SO EINFACH!!!
Die Leute denken es ist einfach „Nein!" zu sagen. Sie hasst ihn schließlich, warum sollte es ihr schwerfallen nein zu sagen? Das denken sie. So denken sie von mir. Dass ich es gerne tue! Dass ich es genieße den Schmerz in seinen Augen zu sehen... Sie denken ich bin ein Monster. Ein Monster!
Ich soll mich glücklich schätzen, dass überhaupt jemand mit mir ausgehen will, sagen sie mir. Ich werfe angeblich mein Glück über Bord. Aber was wissen sie schon von mir? Gar nichts.
Sie urteilen nach dem was sie sehen. Verständlich. Wonach sollten sie auch sonst urteilen? Sie können schließlich nicht meine Gefühle spüren oder meine Gedanken hören. Aber sie urteilen über mich. Obwohl sie gar nichts wissen. Gar nichts wissen sie.
Sie wissen nicht wie es mich quält.
Und da kommt er auch wieder auf mich zu. Sein Lächeln ist unwiderstehlich, auch wenn es längst nicht mehr so selbstsicher ist wie vor einem Monat. Ich will zurücklächeln, doch ich tue es nicht. Auf dieser Distanz ist es noch einfach, doch er kommt näher.
Ich drehe mich nicht weg und renne davon, auch wenn es die einfachste Möglichkeit wäre. Aber so würde ich jedem meine Gefühle verraten. Ich lasse meinen Blick wieder über die Landschaft außerhalb der Glasscheibe wandern und versuche ihn zu ignorieren. Aber ich weiß, dass er bereits neben mir steht.
Ich schaue weiterhin nach draußen und warte. Und warte.
„Wunderschön oder?" flüstert jemand hinter mir. Ich schweige. Ich spüre wie er mir näher kommt, spüre es, weil mir die Kontrolle über meinen Körper zu entgleiten droht. Ich sehne mich danach, mich zu ihm zu drehen, in seine wundervollen Augen zu sehen und ihn zu umarmen. Doch ich tue es nicht.
Denn ich weiß, dass es nicht gut für mich wäre.
Ich weiß, dass es eine Dummheit wäre.
„Lily?"
„Hmm," knurre ich. Zu einer Antwort bin ich nicht wirklich fähig. Ich muss mich konzentrieren, mich kontrollieren.
„Nächste Woche ist Hogsmeade Wochenende..."
Ich spüre seinen Atem an meinem Ort und verschränke hastig die Arme vor meinem Körper. Fest.
„und vielleicht möchtest du mich ja begleiten."
Meine Finger klammern sich an meine Arme.
Es wäre auch einfach, mit ihm nach Hogsmeade zu gehen. Es wäre so einfach. Fürs erste. Es wäre so einfach zu glauben, ich wäre seine wahre Liebe. So einfach und im Nachhinein so schmerzhaft.
Ich habe so viele Mädchen gesehen, die genau diesem Traum nachhingen. Ich habe gesehen wie sie für eine kurze Zeit so unendlich glücklich aussahen, bis die Wahrheit sie einholte. Jedem Mädchen machte er es glaubhaft, jede fiel auf ihn herein. Und selbst ich halte es manchmal für möglich, dass ich ihm mehr bedeute als all die anderen.
Die Leute denken es ist einfach nein zu sagen. Warum quält es mich dann so? Warum muss ich mich dann dazu zwingen mich umzudrehen und ihn kalt abzuweisen? Warum fällt es mir dann so schwer?
Warum muss ich dann rennen, sobald ich aus aller Blickfeld bin? Warum kommen mir dann Tränen?
Ja, so einfach ist es!
