Disclaimer: I don't own Alex Rider or other recognizable characters in any way, shape or form.

Beta: none

Status: Mission Australien - finished.

Alter: Bereits mehrere Jahre alt. Die FF wurde direkt nach dem Erscheinen von Ark Angel in Deutschland geschrieben. Das seine nächste Mission in Australien ist, war tatsächlich reiner Zufall. Sollte der Wunsch bestehen, werde ich die FF auch irgendwann mal ins Englische übersetzen.


Mission Australien

Kapitel 1 – My bonnie is over the ocean

Alex fühlte sich krank. Müde schloss er die Augen, obwohl er in den letzten Stunden genug geschlafen hatte, wenn auch nicht gerade sehr gut. Aber was wollte man auch auf einer schwimmenden Kapsel erwarten?

Und zu allem Überfluss war er seekrank geworden, nicht gerade das wunderbare Gefühl der Freiheit, welches er empfunden hatte, als er hier landete. Er war wieder auf der Erde, aber immer noch alleine.

Er öffnete wieder seine Augen und blinzelte kurz. Die Sonne reflektierte sich auf dem endlosen Wasser um ihn herum und hitzte es langsam auf. Er schwitzte und konnte den Sonnenbrand auf seinem Rücken schmerzhaft fühlen.

Es würde bald Mittag werden und damit wäre er über 24 Stunden hier. Keine Neuigkeit, die ihn zu Freundenausbrüchen bewegte. Seit dem er ins All gestartet war, hatte er nichts getrunken oder gegessen und seine Seekrankheit hatte das übrige getan. Alex war nur noch ein Schatten seiner selbst.

Er richtete sich etwas auf und kletterte in die Kapsel. Hier war es noch heißer, aber wenigstens konnte die Sonne ihn nicht mehr verbrennen und er musste nicht mehr dieses verdammten Wasser sehen. Warum hatte er es nur so gemocht, als er es von Ark Angel aus betrachtete? Die meisten Dinge sehen nur aus der Entfernung schön aus, dass Wasser auch dazu gehörte, war allerdings neu.

Wo war er überhaupt?

Er hatte kein Land gesehen, dafür aber ein bis zwei Haie. Noch gab er kein gutes Mittagessen für sie ab.

Ärgerlich dachte er an die CIA und das MI6. Da hatte er ihnen mal wieder aus der Patsche geholfen und war deren Dank wirklich ihn hier verrotten zulassen? Nein, dass konnte er sich doch nicht vorstellen. Sie hatten ihn zwar benutzt, aber das? Außerdem könnte er ihnen ja in Zukunft noch nützlich sein. Ein bitteres Lächeln huschte über sein Gesicht. Jetzt war er schon so fertig, dass er hoffte einen neuen Auftrag zubekommen, nur damit er hier weg kam.

„Alex, reiß dich zusammen...", murmelte er leise zu sich selbst und holte tief Luft.

Die Wellen schwappten gegen die Kapsel, welche im Seegang leicht schlingerte. Es war bei weitem nicht mehr so schlimm wie am Abend gewesen, als er sich krampfhaft festgehalten hatte. Es rumorte etwas in seinem Magen, aber das war alles. Alex fielen zwei Gründe dafür ein: Entweder er war geheilt davon oder sein Körper war zu erschöpft, um noch etwas zu unternehmen.

Er hoffte es war ersteres.

Es wurde heißer, sein T-shirt mit dem Ark Angel Logo war schnell vollkommen durchgeschwitzt. Seine Zunge klebte am Gaumen, doch ansonsten fühlte er nichts mehr von seinem Körper. Er war wieder müde...

„HEY!"

Mit einem Ruck richtete er sich auf. Hatte er nun Halluzinationen? Kaum, zumindest glaubte er es nicht. Da hatte tatsächlich gerade ein Mann gerufen - wegen ihm? Mit neuer Energie kletterte er nach draußen. Tatsächlich, nur wenige Meter entfernt war ein Schiff. Es war recht groß und hatte einen Kran. Gerade wurde genau mit diesem ein kleines Boot runter gelassen, mit zwei Männern mit blauen T-Shirts drinnen. Nun aktivierten sie einen Außenbootmotor und kam zu ihm.

Alex wartete ruhig, war aber innerlich tobte er vor Ungeduld. Er wollte trinken! Das Boot stoppte und driftete die letzten paar Meter zu ihm.

„Alles okay?", fragte ein blonder Mann, der vielleicht Ende Vierzig war. Auf den blauen Shirt stand „Freie Forschungsgesellschaft des Meeres". Eine Tarnung? Alex war das hier und jetzt herzlich egal. Er nickte etwas.

„Ja, danke... ähm, habt ihr was zu trinken?"

„Sicher. Du siehst aus, als könntest du es gebrauchen," lächelte der jüngere, schwarzhaarige Mann. Er war recht muskulös und circa Anfang Zwanzig. Nun reichte er ihm eine Flasche mit Mineralwasser rüber, welche Alex hektisch öffnete und es dann nur noch genoss, einfach die die kühle Flüssigkeit die Kehle hinunter laufen zulassen.

„Was machst du eigentlich überhaupt hier? Wir konnten es kaum glauben, als wir vor einer Stunde über Funk plötzlich gebeten wurden, einen 14-jährigen Jungen zu retten. Wir dachten zuerst wirklich an einen Scherz, aber die Position wurde genau beschrieben und dass du auf einer Kapsel wärst," erzählte der Jüngere enthusiastisch. „Und nun war wirklich alles so, wie es uns die Seepolizei erzählt hat. Unglaublich!"

Alex setzte die nun leere Flasche ab und grinste. Was der Mann alles für unglaublich hielt... "Mein Name ist Alex Rider. Darf ich fragen, wer Sie sind?"

„Sicher," erwiderte der Blonde. „Ich bin Jonathan Jibail und das ist mein junger Assistent Mark Scott. Wir sind beide Wissenschaftler und gehören zu einem Forschungsteam, das den Allgemeinzustand der Gewässer hier erforscht."

„Und wo ist hier?" fragte Alex neugierig.

Die zwei Forscher sahen ihn erstaunt an. „Das weißt du nicht? Wie bist du dann hier her gekommen?"

„Ähm..." Alex saß sich in der Klemme. Durfte er es verraten oder nicht? Schließlich löste er das Problem, indem er beschloss nichts zu sagen. „Sorry, aber ich kann es euch nicht sagen. Aber vielen Dank für eure Hilfe, ansonsten wäre ich hier verloren gewesen."

„Sieht so aus," stimmte Jonathan zu. „Es ist Top Secret, oder?"

Langsam nickte Alex. Was wussten sie?

Seine Befürchtungen müssen auf seinem Gesicht gut zulesen gewesen sein, denn Jonatahn schüttelte den Kopf.

„Keine Panik. Wir wissen nichts... aber jetzt komm erst mal hier rüber, wir nehmen dich mit. Wir sind hier ungefähr Hundert Meilen vor der australischen Küste."

Mühsam stand Alex auf, schätzte kurz die Entfernung und den Wellengang und sprang in das Boot. Es wackelte, aber dank Mark, welcher ihn fest hielt, fiel er nicht ins Wasser.

Verdammt, war er schwach!

Mark musterte ihn besorgt, sagte aber nichts und warf den Motor wieder an.

Mit dem erfrischenden Fahrtwind ging es zurück zum Hauptboot, wo schon mehrere Leute an der Reling standen und offensichtlich auf sie warteten. Sie erreichten eine Leiter und Mark nickte ihm zu.

Seufzend machte Alex sich daran hochzuklettern, dabei die Schmerzen seiner Schusswunde, des Sonnenbrandes und der müden Muskeln ignorierend. Oben reichte ihm jemand eine Hand, die er dankend nahm. Rasch wurde er hochgezogen und erreichte mit beiden Füßen das Deck.

Stimmen erklangen um ihn und er musterte die Leute neugierig. Sie alle trugen das blaue T-shirt und waren in den verschiedensten Altersstufen. Hinter ihm kletterten Mark und Jonathan an Bord. Eine Frau mit grauen Haaren, vielleicht Anfang Fünfigzig, trat nun vor.

„Alex Rider?" fragte sie. Er nickte. „Gut, ich bin Marie Hones, die Leiterin dieses Schiffes. Willkommen an Bord."

„Danke." Alex lächelte etwas. „Ich hatte nicht erwartet von ihnen gerettet zu werden."

„Das kann ich mir denken." Ihre grauen Augen sahen ihn ernst an. „Aber es ist nicht der richtige Moment, um darüber zu reden. Du solltest dich erst mal erholen."

Eine blonde Frau führte ihn zu einer Kabine und sah ihn dabei immer wieder seltsam an.

Alex konnte es ihr nicht verdenken. Immerhin passiert es nicht alle Tage, dass man gebeten wird mitten im Ozean einen Jungen zu retten, welcher aus nicht bekannten Gründen dort ist.

Die Geheimdienste hatten mal wieder volle Geheimhaltung geleistet. War er deshalb so spät gerettet worden?

Sie erreichten die Kabine und Alex ging hinein. Es stand ein Stockbett drinnen, wovon die untere Hälfte anscheinend belegt war. Ansonsten war der Raum klein, mit einem Schrank und mehreren Bildern. Mit dem Gefühl in die Privatsspähre eines anderen einzudringen, kletterte er auf das obere Bett.

Schnell schlief er ein.


Als er aufwachte, fand er auf dem Boden ein Tablett mit Essen und mehreren Flaschen. Glücklich, ihm war inzwischen schon schlecht vor Hunger, stürzte er sich fast darauf. Nach wenigen Minuten war er fertig und verließ die Kabine mit einer der Flaschen in der Hand, aus der er immer wieder trank. Draußen war es dämmrig und etwas Wind schien aufgekommen zu sein.

Er war im Inneren des Schiffes, auf einem langen Gang. Rechts und linkes waren Türen zu anderen Räumen, aber alle waren geschlossen. Da Rechts von ihm eine Wand war, wandte er sich in die andere Richtung. Er stieg eine Treppe hinauf, kam an eine Kreuzung. Spontan wählte er nun Rechts und er stand vor einer grünen Tür. Dahinter hörte er Stimmen und er öffnete sie.

Niemand sah auf, als jemand eintrat, alle waren in die Diskussion vertieft. Es ging darum, ob sie weiter nach Süden fahren sollen, oder nach Westen. An beiden Orten waren Messungen nötig.

Einen Moment lang überlegte Alex ob er sich dazu setzen sollte, doch entschied sich dagegen und lief zu einem der Sessel.

Er war wohl in dem Besprechungs- und Entspannugnsraum gelandet. In der Ecke stand ein Fernseher mit einer Playstation davor, aber der Raum wurde von einem großen Tisch beherrscht, an dem jedes Crewmiglied Platz fand. Im Moment saßen dort nur vier Leute, die Leiterin Marie Hones, Jonathan Jibail und zwei andere, ebenfalls eher älteren Personen. Alex nahm an, dass sie die Erfahrendsten waren und wahrscheinlich auch die Chefs hier.

Die Diskussion ging über Meerestiere, Plankton, Riffe, Temperatur, Strömung, Windverhältnisse, Ebbe und Flut und über Dinge, die Alex nicht mehr mitverfolgen konnte. Ihn interessierte das Gespräch nur soweit, ob diese Leute wirklich Wissenschaftler waren. Nun da er sie beobachtete, hatte er kaum einen Zweifel mehr daran. Nur Wissenschaftler konnten sich derart über die Frage erhitzen, ob der Plankton im Gebiet der östlichen Gewässer um zwei Prozent oder um 3,5 Prozent zugenommen hatte.

Plötzlich sah Jonathan auf und entdeckte verblüfft Alex. Die anderen folgten dem Blick und unterbrachen ihr Gespräch augenblicklich. Marie Hones zog die Augenbraunen enger zusammen.

„Was machst du hier?"

„Zuhören," antwortete Alex. „Aber um ehrlich zu sein, hab ich nicht viel verstanden."

„Hätte mich auch wirklich gewundert," murmelte einer der Wissenschaftler, die noch nicht vorgestellt worden waren. Er war recht groß, hager und hatte eine Hakennase auf der eine große Hornbrille ruhte. Er hatte etwas an sich, dass Alex nur als Raubvogel ähnlich bezeichnen konnte.

„Warum bist du hier?" fragte Marie Hones mit einem leichten Anflug von Ärger in der Stimme. Alex war sich nicht sicher, ob er gegen ihn persönlich oder wegen seines Auftauchens an Bord war.

Er beschloss, es nicht darauf anzulegen: „Ich wollte mich ein wenig umsehen, und kam dann vor diese Tür. Von draußen hörte ich die Stimmen. Als ich eintrat und ignoriert wurde, setzte ich mich hierhin. Es tut mir Leid, wenn das nicht hätte tun dürfen..."

„Schon okay," beschwichtige der Vierte in der Gruppe, ein recht korpulenter Mann, mit halb Glatze und einer großen Nase. „Wie geht es dir? Du kannst später etwas gegen deinen Sonnenbrand drauf tun, der sah wirklich böse aus."

„Mir geht es gut, danke."

„Und deine Wunde?"

Alex dachte schnell nach. Woher wussten sie von seiner Schusswunde? Hatte man es ihnen gesagt oder hatten sie den Verband gesehen? Beides möglich. Egal, sie waren nicht gefährlich und er konnte es ihnen ruhig sagen. Er entspannte sich wieder unmerklich.

„Meine Wunde tut noch ein bisschen weh, aber das wird bald vergehen. Das Salzwasser könnte ihr allerdings nicht so gut getan haben."

„Das glaube ich nicht. Salzwasser hat heilende Kräfte auf offene Wunden und sogar auf Narben. Sie könnte nur verschmutzt worden sein." Marie Hones sah ihn zum erstenmal freundlich an. „Das wird schon wieder. Woher hast du eigentlich die Wunde?"

Alex schüttelte leicht den Kopf. „Sorry, darf ich nicht sagen."

„Geheim, geheim, hätte ich ja nicht geglaubt." Der Vogelmann sah ein bisschen überrascht aus. „Der Auftrag war wohl also wirklich von der ASIS!"

Alex erinnerte sich, dass die ASIS der ausländische Geheimdienst von Australien war, der Australian Secret Intelligence Service. Er spürte die fragenden Blicke auf sich und nickte.

„Das dürfte so sein..."

„Aber was hast du, ein Kind, mit dem Geheimdienst zu schaffen?" fragte Jonathan laut.

Alex holte etwas Luft. Er durfte nichts sagen, aber es war so verdammt schwer. Immerhin verdankte er diesen Leuten sein Leben! Doch er war ein Spion vom MI6 oder im Moment für CIA? Im Grunde war es egal, er durfte nichts sagen. Zu seiner eigenen und vorallem zu ihrer Sicherheit.

„Du darfst es uns nicht sagen, oder?" fragte die Leiterin. Das Kopfschütteln von ihm wartete sie gar nicht mehr ab, bevor sie weiter sprach. „Trotzdem, ich verstehe das nicht! Dieses Ding in dem du warst, sah aus wie eine Weltraumkapsel. Außerdem hätte das ASIS eigentlich durchaus über die Methoden verfügen müssen, dich ohne uns zu retten! Was ist da los?"

„Ich weiß es nicht..." murmelte Alex leise.

Er dachte aber bei sich im Stillen, dass er es sicher herausfinden würde und dann würde es eine wirklich gute Erklärung sein müssen, warum ihn niemand eher gerettet hatte!


Die Tage vergingen schnell auf dem Forschungsschiff und Alex schloss Freundschaft mit den anderen Crewmitgliedern. Vorallem mit Mark, dem Jüngsten der Forscher, verstand er sich gut. Dieser erklärte ihm mehrere Abläufe, wie man Messdaten bekommt und auswertet oder redete einfach nur mit ihm.

Es war eine schöne Zeit für Alex und fast vergaß er, wie und warum er hier hergekommen war. Er schüttelte sein Leben als Spion ab und verdrängte es in den hintersten Winkel seines Gedächtnisses. Stattdessen machte er bei den Tauchgängen mit, lenkte den Kran, warf Köder für Raubfische aus und machte das, was andere als Urlaub bezeichnen würden.

Schließlich nach acht Tagen war es aber soweit, das Schiff musste einen Hafen anlaufen, um neue Vorräte aufzustocken. Alex ahnte, dass er da nicht wieder das Schiff betreten würde und als Marie Hones auf ihn zu kam, bestätigte sich der Verdacht.

Es war zwei Stunden noch bis sie den Hafen erreichen würden und er stand an der Reling, den Blick auf das endlose Meer geniessend.

„Alex?" Sie stellte sich neben ihn. „Gerade kam von der Küstenwache der Funkspruch, dass sie dich dort in Empfang nehmen werden."

Er nickte. Tief in ihm drinnen, keimte Unwille. Er wollte nicht weg von seinen neuen Freunden, von der Sorglosigkeit, von dem aufregenden, aber normalen, Leben!

„Du warst eine Bereicherung für uns," meinte die Leiterin ohne ihn anzusehen. „Du konntest uns gut helfen. Wir werden dich vermissen."

„Ihr habt mir viel beigebracht. Ich wünschte, ich könnte wiederkommen..." Alex seufzte leise. „Ich werde euch auch vermissen. Vielleicht schaffe ich es ja, mit euch Kontakt zu halten."

„Vielleicht? Du brauchst nur das Internet dazu. Aber du meinst wegen dieser Geheimdienstsache?"

„Ja." Alex konnte nicht anders. In der Nähe der ruhigen klugen Frau, fiel es ihm viel leichter darüber zu reden – wenn er doch nur hätte reden dürfen! „Ich..."

Er brach ab. Was sollte er ihr sagen? Das er die Geheimdienste verfluchte, aber immer wieder viele Menschen rettete? Das er ein Spion war, wie sein Onkel und sein Vater?

„Du brauchst mit nicht sagen, was du bist und warum die Geheimdienste so ein Interesse an dir haben." Marie Hones lächelte. „Aber Alex, jeder an Bord hat deinen Körper gesehen. Er ist voller Narben, die teilweise eindeutig von Gewalt zeugen. Ich möchte nur wissen... bist du misshandelt worden und musst deshalb fliehen?"

Überrascht sah er sie an, schüttelte dann zu ihrer Erleichterung den Kopf.

„Nein. Meine Familie hat mich immer geliebt und hätte mir nie etwas angetan."

„Hat?" fragte sie sanft.

Alex nickte. Er fühlte so eine Sehnsucht es ihr zu sagen, es irgendjemanden zu sagen... bei Mark hatte er Zweifel gehabt, ob es klug wäre mit dessen großer Klappe, aber bei ihr? Er war sicher, dass sie es niemanden erzählen würde. Und außerdem konnten ihn die Geheimdienste sowieso!

„Ja. Meine Eltern starben, als ich ein Jahr alt war... und sie starben, weil mein Vater sich aus der Branche wegen mir zurückgezogen hatte. Ironie, oder?" Mit leerem Blick sah er zum Horizont, wo langsam die Küste auftauchte. „Mein Onkel zog mich auf und bildete mich in allem, was er wusste, aus. Ich merkte es nicht, er war sehr geschickt und machte es wohl eher als Vorsorge.

Vor nun fast einem Jahr starb mein Onkel. Offiziell war es ein Autounfall, aber ich war misstrauisch und forschte nach. Er war ermordet worden, während seiner Arbeit. Später fand ich heraus, dass er von dem Typen ermordet worden war, dem mein Vater das Leben gerettet und ihn ausgebildet hatte. Man sollte meinen, er ist böse deshalb, oder? Aber es gibt nicht gut und böse auf dieser Erde... der Mörder meines Onkels starb in meinen Armen, weil er mich nicht töten konnte. Aber es kommt noch besser. Die Geliebte meines Vaters hat meine Eltern umgebracht, weil er sie nie geliebt hatte." Er lachte bitter auf.

„Ich erfuhr es zu spät, oder fast zu spät... naja, inzwischen ist sie auch tot. Indirekt durch meine Hände... mein Onkel und mein Vater waren die Besten und anscheinend vereine ich ihre Talente. Nun darf ich dieses Trauerspiel fortführen.

Meine erste Freundin und was passierte? Ihr Vater flog in die Luft. Ein neuer Freund? Ich rette sein Leben und nehme ihm den Vater für immer weg. Aber so ist das Leben... oder zumindest meines."

Alex hatte mehr erzählt, als er eigentlich gewollt hatte, aber nun fühlte er sich etwas besser. Das Leben war zu ihm ungerecht und er hatte lange genug geschwiegen und gekämpft. Nun wollte er einfach nur eines – es erzählen, in die Welt hinausschreien.

Marie Hones war nicht dumm, eher das Gegenteil war mit einem IQ von 144 der Fall. Es war kaum zu übersehen gewesen, dass der Junge zuviel gesehen hatte und sein Körper erzählte dies zusätzlich. Alex Rider hatte schlimmes erlebt. Aber das was sie gerade nun gehört hatte, erschütterte sie. Da hinter war soviel Bitterkeit gewesen, soviel Schmerz, dass es sie im tiefsten Inneren berührt hatte. Aber war dies bei seiner Erzählung verwunderlich?

Sie sah zu ihm und bemerkte erschrocken Tränen auf seinen Wangen, die sich langsam einen Weg nach unten bahnten. Er schien nicht zu bemerken, dass er weinte und sah stur auf das Festland hin. Die Leiterin erinnerte sich an all das gehörte und kombinierte blitzschnell. Alex Familie, Onkel und Vater, waren anscheinend im Untergrund täitg gewesen. Sie starben dabei und er erfuhr erst dann, was gespielt wurde, als er selbst einer der Spielfiguren war.

'Armer Junge... waren die Geheimdienste für oder gegen ihn?', grübelte sie und wagte es schließlich zu fragen: „Ist deine Familie eine dieser Mafiafamilien?"

„Nein." Alex war aus seinen Gedanken gerissen worden. „Sie war... mein Onkel und mein Vater waren gemeinsam als Spione angeheuert worden. Mein Vater war dann mehrere Jahre undercover ein Killer."

Sie schluckte. Das war es also, Topagenten. Und zwar welche, die auch töteten. Marie Hones ahnte, dass die Geheimdienste den Jungen ausgenützt hatten, oder es noch immer taten. Erschreckend, was alles für die Sicherheit eines Landes getan wurde.

Und Killer? Hatte er nicht gesagt, die Talente... nun ergab alles einen Sinn und die Leiterin wusste, dass dies nur die direkte Familiengeschichte war! Für was ihn die Regierung benutzt hatte, war sicher nicht weniger schlimm.

Alex hatte nun die Tränen bemerkt und wurde rot. Er hatte schon lange nicht mehr geweint, warum also jetzt? Ärgerlich strich er sie mit einem Handrücken hinfort.

„Alex... ich kann dir nicht viel sagen, da ich nicht viel weiß," begann sie zögerlich. „Aber ich möchte, dass du dir klar wirst, dass du ein eigenes Leben haben darfst und musst! Das ist dein Grundrecht, als Bürger und als Kind. Und... du kannst immer zu mir kommen, wenn du Hilfe brauchst."

Verblüfft sah er sie an. Sie wusste doch nun sicher, wer und vor allem was er war und bat ihm immer noch Hilfe an? Er lächelte und spürte in sich ein wahres Glücksgefühl aufsteigen.

„Danke."

Der Hafen war recht klein, aber belebt. Überall liefen Leute herum, verkauften Fisch, entluden und beluden oder handelten Waren.

Alex konnte sich nicht helfen, ihm gefiel es hier – bis er die zwei Personen sah, die stumm nebeneinander an der Anlegestelle standen. Sie hatten die Blicke auf ihn gerichtet, geradezu als wollten sie ihn röntgen. Er war sich sicher, dies war sein Empfangkommitee. Alex beruhigte sich selbst und gab den Blick der Zwei kalt zurück. Er war kein Kind, dass sie einfach herumschubsen können würden!

Der Landesteg wurde ausgefahren, Jonathan und noch drei andere gingen sofort hinunter, um die Dinge zu regeln. Sie kamen an den zwei Männern vorbei, welche ganz normale Outfits mit Jeans, T-Shirt und Jacke trugen. Alex war sich sicher, dass die Jacken nur dafür da war, die Pistolen zu verbergen. Trotz dieser scheinbaren Normalität machten die vier Forscher instinktiv einen Bogen um sie herum.

Alex lächelte herablassend. Diese Typen, Spione, Abholer, Taxifahrer oder wie auch immer, waren mies, wenn es ums Tarnen ging. Er war sich sicher, dass er es in jeder Situation besser machen würde.

Nun setzten sich die zwei in Bewegung, gingen den Steg hinauf und liefen voll in Marie Hones hinein. Die Leiterin des Teams musterte sie ärgerlich.

„Wer sind Sie und was wollen Sie?"

„Wer wir sind ist egal und wir wollen Alex Rider," antwortete der etwas größere, welcher eine Silberkette trug. Sein Gesicht war eckig und drückte kaum Gefühle aus, eine Sonnenbrille hatte er sich ins blonde Haar geschoben.

„Nun, ich bedaure," erwiderte sie höflich lächelnd. „Aber da uns die Privatsspähre von Alex Rider am Herzen liegt, muss ich nochmals fragen, wer Sie sind."

„Das wissen Sie doch genau!" knurrte der rechts Stehende. Er war schwarzhaarige, hatte einen dunklen Teint und auffallend blaue Augen. So, wie auch seinem Partner, traute Alex ihm zu, in Kampfsportarten mehr als nur geübt zu sein.

„Im Moment leider nicht... es muss mir entfallen sein."

Im Hintergrund grinsten schon die anderen Crewmitglieder und auch Alex konnte sich einer gewissen Fröhlichkeit nicht erwehren. Die zwei Abholer schienen irgendwo zwischen Ärger und Ratlosigkeit zu schwanken, wobei ersteres überwog.

„Gut. Wir wurden vom ASIS geschickt. Mein Name ist Kenson, seiner Trumb und wir haben den Auftrag Alex Rider mit uns zunehmen. Und jetzt lassen Sie uns durch!" fauchte der Schwarzhaarige.

„Na also, warum nicht gleich so? Das hätte uns Zeit gespart," flötete Maire Hones liebenswürdig und ging auf die Seite. Kenson und Trumb betraten das Boot und liefen mit schnellen Schritten auf Alex zu.

„Alex Rider?" fragte Kenson knapp und fuhr nach dem bestätigten Nicken fort. „Gut, komm mit!"

Alex zog leicht die Augenbraunen zusammen. Er war es zwar gewöhnt, in den Augen anderer Agenten nicht als voll anerkannt zu werden, aber solch ein Befehlston war ihm (seine kurze SAS-Zeit nicht mitgerechnet) noch nicht untergekommen. Trotzdem sagte er erstmal nichts und folgte den zwei die Brücke hinunter. Plötzlich strich eine Windböe über seinen Kopf und er meinte ein paar Wort zu verstehen:

Verwundert drehte er sich um, sah aber nur die Crew, welche ihm mit traurigen Blicken hinter hersah. Alex winkte noch kurz zu seinen Freunden, drehte sich dann wieder um und holte zu seinen Abholern auf.


Auf dem Schiff sah ihm Marie Hones nachdenklich hinterher.

Es war fast erschreckend gewesen, wie Alex sich verändert hatte, als er die zwei Personen sah. Zuerst war sie verwirrt gewesen, dann hatte sie begriffen, dass dies wohl die Agenten sein mussten, die ihn abholen wollten.

Aber woher hatte Alex das gewusst? Seine Augen waren so kalt und berechnend geworden. Er hatte sie instinktiv eingeschätzt und eines erkannt: das er besser war. Anders konnte sie sein Lächeln nicht deuten.

Sie betete, dass Alex möglichst schnell nach Hause konnte, wo auch immer dieses zuhause lag. Aber ihr Realitätssinn sagte ihr, dass dieser Junge keine glückliche Zukunft hatte.

„Lebe wohl, Alex."


Kapitel zwei werde ich am Freitag hochladen. Mission Australien ist bereits abgeschlossen.

~silberstreif