Disclaimer: Mir gehört nichts, alles gehört Stephenie Meyer

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«You found me when no one else was looking

How did you know just where I would be?»

you found me/k. clarkson

Die Glocke über der Tür bimmelte. Schrill irgendwie und schmerzhaft in den Ohren, aber ich fühlte, wie sich ein Lächeln über mein Gesicht ausbreitete. Endlich...

Einen Moment lang wünschte ich mir, ich hätte einen Herzschlag, nur um ihn stocken zu hören – und dann zu rasen beginnen...

Würde er so sein, wie ich gesehen hatte? Das Bild war nicht nie ganz klar gewesen, unscharf, Ecken, die ausfransten und doch kannte ich ihn...

Die Tür ging jetzt auf, brachte einen Schwall kalte Luft hinein, gespickt mit Regentropfen, ich hörte die Wirtin seufzen, der Eingangsbereich war schon ganz nass und voller dreckiger Fussstapfen. Sie würde wieder feucht aufnehmen müssen, sie fluchte leise und wandte sich dem Einräumen des Geschirrspülers zu.

Unwillkürlich straffte sich mein Rücken. Ein schwarzer Mantel, eine hochgeschlagene Kapuze, eine Strähne Blond darunter. Es war dämmrig im Diner und niemand scherte sich um den Neuankömmling. Niemand ausser mir.

Er schlug die Kapuze herunter und obwohl ich es gewusst hatte, erwartet, ersehnt – hielt ich den Atem an, den Atem, den ich gar nicht brauchte, der nur Gewohnheit war.

Seine Augen waren pechschwarz, er war durstig. Das Haar war honigblond, wie ich es gesehen hatte, Locken kringelten sich wild, zwei, drei hingen ihm ins Gesicht. Er strich sie mit einer ungeduldigen Bewegung weg, erstarrte, sein Blick fand mich.

Er war schön, viel schöner, als ich geahnt hatte...

Eine Stimme in mir sang seinen Namen, und ich hüpfte lässig vom Barhocker.

Sein Blick bohrte sich schwarz in mich, seine Nasenflügel bebten, ich konnte sehen, dass er Angst hatte oder zumindest unsicher war.

Angst vor mir? Lächerlich, ich musste den Kopf in den Nacken legen, um ihn anzusehen. Ich hatte vieles gesehen, aber nicht wie schrecklich gross er war.

Ich liess meine Blick über sein Gesicht schweifen und merkte mir jede Einzelheit, er hatte Grübchen in den Wangen und eine sichelförmige Narbe am Hals...

Ich spürte, dass ich immer noch lächelte.

„Du hast mich lange warten lassen" sagte ich.

«It's been awhile since I could hold my head up high

I've stretched myself beyond my needs

It's been awhile since I can say that I wasn't addicted

It's been a while since I can say I loved myself as well

But all that sht seems to disappear when I'm with you»

(It's been awhile/staind)

Wer ist sie?

Was will sie?

Greift sie an?

Jasper fühlt ein Zucken im linken Fuss, Fluchtinstinkt, tief in ihm drin…

Angreifen, nein, das würde sie kaum wagen, hier in der Öffentlichkeit, unter all den Menschen, oder etwa doch?

Sie gleitet vom Barhocker und kommt auf ihn zu. Er ist es sich gewohnt, er weiss um die Anmut seiner – und ihrer Art – und doch, die Grazie ihrer Bewegungen überrascht ihn.

Sie lächelt, offen, erwartungsvoll und irgendwie... warm?

Eine Welle von Gefühlen kommt von ihr, trifft ihn, überrollt ihn.

Wärme. Zufriedenheit. Frohe Erwartung. Etwas Unsicherheit. Und – Liebe?

Sie steht jetzt unmittelbar vor ihm und er kann ihren Duft riechen, süsser als alles andere, ein Duft, der wäre sie ein Mensch gewesen, brennenden Durst auslösen würde – jetzt aber löst es etwas anderes in ihm aus, irgendwo in seinem Bauch zieht sich etwas fast schmerzhaft zusammen...

Sie legt den Kopf in den Nacken, um ihn anzusehen (sie ist so klein...) und ihr Blick verlässt nie sein Gesicht.

Ihre Augen! Nicht rot, nicht schwarz. Pures, flüssiges Gold.

Was hat das zu bedeuten?

„Du hast mich lange warten lassen" sagt sie – immer noch lächelnd...

Er senkt den Kopf, wie es sich gehört, wie er es gelernt hatte, aber bei dieser Frau ist es sowieso selbstverständlich und geschieht ganz natürlich:

„Tut mir sehr leid, Ma'am."

Sie streckt eine kleine, weisse Hand aus und ohne nachzudenken, ergreift er sie.

Ein seltsames Gefühl überkommt ihn... Hoffnung.

Überrascht blickt er auf, wieder in dieses makellose Gesicht, das Gesicht einer Elfe, wenn es denn Elfen geben würde...

Das Mädchen mit den Goldaugen strahlt ihn an, sie hält noch immer seine Hand.

„Ich bin Alice und ich bin froh, bist du jetzt da, Jasper..."

Sein Name kommt so selbstverständlich aus ihrem Mund. Er reisst die Augen auf. Sie lacht leise, es klingt wie ein Windspiel.

„Komm mit, ich muss dir Einiges erzählen..."

Mit Jaspers Hand fest in meiner, verlasse ich das Diner ohne einen Blick zurück. Der Regen rauscht auf uns nieder. Über uns blinkt eine kaputte Strassenlampe müde, das Licht zaubert seltsame Effekte über Jaspers Gesicht. Ich kann meinen Blick nicht von ihm lassen und würde gerne wissen, was er denkt.

Sein Gesicht ist nicht mehr angespannt, die schwarzen Augen verraten Neugier, auch wenn sein Blick irgendwie vorsichtig ist.

Es ist alles gut, Alice, du hast es doch gesehen, er kommt mit und er hält deine Hand...

Meine inneren Stimmen und ihre Art, sich ständig in alles einzumischen...

Ein paar Schritte weiter am Strassenrand bleibe ich stehen und nestle in meiner Handtasche, schwarzes Leder, unglaublich weich (ich liebe schöne Dinge!), nach dem Autoschlüssel.

„Du fährst Auto?"

Jaspers Stimme ist dunkel und verrät seine Überraschung.

Ich nicke - stolz irgendwie – und tätschle liebevoll die dunkelblaue Motorhaube meines Wagens.

Jasper legt den Kopf schräg, streicht sich eine nasse Locke aus dem Gesicht und betrachtet mein Auto. Er beisst sich sinnend auf die Unterlippe und mir wird ganz anders.

„Das sieht sehr neu aus... – und schnell. Was ist das?"

„Ein Porsche 356, ganz neu herausgekommen. Der erste Jahrgang" sage ich nicht ohne Besitzerstolz. „Steig schon ein..." füge ich hinzu.

Er zögert kurz und lässt sich dann ins cremefarbene Leder des Beifahrersitzes sinken.

„Ich bin noch nie Auto gefahren..." sagt er.

„Nie?" Ich lasse es klingen, als wäre das eine schreckliche Tatsache und grinse ihn an.

Endlich, endlich, seine Mundwinkel dehnen sich in ein Lächeln, für einmal verschwindet der Ernst aus diesem schönen Gesicht.

Ich drehe den Schlüssel und der Wagen beginnt zu schnurren wie eine zufriedene Katze. Zügig parkiere ich rückwärts aus und drücke das Gaspedal nieder. Wie sehr ich dieses Gefühl liebe...

Bald brausen wir über regennasse Strassen aus der Stadt hinaus – und ich fühle Jaspers Blick auf mir.

„Dann erzähl mal, Alice..." sagt er irgendwann.