Dunkelheit umgab mich. Mein Kopf schmerzte. Wie war ich bloß in diese Situtaion geraten? Gefangen genommen von ein paar Hobgoblins. Der ewige Kampf gegen die Dunkelheit lässt dich zwar aufmerksamer werden gegenüber Intrigen und böse Mächte, doch du siehst die kleinen Dinge nicht mehr. Oder in dem Fall einfache Hobgoblins. Ich war einfach zu sehr gewöhnt, dass mir meine Brüder und Schwestern den Rücken freihalten. Der Gedanke an sie ließ mich die derzeitige Situation kurz vergessen. Tot, allesamt. Meine Schwester, meine Brüder und er. Die Trauer durfte mich nicht überwältigen. Ich tastete meine Umgebung ab. Eisenstäbe. Wie ich es gedacht hatte, ich saß in einem Gefängnis. Ich setzte mich auf den harten Boden, die Füße vor mir überkreuzt, die Hände auf die Knie abgelegt.
Einatmen. Der Tod war für uns Kalasthar unvermeidbar.
Ausatmen. Jeder Tag den wir überlebten war bereits ein Sieg.
Einatmen. Wir hatten mehr Zeit gemeinsam gehabt als andere.
Ausatmen. Die Mission ist das wichtigste.
Einatmen. Ich werde ihr Andenken ehren.
Ausatmen. Ich werde sein Andenken ehren.
Langsam spürte ich, wie sich mein inneres Gleichgewicht wieder einstellte. Die Gesichter meiner Gefährten kamen mir in den Sinn. Nicht die letzten Augenblicke, die ich mit ihnen verbracht hatte. Ihre Gesichter an Tagen, in denen wir einen Sieg davontragen konnten und war er noch so klein. Ich spürte wie Stolz in mir aufstieg. Es war eine Ehre, so viel Zeit mit ihnen verbracht zu haben. Wir hatte gemeinsam viel Gutes verrichtet. Dann erschien mir sein Gesicht. Garvakan. Der Vater meiner Tochter. Kalasthar lieben nicht oft, unsere Pflicht lässt es nicht zu. Wir vermehren uns, wir wissen, dass es etwas gutes sein kann, sich mit anderen Wesen in dieser Art zu verbinden, aber von Liebe sprechen wir nicht. Doch Garvakan und mir wurde diese Gnade zu Teil. Vor mehr als 10 Jahren wurde er meiner Gruppe als Krieger zugeteilt. Sein Kampfstil war einmalig gewesen. Kaum einer konnte mit Psiklingen so umgehen wie er. Bei dem Gedanken an unsere jüngeren Ichs musste ich lächeln. Er war so voller Leidenschaft für den Kampf gegen die Dunkelheit gewesen. Er wusste stets, was zu tun war. Und von allen Frauen denen er begegnet war, wählte er mich, um das Kalastharvolk zu stärken. Ich hatte bereits einen Sohn geboren, dessen Vater ein Mensch gewesen war. In seinem Blut floß kein Kalastharblut sondern das eines Menschen. Ich überließ ihm seinen Vater und dessen Klerikerorden. Ich wusste, dass sie ihn zu einem Kämpfer des Lichts ausbilden würden. Mehr konnte ich mir für ihn nicht wünschen. Doch mit Garvakan war es anders. Er war ebenfalls ein Kalasthar. Unser Kind würde die nächste Generation bilden. Und noch etwas war anders. Wir vereinten unsere Körper nicht nur, um ein Kind zu zeugen. Es war das erste Mal, dass wir beide von richtiger Leidenschaft sprechen konnten. Und wir bildeten die Grundlage des Überlebens für unsere Gefährten. In schwierigen Situationen waren wir wie eine Seele in zwei Körpern. Jeder wusste, was der andere tat. Darauf konnten auch unsere Schwestern und Brüder vertrauen. Vielleicht war unsere Liebe auch der Grund, warum wir so lange überlebten. Doch nun war eine neue Zeit angebrochen. Meine Gefährten schickten mich fort, als wir den Verrat bemerkten. Sie opferten sich, damit ich weiter machen konnte. Ich werde dieses Vertrauen nicht verraten. Ich konzentrierte mich wieder auf meine Umgebung. Wie lange ich hier bereits eingesperrt war, konnte ich nicht sagen. Ich war von hinten überwältigt worden, wohl mit einem einfachen Gegenstand auf den Kopf geschlagen worden. Und hierher geschleppt worden. Ich konzentrierte mich auf den Käfig um mich herum. Nichts zu machen. Dieser Käfig widerstand meinen Kräften. Dies bestätigte meinen Verdacht, dass dies kein gewöhnliches Arbeitslager war. Ein Wort kam mir in den Sinn – Smaragdklaue. Ich öffnete wieder meine Augen. Nur ein klein wenig Licht drang um die Ecke. Auf Grund dessen, was ich erkennen konnte, musste dies wohl eine Höhle sein. Oder ein Keller. Ich rieb meinen Hinterkopf. Meine Haare waren komplett zerzaust und ich spürte etwas Klebriges am Hinterkopf. Wahrscheinlich Blut. Soviel zu der derzeitigen Situation. Ich atmete wieder tief aus und ein, löste das Haarband und kämmte meine Haare mit den Fingern. Er hatte das oft mit meinen Haaren gemacht. Bei dem Gedanken musste ich lächeln. Ich band meine Haare wieder in einem lockeren Knoten nach hinten und atmete noch einmal tief. Die ganze Zeit hatte in meinem Hinterkopf ein Gedanke auf sich aufmerksam machen wollen. Nun, da ich mich im Gleichgewicht befand, bemerkte ich ihn endlich. Die Geräusche die von draußen kamen, spiegelten nicht das wieder, was ich von einem Arbeitslager erwartet hätte. Es waren vielmehr Kampfgeräusche. Ich musste hier raus. Nur wie? Mein Kopf schmerzte noch und blockierte meine eigenen Kräfte. Ich hatte nur meine Kleider die ich am Leib trug.
Nun, wollen wir doch mal sehen, was als nächstes passierte.
Meine Intuition sagte mir, dass hier bald jemand reinkommen würde. Ich saß also einfach weiter in meiner Meditationspose da und hielt meine Sinne offen. Da, war da nicht soeben ein Schatten gewesen?
„Wer seid ihr?" hörte ich eine raue Stimme neben mir sagen. Eindeutig kein Hobgoblin. Und wohl auch keiner derer Verbündeten. Doch wer sonst würde hier mitten in einem versteckten Lager auf dem alten Kontinent Xendric in dieser Höhle eintreffen. Mir fiel wieder ein, wie viele Abenteuerergruppen sich in letzter Zeit in der Stadt ein paar Tagesreisen von hier aufgehalten hatten. Doch mit reiner Spekulation würde ich nichts herausfinden. Ich richtete mich dorthin, wo die Stimme hergekommen war.
„Sola mein Name. Und da ihr wohl kaum zu den Hobgoblins gehört, sind wir fürs Erste keine Feinde."Ich nannte niemals meinen ganzen Namen, wenn ich nicht vertrauen konnte.
„Woher soll ich das wissen. Ich kann euch nicht einfach so vertrauen."
Ich nickte und fügte hinzu „Da habt Ihr recht. Auch ich vertraue euch noch nicht. Und doch werde ich euch bitten, mich nicht hier zu lassen."
„Wartet" war die einfache Antwort meines Gegenübers. Solche Situationen waren nie leicht, dass wusste ich. Wir Kalasthar vertrauen niemanden blind. Daher achtete ich es, wenn auch mir jemand misstraute. Und doch verspürte ich eine gewisse ungeduld. Wie sollte ich hier nur rauskommen? Von draußen ertönte ein markerschütternder Schrei. Es klang nach einem Oger. Seltsam, mit einem solchen Wesen hätte ich nicht gerechnet. Diesmal hörte ich Schritte, bevor eine Stimme zu mir sprach. Und nicht nur das, auch ein Gesicht zeigte sich mir. Es war kleiner als ein Menschengesicht und hatte wohl auch eine andere Hautfarbe. Von den Gesichtszügen her tippte ich auf Goblin.
„Hallo?" fragte mich eine helle und eindeutig weibliche Stimme. Ich hatte nur diese eine Chance um hier rauszukommen. Also musste ich ihr Vertrauen entgegen bringen. Vorerst. Ich lächelte. Auch wenn sie mich vielleicht nicht sehen konnten, ich wusste das ein Lächeln durch die Stimme übertragen wurde.
„Seid gegrüßt kleines Wesen. Es ist mir eine Freude noch einen Gast hier begrüßen zu dürfen." Ich vernahm ein helles Kichern. „Gast? Dies wird doch wohl nicht euer Heim sein?"
„Nun, zumindest war es das, für die letzten paar Stunden. Die Hobgoblins haben mich gefangen genommen und hierher gebracht. Wie unhöflich von mir. Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ihr könnt mich Sola nennen."
„Und mein Name ist Nugkk. Was führte euch denn hierher in dieses Lager?"
„Mein Auftrag brachte mich hierher."
„Und was genau ist euer Auftrag?" hörte ich die raue Stimme fragen. Ich seufzte leise. Nun gut, dann eben eine ausführlichere Erklärung.
„Ich bin auf der Suche nach Drachensplittern. Und da sich die Smaragdklaue hier aufhält, dachte ich, es wäre ein guter Anfang. Und bevor ihr fragt, ich bin kein Freund der Smaragdklaue. Sie sind zu oft mit meinem Erzfeind verbündet gewesen."
„Erzfeind? Das klingt dramatisch. Und nach einer interessanten Geschichte." sagte die Frau zu mir. Sie interessierte sich also für Geschichten? Das passte zu ihrer geschulten Stimme. Eindeutig eine Persönlichkeit die es wert war, kennen zu lernen. Aber auch gefährlich für mich. Trotzdem musste ich hier raus. „Ich mache euch einen Vorschlag. Ihr lasst mich hier raus und ich erzähle euch etwas von mir und meinen Erzfeinden. Vielleicht kann ich euch auch in anderer Weise unterstützen." Ich vernahm ein Knurren neben mir, aber auch ein Schaben an den Eisenstäben. Und schließlich ein „hah" und das Knarren der sich öffnenden Eisentür. Ich kletterte aus meinem Gefängnis, klopfte mir den Staub von der Kleidung und verbeugte mich vor meinen Befreiern. Wir gingen um die ecke, wo das Licht uns bereits begrüßte. Nun konnte ich auch den Begleiter von Nugk besser erkennen. Sein Körper war vollständig behaart und seine Gesichtszüge wirkten eher wölfisch als menschlich. Ein Shifter also. Aber er sah nicht so aus, als ob er sich in seiner Tiergestalt befand. Ich hatte davon gehört, dass es Shifter gibt, die sich nicht verwandeln können, dafür stehts ihren tierischen Aspekt verkörpern. Er trug einen schwarzen Umhang und dunkle Kleidung. In seiner Hand hatte er eine Armbrust und um seine Brust einen Gürtel mit Bolzen. Und nun konnte ich auch die kleinere Gestalt besser erkennen. Sie reichte mir bis zur Hüfte und hatte tatsächlich grüne Haut. Ihre Haare waren blond und in einem festen Knoten auf den Hinterkopf gebunden. Und doch wirkten Ihre Züge nicht zur Gänze goblinisch. Ihre Kleider waren zwar staubig, aber ansonsten gut gepflegt und bunt. Auf ihrem Rücken trug sie eine Laute. Mein Interesse an diesen Zweien war eindeutig geweckt. In der Nähe des Höhleneingangs lag meine Tasche. Ich nahm sie mir schnell und hängte sie mir um. Es hatte sich nicht viel darin befunden, mehr persönliche Dinge. Und sie waren den Quori sei dank noch vorhanden. Meine zwei Begleiter hatte mich nicht aus den Augen gelassen und ich konnte es ihnen nicht verdenken. Ich wies mit der Hand zum Ausgang. Der Shifter stand plötzlich neben mir und knurrte: „ich beobachte Euch. Nur eine falsche Bewegung". Ich sah ihm in die Augen und nickte. Seine Muskeln waren angespannt und ich verstand sehr gut. Doch auch ich würde die beiden nicht aus den Augen lassen. Meine Waffen waren nicht so offensichtlich wie seine. Wir gingen nach draußen und das Sonnenlicht blendete mich kurz.
Nugk rannte auf den Platz vor der Höhle zu. Das Bild das sich mir bot war ebenso unerwartet wie meine beiden Befreier. Auf dem Boden lagen tote Hobgoblins. Sie hatten mich zwar eingesperrt, doch so zerfetzt wie manche waren, taten sie mir leid. Kein Wesen sollte so sterben. Nugk rannte auf zwei Gestalten zu. Ich konzentrierte mich, nicht wissend, ob dies Freunde oder Feinde waren. Die Gestalten waren Warforged, geschmiedete Maschinen die im letzten großen Krieg dienten. Einer wirkte wie eine Kampfmaschine, größer als 2 Meter, breit gebaut und eine riesige Axt zwischen seinen Händen. Der andere wirkte menschenähnlich, doch nicht weniger gefährlich. Ich blieb wachsam und spürte das Prickeln in meinem Kopf. Doch Nugk lief weiter auf sie zu und die Warforged machten keine Anstalten sie anzugreifen. Sie gehörten wohl doch zusammen. Nugk sah sich panisch um und fragte dann: „Wo ist sie? Wo ist Axata?"
Der große Warforged zuckte mit seinen Achseln, was bedrohlich aussah, da er immer noch die Axt in den Händen hielt. „Sie hat Puff gemacht und dann hat es gelacht". Nugk sah den kleineren fragend an. Dieser sah zuerst betrübt zu Boden, dann in die Luft. Interessant, dieser hat sogar menschliche Emotionen. Und er trug einen alten Mantel. Eine wirklich interessante Gruppe.
„Sie hat sich immer schneller verwandelt. Zuerst war sie klein, dann wunderschön, dann war sie ein Oger. Und dann hat sie sich in Luft aufgelöst und ein Lachen war zu hören." Hier hatte sich gerade etwas wichtiges für die Gruppe abgespielt. Selbst der Shifter hatte mich stehen lassen und ging zu seinen Freunden. Sie alle sahen in die Luft, als ob sie erwarteten, dass jemand von dort kommen würde. Ich hörte Nugk schluchzen. Trauer lag über der Gruppe vor mir. Was sollte ich tun? Ich ließ ihnen noch einen Moment Zeit, dann ging ich langsam auf sie zu. Nun bemerkten mich auch die Warforged. Der große hob seine Axt ein wenig und der andere...bei Ashtai, er erzeugte blau leuchtende Psiklingen. Ich hatte davon gehört, dass Warforged dies ebenfalls lernen können, hatte es aber als Mythos abgetan. Doch hier vor mir stand einer der sogenannten Psiforged. Ich hob meine Hände, um ihnen zu zeigen, dass ich harmlos war. Natürlich waren nicht meine Hände meine Waffen, aber das wussten sie nicht. Zum Glück sprang Nugk vor die beiden.
„Nicht, sie ist keine Bedrohung. Roge und ich haben sie gerade befreit. Die Smaragdklaue ist ebenfalls ihr Feind." Der Psiforged sah mich mit stechenden Augen an. „Ist der Feind meines Feindes auch automatisch unser Freund?".
Wirklich eine sehr misstrauische Gruppe, die ich hier vor mir hatte. Nun gut, Zeit um uns näher kennen zu lernen, so konnte es ja nicht weitergehen. Wieder verbeugte ich mich. „Mein Name ist Sola. Die Suche nach Drachensplittern und die Anwesenheit der Smaragdklaue hat mich hierhergeführt. Ich verstehe eure Vorsicht doch möchte ich eine Chance erbitten, mich würdig zu erweisen."
Alle sahen Nugk an. Sie hatte mein Gesicht genauestens beobachtet und nickte nun. „Verzeiht meinen Freunden. Ihr sollt eure Chance haben." Mit einem Blick zu den beiden Warforged fügte sie noch hinzu „immerhin sind wir euch in Waffengewalt überlegen.".
Wie dieses kleine Geschöpf mir drohte brachte mich zum Lächeln. „Das hier ist Angor und das Nolf" sagte Nugk und deutete zuerst auf den Großen, dann auf den Psiforged, der endlich seine Klingen verschwinden ließ. „Das bedeutet Nicht organische Lebensform. Mein Erbauer war nicht sehr erfinderisch." bemerkte er noch. Ich nickte allen zu und wandte mich dann wieder an Nugk, da sie mir am wohlgesonnensten war. „Von wem spracht ihr? Wer ist Axata?" Nugks Augen füllten sich mit Tränen, die sie mit einem Ärmel wegwischten. „Verlassen wir doch zunächst einmal diesen Ort. Dann erzählen wir euch von unserer Gefährtin."
Eine Weile gingen wir schweigend durch den Wald. Ich spürte die Trauer um mich herum. Meine Neugier war geweckt, doch wollte ich nicht respektlos sein. Sie würden es mir erzählen, wenn sie so weit waren. Roge, der Shifter war verschwunden seit wir den Wald betreten hatten. Seine Gefährten hatten diesbezüglich nichts angemerkt, woraus ich schloss, dass er dies öfter tat.
„Ich habe eine Lichtung gefunden" hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir. Ich spürte bereits das Prickeln in meinem Kopf, doch ich konnte es noch unterdrücken. Es war nicht leicht, ständig im Gleichgewicht zu leben, vor allem in Momenten wie diesen. Wir Kalasthar mussten stets auf der Hut sein, stets angriffsbereit. Und doch durften wir nicht einfach so auf andere Wesen losgehen. Nur meine jahrelange Übung verhinderte einen Zwischenfall. Die Gruppe folgte dem Shifter und ich ging ihnen nach. Nach ein paar weiteren Schritten standen wir auf einer Lichtung die einerseits von Wald, andererseits von einer Schlucht umgeben war. Ein guter Ort, um nicht überfallen zu werden. Einen kurzen Moment standen meine Befreier verwirrt auf der Lichtung und sahen sich um. Nugk seufzte, sammelte einige Hölzer zusammen und warf sie auf einen Haufen. Dann kramte sie in ihrer Tasche, zog Feuersteine hervor und klopfte sie aneinander. Ein paar Momente später war die erste Flamme zu sehen und wir setzten uns um das Feuer.
„Du musst uns verzeihen Sola. Wir sind sonst nicht so wortkarg und trübsinnig" sagte Nugk, starrte aber dabei ins Feuer.
Ich nickte, „ihr habt heute jemanden verloren." Nun ergriff der Psiforged das Wort.
„Axata ist...war unsere Weggefährtin. Sie, Angor, Rogue und ich sind gemeinsam von Sharn aus aufgebrochen. Und haben seither viel miteinander durchgemacht."
„Sie war eine Druidin des Shiftervolkes" erklärte die raue Stimme Rogues neben mir.
„Könnt ihr euch noch erinnern, als Angor mit seinen Hammer auf ihre beschworene Kröte einschlug?" sprach nun wieder Nolf.
"Ich kann nichts dafür" erhob Angor seine Stimme „ plötzlich stand neben mir eine riesige Kröte mit Reißzähnen. Natürlich habe ich sie erschlagen."
Nugk kicherte. Auf diesen Warforged würde ich aufpassen müssen. Ich sollte nicht in seiner Nähe sein, wenn ich meiner Kräfte offenbarte.
„Du musst wissen, sie ist mit Chaosmagie in berührung gekommen. Doch sie wollte sie nicht von sich bannen lassen, sie empfand es als natürliche Ordnung. Nur manchmal wurden ihre Zauber...nun ja. Da musste man schon mit Ratten rechnen, die eine Kerze in den Pfoten hielten und kurz vor dem niesen waren" erklärte mir Nugk.
Eine kurze Stille trat über meine vorläufigen Gefährten ein, bis Roge wieder sprach, „Sie war ein zartes Wesen. Sie achtete die Freiheit aller. Und sie war eine großartige Kämpferin wenn sie es wollte."
Nolf nickte, „die meiste Zeit überließ sie uns das Kämpfen und unterstütze uns. Wenn sie in Fahrt geriet, waren überall ihre Elementare zu sehen. Wisst ihr noch der Kampf, als unser Luftschiff geentert wurde. Auf jedem Beiboot war plötzlich ein Elementar zu sehen, dass die Angreifer ablenkte oder in die Tiefen warf. Damals rettete sie mir das Leben. Ich wurde überwältigt. Hätte sie nicht ihre ihre Wolfskräfte beschworen, wäre ich nicht hier. Sie hat mich von dem Schiff getragen."
„Oder könnt ihr euch noch erinnern, als wir den Gorilla in seinen Käfig locken sollten. Um unsere Stärke zu beweisen" erzählte Roge. „Keiner von uns hatte es geschafft. Und wer hätte gedacht, welche Kräfte in ihr stecken. Aus der zierlichen, alten Gestalt wurde auf einmal ein grimmiger Wolfsmensch, der den Gorilla einfach niederrang. Das war eine Überraschung."
Wieder machte sich Stille breit. Axata war eine beeindruckende Persönlichkeit gewesen. Ich wünschte, ich hätte sie kennen gelernt.
„Was ist heute passiert" fragte ich leise in die Runde. Nugk schluchzte wieder leise. „Nicht nur heute. Es war schon in den letzten Paar Tagen eigenartig. Ihr sonst so sanftes Wesen veränderte sich. Ihre Zauber richteten mehr Schaden an als sonst. Und sie scherte sich nicht mehr um Leben. Anstatt die Bäume zu bitten mit ihren Wurzeln unsere Verfolger aufzuhalten beschwor sie ein Dornendickicht, dass sich rasend schnell ausbreitete. Alles an ihr wirkte so ... chaotisch. An einem Tag noch die alte Axata, und nach dem Aufwachen dem Chaos verfallen." Über Nacht also. Ob das etwas mit der träumenden Dunkelheit zu tun hatte? Wurde ihr von einem Diener der Dunkelheit zugeflüstert? Vielleicht hatte er das Chaos in ihr gespürt und konnte es aufstacheln. Ich hatte noch nie davon gehört, aber es klang in meinen Ohren nicht abwegig.
„Und heute plötzlich, sie hatte uns kurz verlassen, kam sie als Tentakel-Pflanzen-Monster zurück." erklärte Nugk aufgeregt. „Sie schrieb ihren Namen in die Erde. Gerade noch rechtzeitig, sonst hätte Angor wieder Gebrauch von seinem Hammer gemacht."
Angor schnaubte „Monster kommt auf mich zu, ich haue zu. Bis jetzt war das nie falsch. Ich kann nicht jedes Mal nach Erlaubnis fragen."
„Schon gut Angor" erwiderte Nolf. „Wir sind Kriegsmaschinen und so handeln wir nun einmal. Du musst dich nicht entschuldigen."
„Sie verwandelte sich also" wiederholte ich um Nugk zum weitererzählen zu bringen. Diese nickte und setzte ihre Erzählung fort.
„Nach der Pflanze wurde sie zu einem Skelett mit ner Sense in der Hand. Und nicht nur mit ihr passierte etwas. Plötzlich war meine Laute voller Schleim" erklärte Nugk emport. „Ihre ganze Umgebung wurde in Mitleidenschaft gezogen. Als sie sich in einen Hobgoblin verwandelte, konnte sie endlich sprechen. Sie wusste auch nicht was da passierte. Da sie immer aggressiver wirkte, sprach ich einen Sprachzauber aus."
Ich hörte wirklich gespannt zu. Davon hatte ich noch nie gehört. Hätte Nugk mir das in einer Taverne erzählt, hätte ich es für eine Bardengeschichte gehalten.
„Und weil wir noch nicht genug ärger hatten, kam natürlich eine Hobgoblinpatrolie vorbei." warf Nolf dazwischen.
„Genau" fuhr Nugk schnell fort, ganz so, als ob sie ihre Geschichte nicht unterbrechen lassen wollte.
„Also erzählten wir ihnen, wir hätten diesen Hobgoblin gerade gefunden und ob sie ihn kennen würden. Wir konnten sie überreden, ihn und uns in ihr Lager mitzunehmen. Natürlich war die Verwirrung groß und wir redeten einfach immer weiter auf sie ein, um sie nicht nachdenken zu lassen. Blöderweise verwandelte sich Axata in dieser Phase wieder. Diesmal in einen riesigen Warforged"
„Ich hatte in der Zwischenzeit die Möglichkeit genutzt mich umzusehen" erklärte mir der Shifter. „Und dabei habe ich Euch gefunden." So wir er das sagte, war das wohl ein Ärgernis für ihn.
„Genau, und dann hat mich Roge geholt, während Nolf, Angor und Axata die Hobgoblins abwehrten, die einfach in einen Angriff übergegangen waren. Nun ja, und so haben wir dich gefunden" beendete Nugk die Geschichte. Sie lächelte mir kurz zu und sah dann zu Angor und Nolf, „Was genau ist denn nun wirklich geschehen?"
Nolf zuckte mit den Achseln, „Wie ich gesagt habe. Sie hat sich immer schneller verwandelt. In einem Moment schlug sie mit ihren Fäusten noch auf die Schädel der Hobgoblins ein. Auf einmal stand eine helle Lichtgestalt mit weißen Flügeln neben mir. In einem kurzen Moment waren alle still. Sie hatte sich selbst betrachtet, dann ein wirklich böses Lächeln aufgesetzt und angefangen, mit ihren Flügeln um sich zu schlagen. Und plötzlich stand ein Oger neben mir und brüllte. Ich war mir nicht sicher, ob sie nun auf uns losgehen würde."
Nun fiel ihm Angor ins Wort „Und dann hat sie einfach Puff gemacht. Und war weg. Wir hörten nur ein schrilles Lachen. Aber Axata war nicht mehr. Weder groß, noch schön noch brutal."Das war das erste Mal, dass ich soetwas wie Trauer in der Stimme eine Warforged hörte. Die Mächte des Chaos und der Dunkelheit waren furchtbar, aber das hätte ich mir niemals vorstellen können. Ich musste diese Geschichte für unser Volk bewahren. Meine Gefährten starrten allesamt ins Feuer. „Es tut mir sehr leid um eure Gefährtin Axata. Die Geschichte ihres Lebens wird nicht vergessen werden." versicherte ich ihnen.
Neben mir vernahm ich ein Knurren, „Was wisst Ihr denn schon? Und was kümmert es Euch." Ich sah Roge direkt an. Dieser Shifter musste mehr Verluste erlitten haben, als die Druidin. Das Leid war in seinen Augen zu sehen.
„Ich weiß durchaus um das Leid, wenn man jemanden verliert." erklärte ich ihm sanft. Nugk rutsche ein wenig näher zu mir und sah mich erwartungsvoll an. Ich sah wie sehr sie mit ihrer Neugier rang. Ich lächelte ihr zu.
„Ein andermal Nugk. Die Nacht ist schon genug erfüllt von Trauer. Ehrt eure Freundin und Gefährtin. Meine Geschichte soll ihr Andenken nicht entehren." Außerdem wurde der Kopfschmerz immer schlimmer. Ich griff vorsichtig auf meinen Hinterkopf und zuckte zusammen, als ich die Verletzung berührte. Nugk war das natürlich nicht entgangen. Sofort stand sie bei mir.
„Was ist los Sola? Bist du verletzt?" Ich nickte und erklärte ihr was mir passiert war. Ich vernahm nur ein kurzes „Das haben wir gleich" und schon untersuchte sie meinen Kopf. Ich hörte in paar Worte in Goblinisch und mein Kopfschmerz wurde weniger. Die kleine Goblindame war wirklich nicht zu unterschätzen. Sie hatte einen sehr aufmerksamen Blick. Sie erschien mir zwar nicht gefährlich, doch ich würde sie trotzdem beobachten. Genauso wie den Shifter. Andererseits war er mir gegenüber zu offensichtlich misstrauisch. Unsere bisherigen Feinde hatten sich stets als freundlichere Gestalten ausgegeben. Was natürlich nicht hieß, dass sie ihre Taktik auch einmal ändern konnten. Um die zwei Warforged musste ich mir weniger Sorgen machen. Warforged schliefen nicht, das heißt sie waren keine Ziele für die träumende Dunkelheit. Also blieben Nugk und Roge. Ich hoffte sehr, dass ich nicht wieder so schnell verraten werden würde.
