Title: Die Postkarte (one-shot)
Pairing: Ennis/Jack
Rating: keines
Disclaiming: Ich bin nicht Annie Proulx und werde es leider auch nie sein - daher gebührt jeder Respekt und jede Anerkennung für die wunderbaren Original-Charaktere von Ennis und Jack ihr und nur ihr alleine. Ich borge mir die beiden Helden nur aus und gebe sie danach wieder zurück, versprochen. Selbstverständlich verdiene ich mit meinen Geschichten kein Geld ich vertreibe mir mit ihnen vor allem die Zeit.

Feedback: Ja, bitte!

Der Berg hatte sie in ihren Bann geschlagen, lehrte sie Demut vor einer Gewalt, deren Kämpfe im Herzen ausgetragen werden und deren Blessuren Narben tragen, die niemals verheilen. Niemals vergessen.

Verzweifelt waren sie, jeder für sich, jeder alleine. Verloren in einem Ansturm von Gefühlen, die zu groß waren, sie zu begreifen. Gefühle, die wie Naturgewalten auf sie einstürzten. Unerwartet, ungewollt zuerst und sie dann mitrissen, sie taumeln und straucheln ließen bevor sie ihren eigenen Rhythmus fanden, auf dem Berg hoch oben, dem Himmel so nah, der Erde so fern.

Sie waren so jung, unerfahren und unschuldig. Unvorbereitet trafen sie auf das Glück dieser Welt in den Armen des anderen Mannes. In der Abgeschiedenheit der verlassenen Bergwelt lebten sie ein kurzes Leben himmlischer Zweisamkeit, fanden ihre Seelen Heilung und ihre Herzen ein zu Hause.
In den einsamen, stillen Nächten erkundeten sie ihre Körper, schenkten sich sinnliche Stunden der Liebe und trunkene Sekunden der puren Leidenschaft. Sie versanken in der Gegenwart des anderen, verschmolzen zu einer Einheit. Ihre Herzen schlugen im Gleichklang. Stunde um Stunde, Tag für Tag, Woche für Woche.

Das Leben schien endlos, die Zukunft ertrank in der alles erfüllenden Gegenwart. Sie hatten den Gipfel der Vollkommenheit erklommen. Ihre Sehnsucht hatte einen Namen, ihre Träume bekamen ein Gesicht. Wie Wellen ebbte das Dasein außerhalb ihrer Enklave an ihnen vorbei, ließ sie zurück, erbarmte sich ihrer und schenkte ihnen ein vergängliches Paradies auf Erden.

Es war der Frühling, der sie segnete, der Sommer, der sie weihte und der frühe Herbst, der sie opferte. Opferte aufgrund eines Schneesturmes, der nie kam. Der sie vom Berg herunter trieb in ein Leben, das nicht mehr das ihre war, in eine Existenz voller Entbehrungen, Kompromisse und Lügen.
Sie fanden sich wieder in einer Welt, dem Abgrund so nah, Auge in Auge mit der alles überdeckenden Einsamkeit und einer schmerzenden Sehnsucht. Gekettet durch lebenslange Bindungen an Menschen, die ihre Zuneigung ersehnten, gefangen in einer Liebe, die nicht sein konnte, nicht sein durfte und die doch war.

Und jetzt, im Winter seines Lebens, blickte er zurück, auf das, was gewesen ist, was hätte sein können und auf das, was noch kommen konnte. Sein Dasein war geschrumpft auf Erinnerungen an eine einsame Bergwelt und auf ein kurzes Glück, leuchtend, wie helle Sterne, die ihm den Weg durch die Dunkelheit seines Herzens wiesen. Die seiner Seele Wärme schenkten, Nacht für Nacht.

Und in seinen Träumen bat er den anderen um Vergebung. Um Vergebung für den entscheidenden Moment der Schwäche und Unsicherheit, in dem er sich entschloss, die Postkarte nicht abzuschicken.

ENDE