Liz Morgan schulterte ihre Tasche. Als sie sich in der Tür noch mal zu dem nun verlassenen Klassenzimmer umdrehte, konnte sie nicht anders als zu lächeln. Die Kleinen hatten sich große Mühe gegeben den Raum mit bunten Bildern auszuschmücken. Sie selbst hatte dazu Bilder aus Amerika mitgebracht, die die Kinder begeistert versucht hatten abzuzeichnen. Die Sonne warf ihr nunmehr rotes Abendlicht in das Klassenzimmer und schien Liz in das Gesicht. Sie trat einen Schritt zurück und schloss die Tür, dann steckte sie den Schlüssel in das Schloss und verschloss die Tür mit einem leisem Klick. Liz begann den langen Korridor von dem Klassenzimmer aus zu den Treppen zu laufen. Dort angekommen drehte sie sich nochmals um und musste mit einem Lächeln feststellen, dass sie sich auf den nächsten Tag freute. Dieser Job wurde doch noch schöner werden, als sie es sich vorgestellt hatte. Dann begann sie die Treppen hinab zu steigen, mitten in das Abendrot hinein, das auch die Eingangshalle der Grundschule durchflutete. Sie wusste, dass der Hausmeister nachher nochmals vorbeikommen würde um das Gebäude abzusperren, so ging sie ohne Umweg zu ihrem Wagen. Während sie ihre Tasche in den Kofferraum legte pfiff sie ein Lied, das hierzulande sehr oft im Radio gespielt wurde. Als sie sich schließlich in den Wagen setzte und ihn startete, bemerkte sie nicht wie es im Gebüsch raschelte. Sie bemerkte auch nicht die Gestallt die auf den Parkplatz trat, als sie um die Ecke bog. Liz Morgan dachte nur daran, das sie jetzt nach Hause wollte.
Er trat von einem Fuß auf den anderen. Er wusste schon WER sein nächstes Opfer war, doch wie er an es heran kommen sollte war weitaus schwieriger. Aber genau das reizte ihn, die Schwierigkeit. Er hatte schon immer versucht das Unmögliche möglich zu machen und das, was er vorhatte, hielten viele für unmöglich. Doch er nicht mehr. Es war ihm bisher überall gelungen, doch in diesem Fall schien es nur noch ein bisschen schwerer zu sein. Doch Schwierigkeiten waren sein spezial Gebiet und dieses machte ihm garantiert niemand streitig.
Liz Morgan schloss die Tür zu ihrer Wohnung auf. Sie war froh gewesen bei einer Familie wenigstens einen kleinen Unterschlupf zu finden, der nicht sehr teuer war. Sie stellte die Tasche ab und ging in die Küche. Die Sonne war inzwischen untergegangen und die ersten Sterne prangten am Himmel. Liz schloss das Fenster, das sie über den Tag spaltbreit offen gelassen hatte, vorsichtig. Dann schloss sie den Vorhang und ging mit einer Tasse kaltem Kakao in das Wohnzimmer, das gleichzeitig ihr Schlafzimmer war. Sie öffnete die Balkontür und trat auf den kleinen Balkon hinaus. Die wärmende Brise, die ihr entgegenschlug, war angenehm. Liz schloss die Augen. So bemerkte sie nicht, wie ein Schatten erst auf ihre Füße, dann auf ihren Rücken fiel.
Nun hatte er es geschafft. Der unsicherste Ort für alle seine Opfer, war ihr Zuhause und vor allem wenn sie allein waren. Bald schon war sie in seiner Gewallt und würde loslassen von ihrem unerfüllten, armseligen Dasein. Er würde es schon schaffen ihren Lebenswillen zu zerstören.
Ihr wurde kalt. Sehr kalt. Die warme Brise hatte wohl aufgehört zu wehen. Wie lange stand sie hier eigentlich schon? Sie öffnete die Augen. Und schon wurde ihr schwindelig. Sie schloss die Augen und spürte nicht einmal mehr, wie sie hart gegen das Balkongitter fiel.
Er stand über ihrem Körper und grinste. Der Lebenswille, ja ja... Sie hatte nicht einmal gespürt, dass er ihr ihren Lebenswillen entzog, wie Gift aus einer Wunde. Sie hatte nicht bemerkt, das dieses Gift eigentlich ihr Leben war, das verging. Er richtete sich auf und wartete. Keine 5 Minuten später löste sich eine weiße Gestallt, die Liz sehr ähnlich sah, aus ihrem Körper und sah sich ängstlich um. Dann schien ihr Blick sich auf ein weit entferntes Ziel zu richten und sie verblasste. Die Gestallt lächelte in die Nacht und verschwand.
