Goodbyes are not forever, Goodbyes are not the end
they simply mean, I´ll miss you until we meet again
In meinem Bauch tobt Krieg. Seit Stunden habe ich ziehende Schmerzen im Unterbauch, die mich allerdings schon längere Zeit quälen, kommen und gehen, wie sie lustig sind und reißen mich somit aus meinem seit Wochen anhaltenden Trancezustand, in dem ich am liebsten bis zu meinem erlösenden Tod verharren würde. Seit zwei Stunden ist es kaum noch auszuhalten, doch irgendwie mag ich den Schmerz, der einen abwechslungsreichen Kontrast bildet zu den bohrenden Schmerzen in meiner Seele, die mich weder schlafen, noch leben lassen seit dem Tag an dem ich hier ankam. Ich vegetiere vor mich hin, Leben ist wirklich etwas völlig anderes, denn ich habe sie einst erlebt, die glücklichen Momente meines Daseins. Jedes Mal, wenn ich versuche, mich daran zu erinnern, wenigstens die Vorstellung davon krampfhaft festzuhalten, verschwimmen sie in meinem Unterbewusstsein zu einer stinkenden Brühe aus Verlust und Tod. Ich bin lebendig begraben in meiner äußeren Hülle.
Eine junge Ärztin beugt sich über mich, ihre tief braunen Augen strahlen wie die…. Nein ich darf nicht in diese Richtung denken und am liebsten würde ich sie bitten, mich endlich aus dieser Hölle zu erlösen. Was könnte noch passieren, wo mir doch ohnehin schon alles genommen wurde, mein Leben, meine Familie, meine Freunde … er.
„Wie lange haben sie diese Blutungen schon Miss Jones?" Ich starre weiter auf die Neonlichter, die in Streifen über mir vorüberziehen wie Lichter auf einer nächtlichen Autobahn. Die Liege auf die mich die Schwester gedrängt hat, als ich hier ankam , ist hart, aber auch der Schmerz in meinem Rücken ist nichts im Gegensatz zu dem in meinem Herzen.
„Ma´am, wenn ich ihnen helfen soll, müssen sie mit mir reden. Wie lange haben sie diese Blutung schon?"
Blutung? Wovon spricht sie? Ich hatte keine Blutung seit … ich versuche die Nebelwand in meinem Kopf weg zu schieben, um etwas Klarheit in meine verwirrten Gedanken zu bekommen. Wilde Zahlenspiele schwirren in mir, ich rechne und rechne, komme immer wieder auf das völlig unmögliche Ergebnis von … drei Monaten. Das blanke Entsetzen in meinen Augen, muss die junge Frau über mir nur noch mehr verängstigt haben, denn ihre Stimme wirkt leicht panisch.
„Bitte Miss Jones, sprechen sie mit mir", fleht sie mich nochmals an und sie tut mir fast ein wenig leid. Ein leichtes Lächeln huscht über meine seit Wochen verhärteten Gesichtszüge, denn es ist wie ein kleines Wunder, dass ich überhaupt etwas fühle, auch wenn es nur Mitleid ist.
„Ich weiß nicht", flüstere ich. „Ich hatte seit über drei Monaten keine Blutung."
Die Liege kommt endlich zum stehen und ich spüre, wie sich Jemand an meinem Unterarm zu schaffen macht. „Ein vollständiges Blutbild und das HCG nicht vergessen", instruiert die junge Ärztin eine andere junge Frau, die mir den Stauschlauch um meinen Arm bindet und mir dann eine Nadel in meinen Unterarm schiebt. Wenig später höre ich sie leise fluchen. Offenbar sind meine Venen genauso unkooperativ, wie ich es bin.
„Wir werden einen Ultraschall machen, Miss Jones. Würden sie bitte ihre Hose etwas nach unten schieben?", bittet sie mich, dabei will ich nur meine Ruhe. Das alles hier ist mir zuviel und mein Gehirn hat noch immer nicht begriffen, was mein Herz längst verstanden hat. Die resolute junge Ärztin fackelt nicht lang, denn ich spüre wie mein inzwischen nackter Bauch mit dem kalten Ultraschallgel in Berührung kommt und mich kurz erschaudern lässt. Offenbar habe ich noch Gefühle, auch wenn sie sich in den letzten Wochen rar gemacht haben.
„Miss Jones, bitte, schenken sie mir kurz ihre Aufmerksamkeit?"
Ich drehe meinen Kopf nach rechts und sehe den Bildschirm ihre PCs, während der Ultraschallkopf fest auf meiner Haut liegt.
Was dann kommt, ist wie mein Albtraum, der sich mit dem heutigen Tag in neue Phase begibt. Die junge Frau schenkt mir ein warmes Lächeln und es sieht so aus, als freue sie sich für mich und es bricht mir das Herz, diese Freude nicht mit ihr teilen zu können.
„Sie sind etwa in der elften oder zwölften Woche, das Herz schlägt und ich kann nur ein Hämatom als Ursache für die Blutung vermuten. Ihre Plazenta liegt sehr tief. Noch ist das kein Grund zur Panik, die Lage ist nicht bedenklich tief am Muttermund und es könnte sich in den nächsten Wochen noch geben. Aber sie werden sich schonen müssen Ma´am.
Ich will all das nicht hören, das bin nicht ich, über die sie da spricht. Das muss ein Irrtum sein, ich bin nicht … ich kann das Wort nicht mal für mich selbst aussprechen, geschweige denn für andere. Meine Gedanken drehen sich wieder. Ich habe die letzte Spritze bei Dr. Keller sausen lassen….
„Wir werden sie bis morgen zur Beobachtung hier behalten." Ihr Ton lässt keinen Verhandlungsspielraum, das spüre ich und ich füge mich in mein Schicksal, wie schon die letzten zehn Wochen. „Bleiben sie noch liegen, die Schwester wird sie in ihr Zimmer fahren."
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Ich sitze im Gang auf einem der harten Stühle des Littleton Adventist Hopital und klammere mich fest an dem Bild, das so unschuldig in meinen Händen liegt, wie das Wesen, das gerade in mir zu leben beginnt. Noch immer kann ich nicht glauben, was mir die junge Ärztin gestern so freudestrahlend mitgeteilt hat, aber wie kann sie auch nur erahnen, welche Umstände mich und dieses kleine Etwas in meinem Bauch begleiten. Ich fühle mich allein und genau genommen bin ich es auch. Der Anblick dieses kleinen Knubbels in mir, bringt mein seit fast zehn Wochen trauerndes Herz wieder zum schlagen und dennoch, das Wissen, dass er das, was in unserer letzten gemeinsamen Nacht entstanden ist, vielleicht niemals kennen lernen wird, schnürt mir zur selben Zeit die Kehle zu und die seit gestern zu trocknen beginnenden Tränen flammen erneut auf.
„Misses Jones?"
Ich sitze reglos da, bis mir bewusst wird, dass die über den Gang rufende Schwester mich damit meint. „Misses Eva Jones?"
Ich springe auf und das Bild fällt mir beinah aus meinen Händen. „Ja, entschuldigen Sie, das bin ich. Ich war so in Gedanken", erkläre ich der Schwester, die mich wieder zurück in das Zimmer der jungen Ärztin führt, die mir gestern die freudige Botschaft über meine seit etwa elf Wochen andauernde Schwangerschaft mitteilte.
„Setzen sie sich doch bitte noch einmal Miss Jones", bittet sie mich und sieht mich sehr ernst an.
„Ihre Blutwerte sind soweit alle in Ordnung, ihr HCG Wert deckt sich mit den Ultraschallbildern und bestätigt somit unsere Vermutung, dass sie sich etwa in der elften Woche befinden." Einen Moment atmet sie tief ein und wendet ihren Blick zurück auf das Papier am Schreibtisch.
„Was mir außer der Blutung ein wenig Sorgen bereitet, ist ihr Gewicht. Sie sollten sich ab jetzt dringend gesund und ausgewogen, aber vor allem ausreichend ernähren. Sie sind untergewichtig. Sorgen sie bitte für sich selbst und ihr Kind", ermahnt sie mich eindringlich. "Schonen sie sich, liegen sie viel, keine körperlichen Überanstrengungen, kein seelischer Stress."
Wie sollte ich das wohl bewerkstelligen, wo mein Leben doch seit Wochen ein einziger seelischer Stress ist, dessen Beseitigung schlichtweg nicht in meiner Macht liegt. Aber vielleicht ist dieses kleine Wesen eine Chance, mich wieder auf Kurs zu bringen, mich aus meiner Lethargie zu holen und wieder zu kämpfen.
Auch nach fast einem Tag befinde ich mich noch immer im Schock der Nachwirkungen jener Nachricht, die mich hin und her zieht zwischen unbeschreiblichem Glück und Entsetzen. Ich nicke nur und sie erkennt sicherlich, dass eine glückliche Frau anders aussieht.
„Ma´am, ich möchte sie gern in einer Woche noch einmal hier sehen!" Ihr Ton ist bestimmend und als ich aufstehen will greift sie über den Tisch nach meiner Hand. „Wenn sie irgendwelche Hilfe brauchen, ich hätte da Telefonnummern für solche … Fälle."
Mir wird klar, was sie denkt und ich stoße ein entsetztes „Nein, nein!" aus. "Das brauche ich nicht, wirklich nicht."
Wie könnte ich je mein eigen Fleisch und Blut töten, das letzte Zeugnis der unendlichen Liebe zwischen Jack O`Neill und Samantha Carter. Die Bilder, die mich jede Nacht in meinen dunkelsten Albträumen jagen, strömen auch jetzt wieder völlig unwillkürlich auf mich ein. Meine ganze Kraft konzentriert sich darauf, nicht in Tränen auszubrechen und ich streiche sanft über meinen Bauch.
„In Ordnung Misses Jones, vielleicht bringen sie nächstes Mal einfach Mister Jones mit?" bittet sie mit fragenden, besorgten Augen und ich schlucke den Kloß hinter, der sich gerade in meiner Kehle gebildet hat.
„Ja, sicher", sage ich ihr lächelnd, lüge ohne dabei auch nur ein kleines bisschen rot zu werden und winde mich aus ihrem festen Griff, bevor ich mit meinem Bild in der Hand das Zimmer verlasse. Langsam laufe ich die endlosen Korridore entlang und bin froh, als mir die große Eingangstüre endlich die nötige Freiheit bietet, die ich jetzt so dringend brauche. Alles läuft automatisch in mir ab, so wie in den letzten Wochen, die ich nun mit meiner neuen Identität verbringe. Ich funktioniere, aber ich lebe nicht mehr seit dem unheilvollen Tag, der mir mein Leben nahm.
Die Häuser ziehen an mir vorbei während ich orientierungslos in der Gegend umherfahre und schlussendlich nach über einer Stunde Irrfahrt vor dem Haus anhalte, von dem ich mir geschworen habe, es nie zu besuchen. Ich kann einfach nicht mehr anders, ich muss ihn sehen, auch wenn er nicht der Mann ist, den ich die letzten zehn Jahre meines Lebens geliebt habe und den ich vor ein paar Monaten im Beisein all unserer Freunde heiratete.
Wie lange ich vor seinem Haus in Colorado Springs stehe, kann ich beim besten Willen nicht sagen. Es konnten Wochen sein, ich hätte es nicht gemerkt und mein Herz schmerzt wie schon bei unserem ersten Zusammentreffen im Eis der Antarktis, als ich ihn jetzt gemeinsam mit Charlie das Haus verlassen sehe. Ich fühle mich wie ein verdammter Stalker.
Colonel O`Neill ist etwas schlanker und trainierter als er, der die letzten drei Jahre an einem Schreibtisch in Washington verbracht hatte und dennoch ist alles an ihm so furchtbar vertraut, jede Bewegung, jede kleine Geste ist so hundertprozentig Jack O`Neill, wie nur irgend möglich.
Meine Tränen übermannen mich hinter den getönten Scheiben meines Volvos, als mir wieder einmal die ganze Tragweite meines Verlustes klar wird. Unter meinem Herzen trage ich sein Kind, wie lange hatten wir schon darüber gesprochen, doch wer hätte geglaubt, dass ausgerechnet diese eine Nacht vor
Ba´als Extraktion unseren gemeinsamen Wunsch wahr gemacht hatte.
Ich sehe wie beide in seinen Truck einsteigen und davonfahren. Einen Augenblick zögere ich, bevor ich meinen Wagen starte und ihnen folge durch die Straßen, die mir so vertraut sind, hier und jetzt aber doch so fremd auf mich wirken.
Vor einem Supermarkt parkt er seinen Truck und ich sehe wie er mit dem Arm um die Schulter seines Sohnes gelegt in die Einkaufsmeile schlendert. Es scheint ihm gut zu gehen, aber was habe ich erwartet. Charlie lebt und wer wäre ich, wenn mir das Strahlen in seinen Augen nicht gefallen würde, als er seinem Sohn einen liebevollen Klaps auf die Schulter gibt. Trotzdem sterbe ich innerlich mit jeder Sekunde, denn die Lebendigkeit von Charlie macht mir den Verlust unseres gemeinsamen Lebens umso deutlicher. Was zur Hölle mache ich hier nur? Warum quäle ich mich selbst sosehr?
Ich atme tief durch und weiß, dass es falsch ist, was ich tue, aber er ist wie ein unüberwindbarer Magnet für mich, so wie es Jack O`Neill schon immer war für Samantha Carter.
Mit kleinen Schritten versuche ich ihm unauffällig zu folgen, mein Herz pumpt unaufhörlich Blut durch meine Adern, als ich sehe, wie er ein sixpack Bier in seinen Wagen lädt, während ich ein paar Schritte entfernt die seit Wochen obligatorischen drei Packungen Froot Loops in meinen Korb lege, die sich mittlerweile schon in einem riesigen Turm in meiner Abstellkammer stapeln. Old habits die hard.
Allein die Tatsache ihn hier so unbeschwert zu sehen, während ich noch immer um ihn trauere, schnürt mir die Kehle zu, auch wenn ich weiß, dass es nicht er ist, den ich will, den ich brauche wie die Luft zum atmen. Ich merke, wie meine Beine immer schwerer werden und das Blut langsam aus meinem Kopf schwindet. Oh Gott nein, nicht jetzt, bitte nicht. Meine letzten Gedanken ziehen sich durch mein Gehirn, wie die Luft, die langsam aus meiner Lunge kriecht und binnen Sekunden verliere ich den Kampf als sich alles um mich herum in Dunkelheit taucht.
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„Hey Ma´am, können sie mich hören? Geht es ihnen gut?" Ein junger Mann steht vor mir, als ich mein Bewusstsein langsam wieder erlange. Alles ist noch so verschwommen und ich spüre Wärme um mich herum. Wo bin ich? Wer ist er? Schlagartig schießen die Bilder der letzten Tage und Wochen an meinem inneren Auge vorbei wie Horrorfilm und ich zucke zusammen, als ich den unverwechselbaren Duft bemerke, der meine Nase umspielt und mich in einen Rausch meiner Sinne zieht.
„Jack?", murmle ich wie ein kleines Kind im Fieberwahn und habe keine Sekunde darüber nachgedacht, als sein Name so selbstverständlich über meine Lippen rutscht, wie er es schon tausende Male zuvor tat.
„Kennst du die Frau Dad?", höre ich den jungen Mann fragen und ich weiß, dass die Antwort darauf mein Herz zerschmettern wird in tausend kleine Einzelteile.
„Nein Charlie, aber vielleicht hat sie ihn gerade irgendwo aufgeschnappt, keine Ahnung. Bringen wir sie raus. Frische Luft wirkt manchmal Wunder."
Ich liege tatsächlich in seinen Armen und er trägt mich nach draussen, wie er mich in unserer letzten Nacht ins Bett trug, bevor wir uns liebten und das größte miteinander schufen, dass zwei Menschen durch ihre gemeinsame Liebe vollbringen können. Auch wenn ich weiß, dass es nicht er ist, so fühlt es sich doch so unfassbar echt an, dass es mir den Atem raubt und sich eine einsame Träne aus meinem Auge stielt. Warum kann ich nicht einfach meine Augen schließen und hoffen, dass die letzten drei Monate nur ein furchtbarer Alptraum waren, aus dem ich erwache, wenn ich sie wieder öffne? Ich winde meinen Arm um seinen Hals, halte mich fest und wünsche mir nichts sehnlicher, als ihn nie wieder loslassen zu müssen, aber er ist nicht mein Mann, nicht mein Jack…
Langsam lässt er mich auf meine Füße hinab gleiten bis ich am Boden zum stehen komme, hält mich aber weiterhin fest an sich gepresst.
„Geh Charlie, hol ihre Sachen aus dem Laden!"
„Jepp Dad, bin gleich wieder da."
„Was um Himmels Willen tun sie hier? Sollten sie nicht in irgendeiner verträumten Kleinstadt sitzen und ein friedliches bürgerliches Leben führen?
Der NID wird sie nicht mit Samthandschuhen anfassen, wenn die das hier rauskriegen, das ist ihnen hoffentlich klar, Colonel." Seine Stimme ist kalt und ich weiß, dass er sich in einer Lage befindet, die er nicht handhaben kann. Nach all den Jahren kenne ich ihn besser als jeder andere, kenne jegliche Tonlage, jeden Blick, jede noch so kleine Geste.
„Jones", stammle ich leise und befreie mich aus seinen Armen. „Ich heiße jetzt Eva Jones und ich vegetiere in Littleton vor mich hin. Den Colonel können sie getrost weglassen."
„Ja, wie dem auch sei. Hören sie Lady. Charlie und ich werden sie jetzt nach Hause fahren und ab dem Zeitpunkt werden sie sich vorbildlich an ihre Auflagen halten, haben wir uns da verstanden?"
Ich nicke, ziehe mich auf den Beifahrersitz seines Trucks hoch und lasse meine Füße runterbaumeln, während er mir eine knallharte Standpauke hält. Wer hätte jemals gedacht, dass ausgerechnet Jack O`Neill mir eines Tages strikte Regelkonformität ans Herz legen würde?
„Sie müssen mich nicht nach Hause fahren Colonel, ich konnte das bisher ziemlich gut allein und werde es auch weiterhin können", antworte ich schnippisch und streife mir mein mittlerweile recht lang gewachsenes Haar aus dem Gesicht, das bis eben sehr gut meine tränengefüllten Augen verdeckte.
Sosehr ich ihn zuerst sehen wollte, sosehr möchte ich jetzt nur noch Abstand von dieser kalten, abweisenden Version meiner großen Liebe, die da gerade vor mir steht. Er kennt mich nicht, was habe ich denn erwartet?
„Damit sie mir am Steuer wieder ohnmächtig werden und ich schuld bin, dass sie einen Unfall haben? Keine Chance Miss…"
„…Jones. Eva Jones. Ich hasse diesen Namen, aber ich hatte kein Mitsprachrecht, wie sie vielleicht wissen dürften."
Ich sehe, wie Charlie auf uns zu kommt mit meiner Handtasche in einer Hand und einem kleinen Bild in der anderen. Mein Verstand schreit, dass ich irgendwie verhindern muss, dass er es in die Finger bekommt, aber es ist bereits zu spät. Er nimmt seinem Sohn die beiden Sachen ab und wie sollte es auch anders sein, sein Blick huscht verlegen über das kleine Ultraschallbild. Er müsste wohl der dümmste Mensch der Welt sein, was er definitiv nicht ist, um nicht zu wissen, worum es sich dabei handelt.
„Ähm Charlie, kannst du uns wenigstens das Bier und die Nudeln holen, damit wir nicht völlig umsonst hier waren?", höre ich ihn sagen und ich weiß, dass er versucht, ihn wegzuschicken, um mit mir allein zu sein.
„Wenn es sein muss Dad. Danach gehe ich aber nicht nochmal…", ruft der junge Mann, der seinem Vater so unverschämt ähnlich sieht, dass ich mir sicher bin, dass die Mädchen bei ihm Schlange stehen mussten.
Als er weit genug weg ist, hält er mir das Bild hin.
„Sie sind schwanger? Wissen ihre Betreuer davon? Die werden ihnen das Leben zur Hölle machen …"
Ich reiße ihm das Bild aus der Hand. Was hab ich nur getan? Welcher Teufel hat mich geritten, überhaupt hier her zu kommen.
„Das geht sie gar nichts an Colonel. Wenn sie ihren Mund halten, wird das so schnell keiner erfahren und den Rest dürfen sie getrost mir überlassen. Ich brauche keine gut gemeinten Ratschläge und schon gar nicht von Ihnen."
Ich rutsche vom Sitz, komme auf meinen noch immer wackeligen Beinen zum stehen und nehme ihm meine Tasche ab.
„Wiedersehen Colonel", presse ich mir heraus. Ich muss weg, bevor ich zusammenbreche. Ich halte seine Gegenwart kaum noch aus. Wie soll mein Herz verstehen, dass er so aussieht, so riecht, sich so bewegt wie der Mann, den ich liebe und es dennoch nicht ist.
„Halt Lady, nicht so schnell!" Seine Hand zieht mich an meinem Oberarm zurück. „Ich sagte, wir fahren sie nach Hause und ich tue immer, was ich sage."
