Disclaimer: Alle Rechte an 'Harry Potter' und den Charakteren gehören J. K. Rowling und ich verdiene mit dem Schreiben kein Geld.

Wie giftgrüner Nebel hing der Totenkopf, aus dessen Mund sich eine Schlange windet, am sommerlichen Nachthimmel über dem Gelände der Quidditchweltmeisterschaft im englischen Dartmoor. Bleich und unheilverkündend. Das todbringende Zeichen Lord Voldemorts. Schreie und laute Rufe schallten durch die Luft, in Panik trampelten ganze Menschenansammlungen wie Büffelherden blind in die unterschiedlichsten Richtungen und rannten jeden um, der sich ihnen in den Weg stellte. Gerade hatte die Gruppe Auroren um die maskierten Todesser herum Aufstellung bezogen, sie eingekreist, um zum Angriff überzugehen und die arme Muggelfamilie, die diese als Geiseln hielten, zu befreien, als auch unter den Todessern Panik ausbrach und die ganze Gruppe jäh in alle Richtungen auseinanderstob. Über das allgemeine Geschrei hinweg brüllte Arthur Weasley den Befehl „Ergreift sie!" und schon stürzten die Auroren aus ihrer Deckung hervor und schleuderten Flüche nach den flüchtenden Todessern. Als eine Welle völlig in Panik verfallener Zivilisten mitten in die Menge von Todessern, Auroren und Geiseln stürzte, war das Chaos vollkommen. Jeder war sich selbst der nächste. Jeder dachte an seine eigene Flucht oder daran, eigenen Erfolg einzuheimsen, indem man einen Todesser stellte.

Molly Weasley war gemeinsam mit ihrem Mann hinter einem Brombeerstrauch hervorgesprungen. Gehetzt sah sie sich um, als rote Stuporzauber durch die Luft sausten und die Menge der dunkel gekleideten Gestalten ein wenig erhellten. Todesser rannten an ihr vorbei, ohne sie überhaupt wahrzunehmen; Molly hetzte hinter einem Flüchtenden her, schleuderte ihm einen Stupor hinterher, der sein Ziel jedoch verfehlte. Sie sah sich um, suchte nach weiteren flüchtigen Todessern, doch um sie herum jagten nur laut nach ihren Angehörigen rufende Zivilisten vorüber. Den Zauberstab erhoben, aufs Äußerste gespannt, wich Molly in die Schatten zurück, um sich einen besseren Überblick über das Chaos zu verschaffen. Sie rückte näher zu ihrem Nebenmann auf und griff nervös nach dessen Arm. „Arthur, was sollen wir jetzt machen? Wir könnten Unschuldige verletzen und die Todesser sind schon über alle Berge..."

„Gut erkannt, Madam... mit dem winzigen Fehler, dass ich nicht Arthur Weasley bin.", erklang die eisige Stimme des Mannes neben ihr und Molly zuckte zusammen. Das war nicht Arthurs Stimme!

Lucius Malfoy starrte die Frau, die ihn einfach am Arm gepackt hatte, mit zusammengekniffenen Augen an um sie in der Schwärze der Nacht, die nur gelegentlich von vorbeisausenden Flüchen oder erleuchteten Zauberstäben spärlich erhellt wurde, besser erkennen zu können. Da hatte er sich gerade noch rechtzeitig vor dem Angriff der Auroren in Sicherheit bringen können, hatte es geschafft, hinter einen Baum zu hetzen, sich die Todessermaske vom Gesicht zu reißen und sie in seinem Umhang zu verstauen und hatte sich schon in Sicherheit gewähnt, als er plötzlich grob am Arm gepackt worden war. Für einen Moment hatte Lucius gedacht, das Spiel sei aus, hatte bereits die Handschellen um seine Handgelenke klicken gehört, hatte bereits die triumphierenden Siegesschreie der Auroren gehört... doch nun begann sich sein Puls langsam wieder zu normalisieren. Das hier war nur Molly Weasley, die Frau von Arthur, und diese schien selbst überrascht, wen sie da gepackt hatte. Mit offenem Mund starrte die Frau ihn an. Nein, von ihr ging gewiss keine Gefahr aus.

„Beeindruckend mit welch außerordentlicher Schnelligkeit Sie doch begreifen, Mrs Weasley... Und wenn Sie nun die Güte hätten, meinen Arm wieder loszulassen? Das gilt ja schon als Körperverletzung, so fest wie Sie zupacken. Da hat ja ein Bergtroll einen weniger groben Handgriff...", verlangte Lucius mit schleppender Stimme. Molly sog hörbar die Luft ein: „Also, ich muss doch sehr bitten, Mr Malfoy." Zornig funkelte Molly den Mann an, den sie nun im Schein ihres entzündeten Zauberstabes eindeutig als Lucius Malfoy identifizieren konnte. Doch so wie ihr gewahr wurde, dass sie den Arm des Erzfeindes ihres Mannes Arthur noch immer fest umklammert hielt, ließ sie ihn rasch los. „E-Entschuldigen Sie...", stammelte sie verlegen. „Na bitte.", schnarrte Lucius mit überheblicher Stimmlage und rieb sich seinen Arm, als habe Molly ihm tatsächlich Leid zugefügt. „Die Spuren Ihres rüpelhaften Griffes wird man bestimmt noch Tage darauf auf meiner Haut sehen...", kommentierte er dann auch noch zu allem Überfluss. Molly wurde vor Wut puterrot im Gesicht. Nur weil sie etwas kräftiger gebaut war als der feine Herr, brauchte er noch lange nicht so zu tun, als wäre sie ein Trampel... Der sollte sich mal nicht so anstellen. Feindselig verzog sich ihr Mund: „Ich konnte ja nicht wissen, dass Sie so ein Schwächling sind, dass Sie dieser lockere Griff bereits wehklagen lässt...", entgegnete Molly daher spitz.

Lucius' Gesicht versteinerte und er starrte Molly mit deutlicher Abneigung in den Augen an. „Passen Sie auf, was Sie sagen, Mrs Weasley. So ganz allein und ohne den Beistand der großen Familie..." Molly wollte etwas Feindseliges entgegnen, doch sie konnte es nicht. Arthur! Wo war er bloß? Hoffentlich war ihm nichts zugestoßen... Besorgt blickte sie um sich. Lucius lachte höhnisch auf. „Und schon sieht sich die werte Mrs Weasley nach ihrem treuen Ehemann um, in der Hoffnung, dass er ihr aus der Patsche helfen möge..." Molly fuhr aufgebracht zu Lucius herum: „Ich mache mir Sorgen um Arthur! Aber Sie machen sich ja anscheinend keine Sorgen um Ihre Ehefrau, Mr Malfoy, oder? Geben Sie doch zu, dass Sie Ihre Frau ebenfalls aus den Augen verloren haben!" Lucius presste die Lippen fest zusammen. Da hatte Mrs Weasley ausnahmsweise Recht... und er machte sich sehr wohl Sorgen um Narcissa. In welche Richtung war sie nur gelaufen? Warum hatte er nicht besser aufgepasst? Hoffentlich hatte keiner der Auroren sie erwischt. Hoffentlich hatte Narcissa sich die verräterische Maske rechtzeitig von ihrem Gesicht ziehen können... Hoffentlich war Narcissa nicht demjenigen in die Arme gelaufen, der das Dunkle Mal heraufbeschworen hatte...

„So still auf einmal, Mr Malfoy? Das heißt, Sie suchen Ihre Frau genauso wie ich meinen Mann suche.", stellte Molly nüchtern fest. „Was halten Sie davon, wenn wir uns zusammentun und uns gemeinsam auf die Suche machen würden? Hier laufen jede Menge Todesser herum, da ist es gut, zu zweit zu sein..." Lucius starrte Molly ablehnend an. Meinte sie das ernst? Molly Weasley vertraute IHM? Hegte nicht einmal den Verdacht, dass er selbst einer dieser Todesser wäre, der die Muggelfamilie drangsaliert hatte? Molly bemerkte Lucius' Zögern und setzte, etwas heftiger, hinzu: „Oder wollen Sie mich ganz allein auf die Suche nach Arthur gehen lassen? Das gäbe im Ministerium später aber kein gutes Bild von Ihnen, wenn öffentlich würde, dass Sie eine Frau in der Not stehen lassen haben."

Mit düsterer Miene erwiderte Lucius ihren Blick. Aus der Situation kam er wohl nicht mehr so schnell heraus. „In Ordnung, ich helfe Ihnen bei der Suche nach Ihrem sich verlaufen habenden Ehemann und beschütze Sie vor den Todessern. Jedoch nicht weil mich Ihr Schicksal oder das Ihres Ehemannes so betroffen stimmen würde. Sondern nur weil auch Sie mir bei meiner eigenen Suche nützlich sein können.", stimmte Lucius dann widerwillig zu. Molly grinste: „Ah, Sie sind ja doch ein Gentleman, Mr Malfoy. Wie schön..." Als Antwort gab Lucius nur ein kleines Schnauben von sich.

...

Ein Stückchen entfernt, tiefer im Wald, zuckte eine in dunkle Gewänder gehüllte Frau erschrocken zusammen, als ihr ein Zauberstab unvermittelt direkt ins Gesicht leuchtete. Bereits eine Sekunde später spürte der Besitzer des Zauberstabes den sanften Druck von Holz auf seiner Brust, bevor er durch eine gewaltige Druckwelle gegen den nächsten Baumstamm geschleudert wurde. „Mrs Malfoy! Nicht! Ich bin vom Ministerium!", keuchte der Mann und griff so schnell er konnte nach seinem am Boden liegenden Zauberstab. Narcissa hatte zwischenzeitlich ihren eigenen Zauberstab entzündet und ließ, als sie den Mann am Boden erkannte, diesen langsam wieder sinken. Arthur Weasley rappelte sich hoch und klopfte sich die Grashalme von der Kleidung. „Es tut mir leid, dass ich Sie offensichtlich so erschreckt habe... Und keine Sorge, mir ist nichts passiert." Narcissa presste die Lippen säuerlich zusammen. Als ob sie das interessierte. Wenn es nach ihr ginge, hätte sich dieser Grobian Arthur Weasley ruhig einen Arm brechen können, als Strafe dafür, edle Damen mitten im dunklen Wald so zu erschrecken. Lucius hatte schon Recht damit, dass diese Weasleys überhaupt keinen Anstand besaßen.

Arthur lächelte Narcissa indes entschuldigend an. „Bitte verzeihen Sie den Überfall, ich hatte jemand anderen erwartet..." Arthurs Stimme brach verlegen ab, da er nicht wusste, wie er sich erklären sollte. Wie konnte er begründen, dass er die zierliche und still dastehende Narcissa versehentlich mit einem dieser Todesserschweine, die wehrlose Muggel terrorisierten, verwechselt hatte? Narcissa hingegen reckte ihr Kinn und schritt, ohne ihn einer Antwort für würdig zu befinden, stolz und wortlos an Arthur vorüber. Der Mann hatte schon gesehen, was passierte, wenn man einer Malfoy zu nahe kam. Das war ihm hoffentlich eine Lehre.

Doch Arthur ließ sich nicht täuschen. Vorhin hatte er, als er Narcissa so unvermittelt ins Gesicht geleuchtet hatte, für einen winzigen Augenblick das ängstliche Aufflackern in ihren blauen Augen erblickt... „Bitte warten Sie, Mrs Malfoy!", erhob Arthur die Stimme und setzte dann besorgt hinzu: „Wo ist Ihr Mann... Lucius? Er sollte Sie wirklich nicht alleine hier draußen herumlaufen lassen, hier sind Todesser unterwegs, es ist äußerst gefährlich..."

Narcissa blieb unvermittelt stehen. Im Zeitlupentempo drehte sie sich zu Arthur herum und funkelte ihn aus eisigblauen Augen an, als sie zum ersten Mal ihre Stimme erklingen ließ: „Denken Sie, ich könne nicht allein auf mich aufpassen? Denken Sie, ich könne mich ohne Lucius' Hilfe nicht gegen anstandslose Männer wehren, die mich belästigen? Nun, dann denken Sie an den Moment zurück, in dem Sie gerade im Dreck lagen..." Narcissa hatte sich zu ihrer vollen Größe aufgerichtet, das Kinn gereckt, und blickte nun tatsächlich auf den nicht gerade stattlichen Arthur Weasley hinab. Der räusperte sich betreten: „So habe ich das gar nicht gemeint... Ich wollte nicht sagen, dass Sie hilflos sind, Ma'am..." Narcissa unterbrach ihn schnippisch: „Gut. Dann wäre das ja geklärt.", und wollte schon ihres Weges stolzieren, als Arthur ihr in hektischen Schritten hinterhereilte und ihr dann nicht mehr von der Seite wich. So stolz sich Mrs Malfoy auch ihm gegenüber gab, Arthur wusste ganz genau, dass er es nicht verantworten konnte, sie schutzlos von dannen ziehen zu lassen... Ja, er verabscheute Lucius, doch Narcissa konnte schließlich nichts dafür, dass ihr Ehemann ein skrupelloses Schwein ist.

Narcissa warf dem neben ihr her trottenden Arthur einen misstrauischen Seitenblick zu. „Wollen Sie mich etwa verfolgen, Mr Weasley?" Arthur versuchte geduldig die misstrauische Frau zu beschwichtigen: „Kommen Sie, Mrs Malfoy, ich bin Mitarbeiter des Zaubereiministeriums und für die Sicherheit auf dieser Veranstaltung verantwortlich. Ich werde Sie wohlbehalten zu Ihrer Familie zurückbringen." Narcissa lachte frostig auf: „Ministeriumsmitarbeiter ist mein Mann ebenfalls. Ich brauche Ihren Schutz nicht, Mr Weasley. Lucius beschützt mich." Arthur schüttelte bedauernd den Kopf: „Lucius ist aber gerade nicht hier... Deshalb werden Sie wohl oder übel mit mir vorlieb nehmen müssen, Mrs Malfoy." Im Licht seines Zauberstabes konnte Arthur das spöttische Lächeln um Narcissas Mundwinkel sehen. „Da bin ich aber beruhigt... Haben Sie doch soeben demonstriert, wie verlässlich Ihre Duellfähigkeiten sind. Ich gebe nichts auf Ihren Schutz, Mr Weasley. Ist es nicht viel eher so, dass Sie den schutzbedürftigeren Eindruck von uns beiden machen?"

Arthur starrte Narcissa entgeistert an: „Glauben Sie mir, Sie können mir vertrauen. Wenn ich vorhin gewollt hätte, dann... Aber ich wusste doch, dass Sie es sind. Gegen einen Feind hätte ich ganz anders..." Narcissas höhnisches Lächeln verriet Arthur, dass sie sein Gestammel einzig für eine bloße Ausrede hielt und verfluchte sich selbst dafür, dass er sich von der reichen Frau vorhin so hatte überrumpeln lassen. „Ich kann Sie beschützen!", fügte er, das Thema nun übergehend, stattdessen überzeugt hinzu.

„Warum sollten Sie das tun?", entgegnete Narcissa kühl. Arthur wäre fast über einen Baumstumpf gestolpert, so überraschte ihn diese Frage Narcissas. „Nun... Sie wissen ja, Lucius und ich haben durchaus unsere Differenzen... ernste Differenzen... Doch das spielt natürlich keine Rolle, wenn es um Leben und Tod geht. So wenig ich auch mit Lucius übereinstimme, ich werde seine Frau gewiss nicht allein hier zurücklassen." – „Sie erwarten also keine Gegenleistung von meinem Mann oder mir?", erkundigte sich Narcissa, noch immer misstrauisch. Sie wollte gewiss nicht die Schuld daran tragen, wenn Lucius später einem politischen Gegner einen Gefallen schuldig war. Mochte sie auch nicht ganz so viel von Politik verstehen wie Lucius, so war es Narcissa doch bewusst, dass man sich in diesem Geschäft nie in die Schuld eines anderen begeben durfte. Und ehe sie ihren Mann in solche Verlegenheit brachte, würde sie sich eher ganz allein durch die Menge der panischen, betrunkenen und streitsüchtigen Männer schlagen. Sie war schließlich Narcissa Malfoy, sie würde das schon irgendwie schaffen.

„Himmel nein! Ich will doch keine Gegenleistung von Ihnen oder Lucius. Das Beschützen von Zivilisten gehört zu meinem ganz normalen Arbeitsgebiet im Ministerium, dafür schuldet mir nicht einmal der Minister persönlich einen Dank. Helfen ist für mich ohnehin etwas Selbstverständliches. Wenn Sie mir nicht glauben, dann kann ich das auch gerne schwören, Mrs Malfoy. Mit dem Unbrechbaren Schwur, wenn Sie wollen...", entgegnete Arthur, völlig erschüttert, dass Narcissa an so etwas dachte.

Doch Narcissa blieb stur. „Wie ritterlich von Ihnen... Doch ich bin nie allein. Lucius wird gleich hier sein und dann sind Sie, Mr Weasley, überflüssig." Arthur seufzte hörbar. „Ich möchte Ihnen ja keine Angst machen, Ma'am, aber wenn Lucius jetzt noch nicht hier ist, könnte das bedeuten, dass er möglicherweise in ernsten Schwierigkeiten steckt..." – „Mein Mann steckt nie in Schwierigkeiten. Er bewältigt Schwierigkeiten.", entgegnete Narcissa von oben herab. Doch insgeheim war sie besorgt... Lucius. Hatte er entkommen können?