Kleine Kinder – kleine Sorgen, große Kinder – große Sorgen
„Jürgen, Gott sei Dank, dass du noch nicht weg bist", ächzte Rokko, als er den Kiosk seines Freundes betrat. „Ja, noch nicht, aber gleich. Sabrina ist so selten in der Stadt, seit sie mit diesem Scheichi-Scheich zusammen ist", murmelte Jürgen in der Hoffnung, dass Rokko gleich wieder gehen würde. „Es geht auch ganz schnell. Ich habe da ein Problem mit meinem Laptop." – „Schnell und Computerprobleme schließen sich bei dir doch aus. Zeig mal her", seufzte Jürgen genervt.
„Man, Rokko, wann legst du dir endlich einen ordentlichen Virenschutz zu, he?", schimpfte Jürgen vor sich hin. „Ich werfe doch nicht…", begann Rokko. „… einem raffgierigen Software-Mogul Geld in den Rachen", vervollständigte Jürgen. „Aber so oft wie du deswegen schon bei mir warst… Da hätte sich eine Software schon längst rentiert." Kopfschüttelnd betätigte Jürgen ein paar Tasten des Laptops. „Ächem", räusperte er sich dann. „Versteh mich jetzt nicht falsch, ja? Aber der Virus, den du dir da eingefangen hast…" – „Sag jetzt bitte nicht, du kannst nichts dagegen tun?!", fiel Rokko Jürgen aufgeregt ins Wort. „Doch, doch. Es ist ja nur… also, das ist ein Virus, den man sich auf den Rechner holt, wenn… also… Kennst du Youporn?" – „Ich bin verheiratet!", verteidigte Rokko sich. „Pornos gucken geht in so einem Fall vielleicht als Recherche durch", grinste Jürgen. „Mach du nur deine dummen Witze", winkte Rokko ab. „Lisa und ich sind sehr glücklich und es läuft in jeder Hinsicht gut. Kann dieser Virus denn anderweitig auf meinen Laptop gekommen sein?", suchte er nach einer Erklärung. „Über einen anderen Nutzer zum Beispiel. War denn einer eurer Ableger an dem Gerät?" – „Ich… denke…", dachte Rokko laut nach. „Saskia ist dafür noch zu jung. Die glaubt noch, dass der Storch die Kinder bringt." – „Und was ist mit Philip?" – „Der ist 13, das ist…" – „… das Forscheralter", grinste Jürgen. „Und wenn er nicht nach Lisa kommt, dann…" – „Kannst du nicht über irgendwelche temporären Dateien herausfinden, wann jemand eine solche Homepage besucht hat?" – „Oy", rollte Jürgen mit den Augen. „Dein Ableger wird doch nicht so blöd sein und seine Spuren nicht verwischen?" – „Hey, Philip ist solange unschuldig, bis…" – „Heute, 14 Uhr 43", verkündete Jürgen. „Da war ich noch bei Kerima und Lisa war auf dem Weg zu ihren Eltern, um Saskia da abzuholen", grübelte Rokko laut. „Aber Philip war Zuhause…" – „Tja, und wenn ihr keine Poltergeister habt, dann wird er wohl seine Neugier und noch ganz andere Dinge befriedigt haben", grinste Jürgen breit. „Tz", winkte Rokko ab. „Das ist… oh man, ich muss mit ihm reden… also… über diese ganzen Gefühle und so." – „Über die Bienchen und Blümchen weiß er aber schon Bescheid?", zog Jürgen sein Gegenüber auf. „Ich denke schon. Ich meine, Lisa und ich haben ihm das schon mal erklärt und irgendwofür muss die Schule ja auch gut sein, oder?" – „Lisa und du bei einem Aufklärungsgespräch – da wäre ich ja zu gerne dabei gewesen." – „Unke du nur. Das lief eigentlich ganz gut. Du kennst unseren Stammhalter ja. Er ist so unglaublich cool und lässig", grinste Rokko. „Trotzdem werde ich mich mal mit ihm über diese Filmchen unterhalten müssen." – „Vergiss den Handbetrieb nicht", erinnerte Jürgen ihn schmunzelnd. „Handbetrieb?", hakte Rokko nach. „Oh, ja, das… Du bist unmöglich", fuhr er fort, noch bevor Jürgen eine eindeutige Geste zu Ende vollführt hatte.
