Titel: Schwarzer Bernstein
Autor: Roeschen
Zusammenfassung: An Halloween 1981 wird Harry von Voldemort mitgenommen. Eines Tages wird er sich entscheiden müssen auf welcher Seite er ist, aber was wenn er sich nicht entscheiden will und er und seine Freunde sich zwischen einem mörderischen Krieg der Dunklen und der Licht Seite wieder finden? Wird es ihm helfen sein Schicksal zu akzeptieren, als er ein tief verborgenes Geheimnis entdeckt?
Disclaimer: Harry Potter gehört mir zwar nicht, aber dafür gehört mir meine Geschichte!
Kapitel 1
31. 10. 1981
Der Dunkle Lord blickte ungläubig auf das kleine Kind, das mit großen erschrockenen smaragdgrünen Augen zu ihm aufsah. Das Baby blinzelte und fing unvermittelt an zu schreien. Das laute Weinen des Kindes riss Voldemort endlich aus seiner Erstarrung. Wenn er den zurückgeprallten Fluch nicht rechtzeitig gestoppt hätte, wäre er jetzt wahrscheinlich tot. Er konnte es nicht fassen, als er die Narbe, die wie ein Blitz geformt war, auf der Stirn des Kindes bemerkte.
Bis jetzt hatte niemand jemals den Todesfluch überlebt. Das Kind der Potters musste unglaubliche Zauberkräfte besitzen. Dies war die einzige Erklärung, die das eben Vorgefallene halbwegs verständlich machte. Während Voldemort das schreiende Baby betrachtete, überlegte er, was er nun tun sollte. Am besten wäre es wohl, es noch einmal mit einem anderen Fluch zu versuchen. Aber sollte er das Risiko wirklich eingehen? Wer konnte sagen, was dann passieren würde? Außerdem wäre es ausgesprochen schade, so ein Machtpotenzial zu verschwenden.
Er streckte seine Arme aus und hob das schwarzhaarige Baby, das prompt aufhörte zu schreien, aus der Wiege. Die goldene Kette, die um die winzige Faust des Kindes geschlungen gewesen war und nun geräuschlos zurück auf die weiche Decke der Wiege fiel, bemerkte er nicht. Der unförmige Stein, der an der Kette hing und vor wenigen Augenblicken noch in einem warmen Goldton gestrahlt hatte, war nun tiefschwarz und schien zu glühen. Als seine Sinne langsam wieder zu ihm zurückkehrten, erinnerte sich der Dunkle Lord auch an den Namen des Kindes. Er wandte leicht den Kopf und sah auf die leblose Frau hinunter, deren dunkelrote Haare im matten Licht der magischen Kerzen schimmerten und die ihn noch vor kurzem angefleht hatte, das Leben Harrys zu verschonen.
„ Mama."
Harry wand sich in seinen Armen und streckte seine kleinen Händchen nach seiner toten Mutter aus. Voldemort drückte das strampelnde Kind an sich und traf in diesem Augenblick seine Entscheidung. Er würde das Potter Kind als sein Eigenes aufziehen und später die Macht des Kindes für seine Zwecke nützen. Solch ein magisches Talent durfte nicht ausgelöscht werden. Nicht zu vergessen war auch, dass Harry seinen Fluch überlebt hatte. Solange er nicht den genauen Grund für dieses Phänomen kannte, wäre es besser erst einmal nichts zu unternehmen. Er würde sehen, wie sich die Dinge entwickeln würden.
Der Dunkle Lord apparierte in den Garten des Hauses und nahm seinen Zauberstab in die Hand. Mit einem leise gemurmelten Wort wurde Godric's Hollow von einer gewaltigen Explosion zerstört. Harry, erschrocken von dem lauten Knall und beunruhigt, dass seine Mutter ihn nicht auf den Arm genommen hatte, fing wieder an zu weinen. Doch Voldemort schenkte dem keinerlei Beachtung. Sekunden später erreichte er seinen Besitz, Arreton Castle, wo er von einer, verschreckt aussehenden, Hauselfe begrüßt wurde.
„ Du wirst auf Harry aufpassen und dich um das Kind kümmern. Du bist dafür verantwortlich, dass ihm nichts geschieht.", befahl der Dunkle Lord und reichte das Kind der Hauselfe.
Nell verbeugte sich, nahm das Baby behutsam in ihre Arme und verschwand. Der Dunkle Lord wandte sich um und begann durch die leere Halle zu gehen. Endlich waren die Potters tot. James und Lily Potter waren beide sehr mächtig gewesen und hatten seine Pläne mehr als einmal ruiniert. Er hatte schon oft versucht sie zu töten, aber bisher war es immer fehlgeschlagen. Doch nun, mit der Hilfe einer unbedeutenden Kreatur, wie er sich widerwillig eingestand, war es nun vollbracht. Die Potters würden ihm nie wieder in die Quere kommen.
Außerdem hatten sie Dumbledore sehr nahe gestanden. Voldemort verzog seine dünnen Lippen zu einem zufriedenen schadenfrohen Lächeln. Der Tod der Potters würde ein schrecklicher Schlag für den Schulleiter von Hogwarts sein. Wirklich schade, dachte er bedauernd, dass er Albus' Gesicht nicht würde sehen können, wenn dieser die Neuigkeiten erfuhr.
Seine Gedanken wanderten wieder zu dem Kind der Potters zurück, das er mitgenommen hatte. Er konnte es immer noch nicht glauben, dass dieses Baby es tatsächlich geschafft hatte, seinen Todesfluch zu überleben und ihn noch dazu auch beinahe getötet hätte. Bei nächstbester Gelegenheit würde er seine Bibliothek durchstöbern. Vielleicht würde er in seinen alten Büchern irgendetwas finden, was ihm einen Hinweis dazu liefern würde, warum Harry Potter seinen Fluch überlebt hatte. Vorerst verbannte er jedoch dieses merkwürdige und kaum fassbare Geschehen aus seinen Gedanken. Er nickte leicht. Der heutige Tag war in der Tat ausgesprochen erfolgreich für ihn gewesen.
Sirius Black fiel auf seine Knie, während er fassungslos auf den Anblick des zerstörten Hauses blickte. Tränen begannen ihm über sein schmales Gesicht zu laufen, als er begriff, was hier geschehen war. Eine Woge der Trauer überschwemmte ihn. Doch dann erfasste ihn ein solcher Hass, wie er ihn nie zuvor verspürt hatte.
James, der ihm näher gestanden hatte als ein Bruder; Lily, die schönste und liebenswürdigste Frau, die wie eine Schwester für ihn gewesen war und sein kleiner Patensohn Harry, sie alle waren tot. Er würde sie niemals wieder sehen. Nie wieder würde er James' haselnussbraune schelmische Augen sehen, nie wieder Lilys silberhelles Lachen hören und nie wieder würde er Harry in seinen Armen halten. Das Schlimmste und Unerträglichste für ihn war jedoch, dass alles allein seine Schuld war.
Warum um Himmels Willen hatte er James überredet den Geheimniswahrer zu tauschen? Den Hass, den er für den Verräter fühlte, riss ihn beinahe mit sich fort, während das Gefühl der Schuld sich schwer auf seine Seele legte. Er wusste, dass er sich bis an sein Lebensende nicht würde verzeihen können, dass nicht er der Geheimniswahrer seiner besten Freunde und seines kleinen Patensohns geworden war.
Jäh erschienen, wie aus dem Nichts, andere Zauberer und Hexen neben ihm und starrten mit Grauen auf den zerstörten Ort.
„ Nein, warum gerade sie?", klagte Remus Lupin, während sein Gesicht sich vor Kummer verzerrte und er daran dachte, wie glücklich sie alle noch vor ein paar Tagen gewesen waren. Als sein Blick auf Sirius fiel, der am Boden kniete, erstarrte er. Sirius war der Geheimniswahrer gewesen. Hatte er James, Lily und Harry verraten? Der Gedanke war furchtbar, aber wie sonst sollte es den Todessern gelungen sein Godricc's Hollow zu finden? Remus wandte sich um und sah zu Minerva McGonagall. Seine ehemalige Lehrerin hatte die Hände vor ihr Gesicht geschlagen und weinte. Neben ihr stand Albus Dumbledore, der Schulleiter von Hogwarts und Anführer des Phönixordens. Seine Augen hatten ihr sonstiges Glitzern und Strahlen verloren und leise Tränen strömten sein altes Gesicht herab. Sein Blick war auf das Dunkle Mal gerichtet, das hoch über ihnen am Himmel schwebte. Keiner von beiden schien Sirius' Anwesenheit zu bemerken. Remus trat einen Schritt nach vorn, legte eine Hand auf Sirius' Schulter und fragte:
„ Hast du sie verraten?"
