Kleine Anmerkung vorweg: Wem hier etwas bekannt vorkommt – ja, ich wurde ein wenig inspiriert vom Buch „Fräulein Smillas Gespür für Schnee" von Peter Høeg (tolles Buch und sehr zu empfehlen)
Im Hausflur ist es dunkel und kühl, aber immer noch wärmer als draußen auf der Straße. Mia rollt den Basketball mit den Füßen vor sich her, die kalten Hände in der Hosentasche, und geht von Tür zu Tür. Auf der ersten links gleich hinter der Treppe hängt ein Bild vom Weihnachtsmann. Sie hört eine gedämpfte Unterhaltung aus der Wohnung. Dahinter kommen die Briefkästen und die Außentür. Mia rollt ihren Ball wieder zurück in den Flur. Aus der Wohnung links dringt leise Musik. Sie kann sie nur hören, wenn sie ganz nah herangeht. Und schließlich ein Stück weiter hinten ist die letzte Wohnungstür. Dort ist nichts zu hören. Mia nimmt den Ball in beide Hände und setzt sich auf die erste Treppenstufe nach oben. Ihr ist kalt, und ihr Magen knurrt. Als sie am Morgen aufwachte, lag ihre Mutter auf dem Sofa und schlief. Es hat keinen Sinn sie wecken zu wollen, weiß Mia aus Erfahrung. Das gibt nur Ärger. Besser ist es, einfach zu warten bis sie von selbst aufwacht. In der Küche ist nichts Essbares zu finden, wie so oft. Auf der Treppenstufe ist es kalt. Mia steht wieder auf und lässt den Ball auf den Fußboden fallen. Er springt lustig auf und ab und rollt hinüber zur Eingangstür. Sie läuft hinterher, hebt ihn hoch und lässt ihn erneut fallen. Jetzt springt und rollt er zurück zur Treppe. Wieder läuft sie hinterher, stoppt ihn mit dem Fuß und nimmt ihn hoch. Diesmal hält sie ihn höher, bevor sie ihn fallen lässt, und tatsächlich – er springt noch höher als beim vorigen Mal. Lachend läuft sie hinter ihm her, aber diesmal ist es schwieriger, ihn wieder einzufangen.
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House klappt genervt den Deckel über die Klaviertasten. Der Radau da draußen auf dem Flur wird immer schlimmer. Zunächst hatte er versucht, den Lärm und das Herumgerenne zu ignorieren und einfach weiterzuspielen, doch inzwischen klingt es so, als würde jemand die Flurwand als Fußballtor benutzen. Er sieht sich nach seinem Stock um und hinkt dann die drei Schritte hinüber zum Sofa, wo er ihn angelehnt hatte. Einen Moment ist es auf einmal still, und er überlegt schon, ans Klavier zurückzukehren, als erneutes lautes Fußgetrappel aus dem Flur zu hören ist. ‚Jetzt reicht's', denkt er und geht hinüber zur Tür, reißt sie auf und sieht sich wütend nach der Ursache der Sonntagvormittagsstörung um. Besagte Ursache entpuppt sich als ein etwa vierjähriges Mädchen mit einem Basketball, der fast so groß scheint, wie sie selbst.
„Hey, das hier ist kein Spielplatz, klar? Hör auf, hier so einen Krach zu veranstalten und verschwinde, sonst nehm ich dir den Ball weg." House bedenkt die Kleine mit einem bitterbösen Blick, wobei ihm auffällt, wie verwahrlost sie wirkt. Strähniges dunkelblondes Haar umrahmt ein schmutziges Gesicht mit großen blauen Augen und roten Wangen. Sie trägt ein T-Shirt, das vielleicht einmal weiß gewesen ist, und rote Stoffhosen, die ihr nur bis knapp unter die Knie reichen, ebenso dreckig und zerknittert wie das T-Shirt. Die nackten Füße stecken in Turnschuhen mit offenen Schnürsenkeln. „Und sag deiner Mama, es ist Dezember! Sie soll dir etwas Anständiges anziehen." Damit knallt er die Tür zu, und Mia, die vor Schreck den Ball fallen gelassen hat, läuft so schnell es irgendwie geht die Treppen hinauf nach Hause.
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Mias neuer Lieblingsplatz ist unter der Treppe im Hausflur. Dort verlaufen Heizungsrohre an der Wand, und es ist immer warm. Sie hat eine Wolldecke und ein Kissen dort deponiert, und manchmal schläft sie dort, wenn ihre Mama Besuch hat und es in der Wohnung zu laut ist. Ihr Platz unter der Treppe ist außerdem ein wunderbarer Beobachtungsposten. Sie sieht die Bewohner und deren Besucher kommen und gehen, kann ihnen zusehen und zuhören. Der böse Mann, der sie ausgeschimpft hat, weil sie zu laut war, ist groß und sieht immer unheimlich aus. Er hat einen schwarzen Stock, der fast noch unheimlicher ist als der Mann selbst. Gerade weil er so gefährlich wirkt, ist er der Hausbewohner, den sie am allerliebsten beobachtet. Sie gibt keinen Mucks von sich und wagt kaum zu blinzeln. Er trägt fast immer einen langen dunklen Mantel, und meistens hat er einen Rucksack dabei, den er über die Schulter hängt. Wenn es schneit, trägt er eine Wollmütze, die ziemlich komisch aussieht. Mit der Mütze sieht er gar nicht so böse aus, findet Mia. Sie fragt sich, warum er immer diesen schwarzen Stock dabei hat. Es scheint so, als wäre es ganz schön schwierig, damit zu gehen. Besonders die Stufen vor dem Eingang sehen kompliziert aus. Sie sind wirklich ziemlich hoch, findet Mia, höher als normale Treppenstufen. Aber sie hat keine Probleme da hinauf und hinunter zu kommen. Sie ist schließlich schon groß. Wenn man einen Stock dabei hat, scheint es aber wirklich schwer zu sein. Fast so schwer wie für sie früher, als ihre Beine noch kürzer waren als heute. Wenn der Mann nach Hause kommt – meistens irgendwann am Nachmittag, aber manchmal auch abends oder sogar nachts, ist er meistens sehr müde. Vielleicht sollte er den Stock einfach zu Hause lassen? Wenn er den ganzen Tag damit herumläuft, ist es kein Wunder, wenn er sehr müde wird.
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Sie spielt nur noch sehr selten mit dem Ball im Flur. Nur noch, wenn der böse Mann nicht zu Hause ist. Sie versucht außerdem, nicht so viel Lärm dabei zu machen. Erwachsene Leute mögen keinen Lärm. Heute kickt sie den Ball nur vorsichtig ein wenig hin und her.
Ihr Herz macht einen Satz, als er auf einmal in seiner Wohnungstür steht. Sie hat gedacht, er sei noch nicht nach Hause gekommen. Sie muss vorhin, als sie unter der Treppe eingeschlafen war, nicht bemerkt haben, wie er zurückkehrte. Mit schreckgeweiteten Augen umklammert sie den Basketball und starrt den Mann an.
„Kannst du dir nicht einen anderen Platz zum Spielen suchen?"
Sie steht wie angewurzelt da. Er klingt gar nicht böse heute, sondern nur müde. Durch die geöffnete Tür kann sie sehen, dass in seiner Wohnung Unmengen von Büchern in den Regalen stehen. Außerdem brennt ein Feuer im Kamin.
„Hey, hast du gehört? Such dir einen anderen Platz, okay?"
Mia nickt und läuft nach oben. Vielleicht kann sie ihre Mama überreden, etwas zum Abendessen kaufen zu gehen.
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Heiligabend hat so gut angefangen. Mias Mama hat Pizza mitgebracht, als sie von der Arbeit kam. Sie haben zusammen gegessen, Kerzen angezündet und ein paar Weihnachtslieder gesungen, bis dann Joey, Chris und Liz kamen. Die Erwachsenen schickten sie weg, um zusammen fernzusehen und zu trinken, obwohl Mama doch versprochen hatte, ihr eine Geschichte vorzulesen. Mit Tränen in den Augen bittet sie um eine kurze Geschichte, doch die Erwachsenen sagen, sie soll kein Baby sein und aufhören zu nerven. Mit hängendem Kopf holt sie ihren Basketball unter ihrem Bett hervor und geht hinaus in den Hausflur. Ihr ist kalt, aber sie möchte nicht mit dem Ball werfen weil sie nicht weiß, ob der Mann mit dem Stock zu Hause ist. Wenn er sie wegschickt, müsste sie zurück nach Hause, und dahin will sie auf keinen Fall. Wenn ihre Mama Besuch hat und sie zusammen im Wohnzimmer trinken, werden sie komisch. Sie reden nicht mehr wie sonst, und das macht ihr Angst. Ihre Mama hält selten ein Versprechen, aber es ist doch Weihnachten. Sie hat gesagt, Weihnachten liest sie ihr eine Geschichte vor. Mit dem Ball im Arm legt Mia sich eine Weile ans Heizungsrohr unter der Treppe. Irgendwann hört sie auf zu schluchzen und setzt sich auf. Ihr ist noch immer kalt, aber vor allem ist ihr langweilig. Sie denkt an die Filme, die sie in den letzten Tagen im Fernsehen gesehen hat. Da waren alle Erwachsenen immer fröhlich und nett zu allen Kindern weil Weihnachten war. Wenn ihre Mama vielleicht später mit den anderen noch weggeht, könnte sie ja wieder ein bisschen fernsehen. Aber jetzt? Sie denkt an den Mann mit dem Stock. Wenn er so viele Bücher in seiner Wohnung hat, liest er bestimmt viel lieber als ihre Mama, die nur drei hat. Wenn er so gern vorliest wie der Mann in dem Weihnachtsfilm, den sie am Vormittag gesehen hat, freut er sich vielleicht sogar, wenn sie ihn bittet, ihr eine Geschichte vorzulesen? Sie hebt den Ball auf und geht zögernd hinüber zu seiner Tür. Aus der Wohnung ist nichts zu hören. Soll sie klopfen? Aber was ist, wenn er wieder böse wird? Unschlüssig beißt sie sich auf die Unterlippe. So viele Bücher. Heute Morgen hat sie ihn mit seiner Mütze gesehen. Er sah eigentlich kein bisschen böse aus. Aber man kann nie wissen, was in den Köpfen von Erwachsenen so vor sich geht. Sie beschließt zu klopfen, und ein Stück von der Tür wegzugehen. Wenn er böse wird, kann sie ganz schnell weglaufen. Noch einmal tief durchatmen, dann klopft sie. Sie steht fast an der Treppe und lässt die Tür nicht aus den Augen, doch es passiert nichts. Die Tür bleibt geschlossen. War es nicht laut genug? Nach einer Weile versucht sie es noch einmal, wieder ohne Erfolg. Er ist nicht da, und die Enttäuschung bringt sie wieder zum Weinen. Mit dem Basketball setzt sie sich vor seine Tür. Dann kann sie ihn um eine Geschichte bitten, wenn er nach Hause kommt.
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House kann sich nicht erinnern, wann er zuletzt bei einem Gottesdienst war. Er war mit Sicherheit noch Teenager. Seine Familie, die ihre Wurzeln in den Niederlanden hat, ist seit jeher „evangelisch light", wie seine Großmutter es immer nannte, und niemand hat je viel Wert auf Kirchenbesuche gelegt. Da sind die obligatorischen Hochzeiten, Taufen, Konfirmationen, Beerdigungen, der eine oder andere Weihnachtsgottesdienst, aber ansonsten sieht man kaum ein Mitglied der House-Familie jemals in einer Kirche. Alle zwanzig Jahre kann man es sich direkt mal antun, denkt er, vor allem, wenn die Maria von einer überaus gutaussehenden und gewitzten Person gespielt wird wie seine Patientin. Er ist direkt ein bisschen in Weihnachtsstimmung gekommen, ein Gefühl, das er seit seiner frühen Kindheit nicht mehr kennt. Jetzt freut er sich auf sein Sofa zu Hause. Er war wirklich zu lange auf den Beinen heute, und der Fall hat ihn die ganze Zeit ganz schön auf Trab gehalten. Ein gemütliches Glas Bourbon und ein bisschen klassische Musik ist jetzt genau das, was ihm noch fehlt. Während er in der Kirche war, hat es wieder ein bisschen geschneit, und der Weg von der Bushaltestelle zur Wohnung ist glatt. Er konzentriert sich, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren und braucht etwas länger nach Hause als gewöhnlich. Vor der Haustür klopft er sich den Schnee von den Füßen und angelt den Schlüssel aus der Tasche.
Erstaunt bemerkt er, dass jemand vor seiner Haustür sitzt. Es ist das kleine Mädchen von oben, das immer so einen Radau im Treppenhaus veranstaltet. Sie hat den Basketball auf dem Schoß und schläft. House runzelt die Stirn. Es ist 21 Uhr und Heiligabend. Ein Kind in ihrem Alter sollte jetzt unterm Tannenbaum sitzen und Geschenke auspacken, Süßigkeiten essen oder vielleicht schon im Bett liegen. Keinesfalls sollte es in unglaublich schmutziger und für die Jahreszeit vollkommen ungeeigneter Kleidung vor seiner Tür sitzen und schlafen.
House überlegt einen Moment und stupst sie dann mit seiner Stockspitze an. „Hey, aufwachen." Die Kleine schreckt auf und sieht ihn mit großen Augen an.
„Was machst du hier vor meiner Tür?"
„Ich warte auf dich."
„Auf mich?" House begreift nicht, was sie meint.
„Liest du mir eine Geschichte vor?", fragt die Kleine weiter und senkt schüchtern den Blick. House sieht amüsiert zu ihr hinunter. Was ist denn in die gefahren?
„Eierpunsch ist nur etwas für Erwachsene.", sagt er schließlich und bedeutet ihr, von der Tür wegzugehen. Entweder hat das Mädel heimlich vom Eierpunsch der Eltern genascht, oder sie ist vollkommen verrückt geworden. Kinder halten sich für gewöhnlich von ihm fern, sogar diejenigen, denen er nicht droht, ihnen die Bälle wegzunehmen. Außerdem wirkt dieses Exemplar nicht wirklich mutiger als andere. Eher im Gegenteil.
Die Kleine steht auf, bleibt aber vor der Tür stehen. „Eine ganz kurze vielleicht?", fragt sie zögernd.
„Warum sollte ich dir eine Geschichte vorlesen? Sehe ich aus wie ein Märchenonkel?"
„Es ist Weihnachten."
„Heiligabend, wenn man's genau nimmt. So, und jetzt geh zur Seite, damit ich aufschließen kann."
„Du liest mir also etwas vor?"
„Hab ich das gesagt? Ich will in meine Wohnung. Das bedeutet nicht, dass du mit reinkommen kannst und erst recht nicht, dass ich dir eine Geschichte vorlese. Geh rauf zu deinen Eltern. Die können dir eine Geschichte vorlesen."
Die Kleine geht wie gewünscht einen Schritt zur Seite, doch gleichzeitig fängt sie an zu weinen. House, der die Tür aufgeschlossen hat, zögert und sieht zu ihr hinunter. Unglaublich, wie dreckig sie ist. Sie kann wochenlang keine Badewanne von innen gesehen haben. Zumindest keine, die mit Wasser gefüllt war. Eltern, die ihre Kinder so verwahrlosen lassen, werden wahrscheinlich nicht im Traum daran denken, ihnen etwas vorzulesen. Er sollte sie trotzdem nach Hause schicken, doch irgendetwas hält ihn davon ab.
„Ist dir nicht kalt?", fragt er. Die Kleine nickt. Er muss sich jetzt langsam entscheiden, denn sein Bein verlangt nach dem Sofa. Kann man ein frierendes, schmutziges, weinendes Kind Heiligabend allein im Hausflur stehen lassen?
„Okay, du kannst dich einen Moment drinnen aufwärmen. Aber keine Geschichte – dass das gleich klar ist. Komm schon."
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Mia schlüpft hinter dem Mann in die Wohnung und sieht ihm zu, wie er das Licht einschaltet und sich den Mantel auszieht. Seinen Stock hat er vorher über ihnen an einen Vorsprung in der Wand gehängt, und er baumelt leicht hinterher. Fasziniert betrachtet sie ihn und wischt sich die Tränen vom Gesicht nachdem sie ihren Basketball abgesetzt hat – ganz leise, damit der Mann nicht böse wird und sie wieder aus der Wohnung schickt.
„Okay, willst du ein Bier?", fragt der Mann, holt den Stock von seiner Aufhängung herunter und geht hinüber zur Küche.
„Nein. Bier schmeckt nicht gut."
Der Mann bleibt stehen und sieht sie durchdringend an. „Das war ein Witz. Jemand in deinem Alter sollte kein Bier trinken… Herrgottnochmal, woher weißt du, dass Bier nicht schmeckt?"
„Ich hab es probiert. Aber es schmeckt nicht gut."
„Da hast du Recht. Kinder mögen kein Bier. Kinder sollten kein Bier mögen!"
Mia befürchtet, der Mann könnte wieder böse werden und sieht schüchtern zu Boden. Doch der Mann wird nicht richtig böse. Er schaltet das Licht in der Küche ein und öffnet mehrere Schranktüren. Nach einer Weile kehrt er zurück ins Wohnzimmer und geht hinüber zum Kamin. Er geht langsam davor in die Knie, und Mia fragt sich, weshalb er den Stock nicht einfach wieder dort hinten an die Decke hängt, wenn er ihn so stört. Es dauert nicht lange, bis das Kaminfeuer anfängt zu knistern und zu brennen. Der Mann kehrt in die Küche zurück, und Mia bleibt vor einem der Bücherregale stehen. Es sind so viele Bücher! Mit einem schmutzigen Zeigefinger streicht sie vorsichtig über einige der Buchrücken, zieht die Hand jedoch eilig zurück, als der Mann mit einer Tasse in der Hand zurückkommt. Er stellt sie auf dem Couchtisch ab und sagt: „Weihnachtstee. Er ist noch zu heiß zum trinken. Du musst noch warten." Nach einem erneuten Gang in die Küche kehrt er mit einem Glas für sich selbst wieder zurück und lässt sich schwerfällig aufs Sofa sinken, legt den Stock neben sich auf den Fußboden und hebt mit beiden Händen das rechte Bein auf die Couch.
„Du hast vergessen deine Schuhe auszuziehen.", sagt Mia und zeigt auf die Turnschuhe des Mannes.
„Ich hab es nicht vergessen.", grummelt er. „Ich bin zu müde."
Mia nickt. Ihre Mama ist auch manchmal zu müde, um ihre Schuhe auszuziehen, bevor sie ins Bett geht oder sich aufs Sofa legt. Meistens bittet sie dann Mia, es für sie zu tun.
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House holt die Vicodintabletten aus der Hosentasche. Er ist überfällig, und außerdem drückt die Pillendose beim Liegen. Mit einem kleinen Schluck Bourbon schluckt er eine der Tabletten und bemerkt dann zu seinem Erstaunen, dass das kleine Mädchen zu ihm herüberkommt und beginnt, seine Schnürsenkel aufzuziehen.
„He, was machst du da?"
„Ich bin nicht zu müde zum Schuhe ausziehen.", sagt sie und beginnt, die Schuhe zu lockern. Das macht sie offensichtlich nicht zum ersten Mal. Professionell zieht sie vorsichtig an den Schuhen und zieht sie ihm aus. Sie trägt sie hinüber zur Tür und stellt sie davor ab. House hat es tatsächlich die Sprache verschlagen, und er weiß nicht, was er davon halten soll.
„Kann man das jetzt trinken?", fragt sie, als sie zu ihm zurückkehrt und zeigt auf die dampfende Teetasse.
„Versuch's."
Als er sieht, wie sie kurz davor ist, einen großen Schluck zu nehmen, setzt er sich auf. „Stopp! Du verbrennst dir die Zunge, Herrgottnochmal." Kann es angehen, dass ein Kind in dem Alter noch nie Bekanntschaft mit einem Heißgetränk gemacht hat? Stattdessen weiß sie, dass Bier nicht schmeckt. Er sieht ihr eine Weile beim Trinken zu und verzieht das Gesicht. „Ich will deine Gefühle nicht verletzen, aber du stinkst."
