Der erste Mai

Gerade wachte Rean auf, noch ganz verschlafen drehte er sich auf die Seite und schloss die Augen, in der Hoffnung noch etwas schlafen zu können. Doch dies gab er auf, als die ersten seiner Mitschüler laut die Treppen herunterrannten. Warum waren heute alle nur so munter und aktiv am frühen Morgen?

Mit dieser Frage im Hinterkopf machte er sich selbst einige Minuten später auf den Weg zu Frühstück. Als er den Raum betrat, wo sie ihre Mahlzeiten einnahmen, wurde er von einer Mädchenstimme begrüßt. Er sah auf und blickte in Alisas Augen. Sie stand nur einen halben Muter vor ihm, wahrscheinlich hatte sie gerade den Raum verlassen wollen… „Guten Morgen!", murmelte er und wich zur Seite aus. Sie lächelte kurz und ging an ihm vorbei, einen kurzen Moment fühlte er ihre Haare, die sein Gesicht leicht streiften.

Es waren nur wenige Sekunden gewesen, doch trotzdem blieb er wie angewurzelt stehen und versuchte seine wild rasenden Gedanken zu beruhigen. Noch vor einer Woche hatte sie kaum ein Wort mit ihm gewechselt und ihn gemieden, nun streiften ihre Haare sein Gesicht. Er lächelte nun, als ihm ihre Worte vom ersten Tag ihrer ersten Feldstudie wieder in den Sinn kamen. Sie hatte darauf bestanden, dass er sich unter keinen Umständen an den Vorfall des ersten Tages erinnern dürfe.

„Das könnte schwierig werden...", dachte er und setzte sich zu Gaius und Elliot. Ersterer fragte ihn: „Warum hast du eben so versteinert gewirkt, als Alisa an dir vorbeigegangen ist?" Auch die anderen am Tisch sahen nun von ihrem Essen auf und blickten zu ihm. Rean sah sich verlegen um und antwortete schließlich: „Ich war nicht versteinert, ich habe bloß nachgedacht..."

Nicht wenige seiner Klassenkameraden sahen ihn skeptisch an, widmeten sich aber bald wieder ihrem Frühstück. Kurze Zeit später betrat Alisa wieder den Raum und setzte sich auf ihren Platz. Auf die Frage warum alle so schwiegen, sagte Gaius: „Wir schweigen nicht, wir sind nur in Gedanken versunken..."