Eine Molstrade-FF also Greg Lestrade und Molly Hooper. Sie spielt in einem AU. An der Uni, Lestrade ist dort nebenberuflich Lehrer und Molly Student. Die Idee die Beiden sich an der Uni kennenzulernen, stammt aus einem angefangenem Roleplay was ich einmal hatte. Credits hierfür: mollysomegleadventures (tumblr).
Es hat absolut nichts mit der Serie Sherlock zu tun, aber es gibt keine einzige deutsche Molstrade FF und ohnehin sowenig GregxMolly FFs, da wollte ich was ändern.
Rating M für das letzte Kapitel, das eindeutig beschriebenen Sex enthält.
Reviews=gern gesehen! Viel Spaß beim lesen.
Molly Hooper lag rücklings im Gras des Universitätscampus. Es war bereits früher Abend, die letzten Studenten der Abendvorlesung waren gerade dabei den Campus zu verlassen. Es waren ohnehin nicht sehr viele. Es war Freitagabend, die meisten hatten am Freitagabend keine Vorlesungen im Sinn sondern Partys. Molly hingegen hatte kein großes Interesse am feiern. Seit sie Manchester verlassen hatte um hier in London ihr Studium zu ende zu bringen, hatte sie es nicht geschafft sich einen stabilen Freundeskreis aufzubauen. Für jemanden, der ohnehin nur ein paar wenige, dafür aber sehr gute Freunde hatte, war es doppelt schwierig. Natürlich hatte sie ein paar Bekanntschaften. Aus den Kursen, der Bibliothek, aber eher lose und ohne tiefer gehende Verbindung. Sie hatte es eine Weile versucht, aber sie war weder groß redegewandt noch besaß sie ein ausgeprägtes Extrovertiertes Verhalten – der enge Kreis der Gemeinschaft, war für sie nicht zu durchdringen, so hatte sie es nach ein paar Wochen aufgegeben. All ihre Kraft und Energie floss seit dem in ihr Studium der Medizin und Forensik.
Gregory, kurz Greg, Lestrade hatte gerade seinen letzten Nachmittagskurs in Englisch für diese Woche gehalten. Mit Mühe und Not hatte er die Neugier seiner letzten Schüler gestillt und sie endlich vom Campus gejagt. Er war müde und hungrig. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er noch 3 Stunden Zeit hatte bevor er frisch geduscht, in frischen Klamotten auf dem Polizeirevier sein musste, um die Nachtschicht zu übernehmen. Es lagen bereits ein paar anforderungsreiche und schlafarme Monate hinter ihm. Dreimal die Woche hielt er als Referendar Unterricht in Englischer Literatur an der Universität zu London und musste gleichzeitig seinen Job als angehender Kriminalpolizist nachkommen. Das war nicht leicht und manchmal kaum zu schaffen. Aber als er das Angebot zu lehren bekommen hatte, wusste er, dass er sich diesen Traum, zumindest temporär, erfüllen wollte. Sein Privatleben litt darunter, doch damit konnte er umgehen. Sein Kurs war gut besucht, was sein Ego nicht ganz unangetastet lies. Allerdings war der Frauenanteil ziemlich hoch, was ihn daran zweifeln lies ob der Grund sein Können in Englisch oder sein Aussehen war. Gerüchten zufolge bescheinigte man ihm, ein „heißer Typ" zu sein. Das zumindest, hatte er auf eine der Schultoiletten in der Pausenaufsicht einmal gelesen.
Molly genoss die abendliche Wärme und blickte träumend in die Wolken. Das Semester ging zu ende. Im Sommer würde sie ein längeres Praktikum im Saint Barth Hospital machen um erste Grundlagenforschung für Ihre Doktorarbeit zu betreiben, die sie in zwei Jahren abzugeben hatte. Vielleicht hatte sie deshalb keine Freunde, weil sie jetzt schon Ihre Doktorarbeit plante.
Sie stieß einen Schwall Luft aus, und beschloss den Tag hiermit zu beenden und ihre Studentenbude aufzusuchen. Vielleicht kam ja ein netter Film im Fernsehen. Am Wochenende hatte sie die Unterkunft immer für sich. Esther, ihre Kommilitonin, verbrachte die meiste Zeit bei ihrem Freund - das Wochenende sowieso. Es war zwar etwas einsam, aber zumindest hatte sie viel Zeit und Ruhe zum lernen. Sie packte ihre Tasche unter dem Arm und ging über den Rasen, im Gedanken noch immer bei den Wolken und ihren Formen. Ihre Unaufmerksamkeit machte sich sofort bestraft, sie sah den Stein nicht, der ihren Weg kreuzte. Mit den Armen rudernd landete sie etwas ungalant wieder im Gras. Ein leises „Mmphf" entglitt ihr. Sofort lief sie rot an und sondierte die Umgebung ob sie jemand bei dieser Peinlichkeit beobachtet hatte.
Greg lief den langen Weg zur Straße hinunter. Der Campus war so gut wie leer. Freitagabend war der Beginn des Partywochenendes. Wie an jeder Uni dieser Welt, waren alle Studenten dabei sich für das Wochenende in Bars und Kneipen warm zu trinken. Das studieren vergessen und zumindest temporär so zu tun als gehöre einem die Welt alleine. Es war jedes Wochenende das Gleiche. Eine Handvoll davon, würde wieder betrunken in den Ausnüchterungszellen der Polizeireviere landen. Schlägereien, Randalen, kleinere Delikte. Seit er in die Laufbahn der Mordkommission gerutscht war, hatte er glücklicherweise nichts mehr mit den kleinen Fischen zu tun, sondern mit größeren Delikten. Schwere Körperverletzung und Mord.
Als er fast an der Straße war, sah er wie die junge Frau, die er aus der ferne bereits im Gras hatte liegen sehen, sich gerade erhob um wohl ebenfalls den Weg nach Hause anzutreten. Er musste mit ansehen, wie sie etwas ungalant über einen Stein stolperte und zurück ins Gras fiel. Als er näher kam, erkannte er sie wieder. Sie war eine seiner Studentinnen.
"Au.", kommentierte er ihren Fall und trat auf sie zu, "Haben Sie sich wehgetan?"
Er konnte sehen, wie sich die Gesichtsfarbe der jungen Frau vor Peinlichkeit in ein tiefes rot verfärbte.
Molly hob den Kopf und blickte in das fragende Gesicht ihres Englisch Professors.
'Na toll!' dachte sie und fühlte die Hitze, die ihre Gesichtsfarbe ihn ein schönes Rot verwandelte.
Sie hatte zweimal die Woche englische Literatur bei ihm. Er war eine erfrischende und nicht unansehnliche Ablenkung. Die meisten Professoren war alt und sprachen dazu auch noch undeutlich. Es war allgemein gesehen ein Graus. Professor Lestrade aber war noch jung, sie schätzte ihn Anfang 30 und schien hoch motiviert. Außer im Unterricht hatte sie allerdings noch nie mit ihm gesprochen. Selbst wenn sie eine unterrichtsbezogene Frage hatte, war es schwer an ihn heran zu kommen. Nicht selten löcherten ihn andere Schüler, Frauen vor allem, zu diversen Themen. Es war schwer dagegen anzukommen, obwohl sie gerne einmal seine Tiefergehende Meinung zu ein-zwei Arbeiten von ihr gehört hätte. Sie dachte dann immer, dass er wahrscheinlich nicht einmal wusste wer sie war, und beließ es meist auf sich.
Sie lächelte ihn verlegen an und suchte nach Worten, die ihr wie immer nicht einfielen.
"Ich... ähm... danke.", ergriff sie seine helfende Hand und zog sich wieder auf die Füße.
Peinlich berührt, klopfte sie sich das Gras von der Hose, und blickte um sich ob sie etwas verloren hatte.
Lestrade schmunzelte über seine Studentin. Er hatte sie zweimal die Woche im Unterricht und sie war eine seiner besten Studentinnen. Sie war zwar etwas schüchtern und sprach immer etwas flüsternd, so dass er sie nicht selten zu beginn des Schuljahres öfters auffordern musste, lauter zu sprechen. Ihre Wortbeiträge waren ohne Tadel und ihre abgegebenen Arbeiten zeugten von einer intelligenten jungen Frau mit viel Enthusiasmus. Vor kurzem hatte er einen Aufsatz über Keats von ihr gelesen und gerne ein paar persönliche Worte mit Ihr darüber gewechselt, aber sie schien es immer etwas eiliger zu haben, als die anderen Studentinnen, die ihn oft minutenlang mit Lappalien plagten.
Er sah, dass sie nicht recht wusste, wie sie sich verhalten sollte, so sprang er ihr ein wenig zur Seite.
"Kein Grund die Gesichtsfarbe zu ändern. Ich glaube außer mir, hat sie niemand gesehen. Und ich verspreche ihnen, dass ich es keinem weiter erzählen werde."
"Oh... danke... ich bin wohl...,", sie suchte den Stein und erkannte, dass er unheimlich mickrig war, was die ganze Sache noch unangenehmer für sie machte, "über einen ... Stein gefallen..."
Lestrade folgte ihren Blicken mit dem seinen, und kam nicht umhin, dass sie ein großes Talent bewiesen hatte, den einzigen Stein auf dem ganzen Rasen zu kreuzen.
"Ich glaube der war vorher nicht da. Der ist sicherlich neu angelegt, kein Wunder also, dass sich jemand früher oder später daran verletzten musste."
Molly blickte ihn mit großen Augen an. Lestrade lächelte kurz, beugte sich dann etwas verschwörerisch zu ihr und sagte: "Das war ein Witz Miss Hooper. Ich wollte Sie etwas aufheitern."
Das rang ihr endlich ein Lächeln ab.
"Natürlich. Ein Witz.", sie stockte kurz, "Sie wissen wer ich bin?"
Der Satz kam ohne nachdenken und sie biss sich für ihre vorschnelle Art auf die Lippen.
"Molly Hooper, ich liege doch richtig oder? In Englisch, zweimal die Woche?", er stutze kurz.
"Ja, doch, das stimmt schon. Ich dachte nur... also...", sie bearbeitete das Gras mit ihren Schuhen, "Sie als Professor müssen sich sicher viele Namen merken, ich dachte einfach; sie wissen nicht wer ich bin, Professor."
"Doch, ich weiß wer sie sind. Sie sind einer meiner besten Studenten.", jetzt geriet er ins Stocken, er musste noch schnell nach Hause und dann aufs Revier.
Gleichzeitig hätte er nun gerne die Möglichkeit ergriffen sich mit ihr über den Aufsatz zu unterhalten. Da er keine Zeit dafür hatte, beschloss er es zu vertagen und bei Small Talk zu bleiben.
"Und auf welche Party gehen sie heute?"
Molly war ihm auf den Gehweg gefolgt, den sie nun langsam hinunter liefen. Gerne hätte sie ihm eine Frage zu einem seiner letzten Unterrichte gestellt, aber sie fühlte sich nicht mutig genug und schwieg daher. Die Frage nach Ihrer heutigen abendlichen Unternehmung traf sie unvorbereitete.
"Uh Party? Ich... ähm... nein... keine Party."
Lestrade hob die Augenbrauen. "Keine Party? Dann eine Bar vielleicht?"
Molly senkte den Kopf so, dass ihre Haare sich wie ein Schutzschild um sie legten. Natürlich könnte sie ihn belügen, er würde es nie herausfinden, aber sie konnte nicht lügen und außerdem hatte sie es geschafft über den einzigen Stein des ganzen Campus zu fallen, bei ihrem Glück, würde die Lüge sofort auffliegen. „Keine Bar."
Nun stutze Lestrade. Keine Party. Keine Bar. Aber dann hielt er sich das Bild vor Augen, das er aus seinen Unterrichten von ihr hatte. Nun war er an der Reihe, etwas verlegen zu werden.
"Entschuldigung, ich wollte sie nicht verunsichern. Ich dachte nur...", was dachte er eigentlich, "Die meisten Studenten gehen am Wochenende feiern, ich nahm an sie auch." Der Satz erschien ihm ziemlich blöde, aber nun war er ausgesprochen. Im Grunde seines Herzens fand er es gut, dass Molly Hooper scheinbar nicht der Typ war, der sich seine Gehirnzellen mit Alkohol zerstörte und sich halbstarken Affen an den Hals warf.
"Ich hab's nicht so mit Partys. Ich weiß nicht..", sie hatte keine große Lust vor ihrem Lieblingslehrer ihr Privatleben auszubreiten was offensichtlich sehr langweilig und uninteressant war.
Eine unangenehme Pause entstand, die sie bis ans Ende der Auffahrt führte.
Lestrade musste nun mit dem Bus nach Hause und Molly in die andere Richtung zu ihrem Zimmer.
"Nun Miss Hooper, ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende. Ich denke wir sehen uns nächste Woche Dienstag? Im Unterricht?", er hielt ihr die Hand hin.
"Ich wünsche Ihnen auch ein schönes Wochenende. Bis Dienstag.", sie ergriff seine Hand und erschrak sich an seinem warmen und sanften Händedruck.
Dann eilte sie schnell davon. Lestrade blieb zurück und sah ihr einen Moment lang nach. Bevor er sich seine Gedanken machen konnte, bog der Bus um die Ecke und öffnete für ihn die Tür.
Molly erreichte ihre Zimmer ohne weitere Zwischenfälle. Von der Situation etwas überrannt lies sie sich rücklings auf ihr Bett fallen.
"Gott wie Peinlich!", schlug sie beide Hände über ihrem Gesicht zusammen.
Die Hände auf ihrem Gesicht fiel ihre ein unbekannter Geruch an ihrer rechten Hand auf. Sie begann daran zu schnüffeln. Es war nur der Hauch eins holzig, warmen Duftes. Der Geruch musste von Professor Lestrade stammen, übertragen, als sie beide sich die Hände geschüttelt hatten. Sie atmete noch einmal tief ein, lächelte kurz und lies die Hand dann auf die Bettdecke gleiten. "Reiß Dich zusammen, Molly. Montag ist Chemieprüfung!"
Lestrade erreichte pünktlich das Revier. Sein Vorgesetzter erwartete ihn schon.
"Lestrade, wir müssen nach Upper London, wir haben eine Leiche."
Das ruhige Wochenende war damit gelaufen. Erholung ade. "Gut Sir!"
Das Wochenende ging schnell vorüber. Molly büffelte unablässig für Chemie und für ein paar weitere Klausuren, die in den nächsten Wochen anstanden. Lestrade war bis Montagabend fast durchgehend mit der Leiche im Upper London beschäftigt. Erstaunlicherweise konnten er und sein Vorgesetzter den Fall schnell abschließen - der Täter war ein befreundeter Drogendealer des Toten gewesen. Damit waren alle Klischees erfüllt und der Tathergang schnell ermittelt.
Als es am Dienstagmorgen zur Englischvorlesung läutete, begann Molly unruhig auf ihrem Sitz hin und her zu rutschen und den Bleistift als Schlagzeugstock zu missbrauchen. Ihr Nebenmann, Marvin, der stets hoffte, Mollys Intelligenz würde etwas auf ihn abfärben, beäugte sie etwas kritisch.
"Molly, alles klar?"
"Wieso?", sah sie ihn erstaunt an. Immer noch den Bleistift gegen das Heft trommelnd.
"Das nervt.", deutete Marvin auf ihren Bleistift.
"Oh! Tut mir leid.", sie schenkte ihm ein kurzes Lächeln und verstaute den Bleistift in ihrem Pulloverärmel.
Lestrade hatte die ganze Nacht durchgeschlafen und beinahe verschlafen. Unrasiert und mit Katzenwäsche, hatte er das Unigelände gerade zum Beginn der Vorlesung erreicht. "Verflucht!", rannte er den Flur zum Vorlesungsraum hinunter.
Glücklicherweise brachte der Polizeiberuf eine gute Kondition hervor. Er stoppte an der Tür, strich sich durch die Haare, atmete tief durch und betrat den Raum.
"Guten Morgen, Leute!", er legte seine Tasche auf den Schreibtisch und sondierte seine Studenten. Er erkannte Molly an ihrem üblichen Sitzplatz hinten rechts. Er hob kurz die Mundwinkel.
Molly hatte ihre Rutschrei auf dem Stuhl eingestellt, als Lestrade den Raum betreten hatte und sich zu einem Brett versteift. Als er durch die Reihen blickte, spürte sie, dass er kurz an ihr hängen blieb und schwach lächelte. Verlegen lächelte sie zurück.
Gerade als Lestrade mit dem Unterricht beginnen wollte, öffnete sich die Tür und eine weitere Studentin betrat den Raum. Sie hatte lange offenes blondes Haar, was sich in leichten Locken um ihr zart geschminktes Gesicht legte. Sie trug ein Cherleaderoutfit und lächelte zuerst die Klasse und dann Lestrade vielsagend an.
"Tut mir Leid, Professor Lestrade. Ich war noch beim Training und das Duschen dauerte etwas länger."
Irgendjemand verschluckte sich an ihrer Bemerkung und dem Bild was dabei entstand.
Linda Silverman. Sie war, ohne jede Frage, hübsch. Cherleaderin, die kommende Ballkönigin. Nicht dumm, aber sie ordnete manchmal ihre Intelligenz ihrer Schönheit unter, was Lestrade nicht nur im Geheimen missbilligte. Im Geheimen allerdings, musste er zugeben, dass sie ihn körperlich eindeutig ansprach. Er blähte kurz seine Nasenflügel, mahnte sich selbst zur Räson und lächelte tadelnd.
"Miss Silverman, ich bedaure ihr zu spät kommen, aber schätze ihren Anspruch an körperliche Sauberkeit - ich hoffe Ihr Freund Mister Henderson schätzt dies ebenfalls an ihnen."
Die Erwähnung ihres festen Freundes, des Schulsprechers, dämmte ihre Anmache etwas und Linda glitt leise auf ihren Platz.
Molly schluckte schwer, als Linda sich durch ihr wallendes Haar fuhr. Jeder wusste, dass sie sich für den Professor interessierte und keine Möglichkeit ausließ mit ihm zu flirten. Schon das ganze Jahr hatte sie ihn und sie beobachtete. Aus ihrer kleinen jämmerlichen Ecke. Nach Unterrichtsende, wenn Linda sich wieder mit irgendwelchen interessengeheuchelten Fragen an ihn wendete. Manchmal beobachtete sie Linda - im sicheren Versteck ihres Spindes - um herauszufinden, was sie hatte und was sie selbst nicht hatte. Molly wusste, dass sie überdurchschnittlich intelligent war, aber dass war es dann auch schon. Sie war nicht hässlich. Esther ihre Zimmergenossin, erklärte ihr immer, dass sie sich etwas mehr hervortun müsste. Etwas Lippenstift, ein Lockstab, etwas Puder hier und da und schon könnte sie sich sicher den ein oder anderen Jungen angeln, aber nur mit Intelligenz - nein, so würde das nichts.
Obwohl Linda nicht locker lies, hatte sie nie gesehen, dass der Professor ihre Flirtversuche erwiderte. Abgesehen davon, dass dies äußerst unprofessionell gewesen wäre, vermutete sie; dass er verheiratet oder wenigstens in einer Beziehung sein musste. Jemand wie er musste vergeben sein, dachte sie nur, dann riss Sie ihr eigener Name aus den Gedanken.
"Miss Hooper?! Würden Sie den Rest der Klasse freundlicherweise auf Stand bringen, was wir letzte Woche in der Vorlesung durchgenommen haben?" Molly sah ihn überrascht an.
"Uhm... ja... also...", der Bleistift in ihrem Ärmel bohrte sich plötzlich tief in ihren Unterarm, "Au!"
"Au?", lächelte Lestrade, und die ganze Klasse blickte sich zu Ihr um.
"Keats!", fischte sie nach dem Bleistift, "Ich meine wir hätten über Keats gesprochen, Herr Professor.", sie blickte ihn scheu an und zugleich mit einem Gesichtsausdruck, der sagen wollte 'ich bin schon wieder rot nicht wahr?'
Er zwinkerte ihr ermutigend zu und drehte sich dann zur Tafel um.
"Genau, Keats!"
Die Vorlesung dauerte 1,5 Stunden und verging wie im Flug. Molly war stiller als sonst gewesen. Der Aufruf am Anfang der Stunde, hatte sie verunsichert. Er hatte sie auch vorher ab und an aufgerufen, aber nicht so offensiv. Als sie sich dabei ertappte, seinen Geruch in ihrer rechten Hand zu suchen, hatte sie beschlossen, den Rest der Stunde einfach den Mund zu halten, und nur auf Nachfrage zu antworten. Als es endlich läutete, suchte sie ihre Sachen zusammen und wollte gehen, aber Marvin neben Ihr hielt sie mit einer Frage auf.
"Molly, steht der Termin für die Lerngruppe noch? Heute Nachmittag um drei?"
Wie jeden Dienstag fand in der Bibliothek eine Lerngruppe statt. Die Teilnehmer waren lose zusammengewürfelte Studenten, die sich gegenseitig in verschiedenen Fächern halfen. Heute war Biologie und Physik dran. Marvin war in beiden schwach aufgestellt, und konnte eigentlich drei Lernkreise gebrauchen. Aber Molly war gutherzig und behielt dies für sich.
"Ja, natürlich. Wie immer. Bring deine Bücher mit!", ermahnte sie ihn.
"Danke Dir, mache ich.", er winkte ihr zu und trollte sich.
Mittlerweile hatte sich wieder eine Traube aus drei Studenten um Lestrade gebildet. Zu Mollys erstaunen ohne Linda, die Erinnerung an ihren Freund, hatte sie wohl für heute bedient. Lestrade beantwortete geduldig ein paar Fragen. Als Molly an der Gruppe vorüberging, blickte sie in kurz an und schmunzelte über seine hilfsbereite Art. Genau da hob er den Blick, und sah sie an. Schnell beschleunigte sie ihren Schritt.
"Miss Hooper!", stoppte er sie, "Würden Sie kurz warten?"
Molly drehte an der Tür um und kam ein paar Schritte zurück. "Mhm."
Nachdem Lestrade die anderen drei Studenten endlich abgeschüttelte hatte, drehte er sich kurz zu Molly, die ihre Bücher wie ein Wappen vor der Brust hielt. Ihr Kopf war gesenkt, so dass ihre Haare ihr Gesicht wieder fast verbargen.
Er schritt zu seiner Tasche und räumte seine Notizen langsam ein.
"Sie waren heute so still..." begann er.
"Ich war heute etwas müde, Herr Professor. Tut mir leid, kommt nicht mehr vor.", sie sprach schnell. Kritik war sie nicht gewöhnt.
Lestrade lies sich extra Zeit mit seiner Tasche und lies Stille durch den Raum schweben. Molly wurde nervös. Sie hatte eine Freistunde und wollte eigentlich in die Bücherei den Lernkreis vorbereiten.
"Viel gelernt?", er klappte seine Tasche zu und setzte sich auf den Rand des Tisches.
"Vielleicht... Wie gesagt, wird nicht wieder vorkommen, Herr Professor.", sie presste die Lippen aufeinander.
Lestrade verdrehte die Augen.
"Mein Gott, Miss Hooper!", er sagte es etwas lauter, so das Molly den Kopf schreckhaft hob und er ihr Gesicht nun deutlich sehen konnte, "Nennen Sie mich nicht Professor! ich bin gar kein Professor. Ich bin Referendar!"
"Oh.", entfuhr es ihr nur.
"Die Schulleitung besteht allerdings, dass wir uns als Professoren bezeichnen lassen sollen.", er rutschte vom Schreibtisch, "Irgend so eine Respektsache, glaube ich.", er wedelte dabei mit der Hand in der Luft und lächelte verschmitzt.
"Verständlich.", sein Lächeln ermutigte sie, sich etwas zu entspannen.
"Wenn man's genau nimmt, bin ich nicht mal wirklich Referent. Eigentlich bin ich angehender Inspektor bei der Kriminalpolizei."
Molly hob nun vollständig den Kopf, sah ihn mit großen Augen an und trat sogar einen Schritt zurück um Ihn einmal von Kopf bis Fuß zu mustern. Lestrade streckte ein wenig die Hände von sich und sah sie verschmitzt an.
"Tut mir leid, ich wollte nicht unhöflich sein. Sie sehen gar nicht aus wie ein Polizist...Ich hätte nie gedacht... ", sie stockte und überlegte ob sie einen Scherz missverstanden hatte, "Sie sind wirklich ein Cop?"
Lestrade lachte kurz über die laxe Bezeichnung. "Ja, bin ich."
Mollys Neugier war geweckt, die Vorbereitungen zum Lernkreis waren völlig vergessen. Sie schob sich die Haare aus dem Gesicht hinter ein Ohr und bewarf Lestrade nun mit Fragen.
"Wenn Sie ein Cop sind, warum unterrichten sie dann englische Literatur hier an der Uni? Wie lange sind sie schon Polizist? Geht das überhaupt, Polizist sein und Unterrichten? Das muss doch sehr anstrengend sein. Und.."
Lestrade fiel ihr ins Wort.
"Miss Hooper! Holen Sie einmal Luft!"
"'Tschuldigung. Ich wollte nicht zu neugierig sein.", sie war wieder kurz davor sich zurück in Ihre Höhle zu verziehen.
"Nein, um Gottes willen, dass ist gut! Entschuldigen sie sich nie dafür neugierig zu sein! Ich kann nur nicht alle Fragen auf einmal beantworten.", Lestrade biss sich kurz auf die Lippen, "Sagen Sie haben sie vielleicht Lust, einen Kaffee in der Mensa trinken zu gehen? Ich würde mich gerne auch über ihren letzten Aufsatz unterhalten."
Etwas unsicher nestelte er an seiner Tasche herum.
"Uh..", Molly war überrascht über sein Angebot. Da sie mit der Situation nichts anfangen konnte, folgte sie ihrem ersten Impuls. "Okay."
"Okay?", Lestrade hatte eher mit einer Absage gerechnet, und war daher umso mehr überrascht, "Ich meine; okay! Aber ich halte sie nicht vom Unterricht ab oder?"
Die Erinnerung die sich wieder in Mollys Kopf schlich lies sie eine Grimasse machen.
"Oh verdammt, sie haben recht! Ich habe gleich noch Biologie und dann um 15 Uhr Lernkreis. Ich.. tut mir leid."
Ihr war die Enttäuschung anzusehen.
"Das ... geht natürlich vor.", Lestrade inspizierte verlegen seine Füße.
Molly war es unangenehm. Sie hatte irgendwie das Gefühl in Lestrade einen netten Gesprächspartner gefunden zu haben.
"Aber vielleicht danach? Oder ein andern mal, morgen? Aufgehoben ist ... nicht aufgeschoben, wissen sie?!"
Sie strahlte ihn unvermittelt an, so sehr, dass er nur zurückstrahlen konnte.
"Ich habe heute die Nachmittagsschicht, vielleicht morgen nach dem Unterricht? Ich fürchte früher kann ich nicht."
"Nein, dass ist in Ordnung. Morgen würde passen. Gegen 16 Uhr vielleicht?"
Lestrade ging kurz seinen Tagesablauf im Kopf durch. "Das wäre gut, ich habe den Nachmittag frei. Allerdings,", mahnte er, „hat um 16 Uhr die Mensa bereits geschlossen."
Daran hatte Molly überhaupt nicht gedacht. Es gab natürlich ein paar Cafés rund um das Universitätsgelände, aber dort gingen die Studenten ein und aus und sich dort mit einem Lehrer zu verabreden implizierte bei den meisten eigentlich nur eines. Triff dich nie mit Lehrern alleine in der Nähe der Uni. Dies war ein ungeschriebenes Gesetz. Lestrade lass Mollys Gesichtsausdruck und auch er kannte die "Regeln". Er hatte nicht die Absicht sie oder sich in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken, denn dies war schnell geschehen.
Er beugte sich wieder etwas zu ihr. "Ich kenne ein nettes Café, zwei Stationen mit dem Bus in Richtung Upper East. Dort gibt es keine Studenten. Wir könnten uns dort treffen.", da er in Mollys Gesicht Unsicherheit las, fügte er schnell hinzu, "Nur wenn Sie möchten, wir können auch in die Mensa an einem anderen Tag, ich möchte nicht, dass sie oder jemand anderes einen falschen Eindruck gewinnen."
Für eine Sekunde fragte sich Molly ob das ein Date war. Was es natürlich nicht war, so ein Blödsinn. Es war eine Tasse Kaffee mit einem ihrer Lehrer. Beide wollten einfach ein Fachgespräch führen. Es gab zwar Sprechstunden aber wieso nicht dabei einen guten Kaffee trinken. Nein, das war kein Date, das war... was war es denn?
"Sie haben Recht. Ich denke, dass ist schon in Ordnung. Sollen wir uns dort treffen?"
Lestrade freute sich über Ihre Zusage. Seit er Unterrichtete und Polizeidienst gleichzeitig verrichtete, hatte er sich nicht mehr mit einer Frau zu einem Kaffee getroffen. Nicht mal mit einem Kerl. Er hatte überhaupt kein Privatleben mehr gehabt in letzter Zeit. Allerdings, war dies auch eher ein dienstliches Gespräch. Ein Fachgespräch über Keats und englische Literatur.
'Das hier ist kein Date, Les!' ermahnte er sich, freute sich aber trotzdem auf die Abwechslung. Und er freute sich auf Molly.
"Das Café heißt; Rick's. Zwei Stationen mit dem Bus."
Molly blickte kurz auf die Schuluhr.
"Dann bis morgen!" lächelte sie verlegen mit dem Ordner im Arm, der im Laufe des Gesprächs seinen Zweck als Schutzschild verloren hatte, "Und ich hoffe, sie haben nicht so viele Gauner zu schnappen."
Damit war sie durch die Tür.
"Gauner.", schmunzelte er in sich hinein und verließ den Unterrichtsraum.
