Zwielicht – Gefangen im Schatten
Prolog
Ja. Ich erinnere mich. ……so genau noch, als wäre ich in dieser Sekunde dort. Es war dunkel…… , ja das war es. Früh am Morgen……
November, 1981
Es war kalt geworden und hatte angefangen zu regnen.
Erst ganz sachte, dann immer heftiger, bis sich ein weißer Vorhang gebildet hatte.
Ich hüllte mich fester in meinen Umhang, der sich schon mit Regenwasser voll gesaugt hatte und nun schwer an meinen Schultern herunter hing. Meine langen, schwarzen Haare klebten an meinem Gesicht. Es perlten viele kleine Tropfen an meinen Wangen hinunter, über meine Lippen und rannen langsam zu meinem Hals. Meine Augen waren rot und geschwollen und in diesem Moment mischten sich unter die Regentropfen auch Tränen, die auf meinen Lippen zerflossen und einen salzigen Geschmack hinterließen.
Auf der Straße stand das Wasser schon knöcheltief und ich bewegte mich eher schleppend als gehend fort.
Mein Ziel lag nicht mehr fern, ich nahm schon die verschwommenen Lichter war.
Die Bilder der vergangenen Stunden erschienen immer wieder vor meinen Augen. Ich hörte die Stimme und ich wollte platzen. Meine Gefühle übermannten mich. Aus meiner trockenen Kehle entfloh ein rauhes Keuchen und ein leises Schluchzen, welche noch mehr Tränen forderten.
Rückblick 3 Stunden zuvor
„………du bist so dumm! …"
Er blickte mich mit kalten Augen an. Sein Gesicht war eine Maske der Gefühllosigkeit.
„……denkst du wirklich das ich dich geliebt habe?" Sein verachtendes Lachen ließ mich zusammenzucken.
„Ich dachte..."
„Was DU denkst interessiert mich nicht!" Er verzog sein Gesicht zu einem Grinsen. „ Um ehrlich zu sein, interessiert mich rein gar nichts an dir!"
„...aber was ist mit Patricia..." Tränen bildeten sich in meinen Augenwinkeln.
In seinen Augen blitzte es kurz auf.
„Was soll mit deinem Bastard sein?"
„Sie ist dein Kind! Sie..."
„SEI STILL!" Sein Gesicht war zu einer Fratze verzogen und seine Stimme war nicht mehr, als ein lautes Zischen.
„NEIN! Das bin ich nicht! DU BIST IHR VATER!!! Was soll nun aus ihr werden?" Meine Stimme wurde zwar durch mein ständiges Schluchzen unterbrochen, doch legte ich nun meine letzte Kraft in diesen Satz.
Er stand gemächlich auf und kam zu den Gittern hinter denen er eingesperrt war.
„Verstehst du es nicht oder willst du es nicht verstehen, Blutsverräterin?! Ich hab dich nie geliebt!" Er spie mir die Worte voller Verachtung entgegen. „Ich sollte Informationen für den dunklen Lord besorgen und da kamst du mir gerade recht! Eine Aurorin, dazu noch allein stehend und nahe am Ministerium!" Er machte eine bedeutungsvolle Pause und saugte jede noch so kleine Gefühlsregung von mir auf und genoss die Schmerzen, die er verursachte. „Nun ... und ein bisschen Spaß darf man selbst mir nicht verweigern, oder?" Er lachte hässlich und dabei brach mir das Herz. „Dass daraus ein Balg entstehen würde, hatte ich nicht vorgesehen! Und schlussfolgernd ist es mir völlig egal was damit passiert..." Die letzten Worte flüsterte er genüsslich in die Richtung meines Ohrs.
Ich stieß mich vom Gitter weg und drehte ihm den Rücken zu.
„Ich hätte für dich alles getan! Einem Todesser! Selbst meine Familie hätte ich aufgegeben, eigentlich hätte ich mein ganzes früheres Leben für dich verraten..."Ich zitterte und erkannte wie dumm ich doch gewesen war.
„Ja, ich weiß..." Mit seiner gelangweilten Stimme ging er zurück zu seiner Pritsche. „Praktisch, nicht war?!" Sein gellendes Lachen verfolgte mich noch bis hinaus vor die Tore Askabans.
Rückblick zu Ende
Ich hielt an. Meine Beine konnten mich nicht mehr tragen. So gaben sie nach und ich kniete auf der Straße und weine stumm weiter. Ich war blind, taub und stumm. Was so ein dummes kleines Herz alles anstellen konnte. So bemerkte ich auch nicht was mit unhaltbaren Tempo immer näher kam. Erst auf das schrille Quietschen von Reifen und das grelle Licht reagierte ich und riss mich urplötzlich aus meiner Trance. Ich war wie versteinert. Schreien konnte ich nicht, so starrte ich nur noch mit einer Mischung aus Entsetzen und Unglauben auf den Lastwagen vor mir.
Das letzte was ich mitbekam war ein dumpfes Geräusch und dann war es lange Zeit Nacht. Irgendwann erkannte ich ein helles Licht, in das ich rein ging.
Ich war tot. Lächerlicherweise als Hexe von einem LKW überfahren worden. Warum ich nicht gezaubert hatte? Nun ich weiß es bis heute nicht. Das einzige was ich mir gewünscht hatte war, das ich noch mal meine kleine Tochter vor meinen Augen sehen konnte.
Doch dies war nicht so. Alles Lügen, nichts sieht man vor seinem Ableben.
Nun, aber das ist eine andere Geschichte. An dieser Stelle verlassen wir mich, Angelique McCarthy und verfolgen das Leben meiner Tochter.
Patricia kam zu meinen Eltern. Diese adoptierten sie und so bekam sie meinen Nachnamen und sollte damit keinen Anhaltspunkt von ihrem Vater haben.
Meine Eltern waren sehr streng, wenn es um das Blut und den Stolz der Familie ging. Zwar legten sie wert auf Reinblütigkeit, doch verachteten sie Lord Voldemort und seine Taten zutiefst. Dies war auch ein Grund warum ich Auror geworden war.
Patricia war ein sehr braves Baby und auch als sie aufwuchs, machte sie nie großen Umstände.
Doch zur Missbilligung meiner Eltern hatte sie viel von ihrem Vater geerbt. Den größten Teil ihres Gesichtes, insbesondere die dunkelbraunen Augen. Auch ihre Persönlichkeit ähnelte ihm auf erschreckend Weise.
Als sie elf wurde, schickte man sie nach Beauxbaton.
Die Begründung kann man sich dazu denken. Sie sollte nicht in die Nähe der Slytherins oder deren Gesellschaftskreise kommen.
Zu groß war die Angst meiner Eltern, dass sie etwas über ihren Vater und seinen Glauben herausbekam. In der Schule war sie eine vorbildliche Schülerin, wenn es um die Noten ging.
Dies soll aber nicht bedeuten, dass sie eine Heilige ist. Außerhalb der Reichweite von Lehrern und ihrer Familie legte sie ein anderes Gesicht zu tage. Ihr Strafregister war lange und je älter sie wurde umso schwerwiegender wurden ihr „Scherze".
Was dazu führte, das man sie auf dieser Schule nicht mehr behalten wollte. Sie dufte noch ihr 3. Jahr fertig machen, sollte aber doch bitte ihre zukünftige Schullaufbahn irgendwo anders bestreiten. Und so kam es, das meine Eltern sich widerstrebend mit Dumbledore in Verbindung setzten mussten.
Ende Angeliques Sicht
Auszug aus Kapitel 1
August, 1995
Aus einem großen, zerknautschten Deckenhaufen lugte ein verwuschelter Kopf und schaute sich suchend um. Als die Augen endlich ihr Ziel erfasst hatten, wurde die Decke schnell auf die Seite schlagen und ein noch etwas zerknittert aussehendes Mädchen kam zur Vorschau. Nun ja, sie war ein Teenager, schätzungsweise um die 14 Jahre...
