WOULD YOU STAND BY ME, OR BURY ME?
— A Bellatrix/Narzissa Story

Nach einem schwerwiegenden Fehler bekommt Bellatrix eine entsetzliche Strafe auferlegt: Sie soll Narzissa wehtun. Doch auch wenn die Todesserin als die gnadenloseste Folterin bekannt ist, heißt das noch lange nicht, dass sie diese Aufgabe ohne Weiteres ausführen kann. Eine dunkle Geschichte in der Geheimnisse ans Licht kommen, die die Beziehung der beiden Schwestern auf eine noch härtere Probe stellen.

Bellatrix' POV
Ein schriller Schrei durchzuckte die so sternenklare Nacht. Sie war wütend. Wütend auf alles und jeden, eingeschlossen sich selbst. Und ihn. War sie jemals – auch nur ein einziges Mal in ihrem gottverdammten Leben wütend auf ihn gewesen? Jetzt war sie es. Ein Außenstehender hätte es fast nicht wahrnehmen können, den unscheinbaren Wink ihres Zauberstabes. Die darauffolgenden Flammen, die ein ganzes Haus neben der Todesserin zerfraßen, waren jedoch kaum zu übersehen. Es war der Fünfundvierzigjährigen egal, ob sich in diesem Haus vielleicht gerade eine Familie zum Abendessen versammelt hatte. Es war beinahe so, als hätte sie die Kontrolle über ihren Zauberstab verloren, als würde ihre Hand so sehr zucken, dass diesem in kurzen Abständen Flüche entbrechen wollten. Ihre Knöchel an der Hand, die den Stab umklammerten, traten weiß hervor, so fest packte sie zu. Dass sie zitterte, bemerkte Bellatrix überhaupt nicht. Warum sie nicht sofort apparierte, konnte sie nicht sagen, aber vermutlich wollte sie einfach Zeit schinden. Sie wollte ihre Aufgabe nicht erfüllen. Zum ersten Mal wollte sie nicht das tun, was der Dunkle Lord ihr aufgetragen hatte. Sie hätte sich vor einigen Wochen nicht erträumen können, dass sie sich einmal gegen seinen Willen sträuben würde. Oh wie sie diese verdammte Blutsverräterin hasste. Sie war an allem Schuld und dafür würde sie sterben. Genau das war ihre Aufgabe gewesen, eine ganz simple Anweisung. Ihren Stammbaum vom Dreck bereinigen und Tonks für ihren Fehler mit dem Leben büßen lassen. Mehr nicht, also wieso hatte sie bei dieser Aufgabe so versagt. Es gab eine Gelegenheit und Bella hatte dem Moment einfach nur im Vorbeiziehen zugewinkt – so lauteten die Worte des Dunklen Lords. Bellatrix konnte die Worte noch immer in Gedanken hören, sie spürte seine Präsenz bei jedem Schritt. Wie er ihr anfangs immer wieder ins Ohr flüsterte, wie enttäuscht er doch war. Enttäuscht. Von ihr. Seiner treuesten Anhängerin. Wie hatte sie das zulassen können? Mit einem erneuten Aufschrei sprengte sie aus lauter Wut einen See, an dem sie gerade vorbei lief, in die Luft, so dass das Wasser die Umgebung überschwemmte und sie völlig nass wurde. Die Muggel, die um diese Stunde noch unterwegs waren und unglücklicherweise zur falschen Zeit am falschen Ort, halste sie einige schmerzhafte Flüche auf. Sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.
Und dann apparierte sie doch, was bezweckte es, noch länger in der Gegend umherzuziehen, völlig ziellos und triefend nass. Fast geräuschlos kam sie nur etwa eine Sekunde später vor dem Anwesen ihrer Schwester und deren Familie an: Malfoy Manor. Sie kannte das Gemäuer auswendig, selbst blind würde sie sich dort noch zurechtfinden, doch heute kam es ihr ungewöhnlich fremd vor. Schnellen Schrittes lief sie auf das Tor zu, welches das Anwesen der Familie Malfoy vor der Außenwelt schützen sollte. Ohne den Zauber laut auszusprechen, öffnete sie jenes und ließ es dann ungeachtet einfach offen stehen. Und anstatt höflich an die Tür zu klopfen und zu warten, bis man ihr aufmachte, sprengte sie diese einfach in viele kleine Teile und schritt einfach über die Trümmer hinweg. Es war ja nicht so, als wäre sie nicht schon öfter unangemeldet bei ihrer Schwester hineingeplatzt – im Grunde tat sie das immer so. Doch so laut hatte sie sich vermutlich noch nie bemerkbar gemacht.
Loyalität. Als wäre sie illoyal gegenüber ihrem Meister. Was für eine lächerliche Unterstellung, wieso in Naginis Namen wollte er sie also prüfen? Doch sie würde nicht drum herum kommen, soviel stand fest. Tief durchatmen und locker bleiben. „Narzissa?", fragte sie mit zittriger Stimme in den Raum. Normalerweise hätte sie laut nach ‚Zissy' gerufen, dass sie ihre Schwester bei deren vollen Namen rief war schon irgendwie verdächtig. Was, wenn Lucius auch da war? Oder Draco. Sie wollte am besten gar nicht darüber nachdenken. Die Todesserin musste wirklich ein erbärmliches Bild abgeben, wie sie so in der Eingangshalle stand, nass von Kopf bis Fuß und ihren Zauberstab umklammernd. So kannte man sie normalerweise nicht, das stand fest.
Bellatrix zuckte zusammen, als sich die Stimme ihres Meisters erneut in ihre zerstreuten Gedanken schlich. Bellatrix, du müsstest doch wissen, dass ich sehr praktisch veranlagt bin. Ich sehe hierbei die Möglichkeit, zwei Fliegen mit einer Klatsche zu schlagen, das lasse ich mir doch nicht entgehen. Du wirst ihr weh tun. Und damit auch ihm, hörst du? Ein kalter Schauer lief ihr den Rücken hinab, sie würde es tatsächlich tun müssen. Sie versuchte sich irgendwie selbst zu ermahnen, sich zusammen zu reißen, doch das war leichter gesagt, als getan. Aber sie durfte einfach nicht vergessen, wer sie war. Sie, Bellatrix Lestrange, sie kannte keine Gnade. Das war allgemein bekannt, also wieso sollte es jetzt plötzlich anders sein? Mit stark pochendem Herzen und schwerem, unregelmäßigem Atem wartete sie auf eine Reaktion in diesem gottverlassenen Haus.