Ich umschließe meine Gedanken mit dem Band des Vergessens, wann immer ich es kann, muß und brauche.
Tauche in den Schlaf des Vergessens, um in der Kälte meines Umfeldes nicht zu erfrieren.
Was ist nur geschehen, was?
Warum sehe ich die Dinge so wie sie sind?
Könnte man nicht besser blind und rücksichtslos durch die Welt gehen und sich mit den Banalitäten des Alltags betäuben wie der Rest der Menschen?
Es scheint oft das es von Vorteil ist, mehr und besser über vieles entscheiden zu können als der Rest. Doch Tatsache ist, daß es keineswegs so einfach und angenehm ist. Unwissenheit kann eine schöne Sache sein. Doch was soll es bringen, zu sehen und zu wissen was anderen entgeht, wenn es doch nur zu Sorgen und Schmerz führt ?
Ich frage mich so oft, warum ich diesen Weg beschreiten mußte...möchte ich das?
Brauche ich das?
Oder was viel wichtiger ist - hatte ich je eine Wahl?
Es
hat gewiss Vorteile, einen alternativen Pfad zu beschreiten, doch die
meiste Zeit erfüllt es mich mit tiefer Trauer und dem Verlangen nach
Vergessen.
Es gibt Tage, an denen ich mir wünsche, es würde einfach aufhören - es würde einfach so aufhören...
Doch dann frage ich mich wieder, wozu bin ich hier, wenn nicht dafür?
Es
gibt Tage, an denen ich mir den Schleier der Unwissenheit herbeisehne
und mich danach verzehre zur groben Mittelmäßigkeit abzusteigen - in
das einfache Leben zurückzukehren, aus dem ich gekommen bin, um endlich
Frieden zu finden. Ich vermute,daß es die Bestimmung der meisten
Menschen ist, den Kreis der Entstehung, die Wurzeln ihrer Herkunft,
nicht zu verlassen.
Können wir vielleicht auf Dauer nichts anderes ertragen?
Das zumindest würde vieles erklären.
Wie kann ich verstehen, was mich bewegt, wenn derart grundlegende Dinge nicht geklärt werden können?
Kämpft
man vergeblich gegen den Ballast seiner Vergangenheit an, um an einem
Scheidepunkt des Lebens festzustellen, daß alles nur zu einem Ziel
führen kann?
Erfüllen wir unsere Aufgaben, um dann zu erkennen, daß
wir nur die Summe unserer Handlungen sind - und das auch nur für kurze
Zeit?
Was ist, wenn der Erwartungsdruck, der anwächst und uns in den
Abgrund des Wahnsinns zieht, erkennen läßt, daß wir ohne diese Aufgabe
ein einfaches Leben führen würden und damit glücklich sein könnten?
Was
soll es schon bringen sich über Dinge den Kopf zu zerbrechen die man
nicht ändern kann? Bizarre Erlebnisse die meine Träume infiltrieren und
mich Nacht für Nacht erneut mit der Verantwortung meiner Existens
konfrontieren, erscheinen schwer zu ertragen, wenn man nicht mehr
erhofft als den Frieden für Geist und Herz.
Doch wie wäre es zu
verantworten daß durch meine Nachlässigkeit, den Wunsch sie zu
lakonischer Gleichgültigkeit zu reduzieren, Menschen sterben?
Ich
möchte nicht den Eindruck erwecken mich zu beklagen und in meiner
Existens zu winden, doch der Weg war zu verlustreich, um nicht an die
Schwelle zu gelangen, an der ich mich jetzt befinde. Die Gegenwehr
meines Gewissens konnte nur wenige Stunden standhalten um zu
beschließen, was ich letztendlich durchsetzen werde.
Resignation
erschien mir immer falsch, doch kommt man, nach diesem Weg der hinter
mir liegt, an den Punkt, der die Entscheidung nach einem zaghaften
Privatleben in Frage stellt - fragt wie es sein könnte.
Dann erkennt man die einzige Wahrheit.
Unverblümt und rein.
Sie
trifft dich wie ein Orkan und du zerbricht an den Aussagen deines
Verstandes. Schockiert stellst du fest, daß die Wahrheit nackt und klar
vor dir steht, dich mit aller Gewalt trifft und kompromißlos mit der
Realität konfrontiert.
Gegenwehr bringt dich ins grübeln, läßt
Argumente aufflammen und wieder ersticken. Man versucht sich zu winden,
zu erklären was alternativ zu tun wäre, doch...ist man ehrlich, wird
schnell klar, welcher Natur die Entscheidung letztendlich sein wird.
Erst
überschwemmt einen die Melancholie; man badet sich in seiner Trauer,
erkennt das Unausweichliche und macht sich dann in letzter Minute klar,
wofür dieser Weg zu gehen ist.
Das führt dazu, daß sich die Wogen
glätten und der Mensch, dessen Leben man über das eigene stellt, in den
Vordergrund tritt. Ist dieser Schritt gekommen, kehrt eine rationale
Ruhe ein, die erkennen läßt, daß die Entscheidung richtig war. Und
somit fülle ich diese Blatt Papier mit meinen letzten Worten.
Der
Wunsch, daß ihr versteht, was mich bewogen hat, scheint vielleicht
unnötig, doch sollte klar sein, was sich in meinem Kopf abspielte
während ich diese Zeilen schrieb.
Ich bin nun 35 Jahre alt, habe
vollbracht was man erwartete und schaue voller bizarrer Genauigkeit auf
die Scherben meines Lebens. Auch wenn ich es wollte, es gelänge mir
nicht, hinter mir zu lassen, was meinen Geist vergiftete. Gewiss, der
Verursacher ist zur Strecke gebracht und tot, doch obsiegt er auch über
sein Grab hinaus. Ich versuchte zu begreifen, was sich in meinem Kopf
abspielte, zu umgehen welch vernichtenden Kurs das Schiff meiner Seele
einschlug. Doch ich vermag nicht länger stand zu halten.
Die letzten
Stunden töteten alles an verbleibender Energie die noch in mir lebte.
Ich starre auf meine Hände an denen noch das Blut von ihm klebt.
Vielleicht wäre es besser gewesen, früher zu gestehen, welch zarte Bande uns umschlangen, doch ich konnte einfach nicht...
Metallisch liegt der Geruch des Kampfes in der Luft...
die ich atme...
die ich brauchte...
die mich am Leben hält.
Den
Rest der Anhänger des Lords zu vernichten war sicher eine gute Idee.
Die Ausführung durchdacht und geplant. Weise die Argumente.
Wenn ich
nicht sicher sein könnte, daß verstanden wird, was ich schreibe, wäre
es wohl kaum der Mühe wert... doch bin ich mir gewiss, daß es Bedarf an
Aufklärung geben wird...irgendwann...
Ich habe fast jeden Menschen
verloren, der irgendwie eine Rolle in meinem Leben spielte. Habe
versucht zu verstehen, zu überwinden und weiter zu gehen um alle zu
schützen.
Doch damit ist jetzt schluss.
Ich werde nicht mehr weiter gehen und es ist mir egal was ihr davon haltet.
Ich
nehme mir das Recht zu sagen das meine Kraft aufgebraucht ist und mein
Geist erschöpft zu boden fällt, kapituliert unter der Last vergangener
Taten...
Verluste...
Schmerzen.
Einsamkeit vereint mitunter die eigenartigsten Menschen. Verbindungen von deren Möglichkeit kaum einer zu träumen wagen würde - und doch... geschieht es.
Wenn Angst und Trauer dich einsam an einem See zurücklassen und du feststellen mußt, daß die Person von deren Existenz du immer angewidert warst, plötzlich in einem neuen, anderen Licht vor dir erscheint - du feststellen mußt, daß sie genauso einsam ist wie du - wenn Hilflosigkeit und Verzweiflung dir zeigen, wie rettend ein anderer Körper sein kann, wie schön und lieblich der Duft männlicher Haut ist und wie seidig sich blondes, glattes Haar in deinen Fingern anfühlt.
Lippen die dich in Regionen der Lust führen, von
deren Leibhaftigkeit nie jemand sprach, die dir, wenn auch nur für
kurze Zeit, zeigten das nicht nur schlechtes die Existens deines Lebens
bestimmt. Umhüllt von zarter Reinheit, die mich erschauern ließ und
alle gedachten Abfälligkeiten über diesen Menschen nun in Scharm
ertränken, da ich erkennen mußte, wie falsch ich doch lag... wie falsch
wir alle lagen.
Könnte ich in Worte fassen, was diese Stunden
bewirkten so würde ich es tun, doch es ist mir nicht gegeben seine
rettende Sanfmut zu beschreiben.
Eigendlich...hätte ich es
besser wissen müssen, hätte voraussehen müssen, daß unser Feind diese,
meine, Schwäche ausnutzen würde.
Doch... ich habe es unterschätzt und zahle nun den Preis für meine Nachläsigkeit .
Die Masken verbargen ihre Gesichter, machten es unmöglich zu unterscheiden.
Verkleideten sie ihn um ihre perversen Spiele zu spielen?
Um mir den Rest zu geben?
Konnte letztendlich jemand seinen Tod sehen und sich an dem Triumpf weiden?
Es waren so schrecklich viele - machten es unmöglich zu sondieren.
Die Hände auf dem Rücken zusammen gebunden, den Mund geknebelt und hinaus auf das Schachtfeld geschickt...oh Gott hilf mir...
Nie endete das entfernen der Masken mit solch einem Schmerz.
Nie entfachte die Erkenntnis vorliegender Tatsachen mehr Verzweiflung und lähmende Hilflosigkeit.
Nie drängte sich das Gefühl des Aufgebens intensiver in den Vordergrund wie in diesen Minuten meiner Kapitulation vor dem Leben und seinen erbarmungslosen Auswüchsen grausamster Brutalität.
Ich kann noch
nicht ganz glauben was ich sehe . Streichel immer wieder über das
blutverschmierte Haar und versuche mich zu erinnern, wie es sich in
jenen Stunden der Liebe und Zweisamkeit unserer Seelen anfühlte.
Alles in mir ist taub.
Alles in mir ist Tod.
JA ich nehme mir das Recht zu sagen, ES IST GENUG!.
Bis
hier und keinen Schritt weiter. Ich bin nicht einmal mehr in der Lage,
Tränen für den Verlust meiner einzigen Liebe zu vergießen. So
abgestumpft bin ich also schon?
Doch sei's drum. Da wo ich hin gehe, ist es nicht mehr wichtig.
Habt Verständnis für mein Handeln und seid gewiss, daß mir nun zuteil wird, was ich zu Lebzeiten nicht erlangen konnte. ..
Für die Freiheit die ihr verdient habt und die Liebe die ihr teilt...
Euer Harry
