Für meinen Wirbelwind,

eine ganz besondere junge Frau und ein großer Arrow-Fan. Um unseren Helden folgen zu können, nahmst du mutig und entschlossen den Kampf mit dem ungeliebten Englisch auf – und hast gewonnen. Danke, dass du mich inspirierst.


Alle Charaktere und sämtliche Rechte an ‚Arrow' gehören CW Network, Berlanti Productions, DC Entertainment und Warner Bros. Television. Die folgende Geschichte dient keinerlei kommerziellen Zwecken, sondern wurde nur zum Vergnügen geschrieben. Eine Verletzung des Copyrights ist nicht beabsichtigt. Alle weiteren Personen gehören der Autorin.

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen. Über Rückmeldungen von euch freue ich mich.

Kapitel 1

Julia lag entspannt auf dem Liegestuhl und genoss den Anblick. Beinahe lautlos segelte die Dschunke zwischen den Inseln hindurch. Das Wasser war ruhig, der Himmel blau und der Wind wehte gleichmäßig und angenehm. Die Sonne ging schneller als bei ihr zu Hause unter, aber auch viel romantischer. Mit träumerischem Blick betrachtete Julia das Farbenspiel und hing ihren Gedanken nach.

Julia konnte es immer noch nicht fassen, dass ausgerechnet sie diese Reise in einem Preisausschreiben gewonnen hatte, die insgesamt vier Wochen dauern würde. Bisher hatte es eine Unmenge an traumhafter Momente gegeben. Julia wusste, dass sie sich niemals eine solche Reise würde leisten können. Deswegen sog sie jeden Augenblick in sich auf und nahm alles mit, was diese zu bieten hatte.

Nur wenige Gäste der Kreuzfahrt hatten sich zu diesem Ausflug entschlossen. Drei Tage auf einem altertümlichen Segelschiff zwischen ein paar Inseln herumzukreuzen, entsprach nicht ihrer Vorstellung einer Luxuskreuzfahrt. Die Dschunke mochte zwar altertümlich aussehen, aber ihre Ausstattung konnte problemlos mit dem Kreuzfahrtschiff mithalten. Die hochmoderne Küche zauberte köstliche chinesische Gerichte. Die Kabinen waren luxuriös ausgestattet. Und das Personal las den Passagieren fast jeden Wunsch von den Augen ab. Da Julia ein vollkommen normales Leben als Büroangestellte eines kleinen Unternehmens führte, machte der Luxus dieser Reise sie manchmal sprachlos. Ihre freundliche, dankbare Art hatte sie zu einem Liebling des Personals sowohl auf dem Kreuzfahrtschiff wie jetzt auch auf der Dschunke gemacht. So tauchte der Kellner lautlos neben ihrem Liegestuhl auf und brachte ihr ein frisches Glas Wasser, sobald sie das vorhandene geleert hatte. Auf ihre zögernde Nachfrage hin, hatte sie sich persönlich beim Küchenpersonal für die hervorragenden Speisen bedanken dürfen. Das war bisher nicht vorgekommen und so servierte ihr der Kellner neben dem Wasser immer wieder kleine Leckereien, die das Küchenpersonal speziell für sie zubereitet hatte. Noch nie war Julia so verwöhnt worden und das nur, weil sie einfach sie selbst war.

Als sie an diesem Abend zu Bett ging, bedauerte Julia, dass der Ausflug mit der Dschunke morgen Abend bereits vorbei war. Die Tage waren wie im Flug vergangen. Mit einem Lächeln im Gesicht schlief sie ein.

„Autsch!"

Der Aufprall auf dem Kabinenboden war überraschend und vor allen Dingen schmerzhaft. Die Dschunke glitt nicht mehr auf ruhiger See dahin, sondern wurde durch unruhiges Wetter hin und her geschüttelt. Eine besonders hohe Welle hatte Julia aus dem Bett geworfen. Nach einem kurzen Moment der Desorientierung, rappelte sie sich hoch, um durch die nächste Welle gegen den Schreibtisch in der Kabine geschleudert zu werden.

„Verdammt!"

Julia taumelte zur Kabinentür und sah auf den Flur. Ein kurzer Blick genügte ihr. Dort draußen herrschte das totale Chaos. Julia schloss die Tür wieder. Für einen Moment brach sich Panik einen Weg nach draußen und sie begann zu zittern.

„Nein, nicht jetzt! Das kann ich jetzt nicht brauchen!"

Entschlossen ballte Julia die Fäuste. Sie holte ein paar Mal tief Luft. Dann tauschte sie ihren Pyjama gegen Jeans, T-Shirt und eine Jacke, packte einige Dinge, die sie für nützlich hielt, in ihren Rucksack und griff sich die in jeder Kabine vorhandene Schwimmweste. Schließlich stürzte Julia sich in das Durcheinander im Flur und kämpfte sich an Deck.

„Lassen Sie mich durch! Verdammt noch mal! Machen Sie Platz!"

Mit Hilfe von Stoßen und Schubsen versuchte Julia, sich einen Weg zu ihrem Rettungsboot zu bahnen. Doch die vor Angst und Panik durcheinander laufenden anderen Passagiere ließen dies nicht zu. Sie wurde immer wieder zurück gedrängt.

„Uff!"

Ein ziemlich korpulenter Mann hatte Julia einen heftigen Stoß gegeben, der sie gegen die Reling schleuderte. Für einen Moment verschlug ihr der Aufprall den Atem. In diesem kurzen Augenblick von Wehrlosigkeit schlug ein Brecher aufs Deck und riss Julia über Bord.

Die Schwimmweste verhinderte, dass Julia unterging. Aber das sturmgepeitschte Meer lies nicht zu, dass sie zurück zur Dschunke schwimmen konnte.

„Hilfe! Ich bin hier! Lasst mich nicht zurück!"

Doch alles Schreien und Winken nützte nichts. Der Abstand zur Dschunke wurde immer größer.

Julia trieb unter der sengenden Sonne. Der Sturm hatte sie aufs offene Meer getrieben, weg von den malerischen Inseln, die sie vor kurzem noch bewundert hatte. Jetzt wünschte sie sich nichts mehr, als eine von ihnen sehen zu können. So hätte Julia einen Fixpunkt und ein Ziel gehabt, auf das sie zu schwimmen konnte. Sie versuchte sich zu erinnern, wie lange sie inzwischen im Meer trieb, aber Julia war sich nicht sicher.

„Zwei…Sonnenaufgänge…ein…Sonnenuntergang…wie…lange...hat…der…Sturm gedauert?"

Julia erkannte ihre eigene Stimme nicht wieder. Sie klang trocken und brüchig. Ihr Gesicht brannte, ihre Hände waren vom Wasser aufgequollen. Obwohl Julia dicht unter der Wasseroberfläche trieb, war ihr Körper inzwischen stark ausgekühlt. Mit zitternden Händen öffnete sie den Rucksack und griff nach der Wasserflasche.

„Leer…"

Als sie den Rucksack in ihrer Kabine gepackt hatte, war sie überlegt genug gewesen, die Flasche Wasser einzustecken, die ihr der freundliche Stewart gebracht hatte. Leider war ein Liter Wasser nicht viel, obwohl sie sehr sparsam getrunken hatte. Julia schloss die Augen. Dies war also das Ende ihrer Traumreise. Langsam dämmerte Julia weg.

„Nein! Lasst…mich…in…Ruhe!"

Brutal wurde Julia durch das Schiff geschleift. Schwach schlug sie um sich und versuchte, die groben Hände der Männer, die sie antatschten, abzuwehren. Das löste bloß Gelächter aus. Ihre Bemerkungen konnte Julia nicht verstehen, sie kannte die Sprache nicht. Schließlich wurde sie in eine winzige Kammer gebracht. Die Tür schlug scheppernd zu. Da Julia zu schwach zum Gehen und Stehen war, kroch sie auf allen vieren zu Tür und schlug dagegen.

„Lasst…mich…hier…raus…bitte…ich…will…nur…nach…Hause…"

Erschöpft, fast verhungert und verdurstet, brach Julia hinter der Tür zusammen.

Julia wusste nicht, wieviel Zeit vergangen war, als die Tür aufging. Jemand schob sie einfach beiseite. Aus verklebten und zugeschwollenen Augen beobachtete Julia, wie ein Tablett und ein mit einem Deckel verschlossener Eimer auf den Boden gestellt wurden. Eine Flasche Wasser und eine undefinierbare Masse auf einem tiefen Teller standen auf dem Tablett. Sofort machte sich Julia darüber her.

Julia verlor jedes Zeitgefühl. Die einzige Lichtquelle in der Kammer war ein kleines Fenster in der Tür. Sie bekam mehrere Mahlzeiten, immer das gleiche. Hin und wieder wurde sie aufgefordert, den Eimer rauszureichen. Er wurde sofort durch einen frischen ersetzt. Schließlich fühlte sich Julia wieder kräftiger. Die Kammer war zu klein, um hin und her zu laufen. Um überhaupt etwas Bewegung zu bekommen, kramte sie Erinnerungen an den Gymnastikunterricht in der Schule hervor.

Ihre Bemühungen blieben nicht unbemerkt. Irgendwann ging die Tür auf und zwei Männer zerrten sie brutal aus der Kammer. Wie bei ihrer Ankunft, an die sich Julia nur verschwommen erinnern konnte, schleifte man sie quer über das Schiff. Diesmal brachte man Julia zur Brücke. Der Kapitän herrschte sie laut an.

„Es tut mir leid, ich verstehe Sie nicht." Hilflos blickte Julia den Mann an. „Ich verstehe das Alles nicht. Ich bin doch nur über Bord gespült worden, in dem Sturm…"

Der Kapitän runzelte die Stirn. Offensichtlich verstand er sie genauso wenig.

„Parlez-vous français?"1

„Oh, oui, je peux parler un peu…"2

Julias Miene hellte sich auf. Ihr Schulfranzösisch war zwar ziemlich eingerostet, aber zum ersten Mal seid ihrer Ankunft bestand die Möglichkeit zur Verständigung.

„J'étais sur le bateau, le petit bateau de croisière chinois, quand la tempête m'a soufflé dans la mer. S'il vous plaît, aidez-moi…"3

Julia wurde von einem brutalen Schlag ins Gesicht unterbrochen. Entsetzt sah sie den Kapitän an.

„Tais-toi, femme stupide! Parlez seulement avec ma permission!"4

Er gab Julia einen heftigen Stoß, der sie zu Boden stürzen ließ. Verwirrt und verstört rappelte sich sie wieder auf.

„Je ne suis pas intéressé par les mots. Je suis seulement intéressé par l'argent. L'argent pour vous."5

Julia wurde blass. Lösegeld. Er musste sie für reich halten. Der Irrtum war verständlich, denn die Menschen auf dem Kreuzfahrtschiff hatten alle Geld gehabt. Sie war der einzige Passagier an Bord, der die Reise gewonnen hatte.

„Je ne suis pas riche. Je n'ai pas…"6

Diesmal traf er die andere Seite von Julias Gesicht. Die Wucht des Schlages schleuderte sie gegen die Wand. Benommen rutschte sie daran hinunter.

„Je reçois de l'argent pour vous ou vous êtes inutile pour moi."7 Ein sardonisches Grinsen erschien auf seinem Gesicht. „Mais alors, vous n'êtes pas inutile pour mes hommes."8

Mit weit aufgerissenen Augen sah Julia den Kapitän an. Sie begriff sehr wohl, was der Mann meinte. Eine Träne lief über ihre Wange.

„Je ne suis pas riche…"9

Der Schlag diesmal überraschte sie nicht im Mindesten, aber Julia stand so unter Schock, dass er ihr gleichgültig war. Der Kapitän gab seinen Männern Anweisungen. Als die beiden Julia hochzerrten, wehrte sie sich nicht. Willenlos ließ sie zu, immer wieder geschubst und gestoßen zu werden. Man brachte sie zurück in die Kammer. Einer der Männer stieß Julia gegen die Wand und tatschte sie an. Sie wehrte sich nicht. Das machte dem Mann anscheinend keinen Spaß und mit ein paar unhöflich klingenden, aber unverständlichen Worten ließ er von ihr ab und ging. Julia sackte an der Wand zusammen und rührte sich nicht mehr. Aller Mut hatte sie verlassen.

Julia verweigerte Wasser und Nahrung, blieb in fötaler Stellung auf dem Boden liegen. Das Schicksal, das der Kapitän angedroht hatte, hatte ihr den Kampfgeist genommen. Irgendwann tauchten die beiden Schlägertypen wieder auf und brachten sie erneut zur Brücke. Antriebslos, den Blick starr auf den Boden gerichtet, wartete sie ab.

„Personne ne veut payer pur vous. Comprenez-vous cela?"10

Als ihm Julia nicht antwortete, packet er ihre Haare und riss ihren Kopf hoch.

„Répondez-moi! Comprenez-vous cela?"11

Tief innen drin in Julia regte sich etwas. Sie war nie der Typ gewesen, der kampflos aufgab. Sie hatte sich nie von Männern anschreien oder herum kommandieren lassen. Julia hatte gedacht, geschlagen zu sein, dass sie keine Optionen mehr hatte. Aber in diesem Moment wurde ihr klar, dass nur der Tod das Ende war. Und so weit war sie noch nicht.

„Leck mich, du Arschloch!"

Julia spuckte den Kapitän an. Der Mann hatte ihr Worte nicht verstanden, aber sehr wohl die Bedeutung. Mit geballter Faust schlug er auf Julia ein. Als der Kapitän mit ihr fertig war, zerrten seine Männer sie von der Brücke. Auf dem Weg über Deck entdeckte Julia am Horizont Land. Ohne lange

zu überlegen, riss sie sich von den beiden Männern los und taumelte zur Reling. Die Schläger hatten

nicht mit Widerstand gerechnet und waren daher entsprechend überrascht. Noch größer war jedoch ihre Überraschung, als Julia sich an der Reling hochzog und über Bord sprang.

...

Der Aufprall auf dem Wasser war hart und schmerzhaft. Trotzdem schaffte Julia es, zu schwimmen. Ihr Ziel war das Land, das sie von Deck aus gesehen hatte.

An Bord herrschte helle Aufregung. Der Kapitän brüllte wütend Befehle und kurz darauf pfiffen Julia Kugeln um die Ohren. Allerdings war das Schiff so schnell, dass es bald außer Schussreichweite war.

Julia konnte nie erklären, woher sie die Kraft und die Energie nahm, immer weiter zu schwimmen. Ihr Blick klammerte sich regelrecht an dem Stück Land fest. Nach der Phase vollkommener Aufgabe war sie jetzt nicht mehr bereit, sich irgendwem oder irgendetwas geschlagen zu geben.


1 „Sprechen Sie französisch?"

2 „Oh, ja, ich spreche es ein bisschen…"

3 „Ich war auf dem Schiff, dem kleinen chinesischen Kreuzfahrtschiff, als mich der Sturm ins Meer geweht hat. Bitte helfen Sie mir…"

4 „Halt die Klappe, dumme Frau! Gesprochen wird nur mit meiner Erlaubnis!"

5 „Ich bin nicht an Worten interessiert. Ich bin ausschließlich an Geld interessiert. Geld für Sie."

6 „Ich bin nicht reich. Ich habe kein…"

7 „Ich erhalte Geld für Sie, oder Sie sind für mich nutzlos."

8 „Allerdings, für meine Männer sind Sie nicht nutzlos."

9 „Ich bin nicht reich…"

10 „Niemand will für Sie bezahlen. Verstehen Sie das?"

11 „Antworten Sie mir! Verstehen Sie das?"