Hallo liebe Leser!
Diese Geschichte ist etwas außerhalb meines üblichen Erfahrungsbereiches und das Ergebnis einer verlorenen Wette- eine Slash-Geschichte. Am Besten ich besorge mir gleich einen Psychiater... na ja, wenn sie nicht gerade an meinen Nerven kratzt schreibe ich LTME eigentlich ganz gerne.
Ganz wichtig: Nichts ohne mein wunderbares A-Team der Betas, Mac und Elisabeth.
Ich hoffe, ihr lest diese Geschichte genauso gerne wie 'Die Zweite Prophezeiung' (das ist und bleibt mein Hauptprojekt, nach meinem Laptop-Crash wurde das nächste Kapitel nur etwas zurückgestellt)... und habt ein bißchen Spaß an meinem seltsamen Humor.
Disclaimer: Harry Potter ist Eigentum J.K. Rowlings und verschiedener Publizisten einschließlich aber nicht ausschließlich Scholastic Books, Bloomsbury Publishing, Warner Bros. und Carlsen Verlag. Diese Geschichte will nicht in deren Rechte eingreifen, ist nur zur Unterhaltung geschrieben worden und jeder Versuch, aus ihr Profit zu schlagen steht im ausdrücklichen Widerspruch zur Absicht der Autorin.
Die Zeilen aus Look through my eyes stammen aus dem Soundtrack zu Disneys Brother Bear und ist Eigentum Phil Collins', seiner Produzenten und Disneys. Die Verwendung der Liedzeilen geschieht ausschließlich zur Illustration dieser Geschichte, ein Eingriff in die Rechte der Eigentümer ist nicht beabsichtigt. Aus der Verwendung erwächst der Autorin dieser Geschichte kein Profit; dies ist auch nicht beabsichtigt.
"..." sprechen
... denken
Orts-/ Zeitwechsel (was, dürfte klar sein)
A Look Through My Eyes
Gewidmet Jamie Lee Jeffus, die mit ihrer Challenge die Idee für diese Geschichte geliefert hat
xXxXx
Just take a look through my eyes
Everything changes,
You'll be amazed what you find
If you look through my eyes.
xXxXx
Kapitel 1: Routine?
Er erwachte plötzlich, als hätte man ihn aus der warmen Sicherheit des Schlafes in die eisigen Wasser des Wachens gestoßen. Sein Kopf hämmerte, seine Mundhöhle fühlte sich an, als sei sie das Zuhause für eine ganze Schneckenkolonie gewesen und er hatte den Geschmack alter Socken auf der Zunge.
Ein Alptraum. Ganz sicher. Alles war nur ein Alptraum. Nur noch ein Stück weiter, dann ist da meine Brille, und dann... Eine schlanke, langfingrige Hand tastete auf dem Nachttisch neben der rechten Seite des Bettes herum, berührte kurz den Fuß der Lampe; flatternde Finger flogen das Kabel entlang, am unteren Rand des Wasserglases vorbei... über die leere Tischplatte. Innehalten, Zögern... dann begann die linke Hand sich ebenfalls zu regen, fuhr über die seidige Decke, fand eine Erhebung, eine sich bewegende Erhebung- ein warmer, atmender Körper.
"Verdammt, es war doch kein Alptraum!" Er fuhr hoch, warf die Bettdecke von sich ohne auf den gestöhnten Protest des Körpers neben ihm zu achten. Die grellen Strahlen der späten Morgensonne enthüllten in gnadenlos scharfen Schnitzen, die genau den kleinen Schlitzen zwischen den schweren Brokatvorhängen an den Fenstern entsprachen, was er am Abend zuvor schon gesehen hatte: ein luxuriöses Schlafzimmer, in dessen Mitte das Himmelbett mit den grünen Samtvorhängen stand. Den riesigen Spiegel, der die Hälfte der einen Querseite einnahm und diese seltsame Schminkkommode, die die andere Hälfte in Anspruch nahm. Einen Armsessel vor dem höhlenartigen Kamin, dessen Ablage hoch genug war, daß selbst ein Halbriese wie Hagrid ihn mühelos zum Reisen mit Flohpulver benutzen konnte.
Dieser Armsessel war sehr bequem, wie er einen Moment später feststellte. Er paßte sich perfekt seiner Figur an... nicht, daß ihn das interessierte. Ihn beschäftigte viel mehr, wie er in eine solche Situation hatte geraten können- eine Situation, die ihn mit einem völlig fremden Menschen in einem völlig fremden Bett in einem völlig fremden Schlafzimmer hatte schlafen lassen.
Natürlich nicht so! Einfach nur schlafen! Vollkommen angekleidet... oder auch nicht. Er schien während der Nacht irgendwie sein T-Shirt verloren zu haben. Nun ja, wenigstens war es nicht mehr...
Wie war er noch einmal hierhergekommen? Ach ja, er war appariert. Aber warum?
Er hatte nicht aufgepaßt. Und wenn man nicht auf jede kleine Bewegung eines Todessers achtete konnte man nun einmal so enden. Dabei hatte alles ganz harmlos, fast alltäglich begonnen... nun, alltäglich für einen Auror namens Harry Potter...
"Potter! Trommeln Sie Ihr Team zusammen und kommen Sie sofort nach Paris. Unser dortiger Spion hat Kontakt zu den letzten Resten der französischen Todesser hergestellt und hat sie alle in L'auberge du Fôret versammelt. Sie haben eine halbe Stunde!" Wenn ein Befehl schon in dieser Lautstärke kam war es besser, Kingsley Shacklebolts Anordnungen sofort zu befolgen. Seit Madam Bones Ministerin geworden war hatte der ehemalige Auror die Leitung des gesamten magischen Sicherheitsdienstes übertragen bekommen. Außer den Auroren befehligte er auch die Zaubererpolizisten, die Vergißmichs und die Abteilung zur Umkehr Verunglückter Zauberei. Und er, Harry Potter, hatte das... Glück, als Captain einer Truppe Auroren unter Shacklebolt zu arbeiten.
"Geht in Ordnung, Sir!" Harry salutierte, obwohl Shacklebolts Kopf im Feuer schon wieder abgewendet war. Dann zog er sein Auror-Amulett aus dem Ausschnitt seiner Roben und aktivierte den Proteus-Zauber, den er darauf gelegt hatte.
Wenig später marschierten fünf Zauberer und Hexen in Auror-Roben durch die Tür seines Büros.
"Wieder mal ein Notfall, was, Cap?" fragte Daphne Greengrass, eine burschikose junge Frau die mit Harry zusammen zur Schule gegangen war.
"Shacks will uns in Paris, am besten schon gestern," erwiderte Harry.
"Paris, eh? Die Stadt der Liebe... Daffy, mein Schatz, da wirst selbst du weich!" Gilbert Darkmoore, Harrys Leutnant und direkter Untergebener, flirtete wie immer mit der zwölf Jahre jüngeren Daphne, die, ebenfalls wie immer, seine Avancen mit einem Augenrollen quittierte. Darkmoores bester Freund und Kampfteampartner Duncan Shoemaker boxte ihn grinsend in den Arm.
"Gib's auf, Gil!"
"Informationen?" fragte Theodore Nott, ein weiterer Schulkamerad Harrys, knapp.
"Keine. Ort ist eine Kneipe namens L'auberge du Fôret nahe dem Friedhof Père Lachaise."
"Und um was geht es?" Carl Hopper, ein Veteran des Kampfes gegen Voldemort stand zwar kurz vor der Pensionierung, aber seine instinktive Fähigkeit, jede Situation sofort richtig einzuschätzen machte ihn zu einem wertvollen Bestandteil im Team eines solchen Heißsporns wie Harry Potter.
"Den Rest der französischen Todesser. Unser Spion dort ist unter ihnen, paßt auf, daß ihr niemanden erledigt, der das Zeichen gibt." Anerkennendes Pfeifen von allen Teammitgliedern. Sie waren die Besten, das wußten sie, dennoch waren sie stets stolz, daß Spezialaufträge wie dieser eigentlich immeran das Potter-Team gingen.
"Also dann, Team... los geht's!" Geschlossen verließen die fünf Zauberer und eine Hexe Harrys Büro, auf dem Weg zum Apparationspunkt im Foyer des Ministeriums. Obwohl die meisten Hexen und Zauberer Probleme mit der Langstrecken-Apparation über die Landesgrenzen hinweg hatten war jedes einzelne Mitglied des Potter-Teams so lange gedrillt worden bis sie sie beherrschten. Harry selbst hatte auf dieser Voraussetzung bestanden nachdem er im Krieg erlebt hatte, wie niemand einem gefangen genommenen Auror helfen konnte weil Voldemort diesen nach Albanien verschleppt hatte, einfach aus dem Grund, weil außer Albus Dumbledore, ihm selbst und einigen wenigen ausgewählten Phoenixagenten niemand schnell genug folgen konnte.
Paris war in ein paar Sekunden erreicht. Harry schüttelte das leichte Schwindelgefühl, das mit einer langen Apparation kam, ab und winkte seinem Team, sich zu verteilen. Vor ihnen ragte ein schmutziges Schild aus einer Hauswand, die seit mehreren Jahrzehnten keinen frischen Putz oder frische Farbe gesehen hatte. L'auberge du Fôret
Routine. Es war alles nur reine Routine gewesen. Das Gelände sichern, Greengrass und Hopper zur Hintertür schicken, Darkmoore und Shoemaker bewachten die Vordertür und er und Nott belegten das Gebäude mit Anti-Apparationszaubern bevor sie stürmten. Wie hätten sie damit rechnen können, daß einer der Todesser seinen Sohn dabei hatte? Er hatte sich methodisch geduscht. Nun schüttelte Harry das Wasser aus seinen glatten blonden Haaren und bändigte sie mit ein paar Bürstenstrichen bevor er mit einem Fingerschnipsen die Hauselfe von gestern- Marcy- rief und Kaffee bestellte. Normalerweise trank er ja Tee... aber er fühlte sich so gerädert, daß er die starke Dosis Koffein brauchte. Dieser Sohn war schon etwas anderes gewesen...
"Micheeel!" Erwartungsgemäß hatten die letzten französischen Anhänger Voldemorts sich nicht kampflos ergeben wollen. Nachdem sie festgestellt hatten, daß sie nicht aus dem Gebäude entkommen konnten (Harrys Anti-Apparationszauber waren etwas, auf das er stolz war) hatten sie sich hinter der Theke verschanzt. Alle- bis auf den Spion in seinem dunklen Kapuzenumhang, der sich Harry und Nott mit den vereinbarten Handzeichen zu erkennen gegeben hatte und einen etwa vierzehnjährigen Jungen, der nun in Harrys Griff zappelte.
"Kommen Sie alle mit erhobenen Händen hinter der Theke hervor und ergeben Sie sich. Die Internationale Zauberergemeinschaft garantiert ihnen ein faires Verfahren!" rief Harry. Mit einer Geisel war es schon fast zu einfach, die Todesser festzunehmen. Sie waren alle Reinblüter- und damit legten sie mehr Wert auf ihre Familie als auf die Treue zu einem schon lange toten Dunklen Lord. Drei der acht Todesser warfen ihre Zauberstäbe über die Theke. Harry nickte Nott zu, der sie aufhob und in seiner Tasche verstaute. Die Zauberer, zu denen diese Zauberstäbe gehörten, bewegten sich langsam und zögernd mit erhobenen Händen auf Harrys wachsamen Partner zu. Harrys Aufmerksamkeit lastete besonders auf jenem Mann mittleren Alters, der den Jungen in Harrys Griff besorgt beobachtete.
"Michel! Ne t'inquiè..." Weiter kam der augenscheinliche Vater des Jungen nicht. Michel biß Harry in die Hand, und so begabt der Auror auch in zauberstabloser und normaler Magie, in den waffenlosen Kampfkünsten und im Umgang mit Waffen war, der alte Reflex des Wegziehens der gebissenen Hand blieb vorhanden. Und Michel nutzte den einen Augenblick, den er hatte um in seine Robentasche zu greifen und einen Zaubertrank hervorzuholen.
Rauch explodierte rund um Harry und den Spion. Er hatte beide Hände vor den Mund geschlagen um die erstickenden Dämpfe abzublocken, aber sie schlängelten sich zwischen seinen Fingern durch, seine Kleidung entlang, in seine Nase, seine Augen, seinen Mund... alles drehte sich, ihm war schlecht und glühende Messer durchbohrten jeden Zentimeter seiner Haut. Neben sich hörte er den Spion erstickt aufschreien, aber er konnte nicht mehr als ein schwaches Röcheln von sich geben.
Und dann war es vorbei. Die Todesser, die geglaubt hatten, Harry Potters momentane Schwäche nutzen zu können wurden von einer Welle stabloser Magie betäubt. Sein Team stürmte durch beide Türen. Harry brach zusammen (zauberstablose Magie forderte noch immer ihren hohen Tribut von dem Zwanzigjährigen), blieb aber bei Bewußtsein. Nur die eckigen, schwarzen Schatten am Rande seines Blickfeldes irritierten ihn. Er wischte sich mit der Hand über die Augen- und traf auf Stoff.
Moment, was... Verwirrt blickte Harry an sich hinunter. Er trug auf einmal einen dunklen Kapuzenumhang aus feinem Stoff... und seine Hände waren feingliedriger und bleicher als zuvor.
"Was... was war das?" fragte er. Neben ihm stöhnte jemand.
"Verdammt, Potter- mußtest du so hart zuschlagen? Es ist nicht gerade angenehm, wenn eine Welle aus Magie einen umhaut, weißt du?" Diese Stimme kannte er... so gut wie seine eigene. Er rappelte sich auf.
"Tut mir leid..." sagte er und drehte sich um, um dem Spion die Hand zu reichen und zu guter Arbeit zu gratulieren. Dann erstarrte er.
"Captain, alle Subjekte verhaftet und mit Portschlüsseln ins Ministerium versehen... nun ja, alle bis auf zwei. Der Vater dieses Jungen und eine Frau sind entkommen." meldete Hopper salutierend. "Wir konnten sie nicht mehr einholen, da wir um Ihr Wohlergehen besorgt waren. Sind Sie in Ordnung, Captain? Sie sehen nicht sehr gut aus..."
Das war eine Untertreibung. Harry sah aus, als würde er jeden Moment zusammenbrechen. Und das Seltsame war, daß er das sehen konnte. Denn... er stand neben sich. Im wahrsten Sinn des Wortes. Und Harry Potter neben ihm hatte eine grünliche Färbung angenommen, die seinen Augen entsprach.
Aber wenn Harry Potter neben ihm stand und er unmißverständlich immer noch einen Körper hatte und Harry Potter war... hatte dieser seltsame Zaubertrank dann einen Doppelgänger erschaffen?
"Captain?" fragte Hopper besorgt. Harry Potter neben Harry schluckte.
"Macht... was immer wir tun müssen. Ich... ich bleibe hier in Paris und... und spreche mit... ich versuche einfach, die zwei anderen einzufangen. Ihr... macht schonmal Feierabend."
"Captain, Sie müssen noch die Portschlüssel aktivieren. Nur Sie haben das Paßwort, wissen Sie nicht mehr? Sind Sie sicher, daß wir keinen Heiler rufen sollen?" Shoemaker war nun ebenfalls dazugekommen.
"Nein, kein Heiler... ich... ich aktiviere die Portschlüssel," sagte Harry neben Harry. Harry hielt sein Double am Ärmel seiner Auror-Roben zurück.
"Weißt du überhaupt das Paßwort?" zischte er. Seine Stimme klang ihm selbst fremd in den Ohren.
"Nein, Potter- wie ist es?" zischte Harry zurück.
"Potter? Dann bist du... kein Double von mir?" stammelte der echte Harry mit der unbekannten Stimme.
"Nein! Falls es dir noch nicht aufgefallen ist- wir haben unsere Körper getauscht, du Genie! Michel experimentiert mit Zaubertränken. Und sein Vater und seine Tante sind auf freiem Fuß. Ich bin so gut wie tot wenn sie das herausfinden!"
"Du meinst wohl ich bin so gut wie tot- du bist momentan... Harry Potter! Aber wer bin ich eigentlich?"
"Sag bloß das weißt du immer noch nicht, Potter? Du bist wirklich dämlich, wie hast du eigentlich die Auror-Prüfung bestanden? Indem du deinen Namen groß und deutlich draufgeschrieben hast? Oder hat dir dein kleines Schlammblut-Maskottchen geholfen?"
"Laß Hermine aus dem Spiel, Malfoy!" Harry neben ihm lachte.
"Siehst du, doch nicht ganz hoffnungslos, Potter! Und jetzt sag mir das Paßwort!"
Alles war reibungslos abgelaufen. Malfoy hatte die Todesser auf direktem Weg in die Untersuchungshaft ins Gefängnis der Internationalen Zauberervereinigung geschickt. Sein Team war abgereist. Und dann... dann hatten sie versucht, sich wieder zurückzuzaubern. Sie hatten sich gestritten, wie damals in Hogwarts. Er hatte eine blutige Nase, sein Körper ein blaues Auge. Aber sie waren immer noch nicht sie selbst. Schließlich hatte Harry die Führung übernommen, noch einmal alle Zauber sogar zauberstablos versucht- und ihren Streit mit Auror-Logik beendet.
Harry trocknete sich vollends ab und suchte nach Malfoys Kleiderschrank. Natürlich hätte er sich eigentlich gleich denken können, daß es diese Tür neben der Badezimmertür war, die in eine begehbare Kammer von der Größe seines eigenen Schlafzimmers führte, in der Roben, Hosen, Pullover, Hemden, Jacketts... in allen erdenklichen Farben und Formen hingen. Marcy platzte wieder herein, aber Harry schickte sie zum Frühstückmachen zurück. Er konnte sich im Gegensatz zu Malfoy durchaus selbst anziehen und mußte dazu keine arme Hauselfe mißbrauchen! Wie er es überhaupt in diesem vollkommen gegensätzlichen, bleichen, etwas schwächeren (weil nicht ganz so muskulösen), aber wenigstens durchtrainierten, Körper aushielt...
"Der Wechselzauber funktioniert nicht!" stöhnte Harry in Malfoys Körper. "Und meine Metamorphmagus-Verwandlung auch nicht- du bist immer noch ich. Meine Fähigkeiten hast du nicht übernommen..."
"Und was glaubst du, wie ich mich dabei fühle, Potter? Dein Job mit den Fähigkeiten eines Otto-Normalzauberers? Ich bin kein Dumbledore, so wie du!"
"Was heißt hier 'mein Job', Malfoy? Du gehst schön brav nach Hause, und ich suche nach den beiden Ausreißern."
"Und wirst von den französischen Auroren gejagt, von den Todessern möglichst schnell abgeschlachtet- glaubst du, die zögern auch nur einen Moment, einen Verräter mit Avada Kedavra ins Jenseits zu schicken? Mein Körper hat nicht denselben Schutz gegen den Todesfluch wie deiner! De la Rue- das ist der Mann, den du entkommen lassen hast- und Leblanc haben bestimmt schon den unterstützenden Mitgliedern Bescheid gesagt. Ich bin deinetwegen ein markierter Mann, Potter. Wenn du Michel de la Rue nicht..."
"Schon gut, Malfoy, ich verstehe. Es ist spät. Du bist ich, ich bin du... und wir können nichts daran ändern, bis Michel de la Rue nicht mit seinem Rezept rausrückt. Also... wir machen folgendes: du apparierst zurück nach England, alarmierst Snape- der soll eine Lösung finden- und bist solange ich. Hier ist meine Adresse- ich bin mein eigener Geheimniswahrer." Er kritzelte etwas auf einen Streifen Pergament. "Morgen treffen wir uns, auf dem Platz vor dem Centre Pompidou. Ich versuche, heute nacht du zu sein. Gib mir deine Adresse!"
Malfoygrinste. Es war seltsam, das Malfoy-Grinsen auf Harry Potters Gesicht zu sehen. "Hier, Potter." Er reichte ihm eine Visitenkarte. "Sei nicht zu schockiert!"
Harry schnaubte. "Wehe du bist morgen nicht da, Malfoy!"
"Mir macht es nicht mehr Spaß, du zu sein als dir, ich zu sein!" Malfoy grinste und konzentrierte sich. Dann fiel das Grinsen von seinem Gesicht.
"Uh... Potter, ich kann nicht über das Meer weg apparieren."
"Doch!" zischte Harry, "du bist ich!" Aber er war sich nicht ganz sicher- und anscheinend hatte er dummerweise nicht Malfoys Undurchsichtigkeit.
"Hab ich dich doch erwischt!" Malfoy winkte arrogant (was in Harrys Körper einfach zu seltsam aussah) und verschwand. "Bis morgen, Potter!" echote es.
Harry schüttelte den Kopf und apparierte zu der Adresse, die Malfoy ihm gegeben hatte.
Zugegeben, ihn hatte der Schlag getroffen. Malfoys Penthouse-Wohnung hatte innen die Ausmaße eines Schlosses und war genauso ausgestattet. Er hatte zehn Minuten gebraucht, bis er das Badezimmer gefunden hatte. Eine Hauselfe war mitten in seine Dusche hineingeplatzt und hatte sich entschuldigt, daß die warmen Handtücher erst jetzt bereit standen. Und damit nicht genug... Harry schüttelte sich, streifte sich den normalsten Pullover, den er in Malfoys begehbarer Kleiderkammer und den einfachsten schwarzen Mantel über bevor er aus dem Schlafzimmer hinaus in das Wohnzimmer ging. Die Hauselfen hatten ihm Kaffee versprochen, für den er noch Zeit hatte, bevor er zum Centre Pompidou apparieren mußte, um Malfoy zu treffen. Obwohl- eigentlich wollte er nur möglichst schnell aus der Wohnung und vor diesem Körper im Himmelbett fliehen...
"Allô, mon petit dragon! C'est moi! Où est-ce, dragon? Ah, réponds pas, je vais te chercher... Tu es dans ta chambre, non?" Die Männerstimme sprach französisch, eine Sprache von der er unglücklicherweise kein Wort verstand. Oh, Malfoy würde bezahlen... was hatte er ihn nur abgelenkt?
"Je t'ai trouvé, mon dragon... mais qu'est-ce que c'est?" Ein Mann tänzelte durch die offene Tür zu Malfoys... Schlafsaal (das hier war schließlich kein Zimmer mehr!) und in Harrys Blickfeld. Mußte wohl ein Freund von Malfoy sein, der öfter zu Besuch kam. Harry stellte das kleine Fläschchen mit einem ihm unbekannten Trank wieder auf die überdimensionale Kommode zurück.
"Mon cher- tes cheveux! Ta peau! Tu n'as pas utilisé ma crème, non?" Wenn er doch nur wüsste, was dieser Mensch von ihm wollte.
"Entschuldigung... was ist los?" fragte er auf englisch, mit dem unschuldigsten Gesichtsausdruck, den er zustande bringen konnte.
"Du wielst mit mir spielen, ja?" antwortete der Fremde, dankenswerterweise auf englisch, auch wenn er dank seines dicken französischen Akzents kaum zu verstehen war. "Mein dragonwiel eine Spiel spielen miet seine Jean-Claude, rischtig? Isch liebe es, wenn du su mier Engliesch sprichst! Und diese vêtementstrès érotique et sexy! So anders... mais je les aime!"
"Moment... du..." stotterte Harry und vergaß, daß er eigentlich ein Malfoy sein sollte- selbstsicher, arrogant und verwöhnt. Ihm war heiß und schwindlig. Was ging hier eigentlich vor?
"Abercheri, du hast miesch doch nischt vergessen? Isch bin es, deine Jean-Claude!" Weder Harrys Auror-Training noch seine Sucher-Reflexe retteten ihn vor dem, was nun kam.
Jean-Claude umarmte ihn und küßte ihn auf den Mund. Küßte. Ihn.
Auf den Mund.
Harrys letzter Gedanke bevor die Dunkelheit ihn gnädigerweise umfing war:
Verdammt... ich bin schwul!
... to be continued ...
So, das war Kapitel 1. Wenn ihr nicht zu sehr davon abgeschreckt seid- Kapitel 2 folgt am Sonntag!
Love from
Starlight
