Mord unter anderem Namen

Staffel 9, Folge 14

Geschrieben von acertainzest

Übersetzt von KBRC87

Gegengelesen von AnChager

Der nachfolgende Text ist eine fiktive Geschichte von Autoren ohne jegliche Beziehung zur ABC-Sendung "Castle". Erkennbare Charaktere sind Eigentum von Andrew Marlowe und ABC. Namen, Orte und Geschehnisse sind Produkt der Kreativität des Autors oder werden fiktiv genutzt. Jegliche Ähnlichkeit zu tatsächlichen Personen, lebend oder tot, Unternehmen, Firmen, Ereignissen oder Örtlichkeiten ist rein zufällig.


Kapitel 1

Der schwere, süßliche Duft von Dutzenden von Blumen hing in der Luft, während Lisa die Quittungen des Tages erneut überprüfte. Sie bemerkte den Geruch kaum noch, aber die erstickende Feuchtigkeit motivierte sie, schnell zu arbeiten, begierig darauf, in die frische Luft eines New Yorker Frühlings zu entkommen.

Nachdem sie die letzte Summe in das Buch eingetragen hatte, schloss die junge Frau die Schublade der Registrierkasse und schob das Buch an den Platz hinter dem Tresen. Sie seufzte erleichtert auf. Endlich war ihre Arbeitszeit vorbei und sie konnte den Laden schließen und ein wenig Spaß haben.

Als sie sich umdrehte, um ihre Handtasche vom Haken an der Wand zu nehmen, nahm sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr. Aus den Schatten des dunklen Ladens näherte sich eine Gestalt und sie erschrak, dann entspannte sie sich, als sie die Gestalt erkannte.

„Oh, du bist zurück", sagte sie unbekümmert. „Hast du-" Aber dann sah sie die Waffe, die fest in einer leicht zitternden Hand gehalten wurde. Sie wurde bleich und wich zurück.

„Ich weiß, was du gemacht hast", raunte eine Stimme, angeschwollen vor Wut. Lisa hob abwehrend die Hände und glitt seitwärts zur Tür. Ihre Augen weiteten sich mit beginnender Panik.

„Ich habe nicht - ich habe nichts getan", stammelte sie schuldbewusst, was ein wütendes Fauchen von der anderen Person nach sich zog. Die Mündung der Pistole schwankte schwindelerregend durch die Luft, um immer wieder zurück direkt auf Lisas Brust zu zeigen.

„Lüg mich nicht an! Du weißt, was du getan hast! Du dachtest, du könntest mich reinlegen, oder? Hast gedacht, ich wäre dumm!"

„Nein", protestierte sie verzweifelt. „Bitte, beruhige dich. Wir können darüber reden. Ich kann dich beteiligen-"

Aber die andere Person sagte nichts mehr. Die Pistole, plötzlich ruhig, erledigte den Rest des Gesprächs.

Lisas Körper sackte auf den Boden, ihre Hand schlug auf die Kante eines Ausstellungsregals, als sie hinfiel. Lose Blütenblätter regneten herab und klebten in der Blutlache, die sich unter ihrem leblosen Körper rasch ausbreitete.


„Was ist mit Rebecca?", war das erste, was Castle hörte, als er vollständig angezogen aus dem Schlafzimmer kam, aber sich immer noch den Schlaf aus den Augen rieb.

„Bitte?"

„Der Name Rebecca bedeutet treu, bezaubernd", las seine Frau laut aus einem Buch vor, das auf der Arbeitsplatte lag, umgeben von weiteren. „Er hat hebräische Wurzeln und meinte ursprünglich ‚sich verbinden'."

„Bücher mit Babynamen?", fragte Castle, ging um die Kücheninsel herum und goss sich eine Tasse Kaffee ein. „Schon wieder?"

„Nun, das ist eine wichtige Entscheidung, Castle!", rief Kate aus, nahm ein anderes Buch und blätterte aufgeregt durch die Seiten. „Wir können sie nicht weiterhin einfach Gnocchi nennen, obwohl ich weiß, dass du das liebend gern tun würdest." Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Im Ernst, wir müssen unsere Wahl der Namen einschränken."

Er schürzte die Lippen, um ein Grinsen zurückzuhalten und nickte.

Obwohl er nicht die gleiche Dringlichkeit fühlte, ihrer Tochter einen Namen zu geben, wie Beckett, wärmte es doch sein Herz, sie von diesem fröhlichen Thema so besessen zu sehen, anstatt sich auf die Sorgen zu konzentrieren, die sie nach ihrer letzten Begegnung mit der Serienmörderin Megan Bailey erfasst hatten. Er und Kate hatten nach diesem Vorfall beide Schwierigkeiten gehabt zu schlafen - auf Kates Seite zusätzlich vermischt mit den zunehmenden körperlichen Unannehmlichkeiten der fortgeschrittenen Schwangerschaft - und in der ersten Woche oder so waren sie ständig nervös gewesen, waren bei jeder Kleinigkeit zusammengezuckt.

Als die Wochen vergingen, waren alle Wege, die sie zu Baileys Aufenthaltsort geführt hätten, im Sande verlaufen. Ihre Kreditkarten und ihr Handy waren ungenutzt, ihre Wohnung war leer, ihr Auto war nirgendwo zu finden und keiner ihrer Mitarbeiter oder Bekannten hatte von ihr gehört. Becketts FBI-Kontakte hatten Baileys Bewegungen nach New Jersey verfolgt, aber dann wurde die Spur kalt. Sie war einfach verschwunden.

Es war beunruhigend, gelinde ausgedrückt, aber das FBI kam zu dem Schluss, dass sie sich versteckt, möglicherweise sogar das Land verlassen hatte. Castle und Beckett waren sich da nicht so sicher, aber sie hatten auch keine handfesten Beweise, also hatten die Bundesagenten vielleicht recht. Womöglich war diese letzte Nachricht, die Megan unter ihre Tür durchgeschoben hatte, nur ein spitzer Abschiedsgruß, bevor sie von der Bildfläche verschwand. Mit der Hilfe von Dr. Burke hatten sie beide endlich angefangen, sich wieder sicher zu fühlen und einige Bewältigungsstrategien gelernt, um die Panikattacken abzuwehren, bevor sie anfingen.

Für Castle war es eine Erleichterung, dass Kate wieder vor ihm aufwachte, was die natürliche Ordnung der Dinge war. Ihre Energielevel waren für das dritte Trimester ziemlich gut, aber sie war gewöhnlich abends sehr müde und hatte es sich angewöhnt, früh ins Bett zu gehen und mit dem Sonnenaufgang aufzuwachen - obwohl sie manchmal noch im Bett liegen blieb. Aber heute hatte sie sich anscheinend früh der Frage der Baby-Namensgebung gewidmet.

„Rebecca, hm? Rebecca Castle", sagte er, den Namen auf seiner Zunge testend. „Becky Castle." Er schüttelte den Kopf. „Nein, Becky klingt zu sehr wie Beckett. Das ist einfach merkwürdig."

Kate machte ein schmerzverzerrtes Gesicht. „Du hast recht. Verdammt." Sie blickte wieder in das Buch in ihrer Hand. „Okay, was ist mit Gertrude?"

„Gertrude?", wiederholte er ungläubig. „Planst du, eine 80-jährige Jüdin zur Welt zu bringen?"

„Das Buch sagt, dass klassische Namen wieder in Mode kommen", nörgelte seine Frau, bevor sie das Buch zuschlug und sich den Nasenrücken rieb. „Nein, du hast recht, du hast recht. Gertrude ist schrecklich", seufzte sie.

„Hey." Er legte einen Arm um ihre Taille und drückte einen Kuss auf ihre Stirn, während seine Hand leicht ihren geschwollenen Bauch rieb. „Weißt du, wir haben noch genug Zeit, um genau den richtigen Namen für sie zu finden."

„Es ist einfach eine so große Entscheidung", murmelte sie und ließ sich gegen ihn fallen. „Ich meine, was auch immer wir wählen, sie wird für den Rest ihres Lebens daran gebunden sein."

„Oder zumindest solange, bis sie sich in einem Anfall jugendlicher Rebellion in Spike umtauft und eine Mädchen-Punk-Rock-Band gründet. Ooh", meinte er grinsend, „das wäre so cool."

Rick", stöhnte seine Frau und schüttelte den Kopf. „Warum ist das so schwer?" Sie hob neugierig den Kopf. „Wie hast du dich für Alexis entschieden?"

„Naja." Er zuckte mit den Schultern. „Alexander war ursprünglich mein zweiter Vorname, wie du weißt und es war auch der Name von Merediths Vater und sie mochte Alexandra nicht. Also-"

„Hm." Kate runzelte die Stirn. „Nun, das ist keine Hilfe. Wir können Alexandra jetzt nicht mehr benutzen und wir benennen sie nicht nach unseren Eltern."

„Richtig." Er musterte ihr Gesicht. „Du willst Johanna nicht in Betracht ziehen?", fragte er sanft.

„Nein." Sie schüttelte langsam, aber definitiv den Kopf. „Es würde sich einfach zu merkwürdig anfühlen, denke ich. Aber... wie würdest du als Zweitnamen darüber denken?"

„Sicher. Natürlich", stimmte er sofort zu. „Das ist perfekt."

„Deine Mutter wird nicht beleidigt sein, wenn wir ihren Namen nicht benutzen, oder?"

„Nein, nein." Er grinste, als ihm eine Erinnerung in den Sinn kam. „Als wir Alexis erwarteten, schlug ich Mutter vor, wir könnten Martha als ihren zweiten Vornamen benutzen und sie drängte mich, es nicht zu tun. Er ist viel zu spießig und altmodisch für dein modernes, kleines Mädchen, mein Schatz", zitierte er und imitierte dabei bestens den Tonfall seiner Mutter. Wie immer brachte Kate das zum Lachen und er grinste noch mehr, zufrieden mit sich. Er wurde nie müde, seine Frau zum Lachen zu bringen.

„Okay", sagte sie, immer noch schmunzelnd ihren Kopf schüttelnd, „aber das bedeutet, dass wir immer noch nicht weiter sind mit ihrem ersten Namen."

„Wir werden schon etwas finden." Er nahm eines der Bücher und blätterte darin. „Ahh! Was ist mit Esmeralda?"

Kate stöhnte verächtlich, aber welche sarkastische Antwort sich auch auf ihren Lippen bildete, blieb unausgesprochen, als ihr Telefon summte. Sie schüttelte wieder den Kopf und nahm den Anruf an.

„Beckett."

Rick lächelte vor sich hin, als er die Baby-Namen-Bücher in einen ordentlichen Stapel schob und Kates Seite der Unterhaltung mit Ryan lauschte. Aufgrund der Art, wie sich ihr Tonfall änderte, als sie antwortete, konnte er erkennen, dass sie bald auflegen und ihm sagen würde, dass sie sich auf den Weg zum Tatort eines Mordes machten. Beckett sollte in dieser Phase ihrer Schwangerschaft angeblich ihre Detectives mit den Ermittlungen von Tötungsdelikten beauftragen, obwohl sie in Wirklichkeit oft eine Ausrede fand, sich persönlich zu engagieren.

Er ging durch den Raum zum Flurschrank und lauschte ihren „Mm-hmms" und „Okays", als er ihre Mäntel holte.

„Okay", sagte sie erneut. „Bis bald." Castle drehte sich um und hielt ihr bereits den Mantel auf, als sie näher kam und ihr Handy in ihre Handtasche fallen ließ.

„Danke, Babe", sagte sie lächelnd und schob ihre Arme in die Ärmel. „In einem Blumenladen, nur ein paar Häuserblocks von hier, ist ein Mord geschehen. Ryan dachte, wir könnten auf dem Weg zum Revier vorbeischauen."

„Er weiß, dass du es vermisst, im Außendienst tätig zu sein", bemerkte Castle mit einem Lächeln und knöpfte sorgfältig den Umstandsmantel über dem Brustkorb seiner Frau und der große runden Wölbung ihres Kindes zu. „Er ist zu gut zu dir."

„Und du auch", murmelte sie, ergriff seine Wange mit ihrer Hand und zog ihn für einen kurzen, aber süßen Kuss herunter.


„Morgen, Captain", grüßte Officer Hernandez und hielt das Absperrband hoch, damit Beckett und Castle darunter durch in den Blumenladen gehen konnten. „Morgen, Mr. Castle, Sir", fügte er hinzu und zeigte fast mehr Respekt gegenüber dem Ehemann seiner Chefin als vor dem Captain selbst.

„Guten Morgen, Officer", antwortete Beckett und schlug ihrem Mann in die Rippen, als sie ihn dabei erwischte, wie er den jungen Polizisten anstarrte. Sie wusste, dass Kyle Hernandez vor kurzem ein weiteres Date mit Alexis hatte und dass es Castle in den Fingern kribbelte, ihn danach zu fragen. Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt dafür.

„Morgen", erwiderte Castle widerwillig und Beckett stieß ihn durch die Tür, bevor er noch etwas sagen konnte.

Das Innere des Blumenladens sah fast genauso aus wie jeder andere. Ein kleiner, niedriger Raum mit Regalen auf jeder Seite, die in ausschweifenden Farben dekoriert waren. Die Düfte von einem halben Dutzend verschiedener Blumensorten erfüllten die Luft. Die Techniker von der Spurensicherung und die uniformierte Officers bewegten sich vorsichtig durch den engen Raum, während Lanie im hinteren Teil des Zimmers über dem Körper einer Afroamerikanerin mittleren Alters kauerte. Die trocknende Blutlache unter dem Körper sagte Kate, dass der Tod nicht besonders zeitnah eingetreten war.

„Hey, Castle", grüßte Ryan und näherte sich ihnen mit seinem allgegenwärtigen Notizbuch in der Hand. „Schau dir das an, all diese Blumen - bringt dich irgendwie zurück zu diesem allerersten Fall, nicht wahr?"

„Rosen auf ihrem Körper, Sonnenblumen auf ihren Augen", rezitierte Beckett, was ein süffisantes Grinsen auf das Gesicht ihres Mannes zeichnete, das sie standhaft ignorierte. „Ich sehe hier allerdings keine Sonnenblumen."

„Nee. Und dies ist auch nicht inszeniert. Insofern keine wirkliche Ähnlichkeit", stimmte Ryan achselzuckend zu. „Marian Jefferson, 59, eine Angestellte des Ladens. Sie arbeitete hier in Vollzeit für die letzten paar Jahre. Der Besitzer", sein Kopf neigte sich in Richtung eines dunkelhaarigen Hünen, der hinter dem Tresen stand, „sagt er ist gegen fünf Uhr gestern Abend gegangen, der Laden schließt um sechs Uhr. Es war Marians Aufgabe, die letzte Stunde zu arbeiten, aufzuräumen und alles für die Nacht abzuschließen."

„Es sieht so aus, als sei sie gerade dabei gewesen", mischte sich Esposito ein und schloss sich ihnen an. „Die Vitrinen sind verschlossen, die Registrierkasse ist verschlossen, die Vordertür ist verschlossen, aber die Lichter brennen noch. Sieht so aus, als wollte sie durch die Hintertür hinausgehen und unser Mörder hat sie dort überrascht."

„Das passt zeitlich zu den Totenflecken und zur Lebertemperatur", fügte Lanie von ihrem Platz auf dem Boden hinzu, „und die Todesursache scheint ziemlich offensichtlich zu sein, obwohl wir sehen werden, ob ich noch etwas anderes finde, wenn ich sie zurück ins Leichenschauhaus bringe." Sie zeigte auf die Wunden am Torso des Opfers. „Zwei Schusswunden, sieht wie eine 38er aus, was die Ballistik aber noch bestätigen muss."

„Okay", begann Beckett, gerade als Ryans Handy klingelte. Er warf den anderen einen entschuldigenden Blick zu und wandte sich ab, wobei er seinen Namen in das Telefon murmelte.

„Dieser Typ ist der Besitzer?", fragte Castle und warf dem fraglichen Mann, der sein Gesicht jetzt in einem Taschentuch vergraben hatte, einen zweifelnden Blick zu. „Er sieht mehr wie ein pensionierter Profi-Ringer aus, als ein Florist."

„Vielleicht ist er beides", sagte Esposito schmunzelnd. „Das könnte etwas aus einem deiner Bücher sein."

„So ein Typ wie dieser bräuchte niemanden erschießen", bemerkte Castle. „Er könnte einem wahrscheinlich nur mit bloßen Händen den Kopf abreißen."

„Castle", ermahnte Beckett und zuckte angesichts der grauenhaften Vorstellung zusammen.

„Wovon redest du? Ich bin schon da", sagte Ryan in sein Handy. Castle hob neugierig die Augenbrauen und sah Beckett an, die mit den Schultern zuckte.

„Lass uns ein paar Officers zum Haus des Opfers schicken, um sich dort umzusehen, und wir müssen etwas über die nächsten Verwandten erfahren", sagte sie zu Esposito. Er nickte und öffnete den Mund, um zu antworten, aber in diesem Moment kam sein Partner stirnrunzelnd wieder zu ihnen.

„Okaaaay", sagte Ryan, „das ist irgendwie merkwürdig."

„Was ist merkwürdig?", fragte Castle, ein wenig zu eifrig, was ihm ein kleines Augenrollen von seiner Frau einbrachte.

„Die Einsatzkoordinierung hat gerade angerufen", antwortete Ryan mit gerunzelter Stirn, während er auf das Notizbuch in seiner Hand starrte. „Es gibt noch einen Floristen ein paar Häuserblocks entfernt, der gemeldet hat, dass er einen Angestellten in seinem Laden tot aufgefunden hat."

„Oh", sagte Esposito überrascht und alle hielten einen Moment inne, um die Neuigkeiten zur Kenntnis zu nehmen.

„Okay", sagte Beckett dann entschieden. „Ihr beide geht dort hin und bringt die Dinge in Gang. Castle und ich werden das hier zu Ende machen und euch im Revier treffen."

„Verstanden."

„Geht klar."

Als Ryan und Esposito weggingen, näherte sich Beckett dem Ladenbesitzer, dicht gefolgt von Castle.

„Ich bin Captain Beckett", stellte sie sich vor und der große Mann nahm ihre Hand, sein Griff war überraschend sanft. Seine Augen waren rot und feucht.

„Frank Rossi. Ich weiß es einfach nicht", sagte er ernst und schniefte. „Ich weiß nicht, was zur Hölle hier passiert ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand Marian weh tun wollte und es gab auch nichts, was es wert wäre, gestohlen zu werden."

„Was können Sie uns über sie erzählen?", fragte Beckett. Frank kratzte sich an der Wange, wischte sich die Augen und zuckte mit den Schultern.

„Sie hat vier, fünf Jahre für mich gearbeitet. Seit ihr Ehemann gestorben ist. Sie brauchte das Geld, aber ich glaube, sie musste einfach nur aus dem Haus, wissen Sie? Sie musste unter Menschen sein. Sie liebte es Leuten zu helfen, genau das richtige Blumenarrangement zu finden." Seine Mundwinkel fielen nach unten, er stieß einen zitternden Seufzer aus und hob das Taschentuch wieder an sein Gesicht.

„Hatte sie noch andere Familie?", fragte Castle auffordernd. Der Florist nickte bekümmert.

„Ja, sie hat drei erwachsene Kinder, aber nur einer von ihnen lebt hier in der Nähe. Oh", fügte er hinzu und richtete sich auf, als ihm ein Gedanke kam. „Eigentlich war er erst gestern hier. Ihr Sohn, Matthew. Er kam kurz bevor ich ging, um sie zu sehen, vielleicht um halb fünf."

„War das ungewöhnlich?", fragte Beckett.

„Nee. Er kommt alle paar Monate vorbei, auf der Suche nach Geld. Marian sagt normalerweise nein, da er es nur für Alkohol ausgibt."

„Und war es das, was gestern passiert ist?"

„Ja." Frank nickte. „Er wollte, dass sie ihm etwas Geld leiht. Sie sagte ihm, dass er zurück zu der letzten Firma gehen sollte, von der er gefeuert wurde und darum bitten, ihn wieder einzustellen. Sie haben sich ein bisschen angeschrien und er ist gegangen." Der Florist stieß einen weiteren Seufzer aus, legte sein feuchtes Taschentuch beiseite und packte eine Handvoll Taschentücher aus einer Schachtel auf der Arbeitsplatte.

Beckett und Castle wechselten einen Blick. „Haben Sie die Kontaktinformationen von Matthew?", fragte sie.

Frank nickte wieder, wurde leicht blass und drehte das Taschentuchbündel zwischen seinen Händen hin und her. „Ja, ich kann es für Sie aus meinen Akten raussuchen. Gott, Sie denken doch nicht - Sie denken nicht, dass er sie getötet hat? Ihr eigener Sohn?"

„Wir werden es prüfen", antwortete Beckett neutral.

„Übrigens", warf Castle ein, scheinbar unfähig sich zu beherrschen, „ringen Sie, Frank?"

Immer noch schniefend starrte der große Mann ihn verwirrt an. „Nicht seit der High School, warum?"

„Nur so."

Beckett verdrehte die Augen und trat zurück. „Wer arbeitet hier außer Ihnen und Marian?"

„Nur meine Frau, aber sie ist diese Woche in Michigan und besucht ihre Schwester." Frank sah auf und seine Augen fielen auf etwas im hinteren Teil des Ladens. „Oh, und Guillermo."

Beckett und Castle drehten sich um und sahen einen jungen Mann in der hinteren Tür stehen. Entsetzen breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er Marians leblosen Körper auf dem Boden erblickte.

„Dios mio", keuchte er und bekreuzigte sich. „Was ist passiert?"

„Er fährt den Lieferwagen", fügte Frank hinzu. "Guillermo, komm her, das ist die Polizei."

„Oh", sagte der jüngere Mann argwöhnisch und trat um Marians Körper herum, seine Augen von dem Anblick abgewandt. „Ähm. Hallo."

„Nur ein paar schnelle Fragen", erklärte Kate ihm mit munterem Tonfall. Er nickte unruhig. „Wann haben Sie Marian das letzte Mal gesehen?"

„Ähm, gestern Abend", antwortete Guillermo. „Ich habe die letzte Bestellung des Tages abgeholt, sie hat mir wie immer geholfen, die Sachen in den Van zu laden." Er deutete auf die Gasse vor der Hintertür.

„War sie nervös, irgendwie verärgert?", fragte Kate nach. „War irgendetwas ungewöhnlich an ihrem Verhalten?"

„Nein, nein", widersprach Guillermo und schüttelte den Kopf. „Sie war wie immer. Eine nette Dame. Sie wünschte mir eine gute Nacht, ich sagte ‚dir auch' und das war es." Er verschränkte seine Finger zitternd miteinander.

„Okay. Danke", sagte Beckett und wandte sich wieder Frank zu. „Wenn Ihnen noch etwas anderes einfällt, lassen Sie es uns bitte wissen."

„Natürlich", stimmte der Florist zu und wischte sich noch einmal über die Augen.


Der Tatort im zweiten Blumenladen ähnelte dem ersten, als Ryan und Esposito eintrafen. Die Spurensicherung stöberte herum, Absperrband versperrte die Eingangstür und der Körper einer Frau lag in einer Pfütze aus Blut und Blütenblättern auf dem Boden. Im Gegensatz zum ersten Opfer war dieses Mädchen jung, kaukasischer Abstammung und blond. Perlmutter kauerte über ihr und trug seinen charakteristisch finsteren Blick.

„Ich habe Ihnen gesagt, dass Sie da nicht hineingehen sollen. Wenn Sie meine Orchideen anfassen, schwöre ich, dass Sie das Ihren Job kosten wird. Ich werde die Stadt verklagen." Eine weinerliche, näselnde Stimme summte durch das feuchte Innere des Ladens und Esposito sah mehrere Officers verstohlen die Augen verdrehen.

„Sir, wie ich schon sagte, wir sind so vorsichtig wie möglich", sagte Officer Aragon mit bewundernswerter Geduld. „Aber wir müssen uns jeden Bereich des Ladens als Teil unserer Untersuchung ansehen."

„Ich habe diesen Clowns gesagt, dass sie dort nicht herumstolpern sollen. Wenn sie etwas umwerfen, war die jahrelange Arbeit für die Katz'", fuhr das Jammern fort. Aragon sah auf, entdeckte die Detectives und lächelte mit nahezu versteckter Erleichterung.

„Sir, das sind die Detectives der Mordkommission, die den Fall bearbeiten werden." Sie steuerte sanft einen kleinen, mageren älteren Mann in ihre Richtung. „Detectives Esposito und Ryan, das ist Albert Goldman, der Besitzer."

„Guten Morgen, Sir", sagte Ryan höflich. „Können Sie-"

Der Florist unterbrach ihn. „Würden Sie Ihren Trotteln sagen, dass sie endlich aus meinem Hinterzimmer verschwinden sollen? Dort züchte ich meine preisgekrönten Orchideen. Sie sind sehr empfindlich. Haben Sie eine Ahnung, wie schwierig es ist, den perfekten Hybriden zu erschaffen?"

„Okay, Sir. Machen Sie sich keine Sorgen." Ryan nickte Aragon zu. „Officer, wenn es Ihnen nichts ausmacht, lassen Sie uns diesen Bereich räumen."

„Jawohl, Sir", stimmte Aragon zu und entkam dankbar, während sie Javier ein kurzes Lächeln zuwarf. Ryan fing es auf und grinste seinen Partner an, der ihn anstarrte, bis Ryan seinen Blick unterwürfig senkte.

„Sir", sagte Esposito und zog die Aufmerksamkeit des Floristen auf sich. „Was können Sie uns über das Opfer erzählen?"

„Lisa?" Der ältere Mann schnaubte, blickte auf den Körper am Boden und dann schnell wieder weg. „Schrecklich, einfach schrecklich. Lisa? Ich kann es nicht glauben." Er wedelte unruhig mit den Händen.

„Erzählen Sie uns von ihr", forderte Esposito erneut auf. Der kleine Mann blinzelte und nickte entschuldigend.

„Richtig, ja, natürlich. Gute Mitarbeiterin, nie zu spät. Ordentlicher Blick für Arrangements. Machte keinen Ärger. Diese NYU-Studenten gibt es wie Sand am Meer, aber manchmal bekommt man einen guten."

„Sie war eine Studentin?", wiederholte Ryan und machte sich eine Notiz. „Also hat sie hier Teilzeit gearbeitet?"

„Ja, das stimmt. Ich stelle nur Teilzeitkräfte ein. Günstiger", nickte der Florist und blickte nervös zurück zur Seitentür, die zum Raum mit seiner Orchideenzucht führte. „Sind sie mittlerweile alle raus?"

„Wir kümmern uns darum, Sir", sagte Esposito entschieden. „Um wie viel Uhr haben Sie letzte Nacht den Laden verlassen?"

„Fünf Uhr dreißig vielleicht?", antwortete Albert in Gedanken versunken. „Ja, das müsste stimmen. Wir schließen um sechs, aber Lisa war fürs Abschließen verantwortlich. Sie war eine gute Mitarbeiterin. Einigen anderen dieser Clowns würde ich nicht über den Weg trauen, geschweige denn ihnen meine Schlüssel anvertrauen."

„Also sind Sie um halb fünf gegangen und sie war hier und alles war gut", resümierte Ryan. „Dann kamen Sie heute Morgen, um aufzuschließen und fanden sie so?"

„Genau, genau." Der kleine Mann nickte schnell und zuckte zusammen, als sein Blick auf den Körper seiner verstorbenen Angestellten zurückwanderte.

„Okay", sagte Esposito. „Was können Sie uns sonst noch über Lisa erzählen? Hat sie einen Freund oder irgendwelche Feinde?"

„Woher soll ich das wissen?", schnaubte Albert. „Ich mische mich nicht in die persönlichen Angelegenheiten meiner Angestellten ein. Solange sie auftauchen, die Arbeit und keinen Ärger machen, ist das alles was ich brauche. Ich bin nicht auf der Suche nach Freundschaften mit diesen Kindern."

„Richtig. Natürlich", stimmte Ryan zu. „Sir, wir sind hier fast fertig, aber wir brauchen eine Liste aller Ihrer Mitarbeiter mit den entsprechenden Kontaktinformationen."

„Ja, ja. Natürlich, ja", murmelte der ältere Mann und hastete zu einem Aktenschrank an der Seitenwand. Die Detectives näherten sich der Leiche, um einen Blick darauf zu werfen.

„Sieht wie eine 38er aus", kommentierte Esposito und beobachtete die Wunden an Lisas Torso. „Zwei Schüsse, genau wie bei der anderen."

„Genau", stimmte Ryan zu. „Hey, Perlmutter, wir vermuten den Todeszeitpunkt gegen sechs, halb sechs gestern Abend. Klingt das ungefähr richtig für Sie?"

„Versuchen Sie, meine Arbeit für mich zu machen, Detective?", beschwerte sich der Gerichtsmediziner und blickte finster über die Leiche hinweg. „Ich sage Ihnen ja auch nicht, wie man einen Zeugen verhört, oder?"

„Beantworten Sie einfach die verdammte Frage", grummelte Esposito.

Perlmutter funkelte ihn grollend an, gab aber widerwillig zu: „Das würde dem Zeitrahmen entsprechen, den ich annehme, ja. Aber ich weigere mich, das verbindlich anzugeben, bevor ich sie auf dem Seziertisch hatte."

„Okay. Halten Sie uns auf dem Laufenden", sagte Ryan und stieß Esposito von Perlmutter weg.

„Haben Sie meine Orchideen berührt? Sie haben sie besser nicht angefasst", kam die mürrische Stimme des Besitzers, als der letzte Officer den Nebenraum verließ und die Tür vorsichtig hinter sich schloss. Ryan fing den Blick des Officers auf und sie teilten einen winzigen Augenblick des Mitgefühls, bevor er sich abwandte, um zu seinem Partner zurückzukehren.

An der Eingangstür blieben die Detectives stehen, um sich neu zu formieren.

„Sieht ziemlich ähnlich aus", kommentierte Esposito. „Beide zweimal angeschossen mit einer 38er, ungefähr zur selben Zeit. Der Killer kam durch die Hintertür, beide Vordertüren waren verschlossen. Beide Opfer waren alleine und zum Abschließen bereit."

„Ja", stimmte Ryan zu. „Die Läden sind nahe genug beieinander. Unser Typ hätte leicht einen von ihnen töten können und wäre dann innerhalb des Zeitrahmens zum anderen gelaufen oder gefahren." Er runzelte die Stirn. „Aber abgesehen davon, dass sie bei Floristen arbeiten, scheinen unsere beiden Opfer nichts Gemeinsames zu haben."

„Lass uns das mit der Universität klären", schlug Esposito vor. „Vielleicht können sie uns mehr Informationen über Lisa geben."


Im Revier saß Castle auf der Kante von Espositos Schreibtisch und sah mit einem leichten Lächeln zu, wie seine Frau das Doppelmordfallbrett aufstellte. Er wusste, dass, obwohl Kate es liebte, der Captain des Zwölften zu sein und glücklich war, schwanger zu sein, sie manchmal die praktische Arbeit vermisste - die Hektik, die Einzelheiten eines Mordes aufzuspüren und zu den Antworten zu gelangen. Gerechtigkeit für die Opfer und ihre Familien zu erreichen. Und mit diesem doppelten Mordfall erkannte er, dass sie eine Gelegenheit wahrnahm, sich stärker als sonst zu engagieren.

„Das ist alles, was wir bisher haben", sagte sie und richtete sich mit etwas Mühe auf, um das derzeit noch dünn besiedelte Mordfallbrett zu überschauen. „Ryan und Esposito sind im Studentenwohnheim des zweiten Opfers und unterhalten sich mit ihrer Zimmergenossin."

„Zwei verschiedene Blumenladen-Angestellte, die fast zur gleichen Zeit getötet werden, mit derselben Waffe", überlegte Castle. „Hier ist irgendwo eine Verschwörungstheorie der Regierung im Gange, ich weiß es einfach."

„Nun, wenn jemand es herausfinden kann, dann bist du das", antwortete Beckett mit einem Grinsen. „Aber wir wissen noch nicht genau, ob es dieselbe Waffe war."

„Oh, das war es", nickte er zuversichtlich. „Es muss. So ist einfach die bessere Geschichte."

„Captain?"

Sie drehten sich beide um und sahen zwei uniformierte Beamte, die am Rand des Großraumbüros standen und einen anderen Mann zwischen sich aufrecht hielten.

„Sie haben uns zu Marian Jeffersons Wohnung geschickt, um nach Hinweisen zu suchen", sagte einer von ihnen. „Wir haben einen gefunden."

„Ihren Sohn", fügte der andere Officer hinzu. „Fand ihn schlafend auf der Couch."