Prolog

Wir sind aufgebrochen um die letzte Reise anzugehen. Das Ende unseres Vertrages ist gekommen. Schauplatz ist eine kleine Insel umringt von dunklem Gewässer. Alles erscheint mir wie ein Traum…

Du trägst meinen geschwächten Körper in die Ruinen, setzt mich auf eine Bank aus Stein. Um uns herum nur Dunkelheit.

Wird es weh tun?", frage ich dich flüsternd.
„Ein bisschen.", antwortest du mit einem Hauch von Mitleid im Gesicht.
„Aber ich werde es so sanft wie möglich machen."
„Nein! Ich möchte.. das du den Schmerz meines Lebens in meine Seele brennst."
Ein kühles Grinsen umspielt deine Lippen als du vor mir auf die Knie gehst und kurz die Augen schließt. „Yes, my Lord!", höre ich deine weiche, samtene Stimme hauchen.

Dann stehst du auch wieder auf, kommst näher, ziehst unterwegs deine weißen Handschuhe aus, bleibst schlussendlich dicht vor mir stehen. Deine geschickten Finger lösen die Augenklappe von meinem Auge und lassen sie ungeachtet fallen. Zurück bleiben lediglich deine schlanken Finger, die über mein Gesicht fahren. Eine Melodie erklingt und meine Lider werden schwerer.

Ich möchte nicht sterben…

Geistesabwesend bemerke ich wie das purpurne Leuchten in deine Augen tritt. Der hungrige Ausdruck verdrängt das Mitleid welches ich vorher gesehen habe. Du beugst dich zu mir hinunter, deine Lippen öffnen sich einen Spalt. Unsere Gesichter kommen einander immer näher.

Als die Angst vor dem Tod zu groß wird schließe ich meine Augen ganz. Die Zeit scheint still zu stehen. Eine schier unendliche Zeit des Wartens bricht an. Nichts passiert.

Irgendwann öffne ich meine Augen. Nur wenige Zentimeter vor mir ruht dein blasses Gesicht. Die warmen menschlich aussehenden Augen des Dämons der Jahre an meiner Seite weilte sehen mich zärtlich an. Kein Purpur ist mehr in ihnen zu finden. Die Hand auf meiner Wange lässt mich erstmals erschaudern. Gleichzeitig nimmt die Überraschung in meinem Gesicht Form an.

S-Sebastian?" – Ich verstehe nicht was grad in diesem Moment passiert. Du hebst deinen Kopf langsam an. Mein Blick bleibt ein weiteres Mal an dem Lächeln auf deinen Lippen hängen, bis sie aus meiner Sicht sind und sich auf meine Stirn legen.

„Noch ist es nicht Zeit zu gehen, junger Herr. Ihrer Seele genügt mich noch nicht. Wenn Ihr es erlaubt, würde ich gerne noch an Ihrer Seite weilen bis ich zufrieden mit ihr bin.", höre ich dich mit einem amüsanten Unterton in der Stimme meine unausgesprochene Frage beantworten.

Mein Herz macht einen Sprung je länger du redest. Ein komisches Gefühl macht sich in meinem Körper breit. Verwirrt sehe ich an mir hinab. Blut. Die Wunde hat wieder zu bluten begonnen und meine Hände rot gefärbt. Mit Panik in den Augen wende ich den Blick wieder zu dir. Du lächelst unverändert. Alles verschwimmt vor meinen Augen und ich werde ohnmächtig.

[Prolog - Ende]