Über Fantasie und Wirklichkeit

So, ihr lieben Leserinnen und Leser. Hier ist unser bescheidener Beitrag zur kreativen Welt des Fanseins. Wir sind drei Autorinnen und entschuldigen uns schon mal im Voraus für das Durcheinander, was dadurch passieren kann. Hoffe euch gefällt diese - später mal nicht so kleine - Geschichte. Und wenn ihr so lieb seit und uns ne Review schenkt - wir sind ja noch fast in der Weihnachtszeit -, dann würdet ihr uns drei überglücklich machen.

Hier geht es vorallem um Sirius, aber die Remus und Harry Freunde werden auch nicht zu kurz kommen. Und später tauchen einige wenige Herr der Ringe Charaktere auf, die aber bis jetzt in unseren Planungen keine allzu große Rolle einnehmen und diese Planungen reichen schon sehr weit und das ist noch eine Untertreibung. Also ihr könnt euch auf einiges gefasst machen, vor allem auf einen etwas holprigen Einstieg. Wird aber besser werden: Wir versprechen es!

Auf Anregung von KabaKakao haben wir das erste Kapitel nochmal überarbeitet, also nicht wundern, wenn ihr denkt es ist nichts Neues dazu gekommen.

Also: Viel Spaß beim Lesen (und noch mehr beim Reviewen!)

So das war die Kür der Bemerkungen, jetzt noch zur Pflicht:

Disclaimer:

Uns gehören die Harry Potter Charaktere leider nicht (nicht mal Sirius, den wir mitlerweile so gut dressiert haben). Sie gehören alle der netten Miss Rowling, also wenn ihr euch jemanden borgen wollt, so wie wir es tun, müsst ihr euch an sie wenden.

Und nun kann's ja losgehen:

1.Kapitel

Über Bücher und andere Probleme

Sirius Black öffnete die Augen. Eben noch hatte er sich in einem Duell mit seiner Cousine Bellatrix befunden, er wusste noch, dass er auf irgendeinen Gegenstand aufgekommen war, doch jetzt lag er auf einem steinernen Boden. Er stand auf und sah sich um. Das Licht von einigen Fackeln zeigte ihm, dass er sich in einem runden Raum befand. Vergeblich suchte er nach dem Vorhang, durch den er meinte gefallen zu sein. Harry, ich muss zu Harry. Ich kann ihn doch nicht einfach so im Stich lassen. Verdammt! Ich hab doch noch ´ne Rechnung mit dieser Todesserin offen.

Auf einmal fiel ihm ein kleiner Tisch in der Mitte des Raumes auf; etwas lag auf ihm. Die Fackeln spendeten jedoch nicht genug um ihm zu offenbaren, was es war. Aber irgendwas gefiel ihm an dem Ding nicht. Da es sich nicht bewegte, musste es wohl ein Gegenstand sein. Wieso also dieses ungute Gefühl? So als ob ihn jemand, die ganze Zeit beobachten würde. Er blickte sich nochmals um, doch da war niemand, zumindest niemand, den Sirius sehen konnte.

Er trat einen Schritt auf den Tisch zu: Es geschah nichts. Auch ein weiterer Schritt lockte keine Reaktion aus dem Ding hervor, doch nun konnte er erkennen, das etwas flaches und helles auf ihm lag. Wieso war er eigentlich so vorsichtig? Er konnte es sich selbst nicht erklären? Vielleicht lag es an dieser komischen Situation, in der er sich befand? Wer konnte schon von sich behaupten, durch einen Vorhang zu fallen und dann in einem rundem Raum ohne jenen zu landen? Außerdem musste der Architekt oder wer auch immer für diese Abstrusität der Baukunst verantwortlich war, betrunken gewesen sein. Wie sonst konnte man auf die Idee kommen, die Wände auch noch schräg zu konstruieren, sodass man sich fühlte als befände man sich im Inneren eines abgestumpften Kegels. Mal im Ernst, wer dachte sich eigentlich so einen Quatsch aus?

Sirius bewegte sich weiter auf diesen merkwürdigen Gegenstand zu. Zu seinem Unmut wollte dieses penetrante Gefühl, beobachtet zu werden, ihn nicht in Ruhe lassen. Nochmals schaute er sich um, doch er konnte nichts sehen, außer den kalten, dunklen Steinwände, die sich wie Baumwipfel in einer abgeflachten Kuppel über ihm wölbten.

Es bereitete ihm Mühe seine volle Konzentration auf den Tisch und auf den Gegenstand darauf zu richten, denn immer wieder schweiften seine Gedanken zu Harry und dem Kampf. Nach einigen weiteren Schritten auf den Tisch zu konnte er endlich erkennen, was darauf lag. Total verwirrt starrte er es an. Ein Buch? Jetzt musste er völlig verrückt sein. Hatte er sich gerade ernsthaft an ein Buch angeschlichen?Er schaute sich das Buch noch einmal genauer an. Es war aufgeschlagen. Da standen genau zwei Worte: Hi Padfoot!

Sirius klappte der Mund auf. Woher kennt dieses verfluchte Buch meinen Spitznamen? Auf dem Buch erschienen feine Linien, die zu Wörtern wurden. Das liegt daran, dass ich alles weiß. Ich weiß zum Beispiel auch wie es Harry geht, aber, dass wirst du vielleicht später von mir erfahren.

"Du weißt, wie es Harry geht?! Sag schon!" rief Sirius. Natürlich weiß ich es, ich weiß doch schließlich alles. Sirius konnte förmlich spüren wie ihm das Buch arrogant zuzwinkerte. Aber ich denke, es ist noch nicht der richtige Zeitpunkt gekommen es dir zu sagen. Oder besser gesagt, ich habe noch keine Lust dazu. Mit einem lauten PLOP verschwand das Buch. Sirius spürte wie sich zu dem Schock, der seinen Körper übermannt hatte, Ärger dazugesellte. Was bildete sich dieses Ding eigentlich ein, oder wer auch immer dahinter steckte? Was sollte das alles? Und ... und wie war das eigentlich möglich?

Hey, konnte das Ding nicht disapparieren? Okay, das Ding war ein Buch und faktisch konnte es also nicht disapparieren, aber es war verschwunden, nicht wahr? Also konnte er es vielleicht auch: Er probierte es. Das Ergebnis war nicht sonderlich befriedigend: Ein heftiger Schmerz durchfuhr seinen Körper. Also nicht Apparieren! Erneut sah er sich im Raum um, richtete den Zauberstab auf eine der Wände und sagte: „Lumos". Doch statt der erwarteten Reaktion, nämlich ein helles Licht an der Spitze seines Zauberstabs, durchfuhr ihn wieder derselbe Schmerz.

„Verdammt!", murmelte er, „Was soll denn das? Klappt hier denn gar nichts mehr?".

Er versuchte noch ein paar andere Zaubersprüche, mit dem Erfolg das er nach wenigen Minuten zitternd vor Schmerz auf dem Boden kniete. Dies nahm er als Anlass dafür aufzugeben.

Frustriert machte er sich auf die Suche nach einem Weg nach Draußen. So also fühlt sich ein Muggle. Er ging an den Wänden entlang, entdeckte aber außer einer Treppe, die sich an die Wand schmiegte und nach unten führte, nichts. Mit einer Fackel aus einer der Halterungen machte er sich schließlich auf den Weg nach unten. Von unten Drang Licht zu ihm hoch, aber sicher war sicher. Und notfalls konnte ihm die Fackel als Waffe dienen.

Er gelangte in einen Raum, der ebenfalls rund war. Dieser Raum war besser beleuchtet als der erste, denn an seiner Decke hing ein Kronleuchter. Seine Wand schien aus aneinandergereihten Bücherregalen zu bestehen. ´Ne Bibliothek, na toll. Noch mehr Bücher, die darauf warten mir zu erzählen, wie viel sie doch wissen. Er wendete sich dem Bücherregal, das sich quer durch den Raum zieht zu. Dort standen Bücher verschiedenster Art: einige waren schon alt und verschlissen und andere schienen noch nie gelesen worden zu sein. Auch auf der anderen Seite des Regals waren Bücher. Im Endeffekt waren fast überall, wo er hinsah Bücher. Vielleicht eine Bücherverschwörung? Sirius schnaubte sarkastisch. Auch das Regal gegenüber diesem, blieb von Büchern nicht verschont. Zusammen bildeten die beiden einen schmalen Gang. Er ging den Gang endlang und schaute sich dabei mit Abscheu die Bücher an: Die Bücher waren ohne jegliche Ordnung in die Regale gestellt worden zu sein und viele von ihnen waren in Sprachen geschrieben, die er nicht kannte. Am Ende des Ganges sah er links die Treppe, auf der er hierher gekommen war und rechts sah er eine weitere Treppe, die nach unten führte. Doch das war nicht alles, anscheinend hatte der Raum noch was anderes als Bücher und Regale zu bieten: Vor der Treppe, die nach unten führte stand nämlich eine kleine Sitzgruppe. In deren Mitte stand ein kleiner Tisch, der dem Tisch im oberen Raum sehr ähnlich sah. Doch vielmehr interessierte er sich für das, was wohl unter ihm lag: Er wandte sich der Treppe zu.

Diese führte in einem weiteren runden Raum, dessen Wand ebenfalls nach innen leicht schräg war und aus schwarz-grauen Steinen bestand. Ein großes Himmelbett aus Mahagoni enttarnte es als ein Schlafzimmer. Die weinroten Vorhänge grenzten es von den dunklen Steinen ab. Auf der linken Seite, dem Bett gegenüber stand ein großer Schrank, ebenfalls aus Mahagoni. Rechts neben ihm hing ein großer völlig zugestaubter Spiegel. Mmh, entweder war hier jemand, der sich nicht zu sehr um Ordnung scherte oder dieses Zimmer wurde seit einiger Zeit nicht mehr benutzt. Der Raum wurde von einem prunkvollen mit Spinnenweben verhangenen Kronleuchter erhellt und seiner Mitte verdeckte ein Tigerfell den sonst kalt wirkenden Marmorboden. Auch hier gab es eine weitere Treppe, die nach unten führte. Neugierig ging er zum Himmelbett und zog die Vorhänge zu Seite. Die Tagesdecke, mit der das Bett bedeckt war, hatte dieselbe Farbe wie die Vorhänge. Zu seiner Überraschung erweckte das Bett den Eindruck als wäre es frisch bezogen. Er war schon merkwürdig, wie gleichzeitig alles so aussah, als würden die Räume bewohnt werden und dann wieder doch nicht. Wieso sonst sollte überall Licht brennen, wenn hier niemand war?

Er drehte sich um und ging zum Schrank, wobei er es fast schaffte über den Kopf des Tigerfells zu fallen. Verdammtes Ding! Er wusste, warum er Katzen nicht leiden konnte. Er öffnete eine der Schranktüren und fand mehrere saubere Hemden und Hosen. Hinter der anderen Schranktür befanden sich Zaubererumhänge in verschiedensten Farben. Das ist ja klasse. Zaubern kann man hier nicht, aber Zaubererumhänge haben sie. Ohne den Schrank weiter zu beachten, ging er die Treppe runter.

Eine Küche erwartete ihn. Erstaunlicher Weise war der Raum ebenfalls rund und seine Wände hatten, genau wie das Schlafzimmer, eine leichte Neigung nach innen. In der Mitte des Raums stand ein langer Tisch mit acht Stühlen. Auf der rechten Seite standen mehrere große Schränke. Auch die linke blieb nicht davon verschont, jedoch gesellten sich noch ein Herd und eine Spüle zu ihnen. Auf der der Treppe gegenüberliegenden Seite, führte eine weitere Treppe hinab. Er wandte sich nach rechts und öffnete einen der großen Schranke. Darin befanden sich auf mehreren Fächern verteilt Lebensmittel aller Art. Auch in den nächsten Schränken fand er Lebensmittel für eine ganze Horde von Leuten. Wer soll das nur alles essen? Ich persönlich werde das nie alles aufkriegen. Er drehte sich um und ging zur anderen Seite der Küche. In den kleinen Schränken befand sich alles, was man zum zubereiten und servieren von Mahlzeiten benötigte.

Die Treppe nach unten führte ihn in einen weiteren Raum, der den äußeren Beschaffenheiten, der anderen glich. Er blickte direkt auf einen Schreibtisch aus dunklem Holz, bei dem ein großer, mit Leder bezogener Schreibtischstuhl stand. Weiter dahinter stand ein großes Regal, das auch aus dunklem Holz war, und indem sich relativ flache bunte Kartons, mit bunten Aufschriften, befanden. An der linken Seite des Raums befand sich eine Polstergruppe aus schwarzem Leder, die aus zwei sich gegenüberstehenden Sofas für drei Personen und einem Sofa für zwei Personen, das die beiden zu einem U verband, bestand und an dessen Seiten je ein kleiner Tisch stand. In der Mitte der Gruppe befand sich ein Couchtisch. Da die Kartons seine Neugier geweckt hatten, blieb ihm nicht anderes übrig als sie sich näher anzusehen. In dem verstaubtem Regal waren wohl gut zwei Dutzend dieser Kartons. Er holte eins von ihnen hinaus. Es war grüne und hatte eine gelbe Aufschrift, die da lautete: Activity.

Auch dieser Raum hatte eine Treppe, die nach unten führte und der Treppe, von der er gekommen war gegenüber lag. Er ging an den Sofas vorbei auf sie zu. Im Gegensatz zum Regal sahen diese so aus, als würden sie noch benutzt. Als Sirius am Rand der Treppe stand, war er froh, dass er immer noch die Fackel mit sich trug, da ihm im nächsten Raum eine gespenstische Dunkelheit erwartete, die selbst das Licht des Wohnzimmers verschluckte.

Beunruhigt ging er die Treppenstufen hinunter. Er hasste die Dunkelheit. In Askaban hatte er eindeutig genug für den Rest seines Lebens bekommen und nicht nur da. Je weiter er in die Dunkelheit ging, umso stärker wurde sein Wunsch hier zaubern zu können. Denn ohne die Fähigkeit zu Zaubern fühlte er sich schutzlos anderen ausgeliefert, vor allem wenn man bedenkt, dass er diesen Ort hier zum ersten Mal sah.

Obwohl die Fackel eigentlich schon längst die Treppe hätte erleuchten sollen, blieb alles dunkel wie es war. Sirius schien völlig im Dunkel zu verschwinden. Selbst die Fackel verschwand, als er sie nun in die Dunkelheit streckte. Es schien als gäbe es eine Wand, an der Licht einfach abprallte. Vorsichtig stieg er weiter in das Schwarze hinab. Nach ein paar weiteren Schritten war er endlich am Boden angelangt. Er schaute sich in der Dunkelheit um und entdeckte einen großen, flachen Lichtkegel, der in der Luft zu schweben schien, ungefähr dort, wo Sirius die Mitte des Raumes vermutete. Jedoch erhellte der Lichtkegel nichts weiteres. Er war wie eine Kuppel, die sich über etwas spannte und außerhalb dieses Bereiches war nichts. Es schien fast so als könnte man die Dunkelheit selbst durch den Lichtkegel sehen, so als wäre die Schwärze selbst ein Gegenstand.

Immer noch vorsichtig ging Sirius auf das silbrigschimmernde Licht zu. Das Licht hatte ungefähr die Konturen, die das Buch im obersten Raum hatte. Und, als Sirius immer näher an den Lichtkegel kam, stellte sich bei ihm das beunruhigende Gefühl ein, dass es tatsächlich um dieses arrogante Buch handelte. Und zur Sirius' Enttäuschung behielt er Recht. Auch dieses Mal standen Worte in ihm, doch das Licht, das von den Seiten des Buches ausging, blendete Sirius zu sehr. Nachdem er sich langsam daran gewöhnt hatte, konnte er die Worte entziffern. Empört las er die Worte, die dort standen: Da du ja jetzt dein neues Zuhause kennen gelernt hast, möchte ich dir sagen, dass ich weiß, wie du hier wieder raus kommst.

oOo

Die Schulglocke schellte. Schnell packten die Schüler ihre Sachen zusammen und machten sich auf den Heimweg. Hannah McGrey wartete bis alle Kinder gegangen waren, dann packte auch sie ihre Sachen zusammen. Gleich müssten ihre beste Freundin Lyra und deren Cousine Sue kommen. Sue war zwar deutlich jünger als Hannah und Lyra, was aber nichts daran änderte, dass die drei sich ausgezeichnet verstanden. Hannah hatte die zwei zum Eis essen eingeladen, da die beiden ihr einmal in einer ungünstigen Situation geholfen hatten.

Die junge Lehrerin schaute sich im Raum um, ein heilloses Durcheinander zierte ihn. Überall lagen Zettel und Süßigkeiten Verpackungen. Ein Buch mit einem blauen Ledereinband, stach heraus. Es erweckte den Eindruck vor geraumer Zeit geschrieben worden zu sein. Sie hatte es bisher noch nie gesehen. Neugierig nahm sie es. Das Buch gab auf den ersten Eindruck nichts von sich Preis, nicht einmal ein Titel war zu erkennen.

Erst wollte die Lehrerin das Buch wieder zurücklegen, doch dann entschloss sie sich dazu es einzupacken. Morgen könnte sie es dem Schüler wieder zurückgeben, der es hier liegen gelassen hatte. Sie legte das Buch zu ihren Sachen und ging nach draußen auf den Flur. Noch war kein Zeichen von Lyra und Sue zu sehen. Komisch, Sue müsste schon längst hier sein, sie hatte doch nur in einem anderen Raum unterricht. Sonst braucht sie doch auch nicht so lange. Ob Richard sie wohl aufhält. Richard, Hannahs Ex-Freund, unterrichtete an derselben Schule wie Hannah. Sue hatte, wie sie es zu sagen pflegte, das Pech bei ihm Physik zu haben. Richard neigte dazu nach der Stunde Schüler dazubehalten, die ihm beim aufräumen helfen sollten. Sue musste heute wohl dazu gehören.

Hannah ging zurück in ihren Klassenraum und schaute sich um. Sie entschied sich dazu nicht wie üblich selbst aufzuräumen, sondern heute ausnahmsweise den Putzfrauen die Arbeit zu überlassen.

Erschöpft von dem langen Tag setzte sie sich an ihr Pult. Ihr Blick fiel erneut auf das Buch, das sie sich kurz zuvor genommen hatte. Sie zögerte noch einen Moment, doch dann schlug sie es auf. Um sie herum wurde alles Schwarz.

oOo

Lyra ging den Korridor der Cardigan-Secondary-School entlang. Mal wieder stellte sie mit einer gewissen Erheiterung fest, wie froh sie war hier nie wieder hin zu müssen. Obwohl ihre Schulzeit schon mehrere Jahre zurück lag, blickte Lyra nie mit Sehnsucht darauf zurück. Natürlich hatte sie hier viele Freunde gefunden, aber außer den Pausen gab es nichts, was ihr je wirklich Spaß gemacht hatte. Umso weniger konnte Lyra es verstehen, dass ihre beste Freundin Lehrerin geworden war.

Lyra war gerade rechtzeitig an Hannahs Klassenzimmer angekommen, um von innen ein merkwürdiges PLOP zu hören. Vorsichtig öffnete sie die Tür und schaute sich im Raum um. Alles war ganz normal. Nur eins machte Lyra stutzig: Sie konnte weder ihre Freundin noch ihre Cousine in diesem Raum entdecken.

Lyra schaute auf ihre Uhr. Komisch. Ich bin doch pünktlich. Wo sind die beiden denn? Die werden doch wohl nicht ohne mich losgegangen sein? Erst da fiel Lyra Hannahs Tasche, die neben dem Pult stand und ein blaues, gebundenes Buch auf. Neugierig nahm sie das Buch in die Hand. Sie schaute sich das Cover genauer an, aber nirgendwo fand sie einen Hinweis auf den Inhalt des Buches.

oOo

Susan Rush rannte die Gänge der Schule entlang. Hauptsache ich laufe jetzt keinem Lehrer mehr über den Weg. Sonst lassen die mich auch noch nachsitzen, weil ich durchs Schulgebäude gerannt bin. Hätte Mr. Ruthermoor mich nicht aufgehalten, würde ich jetzt auch nicht zu spät kommen. Sue hasste es zu spät zu kommen.

Endlich hatte sie den Flur mit Hannahs Klassenzimmer erreicht. Nicht, dass ihre Schule riesig groß war, aber die Tatsache, dass alle Gänge furchtbar verwinkelt waren erschwerte es beträchtlich in kurzer Zeit von einem zum anderen Raum zu kommen. Natürlich musste Sue zugeben, dass so ein Labyrinth aus Gängen auch wirklich Vorteile hatten, vor allem, wenn man das Wort „Hausaufgaben" mal wieder falsch gedeutet hatte und diese deshalb in der Schule erledigen musste. Aber irgendwie war die Schule doch auch so eine Art zweites Zuhause, nicht wahr?

Die Tür stand offen. Zu Sues Verwunderung hörte sie aber keine Geräusche von drinnen. War Lyra etwa mal wieder zu spät?

Als sie in den Raum kam, musste die Schülerin aber mit großer Verwunderung feststellen, dass nicht, wie erwartet, Hannah im Raum war, sondern vielmehr ihre Cousine Lyra dabei war ein seltsames Buch vom Pult zu heben.

Vorsichtig schlich sich Susan von hinten an ihre Cousine heran. Diese war Gott sei Dank so sehr mit dem Buch in ihrer Hand beschäftigt, dass sie ihre Umgebung nicht mehr wahrnahm.

Susan zählte innerlich bis drei, bevor sie dann ihre Hände auf Lyras Schultern legte und diese mit einem gut gelaunten „Hallo Cousinchen" begrüßte.

Vor Schreck wurde Lyras Gesicht kreidebleich und sie ließ das Buch aus den Händen fallen.

oOo

Das nächste an das Lyra sich erinnern konnte, war das sie in einem fast dunklen Raum stand und verwirrt um sich blickte. Als sie sich an das schwache Licht gewöhnt hatte, stellte sie fest, dass sie sich in einem kerkerähnlichen Kellergewölbe befinden musste, das von ein paar vereinzelten Fackeln beleuchtet wurde. Noch bevor sie sich fragen konnte, wie sie hier her gekommen war, stürmte ihre beste Freundin Hannah McGrey auf sie zu und umarmte sie und dann Sue, die neben ihrer Cousine stand und mindestens genauso baff aussah.

„Zum Glück seid ihr hier", sprudelte es jetzt aus der Lehrerin heraus, deren lange blonde Haare ziemlich zerzaust aussahen, „das war ganzschön unheimlich so ganz alleine hier unten. Seid ihr auch durch ein Buch hierher gelangt, na ja zumindest glaube ich, dass es ein Buch war, denn nachdem ich es geöffnet hatte, war ich auf einmal hier."

„Ja, ich glaube schon", antwortete Lyra, „sag mal, gehört das eigentlich dir."

„Nein, das Buch hat einer meiner Schüler liegen lassen, glaub ich zumindest", erwiderte die Lehrerin unsicher.

„Ist ja auch egal. Hat irgendjemand eine Ahnung wie wir hier wieder heraus kommen?", fragte Lyra.

„Da vorne ist ein Ausweg", meinte Sue mit einem Grinsen.

Da sich ihnen kein anderer Ausweg erkennbar zeigte, blieb ihnen nichts anderes übrig als den Durchgang zu erkunden. Sue nahm eine Fackel aus einer der Halterungen und ging zu der Öffnung in der Wand. Zu Lyras Unbehagen hing der Gang voller Spinweben, was den völlig dunklen Tunnel nicht gerade einladend wirken ließ. Doch ihre jüngere Cousine schreckte das nicht ab und so machte sie sich abenteuerlustig daran, sich mit der Fackel einen Weg durch diese Gruselfilm-Accessoires freizukämpfen. Widerwillig folgten Hannah und Lyra ihr. Spinnen waren schließlich nicht ihre Lieblingstiere und der Gestank von verbrannten Spinweben trug auch nicht gerade zu einer gemütlichen Atmosphäre bei.

So gingen sie eine ganze Weile im Dunkeln weiter, ohne eine Tür oder eine Abzweigung vom Weg zu entdecken; sie suchten selbst an der Decke oder am Boden nach Falltüren, doch sie fanden nichts.

Nach circa einer weiteren halben Stunde, obwohl es Lyra viel länger vorkam, endete der Gang in einer kleinen Halle, wobei der Begriff Halle eindeutig übertrieben war. Gegenüber dem Gang, wo sie herkamen, war eine schräge Wand in deren Mitte eine große hölzerne Tür mit mächtigen Eisenbeschlägen in einer Nische Platz fand.

Sue war gerade im Begriff die Türklinke runterzudrücken, als Hannah sagte: „Warte, vielleicht wohnt dort jemand. Klopf doch besser erst." Sue tat wie ihr geheißen.

oOo

Sirius saß in seiner Bibliothek und blätterte in einem Buch. Eigentlich ziemlich sinnlos, wenn man bedenkt, dass er die Zeichen, die die Seiten schmückten, nicht verstehen konnte. Muss wohl Chinesisch oder so sein. Die meisten englischsprachigen Bücher hatte er schon durch, schließlich gab es sonst nicht viel zu tun. Auch wenn seine Abscheu für Bücher ihn erst mal davon abgehalten hat.

Doch nachdem er circa das tausendste Mal das ganze Areal auf einen Ausweg abgesucht hat (selbst der Innenraum, der Küchenschränke blieb nicht verschont), trieb ihn die Langeweile dazu, für ihn außergewöhnliche Dinge zu tun, Lesen bildete lediglich den Anfang. Und es war nicht einmal das seltsamste, denn Mr Black erfand neue sportliche Aktivitäten, wie „Stopfe alle Lebensmittel, die du in den Vorratsschränken finden kannst, in den Müll." (Sein Rekord lag bei 7 Minuten 36, ja es befand sich auch eine Stopuhr unter den Gerätschaften in diesem ... Turm) Man könnte glauben, dass es nicht sonderlich intelligent sei, die gesamten Lebensmittel wegzuwerfen. Aber wie er nach drei Tagen bei dem Alkoholsortiment (Alkohol war in Tagen der Einsamkeit sein bester Freund) feststellen konnte, füllten sich die Lebensmittel immer wieder auf wundersame Weise von alleine (zumindest hoffte er das) auf. Auch der Mülleimer entleerte sich immer, nachdem er den Deckel schloss. Die Toilette hingegen nicht (einer der ekligeren Entdeckungen, aber was tat man nicht alles für die Wissenschaft).

Auch das Kochen war immer mehr in den Mittelpunkt seines alltäglichen Lebens gerückt, denn ohne eine Molly Weasley blieb einen nichts anderes übrig sich selbst zu helfen. Und er musste sich zugestehen, dass er gar nicht mal so schlecht war, wenn man von den anfänglichen Katastrophen einmal absieht.

Eine Brille erregte seine Aufmerksamkeit. Sie lag auf dem kleinen Tischchen neben dem Sofa und es gab eine Sache, die ihn dabei stutzig machte: Er hatte sie noch nie da gesehen. Neugier packte ihn und er ergriff sie und setzte sie auf.

Anstatt dass das Bild vor seinen Augen verschwamm, blieb es klar. Die Brille taugt ja viel. Erst als er sich wieder dem Buch zuwand, sah er, was sich verändert hatte: Statt den merkwürdigen Zeichen, stand jetzt gutes, altes Englisch auf den Seiten. Er las die ersten Zeilen und rümpfte die Nase. Vor ihm lag ein Buch über die Hexenverfolgung im Mittelalter. Und so was in Chinesisch?!? Da hat wohl jemand eine komische Art von Humor. Sirius schlug das Buch zu und stellte es wieder ins Regal. Die Brille würde bestimmt noch nützlich sein, aber jetzt hatte er erst mal genug vom Lesen. Er setzte die Brille ab und steckte sie ein.

Seine Blase machte ihn darauf aufmerksam, das es an der Zeit wäre eine gewisse Örtlichkeit aufzusuchen und so machte er sich auf den Weg runter ins Schlafzimmer.

Er ging auf den Spiegel zu und klappte ihn zur Seite, wodurch er in ein Badezimmer mit schwarzen Fliesen und weißen Wänden gelangte. Dieses hatte er zu seinem Glück schon relativ kurz nach seiner Ankunft entdeckt, um genau zu sein, bei seiner ersten Such-das-ganze-Gebäude-nach-Geheimgängen-ab-Aktion.

Der Animagus hatte sich in letzter Zeit häufiger den Luxus eines langen, ausgiebigen Bades gegönnt, einen Komfort den er in dem alten Haus seiner Eltern nie wirklich genießen konnte. Jetzt benutzte er nur kurz das Klo und machte sich auf den Weg ins Wohnzimmer.

Doch als er am oberen Ende der Treppe stand, hörte er ein Stimmengewirr in seinem Wohnzimmer. Er wusste nicht so Recht, was er davon halten sollte. Menschen! Hier!

Vorsichtig ging er die ersten Stufen runter und zückte dabei aus Gewohnheit den Zauberstab. Er bückte sich und schaute durch die kleine Spalte zwischen Treppe und Decke. Er verspürte den Drang sich in einen Hund zu verwandeln und sich an diesen Leuten, die da unten standen, vorbei zu schleichen, um zu gucken, wie sie in sein Revier gelangt waren. Scheiße, was ist wenn die Leute vom Ministerium sind? Ich hab keine Chance hier weg zu kommen. Ich kann mich doch nicht einmal verwandeln. Er schaute sich die Leute genauer an, Nein, die sind nicht vom Ministerium.

In der Mitte des Wohnzimmers standen drei Frauen. Eine von ihnen schien ein paar Jahre älter zu sein als Harry. Sie hatte braunes Haar mit blonden Strähnchen. Die zweite Frau war eine Blondine, Sirius schätzte sie auf Anfang 30. Die letzte Dame hatte braunes Haar und war einen halben Kopf kleiner als ihre beiden Gefährtinnen.

„Guckt mal, da oben ist jemand", sagte die Jüngere. Mist! Was soll ich denn jetzt machen? Auch die Anderen wandten ihm ihre Aufmerksamkeit zu.

„Hi", sagte Sirius, was anderes brachte er nicht heraus. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen ging er langsam die Treppe runter.

Die drei Personen, die mitten in seinem Wohnzimmer standen, sahen nicht nach Zauberern aus.

„Der sieht fast so aus, wie ich mir Sirius Black immer vorgestellt habe.", sagte das junge Mädchen mit den braunen Haaren und dem weißen Top, das erheblichte Teile ihres Bauches freiließ.

„Wer?", fragte die Brünette.

„Erinnerst du dich an das Buch, was du mir geschenkt hast, Lyra?"

„Welches?" fragte die angesprochene Frau, die wohl Lyra heißen musste, zögerte kurz und sagte dann: „Ah, meinst du dieses über diesen Zauberer, warte, wie heißt der noch mal? Jetzt fällt's mir wieder ein Harry Potter, nich'?"

„Ja genau, und im dritten Teil davon hat sein Patenonkel Hogwarts, das ist die Schule für Zauberei und Hexerei, terrorisiert."

Sirius kam sich ziemlich verarscht vor. Wahrscheinlich macht sich dieses Buch gerade über mich lustig.

„Ich habe Hogwarts nicht terrorisiert, ich wollte lediglich die Ratte von meinem Patensohn fernhalten!", faucht Sirius.

„Haha, das meinst du jetzt nicht ernst! Wenn du Sirius Black bist, dann bin ich die Kaiserin von China.", erwiderte die Göre und unterstrich das Gesagte deutlich mit Gesten.

Wenn das Buch es so will, dann werde ich eben mitspielen. Ich werde mich jedenfalls nicht von diesem alten Seitenhaufen geschlagen geben. Sirius hatte schließlich keine Probleme damit sich auf ein kleines Theaterspiel einzulassen. Würde vielleicht sogar Spaß machen, etwas was er dringend gebrauchen könnte.

Sirius fiel auf die Knie und schaute sie unterwürfig an. „Oh, meine Gebieterin, ich stehe Ihnen Tag und Nacht zur Verfügung! Es muss unheimlich schwer sein ein Land mit so vielen Einwohnern wie China zu regieren! Respekt, eure Hoheit!"

„Nun dann, Mr. Black, befehle ich ihnen sich in einen Hund zu verwandeln!", konterte das Mädel.

„Sue, jetzt sei nicht so unhöflich! Also jetzt, Spaß bei Seite, wie heißen sie?", mischte sich die blonde Frau, die sich bis jetzt im Hintergrund gehalten hatte, ein.

„Tja, wenn ich nicht Sirius Black heißen darf, dann nennt mich eben Padfoot. Und was das Verwandeln angeht, Hochwürden, das würd' ich ja gerne, aber es klappt hier drinnen nun mal nicht."

„Das kann ja jeder sagen, Padfoot! Du kannst es ja einfach mal draußen probieren, oder arbeitet dein Gehirn, nachdem du 12 Jahre in Askaban gesessen hast, nicht mehr so gut, dass du nicht auf diese Idee kommst", sagte Sue und ein schelmisches Grinsen umspielte ihre Lippen, „und außerdem, glaubst du wirklich, ich wüsste nicht das Padfoot Sirius' Spitzname ist. Na ja, man muss dir eins lassen, wenigstens hast du Geschmack bewiesen und dir den besten Charakter aus dem Buch ausgesucht."

Ja, natürlich kennt das Buch meinen Spitznamen. Es hat ihn ja auch schon früher benutzt.

„Danke! Ein so großes Kompliment hätte ich von einer so bedeutenden Führungskraft, wie Sie es sind, nicht erwartet. Wenn Sie mir den Weg nach draußen zeigen, und man draußen tatsächlich Zaubern kann, werde ich gerne Ihren Befehl ausführen." Insgeheim fand Sirius die ganze Situation sehr amüsant.

„Kommen Sie mit, ich werde mir die Chance einen Animagus in voller Aktion zu erleben natürlich nicht entgehen lassen."

Sue ging die Treppe nach unten herunter und Sirius folgte ihr gespannt. Mal sehn, was sie mir jetzt präsentieren will.

Der Raum war wie immer mit einer unheimlichen Schwärze ausgefüllt. Und Sirius konnte spüren wie sich sein Körper anspannte.

„Geh einfach an der Wand entlang, dann findest du schon die Tür nach draußen!", hörte er Sue sagen. Sirius tastete sich an der kalten Wand entlang und erreichte eine Stelle, an der diese unterbrochen war. Er ging durch diese Öffnung und ganz plötzlich konnte er erkennen, dass er in einer unterirdischen (zumindest glaubt er, dass es unterirdisch sein musste) Halle gelangt war. Die Halle wurde nur von dem schwachen Licht der Fackel, die Sue trug, erhellt. Er trat verdutzt näher an Sue heran und hoffte, dass er durch den Gang, den er jetzt sah, nach Draußen gelangen konnte. Fußtritte waren hinter ihm zu hören und er vermutete, dass die anderen ihnen gefolgt sein mussten.

„Na los, mach schon. Ich will was sehen!"

„Ich werd' mein Bestes geben."

Sirius zog seinen Zauberstab heraus und sagte: „Lumos!" Er wollte erst mal mit einem einfachen Zauber anfangen, da er gemerkt hatte, dass je komplizierter ein Zauberspruch war, umso mehr Schmerzen verursachte er. Doch der Schmerz, auf den er sich gefasst gemacht hat, trat nicht ein, stattdessen erhellte ein Licht, dass von der Spitze seines Zauberstabs kam, einige Spinnenweben an einer Wand. Sues Gesicht verwandelte sich in Bruchteilen einer Sekunde in eine Fassade aus schierer Fassungslosigkeit. Sirius grinste. Auch die Gesichter der beiden anderen trugen zu seiner Belustigung bei.

„So und nun zu deinem Hund!" Er verwandelte sich und tollte danach schwanzwedelnd im Raum herum. Sue wirkte nun noch bleicher (falls das überhaupt möglich war) und auch die anderen sahen nicht besser aus. Sirius verwandelte sich wieder in seine menschliche Gestalt zurück und musste unwillkürlich bei dem Anblick ihrer Gesichter erneut grinsen. Komisch ist das schon, sie scheinen nicht damit gerechnet zu haben, dass ich wirklich zaubern kann. Das würde darauf hindeuten, dass sie vielleicht doch nicht von dem Buch gemacht sind, aber woher wissen sie dann so viel über mich?

„Ach du heilige Scheiße, Hannah, zwick mich mal", sagte Lyra und zupfte der Blondine am Ärmel.

„Wow", sagte Sue sichtlich beeindruckt, „Zauber noch mal was, zum Beispiel verwandle mal diese Münze hier in ein Buch." Sie zog ein silbriges Metallplättchen aus seiner Hosentasche.

„Ne, meine Liebe, von Büchern hab ich die Schnauze gestrichen voll, aber wie wärs mit einem Apfel." Er nahm das metallene Ding und wenige Sekunden später hielt er einen großen, roten Apfel in der Hand und biss genüsslich hinein.

„So langsam fang ich an dir zu glauben", sagte Sue leise.

„Dann heißt das, dass ich dich nicht mehr mit Hoheit ansprechen muss", sagte Sirius und schenkte ihr ein freundliches Lächeln.

„Nein, natürlich nicht. Aber irgendwie werde ich das schon vermissen", erwiderte Sue, die wieder Farbe im Gesicht hatte, „Mein Gott, das wird mir niemand glauben."

„Wieso?", fragte Sirius, der wirklich auf die Antwort gespannt war.

„Weil es nun mal nicht alltäglich ist, dass man Helden aus einem Roman begegnet!"

Sie schien also wirklich daran festzuhalten, dass er aus einem Roman stammt. Aber wie kann das sein? Das Mädchen musste lügen oder etwas wirklich Komisches ging hier von.

„Das kann nicht sein, ich stamme nicht aus einem Roman!" Etwas anderes als Ignoranz wollte Sirius Verstand erst mal nicht zulassen.

„Doch, natürlich tust du das. ", die Brünette verschränkte keck ihre Arme vor der Brust und sah ihn durchdringend an, „Du bist Harry Potters Pate, der kurz nachdem Tod von James und Lily, Harrys Eltern, für den von 14 oder waren es 13? na ja auch nicht so wichtig, auf jeden Fall bist du für den Mord"- an dieser Stelle weiteten sich die Augen der Blondine in Panik-„ an ... ein paar Leuten nach Azkaban gebracht worden. Keine Panik Hannah, der ist ein braver Schoßhund, ups", hier hielt sich Sue eine Hand vor den Mund und kicherte und Sirius runzelte die Stirn. Er tendierte so langsam dazu, dass dieses Mädchen vielleicht doch recht hatte, nicht weil sie so viel über ihn wusste, sondern vielmehr weil sie ihm viel zu sympathisch war und sich einfach nicht wie eine Lügnerin benahm.

Noch bevor das Kichern erstarb fuhr sie fort: „Er hat diese Menschen nämlich gar nicht umgebracht, dass war nämlich Peter Pettigrew, einst James und Paddys, ups schon wieder, tuuuut mir ganz aufrichtig Leid, Mr. Black", sie klimperte ihn mit großen Unschuldsaugen an, die er ihr natürlich nicht abnahm, „ also Wurmschwanz, ähh Pettigrew, wie auch immer, war deren Freund in der Schule und er hat nämlich James und Lily verraten und danach diese ganzen Menschen umgebracht und anschließend hat er seinen eigenen Tod vorgetäuscht und hat sich in eine Ratte verwandelt. Tja, und Pa... Sirius mein ich, ist dann für diese Morde ins Gefängnis gekommen, stimmt doch, oder?"

Sirius hingegen kriegte gar nicht mit, dass sie von ihm eine Antwort erwartete, denn er war immer noch von ihrer Erzählung gefangen genommen, nicht von dem Inhalt selbst, denn den kannte er leider, dachte er verbittert, nur zu gut, sondern von der Art und Weise, wie sie es erzählt hat: Als würde sie wirklich von einem ihrer Lieblingsromane? reden und nicht von etwas realem, nicht von etwas, das so viel Kummer bereitet hat. Sie hatte so darüber gesprochen als wäre es etwas vollkommen unwichtiges und nicht der grauenvolle Mord an so vielen Menschen , nicht einer der verheerernsten Tage seines Lebens , nicht der Tag, an dem er seine besten Freunde verloren hat, gewesen. In ihm stieg eine unheimliche Wut hinauf: Wie konnte sie es nur wagen so über ihren Tod zu reden und Wurmschwanz Massaker so herabzusetzen?

Vielleicht weil es wahr ist. Vielleicht bist du wirklich nur eine blöde Figur aus einem Roman, antwortete eine Stimme in seinem Kopf. Er wusste nicht, ob ihn diese Möglichkeit beruhigen sollte oder nicht.

„Mr. Black, huhu", eine Hand fuchtelte vor seinem Gesicht rum und riss ihn aus seinem gedanklichen Selbstgespräch.

„Wa ... ? Ja, ja so war es", brachte er hervor.

Wieder fing sie an von seinem Leben zu erzählen wie von einem ... Roman, anders konnte man es Sirius Meinung nach nicht ausdrücken.

„Oh, ähmm, das tut mir Leid, Mr. Black", sagte jetzt die Blondine und lächelte ihn mitfühlend an. „Was ist dann passiert?"

Sirius war gerade dabei seinen Mund aufzumachen um eine Antwort herauszuquetschen, als das junge Mädchen munter weiterplapperte und seine düstere Lebensgeschichte preisgab. Doch die Hauptperson dieser phantastisch klingenden Geschichte kriegte nicht wirklich mit von dem, was Sue erzählt. Ihr überkam viel mehr ein Gefühl der Unwirklichkeit. Es konnte einfach nicht sein, was da alles passierte. Erst dieses Buch und dann diese drei Frauen. Was war hier eigentlich los? Was wurde hier für ein Spiel mit ihm gespielt?

Er wusste nicht, ob er all dies glauben sollte. Aber so langsam machte sich eine Stimme in seinem Kopf breit die leise flüsternd ihm klar zu machen versuchte: Was soll's? Was hast du schon zu verlieren? Selbst wenn dieses Buch dahintersteckt, was kannst du schon dagegen machen? Aber Sirius wollte auch nicht zum Narren gehalten werden? Er hatte die Schnauze voll davon. Was also tun?

Er schüttelte seinen Kopf um wieder Klarheit in seinen Kopf zu kriegen und bemerkte, dass die beiden älteren Frauen vor ihm ihn mitleidig ansahen. Wie sehr er Mitleid hasste! Genau das war das einzige, was ihm viele der Ordensmitglieder die ganze Zeit über entgegengebracht hatten; ihm, den armen Mann der zwölf Jahre seines Lebens unschuldig in Azkaban verbracht hatte. Sie taten alle so, als hätten sie eine Ahnung, aber wie konnten sie ...?! Was würde ihm ein „Es tut mir Leid" helfen? Es würde nichts besser machen. Und diese Frauen, sie hatten doch auch keine Ahnung!

Unbewusst ballte er seine Hände zu Fäusten zusammen.

Doch da war noch etwas anderes. Neben dem Mitleid war noch etwas anderes zu sehen. Schock, Verwirrung und Unglaube?

„Das ist ja alles schön und gut, oder auch nicht ganz so schön", fügte die Brünette in seine Richtung hinzu, „aber mich interessiert im Moment mehr, wo wir hier sind und wie wir hier wieder rauskommen. Können Sie uns da vielleicht weiter helfen, Mr. Black?"

„Was? Ach so ja, ähm weiß ich nicht", sagte der Angesprochene und war dabei gleichzeitig erleichtert über die Wendung die das Gespräch nahm und verärgert darüber, dass sich die Frau einen Dreck um sein bisheriges Leben zu scheren schien.

Die Frau sah ihn verwirrt an. „Aber ich dachte Sie wohnen hier, dann werden Sie doch wohl wissen wie man hier wieder rauskommt. Ich hab nämlich noch besseres zu tun, als mich hier mit irgendwelchen Romanfiguren rumzuschlagen."

„Also ich find ihn cool!", warf Sue ein, „Wir können gerne noch etwas länger hier bleiben."

„Ich wohne hier nicht. Ich bin hier ...eher unfreiwillig", erwiderte der Animagus energisch.

„Wieso eigentlich? Ich meine, du solltest eigentlich tot sein. Nicht das ich das befürworten würde. Aber du bist doch durch diesen Vorhang gefallen ..."

„ ... und hier rausgekommen, ja."

„Ach so. Na gut. Und jetzt kommst du hier selbst nicht mehr raus?"

„Nein, komme ich nicht."

„Das heißt wir kommen auch nicht raus?"

„Scheint so."

„Guck mal, Lyra. Musst dich wohl doch mit irgendwelchen Romanfiguren rumschlagen."

„A-aber was machen wir denn jetzt? Wir können doch nicht einfach hier bleiben", die blonde Frau wirkte sehr bleich und hielt sich am Arm ihrer Freundin fest.

„Dann suchen Sie sich doch einen Weg nach draußen, Sie können mir dann Bescheid sagen, wenn Sie ihn gefunden haben", grummelte der einzige Mann in der Runde und drehte sich um und ging wieder in den Wohnschacht. Sollten die Muggel doch probieren einen Ausweg zu finden, er hatte jedenfalls momentan genug von all dem Irrsinn.

Lyra sah dem komischen Mann nach, der gerade so mir nichts, dir nichts durch die Tür in der Wand verschwunden war. Sollt er doch gehen, als ob sie auf eine unfreundliche Romanfigur angewiesen wären.

Sie sah nacheinander ihre Cousine und dann Hannah an. „Wir finden schon irgendwie einen Weg hieraus.", sagte Lyra, wohl mehr um sich selbst davon zu überzeugen, als um ihre Begleiterinnen aufzubauen.

„Und wie, wenn ich fragen darf?", blaffte Sue sie an. „Du hast doch gehört, was Sirius gesagt hat, es gibt hier keinen Weg raus. Zumindest nicht aus diesem Wohngebäude da." Die Schülerin deutete auf die Tür, durch die Sirius verschwunden war. „Und hast du auf dem Weg hierhin irgendwo eine Abzweigung oder eine Tür gesehen.

„Also, um genau zu sein, hab ich so gut wie gar nichts gesehen", blaffte Lyra zurück, „weil dieser Tunnel da hinter uns verdammt dunkel war, falls du dich daran erinnern kannst."

„Streiten hilft uns jetzt auch nicht weiter", unterbrach Hannah die zwei Streithähne.

„Also ich geh jetzt da rein. Ist mir egal, was ihr macht!", Sue wirbelte herum und stolzierte in die Dunkelheit, die die Felstür hinter sich barg.

Lyra verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Ja, dann: Viel Spaß!"

Hannah sah Sue hinterher und wendete sich dann mit besorgtem Ausdruck an ihre Freundin: „Wir können sie da doch jetzt nicht alleine rein gehen lassen!"

„Dann geh doch einfach mit", Lyra zuckte mit den Schultern, „mir ist das doch egal, was sie macht. Sie ist schließlich alt genug um auf sich selbst aufzupassen."

„Aber, wir kennen diesen Typen doch gar nicht, und…"

„…wieso machst du dir Sorgen, Sue scheint ihn doch zu kennen."

„Lyra! Jetzt sei doch mal vernünftig."

„Wenn du unbedingt vernünftig sein willst, dann geh ihr doch hinterher!"

Hannah sah ihre Freundin beleidigt an. „Das mach ich jetzt auch. Du kannst ja selbst schau'n, wie die zu Recht kommst." Und damit stiefelte die Blondine Sue hinterher.

So, das war's erstmal. Hier nochmal zur Erinnerung: Ganz lieb das lila Knöpfchen unten links drücken. Kommt, ihr wisst das ihr das wollt!