Das erste Mal traf er sie zufällig...

"Das kann doch nicht wahr sein!", stöhnte JJ genervt auf, als sie die Neuigkeiten von Hotch hörte.
"Doch...wir sitzen hier fest.", bestätigte Hotch ihnen.
Eric, der Pilot, welcher für den FBI-Jet zuständig war, war während des Aufenthalts mit einer Blinddarmentzündung im Krankenhaus gelandet. Zwar gab es da noch den Co-Pilot Benjamin und Eric war inzwischen auch wieder entlassen worden, aber er durfte nicht selbst fliegen und Benjamin brauchte einen zweiten Piloten.
"Ich hab mich auch umgehört...hier gibt es keinen Piloten, der einspringen könnte."
"Hotch, wir sind in dem Flughafen von Deming! Gibt es hier wirklich keinen Piloten?", JJ konnte es kaum glauben.
"Nein, alle verfügbaren Piloten werden gebraucht.", erklärte Hotch. Er konnte es ja selbst kaum glauben.
"Tut mir leid, dass ich euch nicht fliegen kann.", sagte jetzt auch Eric, welcher schuldbewusst neben dem Team saß.
"Du kannst nichts dafür, Mann. Es war einfach Pech.", beruhigte Morgan den Piloten.

Bevor er allerdings noch etwas sagen konnte, sprang Reid von seinem Sitzplatz auf. Eben war eine Frau in die Flughafenhalle gekommen, welche eine große Frachtkiste bei sich hatte und eine große Reisetasche über der Schulter hängen hatte.
"Das glaub ich nicht…", sagte der Doktor und lief auf die Frau zu.
"Elena!", rief er und als die Frau sich umdrehte, breitete sich ein strahlendes Lächeln auf ihrem Gesicht aus.
"Spencer! Schön dich zu sehen...", und damit hatte sie ihn auch schon umarmt.

Das Team sah indessen auf die Szene, die sich ihnen bot. Die Frau war vielleicht gerade Mal ein Jahr jünger als Reid, ziemlich schön und dem Aussehen nach lateinamerikanischer Abstammung.
Jetzt kam sie mit Spencer langsam zu ihnen herüber.
"Leute, das ist Elena, eine Freundin von mir. Und vielleicht ist sie auch die Lösung für unser Problem!", erklärte er.

Elena lächelte etwas. "Hey. Und wenn mir jemand Mal das Problem erklären könnte, wäre ich sehr dankbar. Spencer rückt ja nicht mit der Sprache raus."
"Nun, wir brauchen einen zweiten Piloten für einen Flug nach Quantico…", begann Hotch, wurde aber von Elena unterbrochen.
"Ich verstehe. Was für ein Flugzeug haben sie?"
"Eine Gulfstream IV...und ich kann leider nicht fliegen…", erklärte Eric.
"27 Meter lang, 24 Meter Spannweite, 7 Meter hoch, 33 Tonnen schwer und 850 Km/h Reisegeschwindigkeit, richtig?"
"Ja, das ist richtig. Können sie die Fliegen?", fragte Eric und Elena lachte.
"Ich kann alles fliegen was Tragflächen hat und außerdem bin ich sowieso grad auf dem Weg nach Washington DC."

"Wenn sie uns fliegen, muss ich aber ihren Flugschein sehen.", sagte Hotch entschuldigend und Elena kramte in der Seitentasche ihrer Reisetasche, aus welcher sie jetzt eine Dokumentenhülle zog.
"Hier...mein Flugschein. Und hier sind auch die Frachtpapiere für die Kiste." Damit überreichte sie Hotch die Dokumente.
"Elena Bouchard...29 Jahre alt…", stellte Hotch fest und Morgan betrachtete die Frau. "Sie sehen nicht aus wie Französin."
"Ich bin auch keine. Mein Vater ist Kanadier und meine Mutter ist hispanischer Herkunft."
"Und was machen sie beruflich?"
"Nun, ich bin Archäologin für südamerikanische Kulturen."
Morgan sah sie von Kopf bis Fuß an. Sie trug eine kurze Stoffhose, ein einfaches Shirt und auf ihrem Kopf befand sich ein Panamahut. "Sie sehen nicht aus, wie eine Archäologin."

Elena lachte. "Was haben sie erwartet? Einen komischen Hut aus Leder und eine Peitsche? Sie haben zu viele Indiana Jones Filme gesehen.
Außerdem ist das nur meine Reisekleidung. Ich hab lange Sachen in meiner Reisetasche."
"Wo kommst du diesmal her?", wollte Reid wissen, der einen neugierigen Blick auf die Kiste warf.
"Ich war ein Vierteljahr im Dschungel Mittelamerikas. Das kann eine ätzende Gegend sein."
Spencer musste lachen. "Waren es die Schlangen?"
"Ja, mistige Biester! Ich mein...die Vergiftung ist nicht so schlimm...gegen die meisten Gifte bin ich immun. Und falls nicht, dann hab ich noch immer eine Tasche mit Gegengiften dabei.
Es sind die Bisse, die mich nerven. Sie tun weh und man muss sie so steril halten, wie es eben möglich ist. Versuch das Mal in einem Dschungel…"
Reid warf ihr einen zustimmenden Blick zu.

"Wieso haben sie eigentlich einen Pilotenschein?", fragte JJ, als sie auf dem Weg zum Jet waren.
"Meine Eltern sind ebenfalls Archäologen und haben mich als Kind durch die halbe Welt geschleppt. Ich hab als Kind und Teenager einiges gelernt. Zum Beispiel den Umgang mit einer Machete, zu jagen und die Tiere dann zu zerlegen, und eben auch wie man ein Flugzeug fliegt. Also hab ich hier noch meine Flugprüfung abgelegt und fertig. Im übrigen fliege ich meist selbst, aber meine Cessna ist bei einer Generalüberholung, was ein glücklicher Zufall ist, da ich sonst nicht als Pilot hätte einspringen können."

Zurück in Quantico wurde das Team bereits von Garcia am Flugplatz erwartet. Als jedoch Elena Ausstieg, konnte Penelope kaum ihren Augen trauen.
"Was machst du denn hier?!", rief sie und umarmte die Frau, welche jetzt lachte.
"Schön dich wiederzusehen, Pen. Und um deine Frage zu beantworten. Ich war heute Copilot."

"Ihr beide kennt euch?", fragte Morgan etwas überrascht. Dass sie Reid kannte, überraschte ihn nicht. Er war oft im Smithsonian wo sie arbeitete...aber Garcia?
"Ja, Penelope ist meine Cousine. Ihr Stiefvater war der Bruder meiner Mutter.", erklärte Elena schnell.
"Aber was machst du hier? Ich dachte eigentlich, dass du noch auf Yucatan bist.", präzisierte Penelope ihre Frage noch einmal.
"Ach so...es hat eben nicht so lange gedauert. Außerdem konnten wir uns Recht schnell mit den Nachfahren der Völker einigen."

Bevor sie noch etwas sagen konnte, fuhr ein Wagen auf den Flugplatz und ein Mann in Anzug stieg aus. Den Agenten entging nicht, dass er ebenfalls bewaffnet war.
"Elena, danke, dass du bescheid gegeben hast, dass du hier bist. Adams hat mich geschickt...ich soll die Kiste abholen."
"Geht klar, Sam. Hast du die Papiere?" Der Mann reichte ihr einige Dokumente und Elena überprüfte sie.
"Die sind in Ordnung. Weißt du, wo die Kiste hin soll?"
"Ich nehme doch mal an, dass sie erstmal ins Lager kommt, bis du sie in drei Tagen untersuchst."
"Ja, allerdings soll sie gleich in den Lagerabschnitt, wo meine Sachen stehen und nicht in den für laufende Untersuchungen."
"Okay, geht klar." Damit nahm der Mann die Kiste und verstaute sie im Wagen, bevor er zum Smithsonian fuhr.

"Was war eigentlich in der Kiste?", wollte Reid wissen. Meist brachten die Archäologen die Sachen selbst ins Museum und brauchten keinen Sicherheitsmann.
"In der Kiste befanden sich Schätze von den Mayas und Azteken. Wir haben sie von den Völkern quasi zur Miete bekommen. Bezahlte Leihgaben im Wert von knapp 4 Millionen Dollar."
"Und das trägst du einfach so durch die Gegend?" Morgan machte große Augen.
"Niemand wusste vorher was drin ist, außer meinen Kollegen im Smithsonian und mir. Und wenn ich allein mit der Kiste reise, denken die meisten Leute, dass da nichts wertvolles drin ist, da es nicht bewacht wird. Somit sind die Schätze besser geschützt, als wenn wir eine ganze Armee zum Schutz vor Diebstahl da hätten.", erklärte sie und sah dann zu ihrer Cousine.

"Da du jetzt Feierabend hast, nimmst du mich dich sicher mit, oder?"
"Natürlich, was denkst du denn? Und auch wenn wir im gleichen Haus wohnen…morgen ist Wochenende und wir haben frei. Das bedeutet, dass du bei mir bleibst und mir von deinen Abenteuern erzählst!", forderte Garcia.
"Einverstanden. Aber wir halten nochmal am Supermarkt um Bier und Schokolade zu bekommen. Und dann bestellen wir Pizza. Ich musste fast ein Vierteljahr darauf verzichten."
"Pizza und Bier und im Anschluss Schokolade klingt himmlisch.", gestand Garcia.
Und so verabschiedeten sich die beiden von dem Team und gingen lachend und quatschend davon. Morgan sah ihnen nach.
Er kannte Elena erst ein paar Stunden, aber er war ihr bereits vollständig verfallen.