Disclaimer: mir nix, alles denen und auch keine Kohle für mich.
Fandom: Blades of Glory (die Eisprinzen)
Titel: mea Culpa – meine Schuld, deine Schuld
Autor: Lorelei Lee
Pairing: Chazz/Jimmy, Erwähnung von Jimmy/Katie
Rating: ab 16 (Slash)
Inhalt: "Chazz hat mir da ein paar Dinge beigebracht…"
Warnungen: keine (nur Küsse)
mea Culpa – meine Schuld, deine Schuld
Teil 1
Jimmy kam von seinem allerersten Date mit Katie nach Hause. Vielleicht nicht wirklich nachHause - denn sein Zuhause hatte er an dem Tag vor über drei Jahren verloren, als sein Vater ihn entadoptiert und mitten auf der Strasse hatte stehen lassen - aber immerhin zu dem Haus, das seinem Trainer gehörte, an dem er momentan seine Sachen aufbewahrte und an dem sein Eislauf-Partner auf ihn wartete.
Und wie er wartete.
Kaum hatte Jimmy die Tür hinter sich ins Schloss gezogen, sprang Chazz von seinem Lieblingsplatz auf dem Sofa auf.
„Woah! Champ! Wie war es?", fragte Chazz begierig. „Hast du sie angefasst? Hat sie dich angefasst? Ich will Details!"
Jimmy betrachtete seinen Partner mit deutlichem Unwohlsein. Immerhin lief er nicht mehr nur mit einem Handtuch bekleidet herum, sondern trug Pyjama und Bademantel.
„Ich glaube nicht, dass dich das etwas angeht", erwiderte er ausweichend und wollte an Chazz vorbei in Richtung Badezimmer gehen. Seine Hände klebten immer noch ein wenig von dem Eis, obwohl er sie unterwegs bereits mit einem Feuchttuch abgewischt hatte.
Doch Chazz verstellte ihm den Weg.
„Mo-ment, Prinzessin", tönte er und Jimmy verdrehte genervt die Augen. „Wem hast du dieses Date überhaupt zu verdanken?" Er deutete mit beiden Händen überdeutlich auf sich.
„Dir", antwortete Jimmy widerwillig.
„Wer hat dich mit seinen heißesten Klamotten ausstaffiert?", fragte Chazz weiter.
„Du", sagte Jimmy und zog die auffällige Jacke aus. „Da hast du dein Aufreißer-Ding wieder."
„Das will ich nicht gehört haben", meinte Chazz und nahm seine Jacke behutsam an sich. „Aber was ich im Austausch gegen meine Großzügigkeit hören will sind Details!"
„Muss das sein?", fragte Jimmy gequält.
„Ja. Du schuldest mir was. Und im Pornokanal kommt nichts Anständiges", beharrte Chazz.
„Uääääh!" Jimmy schauderte. „Kannst du nicht einmal an etwas Anderes denken?"
Chazz tat so, als überlege er.
„Nein. Sex-Süchtiger. Schon vergessen?"
Jimmy atmete einmal tief durch.
„Also gut", fügte er sich in das Unvermeidliche. „Wir haben uns geküsst. Bist du jetzt zufrieden?"
Doch Chazz war damit offensichtlich nicht zufrieden, denn er gab den Weg immer noch nicht frei.
„Geküsst? Sonst nichts? Das ist so…" Er suchte nach einem Wort. „… öde", sagte er schließlich.
„Nein, war es nicht!", begehrte Jimmy auf. „Es war nicht öde. Es war sehr nett!"
„Nett?!", rief Chazz ungläubig aus. „Nett? Ihr hattet eine heiße Knutscherei und alles was du dazu zu sagen hast, ist: es war nett?"
„Ja, was ist falsch daran?", wollte Jimmy wissen.
Chazz schnappte nach Luft.
„Knutschen ist nicht nett! Wenn es nett war, dann habt ihr etwas falsch gemacht."
„Und wenn schon", trotzte Jimmy. „Das ist doch nicht deine Sache." Er schob sich entschlossen an Chazz vorbei und war schon fast im Badezimmer, als er Chazz sagen hörte: „Gut, dann siehst du sie eben nie wieder. Ist nicht mein Problem."
Jimmy hielt mitten in der Bewegung inne und drehte sich misstrauisch zu Chazz um.
„Was?"
„Ach, nichts", winkte Chazz gleichgültig ab.
Jimmy hasste sich selbst dafür, doch er musste einfach wissen, was Chazz mit seiner Bemerkung gemeint hatte.
„Nicht, nichts! Warum sollte ich Katie nicht wiedersehen?"
„Zum Beispiel, weil du im Training bist?", erklang die Stimme ihres Trainers.
Beide Männer sahen reichlich verblüfft in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war und sahen ihren Trainer in der offenen Tür seines Büros stehen.
„Warum seid ihr um diese Uhrzeit eigentlich noch nicht im Bett?", rief er wütend.
„Wir sind schon weg", murrte Chazz, packte Jimmy am Arm und zog ihn mit sich zu ihrem Zimmer.
Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatten, ließ Chazz sich glücklicher Weise nicht noch länger bitten.
„Frauen verzeihen es dir nicht so leicht, wenn du den ersten Kuss vermurkst", erläuterte er etwas von oben herab.
„Ich habe ihn nicht...", begehrte Jimmy auf, doch er kam nicht weit.
„Ah-ah", drohte ihm Chazz mit dem Zeigefinger. „Nicht lügen, MacElroy. Wenn euer Kuss nett war, dann hast du es vermurkst."
Jimmy ließ sich etwas erschüttert auf sein Bett sinken.
„Und deshalb würde sie mit mir... mit mir Schluss machen?"
Chazz zuckte vielsagend mit den Schultern.
„Wenn du dich das zweite Mal genauso dämlich anstellst... Ja."
„Wirklich?", fragte Jimmy ungläubig.
„Hey, wir reden hier von Frauen", erläuterte Chazz im Brustton der Überzeugung. „Die sind eben so. Du solltest das doch wissen. Bist doch selbst fast eine. Fehlt nur noch das Röckchen", schloss er mit einem schmierigen Grinsen.
Jimmy schenkte seinem Partner einen mörderischen Blick, ging jedoch nicht auf seine Provokation ein.
„Und was mach ich jetzt?"
„Was weiß ich?", gab Chazz zurück und warf seine Arme in die Höhe. „Gib dir das nächste Mal eben mehr Mühe. Wende eine andere Technik an oder..." Ein Ausdruck, der halb Lachen, halb plötzliches Begreifen war, huschte über das Gesicht des dunkelhaarigen Mannes. „Oder war das nicht nur dein erster Kuss mit Katie, sondern dein erster Kuss überhaupt?"
Jimmy fühlte sich in die Enge getrieben und er nagte nervös an seiner Unterlippe.
„Naja...", gab er schließlich kleinlaut zu.
Chazz musste sich die Hand vor den Mund halten um nicht laut loszulachen.
„Aber wehe, du machst dich deshalb über mich lustig!", brauste Jimmy nun auf. „Versprich mir, dass du das niemandem erzählst! Und dass du mich nie damit aufziehen wirst!"
Immer noch grinsend, hob Chazz abwehrend seine Hände.
„MacElroy – du kennst mich!"
„Eben!"
„Okay, ich verspreche es. Solange ich mich mit mir selbst darüber amüsieren darf?" Es war nicht wirklich eine Frage, sondern eine Feststellung.
„Wenn es sein muss", gab Jimmy nach. Chazz würde ohnehin tun, was er wollte. „Aber was soll ich denn jetzt machen?", kam er wieder auf das eigentliche Problem zurück.
„Es heißt, Übung macht den Meister. Ich kenne da ein Mädchen, das dir sicher gern ein paar Nachhilfestunden geben würde", schlug Chazz vor und ließ sich neben Jimmy auf das untere Bett fallen.
„Damit es dann am nächsten Tag in allen Zeitungen steht? Nein, danke", meckerte Jimmy und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Dann macht Katie garantiert noch vor dem zweiten Date mit mir Schluss."
„Auch wieder wahr", gab Chazz zu. „Tja, dann gibt es wohl nur eine Lösung."
„Wirklich?" Jimmys Gesicht erhellte sich. „Du hast eine Idee?"
„The Chazz selbst wird dir Privatstunden geben", sagte Chazz mit mehr als nur einem Hauch königlicher Großspurigkeit.
„WAS?!", rief Jimmy entsetzt aus.
„Ist bei euch bald Ruhe, oder muss ich selbst kommen und euch noch ein Schlaflied singen?!", brüllte zwei Zimmer weiter ihr Trainer.
„Was?", wiederholte Jimmy seinen Aufschrei – nun allerdings nur noch geflüstert.
„Hey – wegen mir muss das nicht sein. Ich habe auch kein gesteigertes Verlangen danach einen Kerl zu küssen. Aber wir sind Partner. Und wenn du schlecht drauf bist, weil dich deine Freundin hat sitzen lassen, dann wird im Training nichts klappen und dann werden wir keinen einzigen Blumentopf gewinnen. Also – was ist jetzt?" Chazz sah seinen blonden Partner abwartend an, der wieder unschlüssig an seiner Unterlippe nagte.
„Dieses Angebot steht nicht ewig, Prinzessin", maulte der dunkelhaarige Mann. „Zehn – neun – acht..."
„Okay, okay", unterbrach Jimmy ihn hastig. „Ich bin einverstanden." Sehr glücklich sah er allerdings nicht dabei aus.
„Am besten zeigst du mir zuerst, wie du sie geküsst hast", meinte Chazz und beugte sich Jimmy mit übertrieben gespitzten Lippen entgegen.
Jimmy runzelte die Stirn und atmete nervös ein und aus.
„Heute noch, wenn's geht", murrte Chazz aus einem Mundwinkel heraus.
Jimmy schloss ergeben die Augen, beugte sich seinem Partner entgegen und ahmte den Kuss zwischen ihm und Katie nach. Doch schon nach wenigen Momenten schubste ihn Chazz von sich.
„Bäh!", machte Chazz und wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab. „Das war jetzt nicht dein Ernst!" Ein Blick in Jimmys verzweifelt aufgerissene Augen sagte ihm jedoch, dass es garantiert kein Scherz gewesen war. „Oh Gott", stöhnte er. „Das einfachste wird sein, wenn du jetzt gleich versuchst, das nachzumachen, was ich mache. Das schaffst du doch wohl, oder?"
Jimmy presste peinlich berührt seine Lippen aufeinander und versteifte sich, als Chazz ihm eine Hand in den Nacken legte und ihn behutsam an sich zog.
„Keine Panik, ich beiße nicht...", murmelte Chazz und legte seine Lippen so unerwartet sanft auf Jimmys Mund, dass dieser seine verkrampfte Haltung nach und nach aufgab.
Es war im Prinzip wie auf dem Eis.
Chazz führte ihn und stützte ihn und fing ihn auf.
Doch anders als auf dem Eis, war er hier ein absoluter Anfänger und die Choreographie war ihm völlig fremd.
So gut er konnte, ahmte er Chazz' minimale Lippenbewegungen nach und fand nach und nach sogar Gefallen daran.
Chazz' Lippen waren nicht besonders weich, aber wunderbar nachgiebig. Sie waren trocken und so warm, dass sich in Jimmys Körper ein wohliges Gefühl ausbreitete.
Als Chazz' Lippen fordernder und leidenschaftlicher wurden, gesellte sich zu dem wohligen Gefühl noch ein aufregendes Kribbeln in seiner Magengrube.
Es war gar nicht wie auf dem Eis.
Es war besser!
Denn hier konnte auch er die Führung übernehmen. Erst noch etwas zaghaft, fing er an, Initiative zu ergreifen. Als er jedoch merkte, dass Chazz ihn gewähren ließ, wurde er etwas sicherer und genoss diese seltene Zurückhaltung seines Partners.
Erst als er eine Zunge an seinem Mund spürte, schreckte er zurück.
„Was machst du da?", fragte er aufgebracht und etwas kurzatmiger, als ihm lieb war.
„Ein bisschen Zunge gehört zu einem guten Kuss dazu", gab Chazz ungehalten zurück.
„Nein." Jimmy schüttelte unnachgiebig den Kopf. „Das mache ich nicht mit. Ich glaube, du hast keine Ahnung, wie viele Bakterien sich auf einer Zunge befinden."
„Stimmt", gab Chazz ungerührt zu. „Aber ich weiß aus sicherer Quelle, dass Katie auch eine Zunge hat. Willst du jetzt also lernen, wie du dein Kätzchen richtig auf Touren bringen kannst, oder nicht?"
Jimmy zögerte.
„Hast du dir die Zähne geputzt?", fragte er schließlich.
„Du meinst in diesem Jahr?", gab Chazz trocken zurück, doch als er Jimmys angewiderte Miene sah, antwortete er wahrheitsgemäß: „Ungefähr eine halbe Stunde, bevor du heimgekommen bist. Zufrieden? Außerdem beschwere ich mich auch nicht über den Erdbeergeschmack von deinem Lipgloss."
„Das ist Lippenbalsam", beschwerte sich Jimmy. „Und den gibt es auch noch mit Vanille- und Kirsch..." Weiter kam er nicht, denn Chazz hatte ihn wieder an sich gezogen und ihre Lippen in einem stürmischen Kuss zusammengepresst.
Jimmys Augenlider flatterten und schlossen sich schließlich ganz. Chazz war wirklich ein sehr talentierter Küsser. Als er leise in den Kuss seufzte, nutzte Chazz die Chance der leicht geöffneten Lippen sofort dazu, um mit seiner Zunge leicht darüber zu lecken und Einlass zu fordern. Und dieses Mal zuckte Jimmy nicht zurück, sondern öffnete seinen Mund noch ein wenig weiter und schmolz förmlich in Chazz' Umarmung.
Als Chazz endlich von ihm abließ, fand sich Jimmy mit dem Rücken auf seinem Bett liegend und er hatte keinen blassen Schimmer, wie er dorthin gekommen war. Es war ihm seltsamer Weise auch völlig gleichgültig.
„Wow", flüsterte er benommen.
„Danke", erwiderte Chazz spöttisch, doch seine Stimme war merkwürdig heiser.
„Du hattest Recht", flüsterte Jimmy weiter. „Küssen ist nicht nett." Er schloss die Augen und murmelte nach einer kleinen Pause: „Wenn es schon mit dir so war... wie unglaublich muss es dann erst mit Katie sein..."
„Auftrag ausgeführt", meinte Chazz trocken und schwang sich die Leiter zu seinem oberen Bett empor.
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Einige Tage später kam Chazz an einem Tattoo-Studio vorbei. Warum er stehen blieb, wusste er selbst nicht. Und warum er hineinging, wusste er noch weniger. Warum er dann auch noch ein Foto von Jimmy MacElroy aus seiner Brieftasche zog (warum hatte er so etwas überhaupt bei sich?) und es dem Tätowierer zeigte, erklärte er damit, dass er betrunken war. Sturzbetrunken. Auch wenn er nur zwei Bier gehabt hatte.
Doch selbst damit ließ sich nicht erklären, warum er in dem Moment, als sich die Nadel zum ersten Mal in seine Haut senkte, an diesen Kuss denken musste.
Ihren Kuss.
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Ende Teil 1
Fortsetzung folgt
