Da hat die Cissy noch nicht mal ihre andere Slashstory beendet, schon kommt sie mit einer neuen. Ich weiß gerade nicht, was schlimmer ist.

Abgesehen davon, sollte das mal wieder nur eine One-shot werden. Genauso hat´s mit Occlumency ja auch angefangen. Allerdings kann ich überhaupt nicht sagen, wie viel Kapitel das hier werden, so viel glaub ich nicht! Hängt im Prinzip ganz von eurem Feedback und meinen Ideen ab. ;)

Mir fiel die Geschichte ein als ich ganz romantisch im Schnee entlanggewatschelt bin, da sich jetzt aber der Frühling mit Pauken und Trompeten bemerkbar macht, dacht ich mir, sei es höchste Eisenbahn die Fic mal rauszubringen.

Zum Pairing: Ehrlich gesagt, hab ich an dieses Pairing nie so wirklich einen Gedanken verschwendet, bzw. ich fand es nicht sonderlich prickelnd. Wieso es dann ausgerechnet die beiden geworden sind, kann ich nicht genau sagen, aber ich hatte von Anfang an die beiden vor Augen und fand es alles andere als unprickelnd. Was aber sicher auch am Alter des zweiten Protagonisten liegt, will ja jetzt nicht hier schon zuviel verraten, gnihihi.

Also dann mal viel Spaß mit dem neuen Werk. #lol# Spielt übrigens nach dem Krieg.

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Rabenwinter

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Nur die Raben - die krächzend im Schnee hüpften und schimpfend mit den Flügeln schlugen, als er an ihnen vorbeiging - waren dunkler als seine schwarze Gestalt, die sich auffallend von der weißen Landschaft abhob. Das Weiß war so blendend, dass er die Augen unbewusst ein wenig zusammengekniffen hatte. Der Schnee unter seinen Füßen knirschte.

Automatisch hatte er mit seiner rabenschwarzen Kleidung und seinen ebenso schwarzen Haaren die Blicke der Leute auf sich gezogen, doch umso mehr er sich der Nokturngasse näherte, umso ähnlicher wurden ihm die finsteren Gestalten, und seine düstere Erscheinung weniger Aufsicht erregend.

Trotz des ungewohnt regen Treibens an diesem Ort, hatte sich auf Grund des starken und beständigen Schneefalls eine dicke Eisschicht auf dem Boden gebildet.

Severus Snape musterte die Menschen um sich herum nur flüchtig, als sein Blick bei einem jungen Mann hängen blieb. Dessen Haar war weißblond, er hatte den Kragen seines grausilbernen Ledermantels hochgeklappt und den Kopf tief zwischen die Schultern gezogen; wackelte mit dem Bein, die Stiefelhacke gegen die Wand an der er lehnte gestemmt, und hatte die Hände tief in seinen Manteltaschen vergraben.

Auch wenn er erwachsen geworden war, Snape erkannte ihn sofort. Langsam ging er auf ihn zu, blieb dann vor ihm stehen und blickte in das verwunderte Gesicht. Wangen und Nase seines Gegenübers waren vor Kälte gerötet, was ihm allerdings eine gesunde Frische verlieh und sein sonst so blasses Gesicht lebendig strahlen ließ. Er war nicht nur älter, sondern auch hübscher geworden, Snape wagte es sogar zu denken schön.

„Professor Snape", sagte der junge Mann erstaunt und lächelte zu dessen Verwunderung dann.

„Draco", entgegnete Snape und lächelte ebenfalls sacht, während er seinen ehemaligen Schüler neugierig betrachtete. „Aber ...bitte, lass meinetwegen das Professor, ich bin nicht mehr dein Lehrer. Warum stehst du hier in der Kälte?"

Draco Malfoy zögerte und lachte geheimnisvoll. „Ich … bin geschäftlich hier." Dann winkte er ab. „Aber Sie haben Recht, es ist zu kalt um in der Gegend herum zu stehen. Lassen Sie uns irgendwo hingehen wo es wärmer ist."

- # -

Draco stampfte mit den Füßen auf, um den Schnee der sich an seinen Schuhspitzen festgesetzt hatte abzuschütteln und deutete dann auf einen spärlich beleuchteten Tisch in einer Ecke der Taverne „Zur kreischenden Banshee". Sie ließen sich, einander gegenüber, auf den rustikalen Holzbänken nieder und Draco wickelte sich seinen Schal, der vor seinem Mantelkragen verborgen gewesen war, vom Hals und legte ihn neben sich auf den Tisch.

„Du trägst ihn immer noch?", fragte Snape und deutete mit dem Kopf auf das grün-silbern gestreifte Kleidungsstück, nachdem Draco ihn fragend angesehen hatte.

„Ja", sagte der junge Malfoy dann und lächelte flüchtig, aber beinahe liebevoll, wie in Gedanken versunken. „Sie sind doch noch immer Lehrer in Hogwarts, oder?", fragte er dann neugierig.

Snape nickte.

„Und?", bohrte er amüsiert weiter, als sei er erpicht darauf Geschichten aus seiner alten Schule zu hören. „Wie sind die jetzigen Schüler so?"

Snape zuckte gelangweilt die Schultern. „Lauter Tunichtgute und Taugenichtse. Im Laufe der Jahre gewöhnt man sich daran."

Draco grinste zufrieden. „Ich muss zugeben: es gab Momente da habe selbst ich Sie gehasst."

„Tatsächlich", sagte Snape unbeeindruckt.

„Ja", lachte Draco. „Doch haben Sie nie eine Gelegenheit ausgelassen, Harry das Leben zur Hölle zu machen, und dafür wiederum habe ich Sie geliebt!" Er hielt inne. „Verzeihen sie!"

„Nichts für ungut", sagte Snape.

„Sie wissen wie ich das gemeint habe!"

„Natürlich."

„Normalerweise ist man es ja auch nicht gewöhnt mit seinem Lehrer über so etwas zu reden."

„Ehemaliger Lehrer. Von daher." Das kaum sichtbare Schmunzeln, das um Snapes Mundwinkel lag, hatte sich die ganze Zeit über nicht verändert.

In der Regel war er nicht der Mensch, der alte Kamellen aufzureißen pflegte, doch er konnte nicht leugnen, dass ihm das Gespräch mit Draco durchaus erfrischte. Vielleicht auch deswegen weil Draco seit langem der Einzige war, mit dem er solche Gespräche führte. Nur Lucius Malfoy kam noch in Frage, hatte er seine eigene Schulzeit doch mit ihm verbracht, doch wenn sie sich heute trafen, handelte es sich in ihren Konversationen um wichtige, ernstere und bei weitem anstrengendere Themen. Von solch belanglosen, leichten Dingen hatten sie seit Jahren nicht mehr gesprochen.

„Wissen Sie, was mich schon immer interessiert hat, Sir?", fragte Draco und fuhr, als Snape seine Augenbraue gehoben hatte fort: „Weshalb sind gerade Sie Lehrer geworden?"

Der Gefragte runzelte die Stirn und Draco konnte nicht ganz ausmachen, ob es eine nachdenkliche oder genervte Reaktion war.

„Das kann ich dir nicht sagen", antwortete Snape dann.

Der Malfoy gab ein enttäuschtes Geräusch von sich. „Wissen Sie es selber nicht genau, oder wollen Sie es nur nicht sagen."

„Von beidem etwas."

Draco nickte und für einen Moment schien er sich unschlüssig zu sein. „Aber haben Sie es jemals bereut?", fragte er dann doch. „Lehrer geworden zu sein, meine ich."

Snape lächelte nur nichts sagend und senkte seine Augenlider.

„Okay, okay", lachte Draco, „ich hör schon auf, tut mir leid." Er grinste und betrachtete den schwarzhaarigen Mann rätselnd.

Snape seinerseits wurde nun ernst. „Bevor du mir weiter Löcher in den Bauch fragst", sagte er leicht gequält, „Es gibt auch etwas was mich jetzt interessiert." Er blickte auf. „Was tust du hier? Wäre die Nokturngasse nicht ohnehin schon eine zwielichtige Gegend, würde ich fragen: Was tust du an einem so zwielichtigen Ort?"

In Draco schien plötzlich eine Veränderung stattzufinden. Die Heiterkeit, in der er die ganze Zeit gesprochen hatte, war wie weggeblasen. „Was glauben Sie denn?", fragte er mit einem seltsam steifen Lächeln.

Snape atmete angestrengt durch. „Ich kann – oder vielleicht will ich es mir auch gar nicht vorstellen. Auch wenn ich selten hier bin, so weiß ich trotzdem, dass es in der Nokturngasse nichts gibt was man tun kann, zumindest nichts, was jemand tun würde der Anstand besitzt."

„Anstand, ja? Aha." Draco verzog beeindruckt die Lippen. „Dann ist das Quälen und Töten unschuldiger Menschen also etwas, dass Sie als Anstand bezeichnen würden?"

Snape sah ihn etwas perplex an. „Wie bitte?"

Draco knirschte mit den Zähnen, schien sich aber rasch wieder zu beruhigen und sah ihm in die Augen, wieder mit diesem undeutbaren Lächeln. „Ich verkaufe meinen Körper an Menschen die genug Geld haben ihn zu bezahlen", sagte er dann wie auswendig gelernt, als hätte Snape ihn danach gefragt in welcher Reihenfolge er die Zutaten eines gewissen Trankes kombinieren solle. „Nennen Sie es wie Sie wollen. Mit Anstand hat das sicher nichts zu tun, aber dann besitzt mein Vater ebenso wenig Anstand wie ich, für das was er vor und während des Krieges getan hat!"

Snape starrte ihn unbeholfen an. Es lag nicht nur Bestürzung, sondern vor allem auch Überraschung auf seinem Gesicht. Bevor er irgendetwas erwidern konnte, von dem er noch nicht einmal wusste was es sein sollte, kam der Wirt der Schenke und rettete ihn aus seinem beklommenen Schweigen. Wortlos stellte der Wirt zwei Krüge auf den Tisch, ohne dass einer von ihnen beiden etwas bestellt hatte, und ließ sie genauso wortlos wieder allein. Wie es den Anschein machte, schien dies schon eine Art Ritual zu sein, er selber also nicht der erste, mit dem Draco hier saß.

„Grog?", fragte Snape, als ihm der würzig süße Geruch in die Nase stieg.

„Vielleicht etwas früh", war Dracos Antwort, „aber wenigstens ist es heiß." Er zuckte die Schultern und nahm einen Schluck.

Auch Snape zog den Becher zu sich, schloss allerdings nur Wärme suchend die Hände darum. Dann richtete er seinen Blick wieder konzentriert auf Draco.

„Ich kann mir nicht vorstellen, warum du mit so etwas scherzen solltest, also muss ich annehmen, dass das eben ernst gemeint war."

„Es war ernst gemeint", bestätigte Draco.

Für eine Weile schwiegen sie. Draco blickte seinen ehemaligen Professor neugierig an, doch der starrte vollkommen regungslos in seinen Becher und schien diese Information erst verarbeiten zu müssen.

„Warum tust du das?", nahm er das Gespräch dann wieder auf, als hätten sie es nie unterbrochen. „Du stammst aus einer wohlhabenden Familie. Ich will damit nicht sagen, dass du nicht das Recht hast einen Beruf zu erlernen und selber Geld zu verdienen, doch aber unter keinen Umständen auf diese Art und Weise!"

„Ich will das Geld dieser Familie nicht", sagte Draco bestimmt. „Sie wissen sicher, dass ich den Kontakt zu meinem Vater abgebrochen habe, es wäre jämmerlich würde ich trotzdem von seinem Geld profitieren, finden Sie nicht?"

Snape seufzte. „Du ziehst die Sache also wirklich durch! Er erzählte mir davon, ich hatte gehofft es wäre nur eine Androhung."

„Zumindest in dieser Beziehung müssten Sie mich kennen, Sir. Wenn ich mich zu etwas entschlossen habe, dann halte ich auch Wort!"

„Dein Vater … leidet darunter."

Draco verzog zweifelnd das Gesicht. „Hat er das gesagt?"

„Nicht direkt", druckste Snape herum, „aber-"

Doch Draco unterbrach ihm mit einem verächtlichen Schnauben. „Na also. Er schert sich einen Dreck darum. Das einzige was Schaden erlitten hat ist sein Stolz. Sie können sich ja vorstellen wie schlecht er dasteht wenn sich die Leute nach seinem Sohn erkundigen, und er ihnen irgendwie verständlich machen muss, dass er schlichtweg das Weite gesucht hat. Das passt nicht in das perfekte Familienbild. Ich passe nicht in das perfekte Familienbild. Eine perfekte Familie..." Er lachte bitter. „Als ob wir das je waren", sagte er und nahm einen großen Schluck von seinem Grog.

Snape lehnte sich zurück und kniff die Augen nachdenklich ein Stück zusammen. „Weshalb bist du so wütend auf ihn?"

„Abgesehen davon, dass er mir nie ein guter Vater gewesen ist? Lassen Sie mich nachdenken." Draco setzte einen gespielt nachdenklichen Blick auf. „Sie fragen mich warum ich nichts Vernünftiges tue. Dann frage ich Sie was bitte das sein sollte? Ich hätte wie Harry Auror werden können. Mein Vater allerdings hat versucht das aus mir zu machen, was ein Auror in Theorie wie Praxis als so genannten Feind bezeichnet." Er legte den Kopf schief. „Verstehen Sie, das ist etwas kompliziert, wenn man sein Dasein als das fristet, was Auroren bekämpfen. Ich hätte etwas mit meinem Leben anfangen können. Und was tute ich stattdessen!"

„Noch vor ein paar Jahren warst du sehr erpicht darauf, das zu werden was Auroren als Feind bezeichnen. Oder nennen wir die Sache beim Namen: ein Todesser. Du konntest es gar nicht abwarten!"

„Ich war ein Kind! Als mein Vater hatte er die Aufgabe mich davon abzuhalten. Er hätte wissen müssen was das Richtige für seinen Sohn ist."

„Draco", seufzte Snape und lächelte bitter, „er wusste nicht einmal was das richtige für ihn selber ist, wie soll er es dir dann zeigen? Er hat dir nie schaden wollen. Er wollte das Beste für dich, auch wenn das in dem Fall bedauerlicherweise das Falsche war."

Draco spielte am Griff seines Bechers herum und nickte. „Genau das ist der Punkt."

„Wenn man es genau betrachtet", fuhr Snape fort, „so hat er das getan was Väter zu tun gedenken, nämlich ihren Söhnen das beizubringen, was sie selber am besten können. Er war blind."

Er war blind! Gilt das jetzt als Entschuldigung?" Er lehnte sich seinem ehemaligen Lehrer entgegen. „Sie haben es doch auch geschafft! Sie haben die Todesser verlassen, als Sie gemerkt haben, dass es das Falsche war. Sie sind die Risiken eingegangen und haben sogar den Kontakt zu meiner Familie aufrechterhalten! Obwohl Sie wussten, welche Gefahr das für Sie darstellt!"

Snape schwieg.

„Sie sind so viel stärker als mein Vater", nickte Draco als ob er sich selber zustimmte und lehnte sich wieder zurück. „Auch wenn er Ihnen immer wieder das Gefühl gegeben haben sollte, dem sei nicht so."

„Wenn deine Eltern nicht gewesen wären, dann hätte ich diese Einsicht vielleicht nie gehabt. Abgesehen davon trugen sie die Verantwortung für dich, während ich nur für mich selbst verantwortlich war. Es war durch dich ganz einfach schwieriger."

„Geben Sie gerade mir die Schuld?", fragte Draco in einer Art grimmiger Belustigung.

Snape machte den Ansatz eines genervten Seufzens. „Natürlich nicht", sagte er gedehnt.

„Ach Sir, was verteidigen Sie ihn denn, Sie sind doch meiner Meinung, Sie haben jahrelang auf ihn eingeredet, also was soll das?"

Snape antwortete nichts. Erst jetzt nahm er einen Schluck seines Grogs, der mittlerweile lauwarm war. „Nichts desto trotz", sagte er dann. „Du hörst dich an wie ein Mann der sein halbes Leben schon hinter sich hat. Du bist jetzt gerade mal … zweiundzwanzig?"

„Dreiundzwanzig."

„Dreiundzwanzig. Du kannst doch noch soviel anfangen, Junge."

„Zum Beispiel?"

Snape knirschte mit den Zähnen. „Was weiß ich. Gründe eine Familie, such dir eine ordentlichen Arbeit, nicht das hier … . Wirf dein Leben nicht weg. Du machst deinem Vater nichts als Vorwürfe, und lässt dich vollständig gehen, anstatt ihm zu beweisen, dass du es zu etwas bringen kannst. Das ist ungerecht, findest du nicht?"

„Und wie stellen Sie sich das vor? Soll ich zur Aurorenakademie gehen und sagen ,Oh, beachten Sie das Todessersymbol auf meinem Arm einfach nicht´?"

„Es gibt noch andere Berufe als Auroren!"

„Lehrer?", fragte Draco grinsend.

Snape schnaufte genervt und ließ sich zurücksinken. „Zum Beispiel", sagte er dann hohl, des Diskutierens müde.

„Und eine Familie gründen?", wiederholte Draco leise und blickte in seinen Grog. „Damit die so wird wie meine eigene?"

„Um es besser zu machen."

„Dazu braucht man wohl die Fähigkeit zu lieben. Ich bin mir nicht sicher, ob ich sie gelernt habe."

Snape seufzte. „Deine Eltern haben viele Fehler gemacht. Aber du übertreibst und tust ihnen unrecht. Geliebt haben sie dich immer."

Draco hüllte sich in zorniges Schweigen.

„Du redest und verhältst dich wie ein trotziges Kind", sagte der Zaubertränkemeister träge. „Ich dachte du seiest erwachsen geworden." Er merkte, dass sie an einem Punkt angekommen waren, an dem es sinnlos war die Diskussion fortzusetzen.

Minutenlang schwiegen sie sich einfach nur an. Snape ließ seinen Blick durch die düstere Taverne gleiten bis er wieder bei Draco angelangt war. Das Gesicht des jungen Mannes war schmaler und kantiger, somit dem seines Vaters ähnlicher geworden. „Wissen deine Eltern davon?", fragte er und unterbrach somit die unangenehme Stille zwischen ihnen.

Draco zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich habe es ihnen zumindest nicht erzählt. Hat Lucius denn was erwähnt?"

Snape schüttelte den Kopf. „Nein."

„Sicher weiß er es nicht. Ich glaube dann würde er mir sein Geld nicht mehr geben wollen. Und wenn, dann hätte er es schon längst erfahren, dank der Leute die er so kennt."

Snape kniff die Augen leicht zusammen. „Wie meinst du das?"

„Was glauben Sie denn wer zu meinen Stammkunden gehört? Ein recht amüsantes Bild. Mein Vater verkehrt sicher immer noch mit Leuten, die sich hier regelmäßig blicken lassen. Geizige Leute wie er, ich allerdings bin ihnen nie zu teuer." Er lachte.

„Das ist erbärmlich", sagte Snape bestimmt.

„Doch ich finde Hurerei ist anständiger als Mord, oder nicht? Ich schade Menschen ja nicht damit, im Gegenteil." Draco stellte seinen Grogbecher lautstark auf den Tisch. „Das ist diese typische Pseudomoral der Menschen. Jemand verdient sein Geld mit seinem Körper und schon schlagen sie sich entsetzt die Hand vor den Mund. Das ziemt sich nicht! Von einem Absturz ist dann die Rede. Und wie bemitleidenswert das doch ist. Und wie es dazu kommen konnte! Diese Frage könnte man in meinem Fall meinem Vater stellen." Auf den zweifelnden Blick des Professors hin, legte er den Kopf schief „Kommen Sie, Sir, Sie wissen genauso gut wie ich, dass zum Sex keine Liebe nötig ist, und das ist auch gut so, denn sonst hätte ich gar keinen!"

Snape zog die Augenbrauen zusammen. „Um noch einmal auf die Frage des Anstands zurückzukommen…"

Doch Draco winkte ab. „Es hat keinen Zweck. Sie und ich sind wohl auch nicht gerade in der Position in der man von Anstand sprechen könnte."

„Im Gegenteil", sagte Snape. „Allein zu der Erkenntnis zu kommen, dass es falsch ist in Voldemorts Namen zu kämpfen, ist sehr stark. Und zeugt von sehr viel Anstand. Also mach etwas daraus. Sonst war es umsonst."

Wieder verfeilen sie in Schweigen.

„Wie viel nimmst du für eine Nacht?", fragte Snape dann plötzlich.

Draco blickte ihn erst fassungslos an. Er schien zu warten, dass der schwarzhaarige Mann die Frage als einem Scherz entpuppen würde, als dies allerdings nicht erfolgte, lachte er auf. „Das meinen sie jetzt nicht ernst oder?"

Snape lehnte sich nach vorn und stützte sich mit den Ellenbogen auf der Tischplatte ab. „Wie-viel?"

„Das … kommt ganz darauf an …", murmelte Draco und schüttelte verwirrt den Kopf, als Snape in seiner Manteltasche kramte und eine Hand voll Galleonen auf den Tisch legte.

Draco pfiff beeindruckt durch die Zähne. „Das ist sogar mehr als ich verlangen würde. Sie scheinen es wirklich sehr nötig zu haben."

Snape riss den Kopf nach oben und sah in erschrocken an, als der das Missverständnis bemerkte. „Ich", begann er und legte dann ärgerlich die Stirn in Falten um seine Scham zu verbergen. „Du hast mich missverstanden! Nimm das Geld und geh nach Hause oder wo auch immer du derzeit wohnst."

„Hier!"

„Hier? In … in diesem Loch?"

„Jetzt werden Sie mal nicht beleidigend", grinste Draco. „Ich habe das beste Zimmer. Ich zeig es Ihnen gern. Sie müssen nur mit herauf kommen."

„Äh", begann Snape mit gehobenen Augenbrauen und räusperte sich. „Danke, nein." Er deutete mit dem Kopf auf das Geld. „Dann kannst du dir diese Nacht einen Freier sparen."

„Freier?" Dracos Grinsen wurde breiter. Snape stellte mit Schrecken fest, dass er seinem Vater dabei extrem ähnelte, sollte man das Privileg haben diesen Gesichtsausdruck bei Lucius zu erhaschen. „Wie kommen Sie denn darauf, dass es Männer sind?", fuhr der junge Malfoy fort.

Snape fühlte sich immer unbehaglicher. Er schürzte leicht entnervt die Lippen und suchte krampfhaft nach einer glaubwürdigen Antwort.

„Wie dem auch sei", winkte Draco ab. „Ich kann das Geld nicht annehmen."

„Wieso nicht?", fragte Snape, sichtlich darüber erleichtert, dass ihm die Antwort erspart blieb. „Wenn du schon nicht das Geld deiner Familie nimmst, dann wenigstens dieses."

„Es widerstrebt mir … Geld anzunehmen, ohne mich dafür … zu revanchieren."

„Revanchieren", wiederholte Snape, presste die Lippen zusammen und hob die Hand als Draco weiterreden wollte. „Sag nichts, ich kann mir vorstellen was das bei dir bedeutet." Den Becher Grog, mit dem er die ganze Zeit über sparsam verfahren war, trank er jetzt in einem Zug leer.

Draco beobachtete ihn schmunzelnd, schob die zwei leeren Becher beiseite und stütze sich, ihm entgegengelehnt, mit den Ellenbogen auf den Tisch. „Wovor haben Sie Angst? Wir müssen ja auch nicht gleich das ganze Programm durchziehen."

„Ganze Programm", wiederholte Snape wieder und rieb sich murmelnd die Nasenwurzel. „Was tu ich hier eigentlich?"

Draco war inzwischen aufgestanden und lachte. Er kam um den Tisch herum, legte eine Hand auf seinen Slytherinschal und beugte sich zu Snape hinunter. Den schlanken Hals streckend redete er leise in Snapes Ohr. „Wir können es langsam angehen lassen, Professor. Fellatio … zum Beispiel … gehört zu meinen Spezialitäten."

Snape atmete tief aus. Er musste zugeben, dass ihn das, was sich hinter diesem Wort verbarg, und die Art und Weise wie Draco es aussprach, erregten. Noch bevor er irgendeine Art von Widerstand leisten konnte, hatte sich Draco bereits wieder aufgerichtet, das eine Ende seines Schals gepackt und entfernte sich langsam von ihrem Tisch, wie es jemand tat, der darauf wartete, dass der andere ihm folgen würde.

Snape allerdings umschloss das andere Ende von Dracos Schal und zwang den jungen Mann, der sich auch sofort umdrehte, zum Stehen bleiben.

„Draco", sagte er leise und schüttelte den Kopf. „Nein."

Draco wickelte seinen Schal ein paar Mal um seine Hand und schenkte dem Professor ein laszives Lächeln. Snape konnte sich sehr gut vorstellen, dass nicht jeder diesem Lächeln widerstehen konnte. Der Malfoy hatte gelernt mit seinen Reizen umzugehen, und zog just in diesem Moment auffordernd an dem Schal, der nun straff gespannt zwischen ihnen lag.

Snape warf ihm einen langen Blick zu. Und erhob sich langsam. Draco wickelte den Schal auf seiner Hand weiter auf, zog den Zaubertranklehrer somit näher zu sich, drehte sich um und ging langsam voraus. Snape folgte ihm, ohne das andere Ende des gestreiften Schals loszulassen. Er war so dicht hinter seinem alten Schüler, dass sich ihre Hände fast berührten. Die Holzdielen knarrten unter ihren schweren Stiefeln, als sie die Treppe zum Flur über der Schenke emporstiegen.

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… to be continued?