Letzte Augenblicke
Die Drachen haben den Krieg gewonnen. Die Zukunft konnte nicht gerettet werden. Viele Magier verloren im Kampf dabei ihr Leben. Wieder andere lagen auf den Trümmern von Crocus. Während wenige nur verletzt waren, lebten die meisten gerade ihre letzten Atemzüge. Doch das hiess nicht, dass die Liebe für immer verloren war…
xxx
Cobra nahm die letzte Kraft, die ihm noch blieb, zu sich und zog Kinana so fest er noch konnte in seinen Armen. Für eine letzte Umarmung. Beide waren schwer verwundet und mit Blut überströmt. Sie würden bestimmt nicht mehr lange unter den Lebenden weilen. Wahrscheinlich würden sie schon in wenigen Minuten ins Jenseits gehen.
Aus diesem Grund war Kinana trotz ihrer Verletzungen über das Schlachtfeld gerannt, um an der Seite des Mannes zu sein, mit dem sie diese besondere und wertvolle Bindung hatte. Und wenn sie schon sterben sollte, dann an seiner Seite. Es war ihr egal, ob sie ihre Erinnerungen jemals wieder finden würde, sie wollte an seiner Seite sterben.
Cobra hatte für eine Zukunft gekämpft. Ihm persönlich war es egal, ob es eine Zukunft für diese Menschen geben würde, die ihm von seinem besten Freund getrennt hatten. Doch für sie… für Cuberos wollte er kämpfen. Damit sie in einer Zukunft ohne Schrecken und Gefahren leben konnte. Aber leider konnte keiner der sieben Dragonslayer einen Drachen besiegen. Es frustrierte Cobra, dass er dieser Steindrachen nicht besiegt hatte. Nun war er tödlich verletzt und das schlimmste, Cuberos wurde auch von diesem Schweinehund von einem Drachen verwundet. Sie würde nicht leben. Wenigstens würden sie gemeinsam sterben.
„Erik… ich habe Angst…", flüsterte Kinana, während ihr Atem immer schwerer wurde. Cobra legte eine Hand tröstend auf ihrem Kopf. Auch er fand immer mehr Schwierigkeiten um zu atmen.
„Das… musst du nicht… ich bin bei dir… Cuberos…", keuchte er und atmete noch schnell ihren Duft ein. Ihr Geruch war süss und giftig. Und ihre Stimme… ach, selbst mit diesem Keuchen klang es wie Musik in seinen Ohren. Er hörte noch, wie sie leise kicherte.
„Mein… mein richtiger Name… ist Kinana…", hauchte sie so leise, dass nur Cobra und die Steintrümmern sie hören konnten. Cobra liess ihren Namen mehrmals auf seinen Lippen gleiten. Kinana… welch wunderschöner Name.
„Kinana…"
Die Lilahaarige sah langsam zu ihm hoch. In ihren Augen wich jegliches Leben. Wahrscheinlich sah sie dasselbe in seinem Blick.
„Du musst keine Angst haben… Kinana… Diese Wunden… sind nichts… Wir gehen eigentlich in eine neue Welt… in der wir endlich wieder zusammen sein werden… Kein Fluch, niemand, die uns trennen werden… Nur du und ich… in aller Ewigkeit…", flüsterte Cobra. In Kinanas Augen fing etwas zu glänzen an.
„Du wirst immer bei mir bleiben? Versprochen?"
„Ich schwöre es… Du bedeutest mir einfach zu viel…"
Kinana bettete ihren Kopf gegen seine Brust. Sie glaubte ihm. Sie wollte mit ihm in aller Ewigkeit zusammen sein. Auch er bedeutete ihr viel mehr als alles andere… mehr als Fairy Tail. Sie wusste nicht warum, doch das war ihr egal. Tief in ihrem Herzen wusste sie, dass er ihr wichtig war. Dass sie immer auf zählen konnte. Dass sie ihn… liebte.
„Erik… ich liebe dich…", hauchte Kinana, noch leiser als vorher. Jetzt oder nie musste sie ihre Gefühle gestehen. Sie würden sowieso nicht mehr lange leben. Wenigstens werden sie nicht mehr getrennt werden.
„Ich dich auch… Kinana…", erwiderte Cobra glücklich, genauso leise. Ja, er liebte sie auch. Als Schlange war sie sein bester Freund gewesen, doch als Frau war sie noch mehr. Kinana strahlte ihn an und sein Herz begann zu beben. Selbst mit all dem Blut und mit den schlimmen Verletzungen, war und blieb sie das schönste Geschöpf, das er je gesehen hatte. Als Schlange war sie schon ein bezauberndes Wesen gewesen, doch jetzt. Selbst so kurz vor dem Tod war sie wunderschön. Kinana hob ihre Hand und strich über die Narbe, die sein rechtes Auge zierte. Die andere Hand glitt auf seine Wange und berührten sanft seine gebräunte Hand, was Cobra angenehm erschaudern liess. Er selber streichelte ihr samtiges Haar und berührte ihre weiche, aussergewöhnliche blasse Haut, während ihre Nasenspitzen sich berührten.
Zum ersten und letzten Mal versiegelten Cobra und Kinana ihre Lippen, die sich nie trennen würden…
xxx
„Shrimp..."
„J... Ja, Gajeel?"
„Komm zu mir..."
Levy nahm ihre letzte Kraft zu sich und kroch den letzten Meter, der sie noch vom Eisendragonslayer trennte. Dabei hinterliess die Blauhaarige eine blutige Spur.
Als Gajeel gegen diesen Drachen kämpfte, wollte sie ihn unterstützen. Sie hatte sich nie getraut ihm zu verraten, was sie für ihn empfand. Darum wollte Levy nicht, dass er stirbt. Dafür musste sie bei ihm sein und ihn im seinen Kampf unterstützten. Doch leider wurde sie rasch abgelenkt und sah die Pranke nicht, die auf sie niedersauste. Gajeel hingegen schon. Er hatte sich vor ihr gestellt und den heftigen Hieb abbekommen. Die Scriptmagierin war dann so verzweifelt bei diesem Anblick, dass sie den Drachen mit blinder Wut angriff. Doch diesmal verfehlte die Pranke sein Ziel nicht.
Gajeel hatte nicht gewollt, dass sie ihm folgte. Das war viel zu gefährlich für so ein zierliches Mädchen wie seine Levy. Doch sie war trotzdem gekommen und trotz seiner Sorge erwärmte sich sein Herz, als sie an seiner Seite erschien. Sie unterstützte ihn so gut er konnte. Was der Drache nicht davon abhielt, seine Pranke auf Levy niedersausen zu lassen, als sie gerade abgelenkt war. Gajeel wollte, dass seine Levy lebte, darum zögerte er nicht lange, bevor er sich zwischen ihr und der Pranke setzte. Doch sein Opfer hatte nichts genutzt, denn nun hatte sein Shrimp selber eine tödliche Wunde bekommen. Nun würden sie beide sterben.
Als Levy endlich bei Gajeel angekommen war, kuschelte sie sich gegen ihn und legte die Hand auf die klaffende Wunde auf seiner Brust.
„Ich will... dich an meiner... Seite haben... Damit ich... ich dich nicht... suchen muss... sobald wir auf der anderen Seite sind", keuchte Gajeel schwer atmend.
„Bitte... Gajeel... sprich nicht... von... Tod und Sterben...", erwiderte Levy, die dieselben Atemschwierigkeiten hatte wie er.
„Levy... wir werden nicht... sterben... wir gehen... in einer besseren Welt, wo alles besser wird..."
Beide fingen heftig zu husten an. In wenigen Minuten werden sie bald nicht atmen.
„Gajeel..."
„Hm..."
„Bevor... wir... auf die andere Seite... fallen... solltest du wissen... dass ich... ich liebe dich...", hauchte Levy. Sie hatte es ihm doch noch sagen können.
„Dich auch... Levy...", erwiderte Gajeel und irgendwie klang er erleichtert.
Beide schlossen die Augen mit einem Lächeln, das nie enden würde...
xxx
Gray zog so gut er konnte Juvia gegen seine Brust. Wenn sie schon sterben würden, dann zusammen.
Gray hatte eine schlimme Verletzung erwischt, während er gegen einen dieser kleinen Laserdrachen kämpfte. Diese Bestie wollte ihn noch etwas foltern bevor sie ihn töten würde. Doch da kam Juvia dazwischen und beschützte Gray verzweifelter denn je. Sie schaffte es, denn Laserdrachen zu töten, doch leider hatte dieser ihr eine tödliche Wunde am Hals hinterlassen.
„Gray-Sama...", flüsterte Juvia mit trauriger Stimme.
„Juvia, lass bitte das Sama weg...", zischte Gray kraftlos. Doch selbst vor dem Tod wollte er noch etwas Würde behalten.
„Gray... bitte sag Juvia die Wahrheit... was passiert nun mit uns... Werden wir... sterben?", fragte Juvia mit kindlicher und ängstlicher Stimme.
„Nein... werden wir nicht... Wir werden in einer anderen Welt gehen... wo wir keine Feinde mehr haben... wo niemand mehr dir wehtun wird... wo ich dich nie mehr ignorieren werde... Es tut mir leid... dass ich deine Gefühle nie ernst genommen habe... Ich hatte einfach Angst, dir irgendwie weh zu tun... oder dich zu verlieren... wie ich schon Ul verloren habe..."
„Das macht nichts... Juvia nimmt es Gray nicht über... dafür liebt Juvia Gray viel zu stark..."
„Gray liebt Juvia genauso fest..."
Sanft nahm Gray Juvias Hand, die er nie mehr loslassen würde...
xxx
„Rogue..."
„Yukino..."
Der Schattendragonslayer und die weisshaarige Stellarmagierin sahen sich mit den Blicken jenen an, die den heutigen Abend nicht mehr erleben werden.
Sie hatten schon vorher nebeneinander gekämpft. Doch nie konnten richtig miteinander reden und nie haben sie vor den Kampf die Gelegenheit bekommen, ihre Gefühle einander zu gestehen, da sie nie alleine gelassen wurden. Schon seit sie sich zum ersten gesehen haben, hatten sich Rogue und Yukino ineinander verliebt. Doch keiner getraute sich den ersten Schritt zu tun. Yukino war immer noch traumatisiert seit der Trennung mit ihrer Schwester und Rogues stolz war ihm immer im Weg. Doch nun würden sie beide sterben. Sie hatten nicht mehr lange zu leben.
Beide schwer verwundet und nicht mehr lange lebend, gingen Rogue und Yukino aufeinander zu mit letzter Kraft. Überglücklich trotz allem fielen sie sich gegenseitig in die Arme und liessen sich erschöpft auf den steinigen Boden fallen.
„Yukino... es tut mir leid... Ich hätte dich damals gegen Gemna... verteidigen sollen", hauchte Rogue mit tränennassen Augen, dessen Atem immer mehr stockender wurde.
„Bitte, Rogue... wein nicht... Ich verzeihe dir... Ich... ich bin einfach froh, dass ich mit dir... in deinen Armen... sterbe...", erwidert Yukino, die ihre eigenen Tränen selber nicht zurückhalten konnte und immer mehr Schwierigkeiten fand um noch zu atmen.
„Sprich nicht... von... sterben... Wir werden... einfach... in einer besseren Welt rübergleiten... wo dich... niemand... dich... wegen... einer Niederlage... verbannen... und demütigen wird... Wo ich... dich immer beschützen werde... Yukino... in aller Ewigkeit...", sagte Rogue mit fester Stimme, trotz dem heftigen Husten und dem Keuchen, die immer stärker wurden. Yukino sah ihn strahlend an. Das war das Schönste, was je jemand zu ihr gesagt hatte. Sie glaubte ihm. Sie würden hier einfach einschlafen und in einer besseren Welt aufwachen, wo sie ewig zusammen sein werden. Doch vorher musste Yukino etwas wichtiges hinter sich bringen.
„Rogue... ich liebe dich..."
„Ich dich auch... mein Stern..."
Ein Sonnenstrahl beleuchte die beiden Liebende, die sich nie wieder loslassen würden...
