Es wurde kalt in Hogwarts. Nicht, dass es Mitte Dezember, im tiefsten Schottland, sonst nicht auch kalt wäre, doch dieses Jahr stellte wohl einen neuen Kälterekord auf. Jeder einzelne der Schlossbewohner hatte seine wärmsten Kleider aus dem Schrank gepackt um den kalten Gemäuern Einhalt zu gebieten.
Der schwarze See war seit Tagen unter einer dicken Eisschicht versteckt. Gelegentlich, man musste ganz genau zuhörte, vernahm man ein leises Klopfen, wenn der große Krake mit seinen vielen Armen gegen das Eis trommelte.
Die Hauselfen aus der Hogwartsküche stellten jeden Tag literweise warmen Kakao her, um allen Schlossbewohnern die Kälte etwas zu versüßen.
Alles in allem musste man wohl einsehen, dass die kalten Arme des Winters Hogwarts, und dessen Umgebung, fest im Griff hatte.
Abseits von der kühlen Winterlandschaft hatten es sich eine Gryffindor in ihrem Gemeinschaftsraum bequem gemacht. Das braunhaarige Mädchen saß auf einem der einladenden, karmesinroten Sessel, den sie so nahe an das prasselnde Feuer geschoben hatte wie es ihr möglich war, ohne die kostbaren Seiten ihres Buches zu gefährden. Ihr schwarzer Uniformrock war ein ganzes Stück über ihre Knie gerutscht, als sie ihre Beine hoch auf die Sitzmöglichkeit gezogen hatte. Ihre Winterstiefel hatte sie vor sich stehen gelassen um ihre Füße unter sich festzuklemmen. Die rechte Hand des Mädchens strich sich eine entkommene Locke hinter ihr Ohr, während ihre goldbraunen Rehaugen immer noch den Zeilen ihres Lesematerials folgten.
Gerade als sich die Brünette ihre Feder aus der Umhängetasche zu kramen versuchte, welche sie neben ihren Sessel gelegt hatte, ging die Eingangstür des Gemeinschaftsraumes auf und knallte mit voller Wucht gegen die Wand.
Die entrüstete Stimme der Fetten Dame war sofort in jedem Winkel des Raumes zu hören:" Was fällt dir ein, du unsensibles Ding! Ich komme doch auch nicht und schleudere dein Zimmer gegen eine Wand! So etwas muss man sich hier gefallen lassen!"
"Jaja.", antwortete eine genervte Stimme. Ein Mädchen mit flammenden roten Haar erschien in dem Raum. Sie trug die Quidditchuniform des Hauses Gryffindor, dessen rote Farbe sich mit ihren Haaren biss. Sie trampelte für einen Moment den Schnee von ihrem fast völlig weißen Stiefeln, bevor sie ihre Taschen in eine Ecke pfefferte.
Als nächstes schüttelte das Mädchen ihre langen Haare aus, die auch voller kleiner Schneeflocken waren. Schon von Weitem konnte man ihr verschlucktes Fluchen hören.
"Gin? Ist bei dir alles in Ordnung?", fragte das braunhaarige Mädchen vom Feuer aus, wobei sie ein Lachen unterdrücken musste.
Die Angesprochene murmelte nur weiter aggressiv vor sich hin und schenkte ihrer Freundin keine Beachtung.
"Hallo? Ginny?", rief das Mädchen erneut, bis sie endlich von der rothaarigen wahrgenommen wurde.
Diese sah kurz zu ihn hinüber und sagte mit einem gefährlichen Unterton:" Peeves!"
Die braunhaarige Schülerin zog verwirrt eine Augenbraue hoch bevor sie sprach:" Ah, was ist mit ihm? Das musst du jetzt schon etwas mehr erklären."
Ginny kam hinüber zu ihrer Freundin und ließ sich auf das kleine Sofa gegenüber des Kamins fallen. Neben ihr, auf dem leeren Platz, lag ein stark benutztes Schulbuch. Ginny klappte es kurz auf und las auf der ersten Seite: Eigentum von Hermine Jean Granger.
"Hier, das ist deins.", erklärte das rothaarige Mädchen, als sie das Buch ihrer Freundin in den Schoß warf.
Hermine bedankte sich kurz, bevor sie noch einmal nachhaken musste, was Peeves denn nun wieder verbrochen hatte. Seit Fred und George nicht mehr in Hogwarts waren, war ihre kleine Schwester Ginny für deren Geschäfte in der Schule verantwortlich. Natürlich alles heimlich, still und leise. Wenn Mrs Weasley davon Wind bekommen würde, wären sie alle dran. Und seit jenem Tag hatte Peeves Spaß daran, Ginnys Leben etwas schwerer zu machen, als es zu Zeiten wie diesen ohnehin schon der Fall war.
Das jüngste Weasley Kind stöhnte genervt: "Ich kam gerade aus der warmen Dusche nach dem Quidditchtraining, hatte meine Sachen in meine Tasche gepackt. Doch als ich rausgegangen bin, habe ich eine riesen Ladung Schnee über den Kopf gelehrt bekommen. Und natürlich war es dieser Witz von einem Poltergeist." Ginny hatte die Arme über ihrer Brust verschränkt," Ich muss es ihm irgendwie heimzahlen. Nur den Baron auf ihn zu hetzen bringt nichts mehr." Peeves, der anstrengendste Poltergeist seit Jahrhunderten, hatte den Spaß seines toten Lebens, da er sowohl die Schüler als auch Lehrer, da machte er wirklich keine Ausnahme, mit Unmengen an Schnee bewarf. Egal wo man sich befand, man war nie sicher vor ihm.
Nach kurzem Bewerten der Situation fing Hermine an zu lachen. Sie konnte nicht mehr anders, bei dem trotzigen Blick den Ginny auf dem Gesicht trug.
"Hey!", rief diese entsetzt auf, während Sie Hermine eines der Sofakissen ins Gesicht warf, "Nicht witzig. Ist ja nicht so, dass Harry uns beim Training nicht schon genug gefoltert hätte."
,,Nimm's ihm nicht zu übel" lenkte die Ältere ein, ,,Ich darf nicht zu viel über Dumbledores Auftrag sagen, dass weißt du, aber es ist nicht einfach für ihn."
Ginny knibbelte an der Ecke eines Kissens herum: „Ich weiß, Mione, ich weiß. Manchmal denk ich einfach nicht- Heilige Scheiße! Was war das?!"
,,Bitte?"
,,Diese verdammte Mäuseplage!"
Missmutig guckten die beiden der Maus hinterher, die Ginny dreist über den Fuß gehuscht war:,, Das wird auch immer schlimmer... Naja, vielleicht müssen wir mal Krumbein darauf ansetzten. Hat Luna dir eigentlich schon die neuste Ausgabe des Klitterers gegeben?"
,,Ja, willst du ihn lesen?"
Unterdessen verschwand die vermeintliche Maus im Blickschatten einer Schülergruppe aus dem Gemeinschaftsraum und flitze durch die Gänge zu den Treppen, nah an der Wand entlang, durch Schlupflöcher und in den Falten, die die alten Läufer warfen, bis hinaus auf die Wiesen des Schlosses. Ihre Schnurrhaare waren von Reif benetzt und ihre Pfoten kalt als sie schließlich den Schutz des Wilden Waldes erreichte.
Dort begann sich die Maus zu verändern. Sie wuchs und wuchs, das Fell zog sich zurück, die Schnauze verkürzte sich und der Schwanz verschwand. ,,Maus, sagen sie. Ich bin keine Maus, verdammt. Heutzutage wird man nicht mal mehr als die Ratte gewürdigt die man ist.", grummelte Wurmschwanz bevor er sich auf den Weg machte aus der appariergeschützen Zone zu gelangen.
„Willkommen zurück, Peter.", grüßte Lucius Malfoy mit einem knappen Nicken, als er den müden Pettigrew in der Eingangshalle seines Landsitzes begegnete, „Er wartet schon."
Gemeinsam betraten sie die Galerie, in der sich schon die anderen Mitglieder ihrer geheimen Versammlung befanden. Nicht wenige von ihnen waren Geister, von der Welt zwar nicht vergessen, doch schon längst nicht mehr am Leben gewähnt. Und während jeder von ihnen eine düstere Geschichte und viele Legenden unter seinem Namen trug, so war es doch kein geringerer als Lord Voldemort selbst, der den Titel des Berühmtberüchtigsten unter ihnen trug.
„Was hast du zu berichten, Peter?"
„Ich weiß nicht ob man für so etwas wie unseren Plan jemals bereit sein kann, bevor man es muss, Mylord, aber ich fürchte wir haben kaum eine Wahl. Kurz bevor ich hier angekommen bin konnte ich noch ein Gespräch zwischen den beiden Mädchen belauschen, in dem Miss Granger erwähnte, Potter arbeite schwer an den Aufträgen des alten Mannes."
Lord Voldemort streichelte nachdenklich den Kopf von Nagini. „Dumbledores Ränkespiele gedeihen schneller als wir reagieren können."
Ein in schwarz gehüllte Gestalt stand von ihrem Stuhl auf und verbeugte sich leicht vor ihrem Meister."Uns zerrinnt die Zeit zwischen den Fingern. Dumbledore wird immer mächtiger. Harry Potter sieht zu ihm auf als wäre er ein Gott-"
Voldemort erhob die langgliedrige, totenblasse Hand. „Schweig, Carrow. Panik steht dir nicht gut zu Gesicht und bringt mich auch nicht weiter. Stattdessen, irgendwelche Vorschläge?"
Snape herhob abermals das Wort. „Angesichts der Sachlage möchte ich unseren ursprünglichen Plan vorschlagen, Dumbledore zu infiltrieren."
Voldemort nickte. „Sprich weiter, Severus."
„Meiner Meinung nach, und ich sehe Potter häufig, ist er dem alten Mann inzwischen viel zu treu ergeben. Zudem ist er mächtig, von ihrer Sache überzeugt, und, um das Ganze noch schlimmer zu machen, ein Gryffindore, wie er im Buche steht… Würden wir ihn schlicht entführen hätten wir nichts gewonnen." Snape saß still da, sein bleiches Gesicht hob sich von seinem Gewand ab, wie der Mond vom Nachthimmel, während er ruhig und bedacht seine Worte wählte. „Wir kommen am Besten über Granger und das Weasley-Mädchen an ihn heran. Wenn wir sie haben, besteht die Chance, dass Potter freiwillig kommt."
Ein Murmeln ging durch die Runde, die Meinungen schienen geteilt. Snape konnte die Ungeduld auf Bellatrix Lestranges Gesicht erkennen. Er konnte den Tatendrang förmlich in ihren Augen brodeln sehen. Ohne jeden Zweifel gefiel ihr keine Plan der weder Folter, noch die ein oder andere Hetzjagt enthielt. Sie war nicht ohne Grund Voldemorts Schreckgespenst, in manchen Kreisen nannte man sie Banshee, wegen ihrem durchdringendem, irren Lachen, wann immer sie in die Schlacht zog. Mächtig und sehr, sehr verrückt.
Ihr Bruder hingegen war, Snape würde es einen Spieler nennen, das Leben schien seine Bühne zu sein und genau deswegen war man mit Intrigen und Ränkespielen bei genau Richtig. Zufrieden, mit einem leichten Lächeln, zwirbelte er seinen Bart und wartete geduldig auf den Beschluss seines Herrn.
Nagini kroch langsam über den Tisch und Voldemort folgte ihr gedankenversunken mit den blutroten Augen. „Wie, Severus, gedenkst du diesen Plan in die Tat umzusetzen?"
„Da könnte ich eventuell von Diensten sein." warf Lucius Malfoy ein, der nur auf seinen Moment gewartet zu haben schien, „Wir könnten meinen Sohn beauftragen. Ich bin mir sicher, dass er und seine engsten Freunde der Wichtigkeit dieses Unterfangens gerecht werden können.
