Ich habe ewig darauf gewartet diese Geschichte zu schreiben. Ihr glaubt gar nicht, wie oft ich diese Story innerlich schon geschrieben und in meinem Kopf ausformuliert habe, aber irgendwie habe ich es nie zu Papier gebracht. Bis jetzt. Viel Spaß!
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!Anmerkung:!
Ich möchte anmerken, dass ich persönlich nichts gegen Jurastudenten oder Juristen habe und die Vorurteile in dieser Geschichte bzw. Ayumis Meinung nicht meine eigene widerspiegeln!
Mein OC ist rein fiktiv und keine Zweitversion von mir! Ehrlich gesagt denke ich, dass ich mit Ayumi nicht viel gemeinsam habe, aber der Punkt ist, dass sie rundum meiner Fantasie entsprungen ist, ebenso wie ihre Universität.
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Einen Apfel in der Hand, eilte ich über den weiten Platz, ernsthaft bemüht den Stapel Papiere und Bücher in meinen Armen nicht zu verlieren, während der Wind mit meinen Haaren spielte und die warme Junisonne auf mich herab schien.
Ich ächzte innerlich unter dem Gewicht der schweren Tasche über meiner Schulter, der Bücher in meinen Händen und dem schwarzen Beutel, der grazil an einem meiner Arme schaukelte und ebenfalls mit Büchern gefüllt war.
Ein paar entgegenkommende Jurastudenten rannten mich - bei dem Versuch mich zu überholen - beinahe über den Haufen und ich schnaubte missmutig, als ich die Tür der Bibliothek etwa zwei Minuten nach ihnen erreichte. Die Jurastudenten waren die Schlimmsten auf dem Campus – arrogante, gut aussehende Anzugträger mit einem Gesichtsausdruck, der meist herablassend hochgezogene Augenbrauen und gekräuselte Mundwinkel beinhaltete und nicht selten auch noch über ein (leider berechtigtes) Stipendiat verfügten.
Mein Herzschlag beruhigte sich etwas, als die kühle, trockene Luft und die Stille der Bibliothek mich umfingen. Ich atmete einmal zitternd tief ein und machte mich daran meine zahlreichen Bücher zurück zu geben. „Bachelorarbeit?", fragte mich die Studentin hinterm Tresen mitleidig, die wahrscheinlich nebenher in der Bibliothek arbeitete, um sich etwas dazu zu verdienen.
Ich nickte abwesend und kramte nach meiner Bibliothekskarte, die mich zum Ausleihen an sämtlichen deutschen Bibliotheken berechtigte. „Irgendwann wollte ich auch mal Psychologie studieren", quatschte das Mädchen hinter dem Tresen weiter, „aber irgendwie habe ich mich dann doch für was anderes entschieden …"
„Jaa", sagte ich mit einem tiefen Seufzer und zog mein endlich gefundenes Portemonnaie hervor, in dem besagte Karte stecken sollte. „Das hör ich öfters …"
„Jaa, jetzt studiere ich katholische Religion und Biologie auf Lehramt." Ich hob den Kopf und starrte sie mit hochgezogenen Augenbrauen an, unsicher, ob sie das eben Gesagte wirklich ernst meinte, doch sie blieb vollkommen ernst. „Das ist eine … interessante Mischung", sagte ich, als ich ihr meine Karte reichte und beobachtete, wie sie diese einscannte und an mich zurückgab. „Ja, viele Leute denken, Naturwissenschaften und Religion schließen sich gegenseitig aus", erklärte sie mir semiweise, „aber das sehe ich anders."
Lächelnd zuckte ich die Schultern, als ich mein Portemonnaie zurück in meine Tasche gleiten ließ. „Ist auf jeden Fall mal was anderes", sagte ich bevor ich auch den schwarzen, jetzt leeren, Beutel in meiner Hand in meine Ledertasche stopfte und mich daran machte, meinen Apfel zurück zu erlangen, der verloren auf dem Tresen zwischen mir und der anderen Studentin lag. Wäre mein Tag nicht so stressig gewesen, hätte ich mich vielleicht sogar noch länger mit ihr unterhalten, schließlich war die Wahl ihrer Studienfächer tatsächlich eher ungewöhnlich, doch ich war im Grunde schon wieder auf dem Sprung und hatte deswegen kaum Zeit für Smalltalk.
Hach ja, das Studentenleben – mit all seinen Tücken. Ich lächelte in mich hinein, als ich meine Tasche schulterte, in den Apfel in meiner Hand biss und die Bibliothek verließ, um mich auf zu meiner nächsten Lesung zu machen, die ich eigentlich nur des Verständnisses wegen besuchte.
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Hätte ich im Voraus gewusst, was mich an diesem Tag im Juni erwarten würde oder eher, wem ich begegnen würde, wäre ich vielleicht im Bett geblieben. Vielleicht aber auch nicht.
Denn die Geschichte entfaltete sich hier. In diesem Augenblick, in dem ich das orange gestrichene Gebäude auf dem Campus verließ und müde in den blauen Himmel über mir blinzelte, die Sonne ein ewiger Anhaltspunkt dafür, dass der Sommer endlich da war.
Eine warme Brise umschmeichelte meine Haut und ich stand für ein paar Sekunden nur da, in der Mitte des Campus meiner Universität und fragte mich, wie es wohl weitergehen würde. Mit diesem Tag, meinem Leben, dieser Welt, den Menschen um mich herum …
Eine unbekannte Stimme riss mich aus meinen Überlegungen und ließ mich meinen Blick wieder fokussieren. Er stand neben mir, den Blick in die Ferne auf eine Gruppe lachender Studenten gerichtet, den Stand fest, die Arme locker hängend und die Hände in ernster Manier übereinander gelegt, wie es viele Politiker taten, sobald sie vor der Kamera standen. Er trug einen grauen Anzug, der trotz der auf dem Campus umherwuselnden Jurastudenten heraus stach und fehl am Platze wirkte, dazu schwarze glänzende Schuhe und ein weißes Hemd unter besagtem Anzug.
Alleine von seinem Anblick wurde mir heiß. Nein, nicht heiß in DIESEM Sinne, sondern viel eher begründet durch die Vielzahl an Kleidungsschichten mit denen der Mann neben wir aufwarten konnte, während ich dort stand, in meinem ausgeleierten grauen T-Shirt und Hotpants, die so kurz waren, dass ich hoffte, dass man mir damit nicht jeglichen Sexappeal absprechen würde, sobald man einen Blick auf den Rest meiner heutigen Erscheinung warf.
Ich hatte den Mann neben mir schon vorher gesehen. Er war in den letzten Wochen häufiger in denselben Vorlesungen wie ich gewesen, was an sich schon nicht einfach war, da ich nur noch sporadisch zu Vorlesungen gegangen war und wenn, dann zu solchen, von deren Notwendigkeit ich überzeugt war, da ich mich am Ende meines Bachelorstudiums befand und genug mit meiner Bachelorarbeit und dem berufsbezogenen Praktikum zu tun gehabt hatte.
Kurz musterte ich ihn, als er so neben mir stand. Er war durchaus attraktiv, wahrscheinlich etwas älter als die meisten anderen Studenten um uns herum, aber mit einem erstaunlich jugendlichen Aussehen, das wahrscheinlich über sein wahres Alter hinweg täuschte. Er hielt sich in den Vorlesungen im Hintergrund, saß immer weit hinten und arbeitete still, doch in seinem Blick lag etwas, das ich nicht deuten konnte. Etwas … Tiefes, Weises, Altes … so albern es auch klingen mochte. Als er seinen Blick in meine Richtung wandern ließ und mir zum ersten Mal in die Augen schaute, zuckte ich beinahe zurück. Ich wusste nicht genau, was es war, aber meine Fingerspitzen kribbelten und ich verspürte ein intensives Gefühl, das mein Herz schneller schlagen ließ. Ein unangenehmer Schauder kroch meinen Rücken hinab und die Haare auf meinen Armen stellten sich auf. Ich hatte das seltsame Bedürfnis wegzulaufen und ich spürte eine kurze Hitzewelle über mich hinweg rollen. Die irritierende Mischung aus Gefühlen, die mich überrollte, brachte mich kurz aus dem Konzept. Ich fühlte mich zu ihm hingezogen, wollte aber gleichzeitig weg rennen. Ich fand ihn attraktiv, aber ich hatte auch Angst und spürte das Adrenalin durch jeden Zentimeter meines Körpers jagen. Was zum …?
Seine Augen bohrten sich in meine und ich wusste sofort, dass er älter war, als sein Aussehen vermuten ließ.
„Ein schöner Tag auf dieser Erde", sagte er.
Ich nickte, den Mund leicht geöffnet und die Augen geweitet.
„Lass uns ein Stück gehen. Wollen wir?"
Nicht eine Sekunde kam mir in den Sinn seinen Vorschlag, der mehr wie ein Befehl geklungen hatte, nicht zu befolgen. Meine Beine bewegten sich wie von selbst, während wir schweigend nebeneinander her gingen, den Campus verließen, die Hauptstraße überquerten, an der die Universität lag, und auf der anderen Seite durch ein paar kleinere Straßen liefen, bis er vor einem Café Halt machte, das den charmanten Namen „Bertas Teestübchen" trug. Ich war in meinen drei Jahren Studium noch nie hier gewesen.
Mit Blick auf die herunter gekommene Einrichtung und die sich an den Wänden heimisch fühlenden Spinnen wahrscheinlich auch nicht unbedingt verwunderlich. Das Gefühl von Nervosität und Angst in meinem Magen verstärkte sich, doch ich unterdrückte es bestmöglich. Das hier war nur ein herunter gekommenes Café in irgendeiner Straße nahe der Universität. Draußen schien die Sonne, viele Leute waren unterwegs, das hier war eine große Stadt und ich hatte nichts zu befürchten, sagte ich mir.
Ich folgte Mr. Mysterious zu einem kleinen Holztisch für zwei Personen auf der rechten Seite des Raumes, direkt am Fenster und mit Blick auf das sonnenbeschiene Pflaster der Straße und einen kleinen Dönerladen gegenüber.
„Ich weiß nicht mal, warum ich einfach mitgekommen bin", sagte ich schließlich, als wir uns gesetzt hatten. Der Mann mir gegenüber sah aus dem Fenster und nickte abwesend.
„Ayumi Yagari?" „Äh ja?" Woher kannte der meinen Namen? Das hier wurde immer merkwürdiger. „Mein Name ist Karlheinz Sakamaki. Ich bin hier, weil ich einen Auftrag für Sie habe."
