein Kind auf dem Spielplatz heimlich beobachtet. Was sich dann auch noch als Irrtum herausstellte."

„Mattoni bietet uns ein volles Schuldeingeständnis gegen eine milde Strafe an: Teilnahme an einem Anti-Agressionstraining und Soldverlust für drei Monate."

Entgeistert sah Harm seine Kollegin an. „Mac, das ist absolut lächerlich! Wir benötigen das Schuldeingeständnis nicht. Es gibt massenhaft Zeugen für den Vorfall und so leicht wird Sumner nicht davonkommen."

Mac warf ihm einen zweifelnden Blick zu. „Halten Sie es wirklich für notwendig, einen Mann, der sich bisher vorbildlich geführt hat, wegen einer solchen Geschichte ins Gefängnis zu schicken? Seine Reaktion war vielleicht übertrieben, aber doch verständlich. Schließlich hat Lieutenant Sumner selbst zwei Kinder."

„Das rechtfertigt aber noch lange nicht einen Zivilisten zusammenzuschlagen. Wenn ihm dieser Mann merkwürdig vorkam, hätte er die Polizei davon in Kenntnis setzen können. Tut mir leid, Mac, aber wir sind nicht seine Verteidiger, wir müssen uns keine Gründe überlegen, wieso er nicht anders handeln konnte. Wir vertreten die Anklage und das gedenke ich so gut es geht zu tun. Das ist schließlich mein Job."

Mac erhob sich, ging nachdenklich zur Tür, wandte sich noch einmal um und fragte leise: „Können Sie sich denn gar nicht in ihn hineinversetzen?"

„Das ist nicht meine Aufgabe, Mac."

Mac schloss die Tür hinter sich, Harm sah ihr erstaunt nach. Sie war doch sonst nicht so sentimental, schon gar nicht, wenn sie die Anklage vertrat. Was warf sie ihm überhaupt vor? Sollte er Mitleid mit einem Mann haben, der aus Emotionen heraus einen Zivilisten verprügelt hatte? ›Na ja, wenn es um Kinder geht, reagieren Frauen doch alle gleich, selbst wenn sie Marines sind.‹ Seufzend machte er sich wieder über den dicken Aktenstapel her.


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15:09 Uhr EST

JAG-Hauptquartier

Falls Church, Virginia

„Möchten Sie zu mir?" Harm musterte den älteren Herrn in Zivil, der, eine Aktentasche in der Hand, vor seinem Büro wartete. Die Unterredung mit einem Mandanten hatte länger als gedacht gedauert und auf seinem Schreibtisch wartete noch eine Menge Arbeit auf ihn. Ein weiterer unerwarteter Termin würde seine Zeitplanung endgültig über den Haufen werfen.

„Sind Sie Lt. Commander Harmon Rabb Junior?" fragte der Herr und rückte seine dezent gemusterte Krawatte zurecht.

„Ja, und Sie sind …?"

„Theodore Sayers, Anwaltskanzlei Sayers & Mullman, San Antonio." Mr Sayers reichte Harm die Hand. „Es wäre schön, wenn ich Sie unter vier Augen sprechen könnte."

„Selbstverständlich." Harm öffnete die Tür zu seinem Büro. „Bitte nehmen Sie Platz, Mr Sayers." Er setzte sich ebenfalls. „Ich weiß gerade nicht, um welchen Fall es geht, aber …"

Der ältere Anwalt hob eine Hand und unterbrach ihn. „Es geht nicht um einen Ihrer Prozesse, Commander. Ich bin in einer Angelegenheit hier, die Sie persönlich betrifft."

Harm hob erstaunt den Kopf.

„Commander Rabb, sagt Ihnen der Name Maria Elena Carmelita Moreno Guttierez etwas?"

„Maria Elena …. Ja, natürlich, wir waren vor Jahren befreundet, aber ich habe Sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen." Immer noch verwirrt, jetzt aber auch neugierig sah Harm den Anwalt an.

Mr Sayers setzte einen teilnahmsvollen Blick auf. „Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Miss Moreno Guttierez in der letzten Woche bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist."

„Oh!" Betroffen verstummte Harm. Er dachte an die junge lebenslustige Frau zurück, mit der er einige schöne Erinnerungen verband. ›Ein Unfall und schon ist alles vorbei.‹ Harm unterbrach seinen Gedankengang und blickte Mr Sayers fragend an. „Es tut mir leid von Miss Moreno Guttierez' Tod zu hören, aber ehrlich gesagt verstehe ich nicht ganz, warum Sie hier sind, Mr Sayers. Miss Moreno Guttierez und ich hatten nur ein flüchtiges Verhältnis, das auch schon Jahre her ist."

„Genauer gesagt ist dieses Verhältnis 26 Monate her, Commander." Der ältere Herr räusperte sich und sah Harm fest ins Gesicht. „Ich bin hier, um Sie von der Existenz Ihrer Tochter in Kenntnis zu setzen."