Mustergültig – Good as Gold
Originaltitel: Good as Gold
Autor: Camillo
Übersetzt von Wine Witch
Beta-Korrektur: Sun and Stars – vielen Dank für Deine sorgfältige und kompetente Arbeit!
Disclaimer: Harry Potter gehört JK Rowling. Autor und Übersetzer spielen lediglich in deren Sandkasten. Kein Geld, nur Spaß.
Anmerkungen der Übersetzerin:
Herzlichen Dank an Camillo für die freundliche Erlaubnis zur Übersetzung.
Kapitel 1: Politischer Selbstmord
Christopher war gefährlich gelangweilt. Er hatte über sechs Jahre denselben Job gemacht. Seine Frau war glücklich, damit beschäftigt zu sein, Geld für gute Zwecke aufzutreiben. Seine Töchter hatten beide ihr Abitur geschafft und Studienplätze an angesehenen Universitäten bekommen. Seine Eltern hatten das Zeitliche gesegnet, ehe es auch nur notwendig war, ein passendes Altersheim zu finden. Die Arbeit konnte einem manchmal auf die Nerven gehen, jedoch war sie recht interessant. Aber nichts schien mehr richtig Spaß zu machen, einmal abgesehen von der quirligen Rothaarigen, die er kürzlich kennengelernt hatte – und die anscheinend ziemlich scharf auf ihn war.
Christopher hatte ein wenig Geld auf die Seite geschafft, und so beschloss er, sich etwas Nettes zu kaufen, um sich selbst aufzumuntern. Ein Kollege empfahl einen anderen Kollegen, der helfen konnte, und einige Monate später kaufte Christopher eine sehr hübsche Parterrewohnung in Islington. Der Kollege, der geholfen hatte, übergab ihm die Schlüssel an einen Donnerstag. An diesem Abend sagte Christopher seiner Frau beim Abendessen, er habe am nächsten Tag Besprechungstermine in Edinburgh, daher sei er erst Samstag zum Mittagessen zurück. Am Freitagmorgen begann Christopher damit, mit seinem quirligen Rotschopf in jedem Raum seiner neuen Wohnung Sex zu haben.
Leider führte die Kombination aus Waschmaschine, Küchenfenster und dem neuen Telefon mit Kamera, das dem so hilfreichen Kollegen gehörte, zum bei weitem beliebtesten Filmmaterial, das je eine Video-Hosting-Webseite geziert hatte. Es zeigte die Rothaarige – die auch als die ehrenwerte Abgeordnete von Bootle bekannt war – und Christopher – der als Premierminister, Erster Lord des Schatzamtes und Minister für den Staatsdienst des Vereinigten Königreiches bekannt war.
Aktienkurse für neue Technologie stiegen leicht an, und die Neuigkeiten überzogen jede Titelseite in Muggel England. Im Tagespropheten gab es darüber nur einen kleinen Artikel am Fuß von Seite 6, und der wiedererstandene Quibbler erwähnte gar nichts davon. Hermione Granger las jedoch sowohl den Daily Telegraph als auch den Tagespropheten; daher wusste sie, was alles passiert war, und sie schlich sich sogar in ein Internetcafé, um während ihrer Mittagspause mehr darüber herauszufinden. Sie mochte Christophers Speckbauch nicht besonders, aber es sah so aus, als ob sich die Abgeordnete von Bootle gut amüsierte. Hermione schnalzte missbilligend mit der Zunge, dachte über das Midlife-Crisis-Phänomen nach und schaute sich das Video der Gründlichkeit halber drei weitere Male an.
Vier Wochen später zog der vorherige Schatzkanzler in der Downing Street Nr. 10 ein. Bob Daniels war ein bescheidener Berufspolitiker mit einem guten Verständnis für Zahlen, und er war nicht wenig überrascht, dass seine Partei ihn für geeignet hielt, um ihn an die Spitze zu wählen. Seine Frau war über die ganze Sache extrem verärgert. Sie hatte Angst vorm Fliegen, und ihrer Meinung nach war die amerikanische First Lady ein schrecklicher Snob. Überdies vermisste sie ihren Garten in Warwickshire und mochte die neue Anti-Panzerfaust-Mauer auf der Rückseite von Nr. 10 nicht.
Am Abend nach Bobs Umzug hantierte er an seinem ergonomisch designten Lederstuhl in seinem Büro herum (Christopher war mindestens zehn Zentimeter größer als Bob), als eine Männerstimme sagte, „Entschuldigung! Der Zaubereiminister möchte sich gern vorstellen. Haben Sie eine oder zwei Minuten Zeit?"
Argwöhnisch, ob dies eine Art 'Willkommen an der Macht'-Witz war, kontrollierte Bob das Telefon auf seinem Schreibtisch, sein Handy und die Fläche hinter ihm. Er konnte die Herkunft der Stimme dennoch nicht ausmachen.
„Nein, nein, ich bin hier drüben!" rief das Portrait eines Mannes, der freundlich mit der Hand winkte.
Bob blinzelte. Der Mann auf dem Portrait winkte ihm näherzukommen.
„Hören Sie, der Minister wird durch den Kamin kommen. Keine Panik, das ist ganz normal", fuhr das Portrait fort.
„Gut dann", sagte Bob. „Etwas, das MI5 entwickelt hat, stimmt's?"
Der Mann auf dem Portrait schmunzelte. „Nicht ganz", sagte er.
Ein Lodern grüner Flammen, ein wenig Ruß und eine praktische Vorführung von Verwandlungskunst an einer Topfpflanze später und ein sehr großer Mann mit glatter, schwarzer Haut und einem Diamantenohrstecker saß lässig auf dem Stuhl Bob gegenüber, als ob er dort schon viele Male gewesen sei.
„Hier ändert sich nichts, nicht wahr?" sagte der Mann. „Ich bin Kingsley Shacklebolt, und ich bin der Zaubereiminister in diesem Land. Sie brauchen über meine Leute nicht allzu viel zu wissen, denn die magische Bevölkerung genießt zurzeit eine stabile Phase. Falls irgendetwas passiert, was euch Muggel betrifft, werde ich Sie jedoch informieren."
„Die magische Bevölkerung?"
„Das ist richtig. Es gibt eine abgesonderte Gesellschaft von Hexen, Zauberern und magischen Wesen, die in Britannien leben. Die Muggelbevölkerung weiß nichts von uns, und genauso möchten wir das beibehalten."
„Muggelbevölkerung?"
Kingsley begann, ein wenig ungeduldig auszusehen.
„Ja, Bob. Grundsätzlich gilt, dass nicht-magische Menschen – oder Muggel, nichts über magische Menschen oder Kreaturen wissen. Nur, wenn Muggeleltern ein magisches Kind bekommen, oder wenn eine magische Person einen Muggel heiraten möchte, werden diese Regeln übergangen. Sie sind zum Beispiel Muggel. Ich auf der anderen Seite bin ein Zauberer."
„Ich verstehe", sagte Bob, der in Wirklichkeit überhaupt nichts verstand, aber der ziemlich gut darin war, einer Sache auf den Grund zu gehen. „Sie deuten an, dass diese magische Bevölkerung instabile Perioden hat?"
„Aktuell schon seit langem nicht mehr", sagte Kingsley ruhig. „Wir hatten vor zwölf Jahren einen Parlamentsstreich und einen Bürgerkrieg, aber im Moment ist alles in Butter."
„Sie hatten einen Krieg!" zischte Bob. „Warum war das nicht in den Zeitungen?"
„Ah. Das war es, in gewissem Ausmaß. Erinnern Sie sich an die Katastrophe mit der Brockdale Bridge? An die ungewöhnliche Menge Schnee, die wir vor Weihnachten '97 hatten? Ersteres war ein terroristischer Anschlag, der die Intention der Gegenseite, an die Macht zu gelangen, signalisierte, und das Zweite war ein Nebeneffekt von deren Dunkler Magie."
„Wir hatten Weiße Weihnachten in Südengland wegen eines magischen Krieges?"
„Natürlich! Normalerweise würde das nicht passieren, nicht wahr?"
„Äh … Nein. Nein, ich glaube nicht. Ich kann nicht glauben, dass die Regierung das damals nicht wusste!"
„Nun, eigentlich wusste sie es. Ich habe hier sogar eine Zeit lang gearbeitet. Der Premierminister vor Christopher war ziemlich verärgert, als ich aufhören musste, aber ich habe einige sehr nützliche Tipps über Rückenärzte aufgeschnappt."
Bob starrte Kingsley ungläubig an.
„Aber was hat den Krieg verursacht? Wird es wieder passieren?"
„Wir hatten ein kleines Problem mit einem Zauberer namens Lord Voldemort, der Muggel nicht leiden konnte. Er wollte alle magischen Leute loswerden, die Muggeleltern hatten. Es war schrecklich. Wir konnten ihn nicht an die Macht lassen."
„Warten Sie eine Sekunde. Ich dachte, Sie sagten, ich sei ein Muggel."
„Das stimmt."
„Wenn sich also eines meiner Kinder als, äh, magisch erweist, dann hätte dieser Lord Voldemort es getötet?"
„Möglicherweise. Oder es versklavt, oder ihm die Seele aussaugen lassen."
„Verdammte Scheiße!"
Kingsley lachte. Bob runzelte die Stirn. Dies alles hörte sich gar nicht gut an.
„Welche Sicherheitsmaßnahmen haben Sie ergriffen? Welche Garantien habe ich, dass meinen Leuten nichts von ihren zuleide getan wird?"
„Oh, Voldemort wurde auf dem Schlachtfeld getötet. Und die meisten seiner Anhänger wurden entweder getötet oder gefangen genommen und ins Gefängnis gesteckt. Wir haben heutzutage eine sehr gute Strafverfolgungsbehörde. Der junge Mann, der Voldemort getötet hat, arbeitet sogar dort."
Bob war durch diese Information nur leicht besänftigt, aber er hatte eine andere, dringende Frage, und es war beinahe Zeit für sein Abendessen.
„Also, zahlt ihr alle Steuern?"
Kingsley verzog das Gesicht.
„Wir zahlen Einkommensteuer an das Zaubereiministerium. Wir brauchen keine an die Muggelregierung zu zahlen."
„Nutzt ihr denn den staatlichen Gesundheitsdienst nicht?"
„Nein."
„Oder Schulen?"
„Nur die muggelgeborenen Kinder genießen die Grundschulausbildung, und deren Eltern zahlen ihre Steuern. Ich bin sicher … "
„Mülltonnen? Straßenbeleuchtung? Die Polizei?"
„Äh …"
„Auf den Straßen?"
„Äh, nicht viel."
„Definieren Sie, ‚nicht viel'."
Kingsley seufzte und zappelte auf seinem Stuhl.
„Schauen Sie, Bob. Ich bin im Moment ein wenig beschäftigt. Können wir ein anderes Mal darüber reden?"
„Ja, natürlich, Kingsley", sagte Bob höflich. „Aber ich will alles wissen."
„Sie wollen alles wissen?" rief Kingsley aus.
„Natürlich will ich das! Ich bin der Premierminister. Ich kann unmöglich einen ganzen Bereich der Gesellschaft nicht kennen!"
Eine von Kingsleys rundlichen Wangen bildete ein sehr nettes Grübchen, als er lächelte.
„Genau", sagte er, erhob sich und zielte mit seinem Zauberstab auf Bobs Stuhl, an dem er schweigend etwas änderte, sodass Bob mit dem Rücken viel bequemer saß. „Ich werde sehen, was ich tun kann."
Der Premierminister war verzweifelt darauf erpicht, sein neues Interesse geheim zu halten – in der Politik war es noch schädlicher, einen Ruf als Exzentriker zu haben als den eines durchtriebenen Bastards. Bob und Hermione Granger konnten sich daher nur treffen, wenn sonst niemand anwesend war. Offensichtlich genossen der Stabschef, der Vizestabschef, der Politstrategiechef, der Leiter der Regierungsbeziehungen, der Leiter der Politischen Planung, der Pressereferent, der Leiter der Abteilung für internationale und wirtschaftliche Angelegenheiten, der Leiter der Innenpolitik und Strategie, der Leiter der Außen- und Verteidigungspolitik und die Frau des Premierministers höhere Prioritäten als Hermione. Daher nutzte sie ihr einziges Treffen, um ihr Gehalt zu bestätigen, das Steuerformular auszufüllen, auf dem Bob eindringlich bestand, und eine ausführliche Liste von 'Themen, über die Bob alles wissen sollte' zu entwerfen. Danach hatte sie ein Treffen mit Kingsley Shacklebolt, zeigte ihm die Liste, akzeptierte das Gehalt, das er nach einer winzigen Pause anbot und musste keinerlei Formulare ausfüllen, weil Magie eine wunderbare Sache ist.
In der Lage zu sein, ihr Gehalt zu verdoppeln, kam ihr ungeheuer gelegen, und Hermione genoss es sehr, gut recherchierte und schön präsentierte Berichte über die verschiedenen Aspekte des Lebens in der Zaubererwelt zu schreiben. Schnell wurde ihr klar, dass sie, wenn sie zu hart und zu schnell an Bobs Themen arbeitete, ihren lukrativen Job innerhalb eines Jahres verlieren würde. Um ihre Aufgabe so weit wie möglich in die Länge zu ziehen, verbrachte sie die meiste Zeit ihrer ‚Arbeitsstunden' damit, die Parterrewohnung in Islington, die sie sehr schnell und preiswert zu kaufen geschafft hatte, neu zu gestalten. Sie verbrachte außerdem viel Zeit damit, ihren Eltern zu helfen, in ihrer florierenden Zahnarztpraxis in Surrey klar Schiff zu machen, um sie – in Vorbereitung des Ruhestands – (wieder einmal) zu verkaufen.
Das einzig Ärgerliche am Leben war die Art, in der Hermiones Mutter permanent an ihr nörgelte, einen netten Mann zu finden und sich häuslich niederzulassen. In den Archiven und in der Bibliothek des Zaubereiministeriums arbeiteten keine attraktiven, intelligenten und geistreichen Männer. Oder bei W.H. Smith, wo sie all die Schreibwaren für ihre Schreibarbeit kaufte. Wenn sie mit ihren alten Schulfreunden etwas trinken ging, schien Dean Thomas gern ihren Busen zu begaffen, aber sie stand nicht wirklich auf ihn. Und Ron Weasley war, nun, Ron Weasley. Mit einem Schwanz wie ein Hengst und gelegentlich lustig, aber unglaublich unsicher und keine attraktive Langzeitperspektive.
Wie es in Britannien üblicherweise der Fall ist, verging der Sommer unbefriedigend schnell, und Hermiones dreißigster Geburtstag stand vor der Tür. Anders als Harry Potter, der förmlich darin schwelgte, große, laute, teure Geburtstagsfeiern zu organisieren, hielt sich Hermione nicht damit auf, viel Aufhebens zu machen. Sie war ziemlich erleichtert, als Harry und Ron ihr sagten, sie brauche sich um nichts zu kümmern, weil sie etwas Ruhiges, das Spaß machte, für ihr Geburtstagswochenende vorbereitet hatten. Alles, was sie tun musste, war, ein wenig praktische Kleidung und Schuhe einzupacken und am Freitagnachmittag um fünf Uhr an den Grimmauld Place Nr. 12 zu apparieren.
Hermione verbrachte die Woche damit, sich ein nettes, gemietetes Cottage in einer hübschen Gegend vorzustellen – der Lake District oder Dorset wären nett –, und holte ihre Wanderstiefel aus den Tiefen ihres Kleiderschranks hervor. Sie kam rechtzeitig im Potter'schen Haus an, um Harry und Ginnys zwei Kinder zu sehen, ehe diese zum Fuchsbau flohten, um das Wochenende bei Oma und Opa zu verbringen. Der erste Anfall von Besorgnis überkam sie, als sie eine bekannte, wurstförmige Segeltuchtasche auf dem Küchentisch sah. Sie sah aus wie ein Zelt. Verdammter Mist, es war ein Zelt. Und im zarten Alter von achtzehn Jahren und acht Monaten hatte Hermione öffentlich geschworen, niemals wieder zelten zu gehen, nie wieder.
Als Ron ihre Hand nahm und mit ihr Seit-an-Seit in einen dicht bewaldeten Teil von Gloucestershire apparierte, begann Hermiones Anfall von Besorgnis sich in missmutige Frustration auszuweiten. Als Harry und Ginny Potter, das Zelt und ein Picknickkorb mit einem unmissverständlichen, munteren Knall erschienen, begannen die Dinge eine Art albtraumhafte Qualität anzunehmen.
Harry schlug vor, Hermione solle sich um die üblichen Schutzzauber kümmern, während er und Ron das Zelt aufbauten und Ginny das Abendessen richtete. Das Zelt war nagelneu und hatte offensichtlich zwei schalldichte Schlafräume. Ginny und Ron lächelten Harry beide beifällig zu. Hermione hob die Augen zum Himmel und ging auf Nummer sicher, indem sie still zu Gott und Richard Dawkins betete, ihr Stärke zu verleihen. Da sie vernünftig und freundlich war, beschloss sie, ihren ältesten Freunden eine Chance auf eine Erklärung zu geben, ehe sie der boshaften Seite ihrer Persönlichkeit die Zügel schießen ließ.
„Wessen Idee war es, im Forest of Dean zu zelten?"
Harry grinste sie an.
„Eigentlich war es meine. Ich dachte immer, es wäre schön, Ginny hierherzubringen und mit ihr die Nacht im Zelt zu verbringen, statt an sie zu denken, während sie meilenweit weg ist. Und ich dachte, es gäbe Dir und Ron eine Chance, … äh … ein paar alte Dämonen zu begraben, sozusagen."
„Also ist im Wesentlichen das Wochenende meines dreißigsten Geburtstags dazu geplant, Euer beider, deine und Rons Teenager-Selbstbefriedigungs-Phantasien zu erfüllen?"
Sie lächelten sie unsicher an. Diese Worte hätten sie nicht gebraucht, aber zumindest begriff sie schnell.
Hermione zog ihren Zauberstab und warf mühelos eine Reihe von Zaubern, die sie sich all die Jahre zuvor eingeprägt hatte. Ohne innezuhalten, fügte sie der Beschwörung noch einen Hodenjuckfluch hinzu und apparierte zur Hintertür ihrer Eltern.
„Hermione, Liebling! Alles Gute zum Geburtstag. Wir hatten dich nicht vor Sonntagabend erwartet. Stimmt etwas nicht?"
„Zelten, Mama. Sie haben beschlossen, mit mir zelten zu gehen. "
„Gin und Tonic?"
„Lass Papa nicht einschenken."
Hermione konnte ihre Mutter den ganzen Weg zum Barschrank im Wohnzimmer lachen hören. Sie ließ ihre Handtasche mit einem zufriedenstellenden Rums auf den Küchentisch fallen, holte das Tonic Water aus dem Kühlschrank und wanderte in Richtung des alkoholischen Trostes. Sie fand ihre Mutter dabei, wundervolle Dinge mit einer grünen Flasche und einem großen Glas zu tun, und ihren Vater auf dem Sofa, der an seinem Kugelschreiber kaute und über zwei senkrecht im Kreuzworträtsel der aktuellen Ausgabe des Telegraph nachdachte.
„Hallo, Hermione, alles Gute zum Geburtstag. ‚Englisch für ,brennend, gehen'."
„Hallo, Papa. Flamingo. Versuchst du, mich aufzumuntern?"
Hermiones Vater sah sie über den Rand seiner Lesebrille an.
„Ich habe einen anstrengenden Tag damit verbracht, all die überbewerteten Häuser abzulehnen, von denen deine Mutter glaubt, dass wir sie kaufen sollten, und jetzt, wenn ich gerade ein paar Minuten Frieden habe, stelle ich fest, dass sie eines unerwarteten Besuchers wegen entschwinden. Warum um Himmels Willen sollte ich versuchen, dich aufzumuntern?"
„Weil du mich mit Mama in der Küche reden gehört hast."
Hermiones Vater lächelte sein Papalächeln, zog sie zu einem Kuss auf die Wange zu sich hinunter und wandte sich wieder dem Kreuzworträtsel zu.
„Bitte schön, Liebling. Es gibt ein Cassoulet im Ofen und oben ein bequemes Bett. Du kannst deine Geschenke nach dem Abendessen aufmachen."
Hermione nahm von ihrer Mutter dankbar ihren Drink entgegen und erklärte ihren Eltern während des Abendessens, dass sie mehrere sehr gute Gründe hatte, sich nicht mit einem der Zauberer aus ihrem Bekanntenkreis häuslich niederzulassen. Ihre Geburtstagsgeschenke entpuppten sich als ein schrecklich gerüschtes, dabei peinlich durchsichtiges Nachthemd und ein Kochbuch mit außerordentlich komplizierten, romantischen Abendessen für zwei.
An nächsten Morgen kam mit der Post ein dicker, weißer Umschlag vom Maklerbüro Cobbledick und Dewhurst, seit 1954. Darin waren die Einzelheiten zu einem Haus mit drei separaten Schlafzimmern am Rand eines kleinen Dorfes namens Slapton Poppleford in Devon. Die Bilder zeigten ein solides Haus aus den 1930er Jahren, einen hübschen Garten und eine absolut wundervolle Aussicht. Neben dem ganzen Geschwafel enthielt der Werbetext des Maklers einige sachliche Informationen. ‚Preisgekrönter Pub', ‚eng zusammengewachsene Gemeinde, ‚Gegend von ungewöhnlicher Naturschönheit' und ‚zwanzig Autominuten von Exeter' – das alles erfuhr zustimmendes Gemurmel von Hermiones beiden Eltern. Wunder über Wunder, es schien, dass es das Traumhaus von Hermiones Mutter für den Ruhestand tatsächlich gab und zu einem Preis, den ihr Vater zu zahlen bereit war.
Mit einem Anruf bekundeten sie ihr Interesse, und dies führte zu einem Besichtigungstermin am folgenden Dienstag. Hermiones Vater sagte, er und seine Frau könnten bei der Gelegenheit die Gegend erkunden und buchte für zwei Nächte Zimmer mit Frühstück. Diese Entscheidung symbolisierte einen Wendepunkt. Als Hermiones Mutter ihren Kopf lange genug von seiner Brust hob, um zu fragen, warum er plötzlich so sehr auf einen Umzug aus war, zog Mr Granger an einer ihrer ergrauenden Locken und sagte, er habe diesen Ort betreffend ein gutes Gefühl.
