Okay, diesmal mache ich es ganz kurz. Alles JKR's, obwohl ich mit Moony besseres anfangen könnte als sie...
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1. Im Lehrerzimmer
Okay, vielleicht sollte ich mich erst einmal vorstellen.
Mein Name ist... Muss ich das jetzt wirklich laut sagen? Also gut, wenn es denn wirklich sein muss... Aber wehe jemand lacht! Also ich heiße Alexa-Nicole. Hört verdammt noch mal auf, so zu grinsen, klar? Ja, der Name ist eine echte Zumutung, ich weiß. Klingt irgendwie nach einer hirntoten, wasserstoffgebleichten Schnepfe, die dreimal am Tag die Farbe ihres Nagellacks wechselt und alle paar Minuten ihr Make up überprüft. Und das tue ich bestimmt nicht. Zweimal, ja das kommt vor, aber alles was darüber hinaus geht...
Wo war ich? Ach so, mein Name.
Nun mal ehrlich: Was haben sich meine Eltern nur dabei gedacht! Okay, die Beiden waren Muggel und mein Vater stand, solange ich denken kann, so sehr unter dem Pantoffel meiner Mutter, dass ich ihn einmal beim Staubsaugen fast mit erwischt hätte, also habe ich diesen fürchterlichen und absolut unentschuldbaren Eingriff in meine Persönlichkeitsrechte wohl ganz allein ihr zu verdanken...
Egal. Ich habe meine Kindheit ja schließlich irgendwie überlebt. Und als ich mit elf Jahren in Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei aufgenommen wurde, hatte ich mich schon so sehr an das dämliche Grinsen und das alberne Kichern der anderen Kinder gewöhnt, dass es mir fast fehlte. Aber – und verlangt jetzt bitte nicht, dass mir das peinlich ist – in der ersten Zeit dort habe ich selbst viel gegrinst und gekichert. Meine Mutter hatte, wie ich dort erleichtert feststellen konnte, nämlich noch längst nicht den Vogel abgeschossen, hihi. Zauberer waren in der Wahl der Namen ihrer armen, unschuldigen Kinder nämlich noch viel kreativer. Oder sollte ich lieber „rücksichtsloser" sagen?
Da war zum Beispiel dieser Junge, ebenfalls ein Gryffindor, der ein Jahr über mir war. Remus Lupin. Also ganz ehrlich, Leute, wenn er seinen Eltern wegen dieser Verunglimpfung den Avada Kedavra auf den Hals gehetzt hätte, ich hätte vor dem gesamten Ministerium darauf plädiert, ihn aufgrund einer eindeutigen Notwehrsituation freizusprechen.
Und das nicht nur wegen seines unmöglichen Namens, sondern weil er damals schon absolut süüüüß war... Aber ich schweife ab.
Wir waren bei Namen.
Noch ein Beispiel: Da war noch einer seiner Freunde, Sirius Black. In seiner Familie herrschte offenbar diese verschrobene Tradition, ihren Kindern entweder Sternen- oder aber Blumennamen zu geben. Nicht dass ich viel mit dem Rest seines Clans zu tun hatte, die waren nämlich allesamt in Slytherin, bis auf eine Cousine, Andromeda – habe ich es nicht gesagt, hihi – die die Schule aber schon abgeschlossen hatte, aber so etwas spricht sich natürlich herum... Himmel, wenn meine Mutter mich Bellatrix getauft hätte, wäre ich bestimmt auch durchgedreht und zu Voldemort übergelaufen...
Nein, Alexa-Nicole Vector – das ist nun wirklich schon furchtbar genug.
Aber, wie ich eingangs schon erwähnte, ich habe meine Kindheit überlebt. Und inzwischen nennt mich jeder, der keinen Wert darauf legt, dass ich ihm die Lippen mit einem Klebefluch verschließe, nur noch Alex. Und meine Schüler reden mich sowieso mit „Professor Vector" an. Ach, habe ich das etwa noch nicht erwähnt? Ich bin Professorin für Arithmantik in Hogwarts, der bedeutendsten Schule für Hexerei und Zauberei in ganz England.
Ja, ja, ich weiß. Arithmantikprofessorin, das klingt so was von öde... Ist es aber gar nicht, jedenfalls nicht immer. Außer, man versucht zum Beispiel ein paar gehirnzellenamputierten Hufflepuffs Aufrufsummen oder theoremagische Wertetheoreme zu vermitteln. Und bevor ihr jetzt fragt; würdet ihr es nicht auch langweilig finden, wenn ihr nacheinander von etwa zwanzig Schülern gebeten werdet, eure ohnehin nur aus wenigen deutlichen Worten bestehende Erklärung noch einmal zu wiederholen?
Bei Merlins Bart, unterrichte ich etwa Gesang?
Es gibt natürlich auch Schüler in Hogwarts, die einer verzweifelten Professorin den Glauben an das Gute – oder besser gesagt, das Intelligente – im Menschen zurückgeben. Hermine Granger ist zum Beispiel so eine Schülerin. Und – was mich immer wieder mit heimlichem Neid erfüllt – sie hat auch noch einen vernünftigen Namen... Aber egal, genug davon.
Denn eigentlich geht es bei dem, wovon ich euch erzählen will, überhaupt nicht um Hermine. Es geht auch nicht um ihre Freunde Ronald Weasley und Harry Potter, sondern um den Jungen mit dem komischen Namen, den ich eingangs schon erwähnte – Remus Lupin.
Natürlich ist er inzwischen kein Junge mehr. Er ist schließlich ein Jahr älter als ich – und nein, ich werde euch jetzt nicht sagen, wie alt ich bin – und der neue Lehrer im Fach Verteidigung gegen die dunklen Künste. Etwas, das unseren allseits beliebten Tränkemeister Severus Snape vor Wut beinahe im Quadrat springen ließ.
Ich bin übrigens noch immer dabei, mir einen passenden Fluch für Professor Dumbledore auszudenken, weil er es nicht einmal für nötig befunden hatte mich vorzuwarnen. Und dabei heißt es doch immer, Dumbledore wüsste alles, was in Hogwarts vorgeht...
Jedenfalls war ich vollkommen unvorbereitet, ich saß gemeinsam mit Minerva McGonagall im Lehrerzimmer und trank eine Tasse Tee, als sich plötzlich die Tür öffnete und Remus Lupin den Raum betrat.
Da ich mit dem Rücken zur Tür saß, hörte ich ihn, bevor ich ihn sah. Und ich erkannte auch nach beinahe dreizehn Jahren das tiefe Timbre, das mir schon früher kalte Schauer über den Rücken gejagt hatte.
Oh, verdammt! Dreizehn Jahre waren vergangen, seit ich das letzte Mal seinen Hinterkopf gesehen hatte. Damals hatte er mich sitzen lassen, ohne mir auch nur ein „schönes Leben noch" zu wünschen, und ich spürte immer noch, wie mein Magen ins Bodenlose sackte, als säße ich auf einem abstürzenden Besen. DREIZEHN BESCHISSENE JAHRE – und mein Puls sprang immer noch auf ihn an!
Das war der endgültige Beweis: Meine Hormone sind gemeingefährlich und gehören eindeutig nach Askaban!
Wenigstens saß ich mit dem Rücken zur Tür, weshalb ich mich innerlich stählen konnte, bevor ich mich umdrehte und ihm ins Gesicht sah.
Oh ja, wir hatten, eine gemeinsame Vergangenheit, dieser Mistkerl Remus Lupin und ich. Vor dreizehn Jahren waren wir miteinander ausgegangen – genau dreimal. Damals machte ich –frisch von der Schule – meine Lehrerinnenausbildung, während er für Dumbledore und den Orden des Phönix arbeitete. Und wir uns in der Winkelgasse über den Weg liefen.
Wer unter uns Frauen – und das ist jetzt eine rein rhetorische Frage – ist noch nie einem Mann begegnet, bei dem jeder Instinkt, jedes einzelne Hormon aufmerkt und anschlägt und dir geradezu ins Ohr schrei: „Oh mein Gott, das ist er, das ist der Richtige, schnapp ihn dir und zwar SOFORT!"? So war es bei mir gewesen, und zwar gleich beim ersten „Hallo", nachdem wir uns außerhalb von Hogwarts wiedertrafen. Die Chemie zwischen uns war einfach unglaublich. Mein Herz begann jedes Mal zu flattern, wenn ich ihn sah, und seines flatterte vielleicht nicht, aber er konzentrierte seine ganze Aufmerksamkeit auf mich, wie es ein Mann nur dann tut, wenn er etwas sieht, das er um jeden Preis haben will, ganz egal, ob es eine Frau oder der neueste Rennbesen – oder in Remus Lupins besonderem Fall – die neueste Ausgabe eines magiewissenschaftlichen Buches ist, und zwischen uns knisterte regelmäßig ein Spannungsfeld überhöhter Sinneswahrnehmungen, das mich jedes Mal erzittern ließ.
Unser erstes Date verflog im Rausch der Vorfreude. Unser erster Kuss war eine Explosion. Nur zwei Dinge hielten mich davon ab, gleich bei der ersten Verabredung mit ihm in die Kiste zu steigen: A) ist es so billig, und B) musste ich erst den Anti-Empfängniszauber nachschlagen, den Professor McGonagall uns während des Aufklärungsunterrichtes im siebten Schuljahr vermittelt hatte...
Ich gestehe es nur ungern, aber A) war fast wichtiger als B), weil meine tobenden Hormone immerzu kreischten: „Oh ja, oh ja, oh ja! Wir wollen sein Baby!"
Bescheuerte Hormone! Sie sollten wenigstens abwarten, wie die Dinge sich entwickeln, ehe sie anfangen, die Gehirntätigkeit einer unschuldigen Frau außer Kraft zu setzen.
Unser zweites Date war noch intensiver. Das Küssen steigerte sich zu schwerem Petting, bei dem wir uns fast ganz auszogen. Aus dem oben aufgeführten Grund B) – warum musste ich auch meine alten Unterrichts-Unterlagen bei meinen Eltern zwischenlagern, ich bin sicher, sie wären begeistert gewesen, wenn ich zu einem Kurzbesuch hereingeschneit wäre, nur um einen Verhütungszauber herauszusuchen – zog ich auch diesmal die Notbremse, obwohl er mir versicherte, dass er einen wirksamen Anti-Paternus-Zauber kenne. Was meine potentielle Nachkommenschaft, bzw. die Vermeidung derselben betrifft, traue ich keinem außer mir selbst. Ich hatte mir fest vorgenommen, das nächste Wochenende bei meinen Eltern zu verbringen und den Zauberspruch herauszusuchen, weil ich in die Zukunft sehen konnte und ein köstlich nackter Remus Lupin darin eine verdammt große Rolle spielte... Fast beängstigend groß sogar. Ich hoffte nur, dass ich bis zum nächsten Wochenende nicht an Sehnsucht und Überreizung gestorben sein würde.
Bei unserem dritten Date kam er mir wie ferngesteuert vor. Als ob er unter dem Imperiums-Fluch stünde. Er war unaufmerksam, nervös und sein Blick zuckte immer wieder zum Fenster des Lokals, wo der wolkenlose Himmel sich langsam verdunkelte und eine wundervolle, klare Vollmondnacht versprach. Er machte den Eindruck, als könne er es überhaupt nicht erwarten, mich endlich loszuwerden. Er beendete das Date mit einem spürbar widerwilligen Schmatz auf meine Wange und spazierte davon, ohne auch nur zu versprechen, dass er sich bei mir melden würde – was sowieso gelogen gewesen wäre, weil er sich nämlich nie wieder bei mir meldete – oder dass es ein netter Abend gewesen sei oder sonst irgendetwas. Und seither hatte ich diesen verdammten Drecksack nicht mehr zu Gesicht bekommen.
Ich war stinksauer auf ihn, jawohl. Und die dreizehn Jahre hatten nicht dazu beigetragen, meine Wut auf ihn auch nur geringfügig zu dämpfen. Wie hatte er eine Beziehung wegwerfen können – einfach so – die sich so vielversprechend angelassen hatte? Und falls er damals nicht so empfunden hatte wie ich, dann hätte er mir verdammt noch mal nicht an die Wäsche gehen sollen. Ja, ich weiß, das versucht jeder Kerl, und ich bin ihnen auch insgeheim dankbar dafür, aber wenn eine Frau auch nur einen Funken Selbstachtung hat, erwartet sie etwas mehr. Sie hofft, dass sich die flache Pfütze des rein sexuellen Notstandes vertieft zu... na ja, wenigstens einer tiefen Pfütze, schätze ich mal. Falls er den Schwanz eingezogen hatte, weil ich ihn zweimal hintereinander kurz vor dem Vollzug ausgebremst hatte, dann war ich ohne ihn eindeutig besser dran. Jedenfalls habe ich mich nie mit ihm in Verbindung gesetzt, um mich zu erkundigen, was damals losgewesen war. Ich war nämlich so wütend auf ihn, dass ich befürchtete, mich nicht beherrschen zu können. Ich wollte mit ihm reden, sobald ich mich wieder beruhigt hatte.
Jetzt, dreizehn Jahre später, hatte ich noch immer nicht mit ihm gesprochen.
All das ging mir im Kopf herum, als er mit seinen eins achtundachtzig in das Lehrerzimmer spaziert kam. Groß, breitschultrig – genauso, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Seine dunklen Haare wiesen mittlerweile ein paar graue Strähnen auf, aber die sturmgrauen Augen waren noch dieselben; aufmerksam, scharf. Der stählerne Blick tastete mich von oben bis unten ab und kam mir sofort noch schärfer vor.
Ich freute mich nicht wirklich, ihn zu sehen. Habe ich das jetzt nicht nett gesagt? Am liebsten hätte ich ihn vors Schienbein getreten oder ihm einen saftigen Fluch auf den Hals geschickt. Vielleicht hätte ich es sogar getan, wenn Minerva nicht mit im Raum gewesen wäre und ihn freundlich begrüßt hätte. Also tat ich lieber das, was jede Frau mit einem Funken Selbstachtung in dieser Situation tun würde: Ich tat so, als würde ich ihn nicht kennen.
„Alex." Natürlich baute er sich viel zu dicht vor mir auf. „Wie geht es dir?"
Was ging ihn das an? Ich schaute ihn verblüfft und leicht erschrocken an, so wie eine Frau eben einen Fremden ansieht, der unerwartet aufdringlich wird, und rückte dann meinen Stuhl unauffällig ein paar Zentimeter zurück. „Äh... gut, vielen Dank", antwortete ich vorsichtig und ließ dann leise Verwirrung auf meinem Gesicht aufleuchten, so als käme er mir vage bekannt vor, ohne dass ich ihn jedoch einordnen konnte.
Zu meiner abgrundtiefen Überraschung sah ich so etwas wie Zorn und... Schmerz? – unmöglich! in seinen grauen Augen aufblitzen. „Remus", sagte er so knapp wie möglich.
Ich rutschte kopfschüttelnd noch etwas weiter zurück. „Ich kenne keinen Seamus." Ich beugte mich zur Seite und schaute an ihm vorbei, so als wollte ich mich überzeugen, dass Minerva noch immer da war und notfalls eingreifen konnte, falls er mir zu nahe treten würde.
Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Remus Lupin". Offenbar fand er meine kleine Scharade überhaupt nicht lustig, dafür amüsierte ich mich aber königlich.
Ich wiederholte den Namen leise für mich und bewegte die Lippen dabei gerade so weit, dass er es sehen konnte, bevor ich mein Gesicht aufleuchten ließ. „Ach so! Natürlich! Jetzt fällt es mir wieder ein. Entschuldige bitte, ich habe ein schreckliches Namensgedächtnis. Du warst damals in der Schule ein Jahr über mir, oder?"
Es machte ihn offenbar gar nicht glücklich, dass meine Erinnerung an die Schulzeit ausgeprägter zu sein schien als daran, was später zwischen uns vorgefallen war, aber was hatte er denn erwartet? Dass ich mich hysterisch heulend in seine Arme stürzen würde, und ihn anflehte, es doch noch einmal mit mir zu versuchen? Nie im Leben! Nicht in einer Million Leben! Da bin ich aus härterem Holz geschnitzt!
Seine Kinnlinie sah jetzt ausgesprochen hart aus. Oh Gott, hatte ich ihn etwa an seinem Ego getroffen? War das nicht einfach schrecklich?
Okay, Alex, Zeit für etwas Höflichkeit, bevor Minerva anfängt, unbequeme Fragen zu stellen... „Möchtest du einen Tee?" Ich ging sogar so weit, ihm das heiße Getränk persönlich einzuschenken. Als ich ihm die Tasse reichte, berührten sich unsere Finger, ein kurzer Stromstoß durchfuhr mich, aber – und darauf bin ich mächtig stolz – es gelang mir, nicht zusammenzuzucken. Stattdessen setzte ich ein strahlendes Lächeln auf.
Er verzichtete auf den Tee, knallte die Tasse auf den Tisch, stapfte mit großen Schritten aus dem Raum – wobei mir ein ausgiebiger Blick auf seinen zugegebenermaßen sensationellen Hintern vergönnt war – und schlug die Tür geräuschvoll hinter sich zu. Dass ich ihn vergessen haben könnte, weil er womöglich nur eine unbedeutende Episode in meinem ausgefüllten, Männer verschlingenden Gesellschaftsleben gewesen war, gefiel ihm offenbar nicht besonders.
Glaubte er etwa, ich hätte ihm dreizehn Jahre lang nachgeweint? Und was erwartete er überhaupt? Eine Neuauflage? Oh nein, mein Freund, dachte ich grimmig lächelnd, während ich seinen Tee in meine eigene Tasse umfüllte. Nicht mit mir! Und wenn du noch so vor Testosteron und Sexappeal triefst!
Obwohl...
Oh verdammt, ich hasse die Chemie. Wegen dieser blöden Hormonscheiße hatte ich seit dreizehn Jahren keine vernünftige Beziehung mehr...
Und Minerva könnte wenigstens darauf verzichten, dermaßen breit und wissend zu grinsen!
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Ob es weiter geht, liegt allein an Euch... REVIEWS!
