Seid gegrüßt, liebe -Nutzerinnen und -Nutzer!

Bald ist es wieder soweit – in gut drei Wochen gehen wir brav mit unserer Familie in die Kirche, nur um dort dem äußerst interessanten Krippenspiel zuzuschauen, obwohl wir doch eigentlich ungeduldig darauf warten, endlich nach Hause zu stürmen und das Geschenkpapier auseinanderreißen zu können. Freut ihr euch nicht auch schon darauf? Auf die dampfende Ente, die im Ofen vor sich hinbrutzelt? Auf die Plätzchen, die in den Schüsseln auf dem Wohnzimmertisch stehen und nur darauf warten, gegessen zu werden? Auf den Weihnachtsbaum, den ihr entweder vom Dachboden holt oder auf dem Weihnachtsmarkt kauft, nur um euch in zweitem Fall ein paar Wochen später darüber zu freuen, die ganzen Nadeln wegfegen zu müssen?

Fragt ihr euch nicht jetzt schon, was ihr euren Eltern zu Weihnachten schenkt? Natürlich, etwas Selbstgebasteltes ist immer das Schönste, aber seien wir mal ehrlich – wie viel Prozent von euch tun das wirklich? Letztendlich landen wir doch alle bei der DVD, dem Gutschein oder dem guten Buch, weil wir mal wieder erst einen Tag vor Weihnachten in die viel zu überfüllten Läden stürmen, nur um noch den Restposten eines Parfüms zu ergattern, nicht wahr?

Genauso verhält es sich doch auch mit dem Adventskalender – bevor der Dezember beginnt, wird groß herumgetönt, welch wundervolles Gebilde man sich an die Wand hängt und welch abenteuerlichen Dinge darin schlummern – aber dann ist es doch wieder nur die Schokolade, die über die Wintermonate unglücklicherweise auf den Hüften ihre letzte Ruhe findet. Kaum jemand macht sich die Mühe und bastelt vierundzwanzig kleine Täschchen, die er dann fein säuberlich zusammenbindet und sogar noch mit ganz persönlichen Dingen bestückt. Dafür sind wir einfach viel zu faul.

Jeder meckert, dass der Schnee die Klamotten aufweicht und dass der Wind einem schmerzhaft kalt um die Ohren pfeift, obwohl man doch insgeheim nur darauf wartet, dass endlich Weihnachten ist und die Mütze deswegen noch ein wenig tiefer ins Gesicht zieht, um sich dem tosenden Sturm zu stellen. Wir verdecken unsere voller Vorfreude zu einem Lächeln verzogenen Gesichter hinter dem dicken Wollschal und das Funkeln in den Augen versuchen wir ebenfalls zu vertuschen.

Aber eigentlich ist es doch vollkommen egal, auf welche Art und Weise wir Weihnachten feiern – es ist egal, wie groß der Stiefel ist, den wir vor die Türe stellen, in der Hoffnung, dass Mama so gnädig ist und ein bisschen Schokolade reinstopft, es ist egal, wie groß und teuer die Geschenke sind, die unsere Eltern großzügigerweise finanzieren und es ist egal, ob der Adventskalender riesengroß und mit Geld bestückt oder klein ist und von Herzen kommt. Das Wichtige ist doch, dass wir zur Weihnachtszeit zusammen sind, ein paar schöne Tage miteinander verbringen und die Weihnachtsstimmung genießen.

Das, was zählt, ist, dass wir jeden Sonntag mit Freude eine weitere Kerze anzünden und schon ganz gespannt die Tage bis zum Weihnachtsabend herunterzählen (während wir die Amis auslachen, die müssen nämlich bis zum fünfundzwanzigsten warten), dass wir uns jeden Morgen freuen, ein weiteres Türchen an unserem Adventskalender zu öffnen, egal, ob er nun Schokolade, Geld oder eine kleine, persönliche Botschaft enthält.

Und hier kommen wir zum Sinn und Zweck unserer Weihnachtsmärchen 2009: wir, die fleißigen Perlentaucher vom Perlentaucher-Board, haben etwas Neues ausgebrütet – nachdem unser erster Wettbewerb beendet ist, kommen wir mit der nächsten Aktion! Ihr erhaltet jeden Tag, vom ersten bis zum vierundzwanzigsten Dezember, eine kleine Geschichte von uns. Einen Oneshot, der euch den Tag versüßen soll. Und für jeden Geschmack ist etwas dabei – vom klassischen Bella-Edward-Szenario über witzige Geschichten der Werwölfe bis hin zu den Volturi! Kein Charakter und kein Genre kommt zu kurz!

Wenn ihr also von der Schule oder der Arbeit kommt, klickt euch rein und freut euch auf fünfundzwanzig (da der erste Advent dieses Jahr auf den 29. November fällt) wunderschöne Geschichten, die euch lächeln lassen sollen!

In diesem Sinne: Freut euch auf unsere Weihnachtsmärchen für euch. Als kleines Geschenk an uns, für die Mühe, die wir uns gemacht haben und ein wenig als Dank, würden wir uns über Reviews eurerseits freuen! Werbung für uns ist natürlich ebenfalls gerne gesehen und zaubert uns ein Lächeln ins Gesicht, so, wie euch unsere kleinen Geschichten hoffentlich erfreuen werden.

Aber lasst uns voranschreiten und nicht länger über Dinge reden, die euch nur noch hibbeliger werden lassen, weil ihr unsere tollen Oneshots lesen wollt. Kommen wir lieber zum Thema der ersten kleinen Geschichte. Heute beginnen wir mit Charlie. Dieser hat ein kleines Problem mit dem Weihnachtsbaum, denn der will nicht so wie er. Freut euch also dabei zu sein, wenn die beiden den Kampf gegeneinander antreten!

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29. November – 1. Advent:

Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum

By Dibbii

Der November hatte viele unschöne Dinge zu bieten – grausiges Wetter mit eisigem Wind, den Totensonntag und Regen, Regen und nochmals Regen. Das, was jedoch für Charlie Swan am schlimmsten war, war die Tatsache, dass bald Dezember und somit auch Weihnachten sein würde. Bellas Vater hasste es, im Schneesturm nach Port Angeles oder Seattle zu fahren, um seiner Tochter Geschenke zu kaufen. Nicht, dass er das nicht gerne für sie tat! Aber es war dennoch eine nicht allzu angenehme Sache, zu einem Eisblock gefroren nach Hause zu kommen und zu denken, dass einem die Hände im nächsten Moment abfrieren würden.

Heute war also schon der zwölfte Dezember, in knapp zwei Wochen Weihnachten. Der November hatte sich schon seit einigen Tagen verabschiedet und das hieß, dass er den Weihnachtsbaum in den nächsten Stunden vom Dachboden holen musste, was jedes Jahr in einer anderen Katastrophe geendet hatte. Vor zwei Jahren war er von der Treppe gefallen, voriges Jahr hatte er sich den Kopf fast aufgeschlagen, als er sich aufgerichtet hatte. Dachböden besaßen immer so schrecklich niedrige Decken.

Und heute, heute würde er sich wieder einmal der Gefahr stellen müssen. Charlie war aus vielen Gründen kein Freund der Weihnachtszeit – die nervige Musik, die in den Werbepausen zwischen den Baseballspielen aus dem Fernseher dudelte, der Plätzchengeruch, der durchs ganze Haus strömte, wenn Bella mit Alice einen Backmarathon veranstaltete, die Beleuchtung, die man mühsam an die Hausfassade anbringen musste und viele andere Dinge verdarben ihm die Freude. Er war einfach kein Mensch dafür, das wusste er.

Er seufzte, fuhr sich mit der Hand durch die Haare, die ihm in seinem Alter noch übrig geblieben waren und streckte den Arm aus, um die Treppe herunterzuklappen, die zum Dachboden führte. In ein paar Minuten würde Billy auftauchen, er musste sich beeilen, wenn er ihm rechtzeitig die Tür öffnen wollte. Es war nicht mehr lange hin bis zum Baseballspiel. Das letzte dieser Saison, das durften sie nicht verpassen. Bella war zu ihren Freunden gegangen, es war immer ein wenig laut im Haus, wenn seine Mannschaft versuchte, den Pokal zu erspielen.

Die Treppe knarzte, als er sie langsam herunterzog, und Staub rieselte auf sein Haupt, woraufhin er einen Hustenanfall unterdrücken musste und leise vor sich hinfluchte. Das Ganze fing wieder einmal außerordentlich gut an...

Nachdem die Partikel sich aus der Luft und seinen Haaren verflüchtigt hatten, brauchte es einige Sekunden, bis die Treppe auf festem Grund stand und Charlie mürrisch die Sprossen hinaufstieg. Jede einzelne gab unter seinem Gewicht ächzende Geräusche von sich, obwohl er sich sicher war, nicht zugenommen zu haben. Die Treppe musste einfach schon ein wenig morsch sein...

Oben angekommen, klopfte er sich den restlichen Staub von der Hose und richtete sich fast komplett auf, ließ den Kopf jedoch ein wenig nach unten hängen, um nicht das Geschehnis von vor einem Jahr zu wiederholen. Er war nicht wirklich erpicht darauf, sich eine weitere Platzwunde zuzuziehen und das zweite Weihnachten in Folge auf der Krankenstation zu verbringen.

Eine kurze Orientierungsphase, dann hatte er das gute Stück gefunden – es stand, mit einem weißen Betttuch verhängt, damit nicht auch noch an ihm der Staub haften bleiben würde, in der hinteren, linken Ecke neben Bellas altem Puppenwagen und einer bunten Spielzeugkiste. Mit vorsichtigen Schritten bestritt Charlie seinen Weg und war wenig später bei gesuchtem Objekt angekommen. Ein wenig ungeschickt umklammerte er den Weihnachtsbaum und trug ihn in einer Geschwindigkeit, bei der man glauben konnte, dass jemand auf die Slow-Motion-Taste gedrückt hatte, zur Luke im Boden.

Und es wäre nicht bald Weihnachten gewesen, wenn Charlie Swan seinem Namen nicht alle Ehre gemacht hätte.

Vielleicht hatte er die Entfernung falsch eingeschätzt, vielleicht hatte ihn der Staub in der Nase gekitzelt, vielleicht war er sich einfach nicht bewusst gewesen, dass es nicht funktionieren konnte, ohne sich festzuhalten, die ausziehbare Treppe hinunterzulaufen – aber eine Sache war klar: Charlie Swan rutschte aus, schleuderte im Affekt den Weihnachtsbaum von sich, wobei er ihn jedoch nicht vollkommen losließ und fiel in die Tiefe.

Aber nach knapp zwei Metern wurde er von etwas davon abgehalten, in die Tiefe zu stürzen und sich jeden einzelnen Knochen zu brechen. Er hielt sich verzweifelt am Weihnachtsbaum fest, dessen Tischdecke sich jetzt gelöst und Charlie wie einen Geist mit zu kurzem Gewand aussehen ließ.

„Verdammt", murmelte er, nachdem er festgestellt hatte, dass der Weihnachtsbaum selbst ihn vor einem weiteren Krankenhausaufenthalt gerettet hatte. Er lag so über der Luke, dass er den Sturz abgefangen hatte.

... aber die Kräfte eines Weihnachtsbaums waren nicht unbegrenzt. Charlie spürte, wie er langsam aber sicher, Zentimeter um Zentimeter, nach unten sank.

Und einen Moment später befand er sich wieder auf festem Boden. Zum Glück war er nicht mit dem Hintern auf die Treppe gefallen – nur ein paar wenige Zentimeter hatten ihn davor bewahrt – aber sein Gesäß tat ihm dennoch weh. Er war immerhin nicht mehr der Jüngste. Und außerdem ging ihm dieses Tuch auf die Nerven, das ihm immer noch die Sicht nahm. Der Weihnachtsbaum war, nachdem er auf ihm gelandet war, zur Seite gerollt und lag jetzt irgendwo im Flur.

Vor sich hinmurmelnd riss er sich die Tischdecke von seinem Körper und richtete sich keuchend auf. Dieser Tag war eindeutig kein guter. Lag ein Fluch auf diesem Weihnachtsbaum oder warum schaffte er es nie, dieses Teufelsding ohne Probleme ins Wohnzimmer zu schaffen?

Oh, das Wohnzimmer, schoss es ihm durch den Kopf. Um dort hinzugelangen, hatte er noch einige Treppenstufen vor sich.

Charlie legte die Tischdecke zusammen, die er auf den Weihnachtsbaum schmiss, dessen Lametta über den gesamten Flur verstreut herumlag, drückte die Treppe wieder hoch, verschloss sie, damit sie ihm nicht auf den Kopf fallen würde (noch eine Katastrophe würde er an diesem Tag nicht ertragen können) und griff dann nach dem gefährlichen, grünen Objekt, an dem noch Perlenketten und Christbaumkugeln vom vergangenen Jahr hingen.

Ganz langsam, Stufe um Stufe, in Super-Slow-Motion bewegte er sich hinunter. Er hätte es nie offen zugegeben, aber sein Herz pochte ein wenig schneller als sonst und nein, er hatte keinen Bluthochdruck. Aber auf halber Höhe passierte erneut etwas, weshalb er heute am liebsten erst gar nicht aufgestanden wäre.

Es klingelte. Billy war da.

Da er nur noch fünf Stufen vor sich hatte, wagte er es, seine Geschwindigkeit von einem halben Meter pro Sekunde zu verdoppeln, denn mittlerweile läutete es zum dritten Mal an der Tür. Ein wenig abgehetzt setzte er den Weihnachtsbaum neben der Haustür ab und öffnete die Tür.

„Hallo alter Freund!", rief Billy, der von seinem Sohn Jacob die Treppenstufen hinaufgebracht worden war.

„Hey Charlie", sagte sein Sohn ein paar Sekunden später.

„Tag", grummelte Charlie und zog die Tür ein wenig weiter auf. „Was?", fragte er, als er sah, wie sich Billy ein Lachen verkniff. Seine Mundwinkel zuckten verräterisch. „Wieso grinst du so?"

„Ich glaube", antwortete dieser, „du hast dich mit dem Weihnachtsbaum verwechselt."

„Was?", erwiderte Charlie scharf und zog die Augenbrauen verwirrt in die Höhe. „Hör mal, ich bin heute nicht zu Scherzen aufgelegt, ich hab... ich bin... mir ist da ein kleines Malheur passiert und... ach, wie auch immer! Du solltest mich jedenfalls nicht zu sehr reizen, du weißt, wie sehr mir die Weihnachtszeit auf die Nerven geht."

„Sicher, sicher", antwortete Billy ruhig, während sein Sohn ihn über die Türschwelle schob und die Tür hinter sich schloss. „Aber schau trotzdem mal in den Spiegel. Vielleicht wird das deine Laune ein wenig heben."

Einen Moment lang blieb Charlie noch verwirrter im Flur stehen, bis er sich dazu entschied, der Anweisung seines Freunds Folge zu leisten und überbrückte die wenigen Meter bis zu dem reflektierenden Glas.

Und dann verstand er, weshalb man ihn auslachte. Er war über und über mit Lametta bedeckt und funkelte im Sonnenlicht wahrscheinlich wie eine Discokugel.

„Wunderbar", knurrte er, während er sich des Lamettas entledigte. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie Jacob seinen Vater ins Wohnzimmer schob, aber natürlich konnten sie beide nicht eine Sekunde länger warten, bis Charlie aus ihrer Hörweite war, bevor sie zu lachen begannen.

Es hatte ewig gebraucht, bis er all die silbernen Streifen von seiner Kleidung entfernt hatte und als er schließlich mit dem Weihnachtsbaum im Schlepptau ins Wohnzimmer kam, hatten Billy und Jacob es sich schon gemütlich gemacht. Sein alter Freund trank Bier aus der Dose, Jacob verdrückte eine Pizza, von der schon mehr als die Hälfte in seinem Magen verschwunden war. Der Fernseher lief, der Sportkanal war eingeschaltet.

„Beeil dich. Stell das Ding ab, es geht in einer viertel Stunde los", forderte Billy ihn auf und winkte ihn zu sich.

Charlie machte sich nicht die Mühe zu antworten, sondern stellte stattdessen den Weihnachtsbaum neben den Fernseher und holte den Schmuck aus einer Schublade einer hölzernen Kommode neben der Wohnzimmertür. Er hatte Bella versprochen, dass der Weihnachtsbaum fertig geschmückt sein würde, wenn sie wieder nach Hause käme, deshalb musste er sich jetzt beeilen. Wenn er erst einmal auf der Couch saß, die Chipstüte auf dem Schoß und die Bierdose in der Hand, würde er nicht so schnell wieder aufstehen.

„Ja, ja, ich mach ja schon."

Charlie begann, die Christbaumkugeln aufzuhängen und ließ sich anscheinend zu viel Zeit, denn der TV-Sprecher verkündete plötzlich, dass der Beginn des Spiels schon in wenigen Augenblicken sei, woraufhin er sein Tempo verdoppelte und in aller Hast die nötigen Dinge aufhängte. Er war nie gut im Dekorieren gewesen, aber Bella hatte darauf bestanden, dass er diese Tradition weiterhin beibehielt. Es hatte etwas Vertrautes, Familiäres an sich, er selbst konnte das nicht wirklich nachvollziehen. Dennoch tat er es für seine Tochter.

Kurz bevor das Spiel begann, zündete Charlie die Kerzen an. Jacob bot an, ihm zu helfen, aber er wehrte ab, wollte er doch die Tradition nicht aufgeben, die Bella so am Herzen lag und genau zum Anpfiff war sein Werk vollbracht. Charlie gönnte sich einen Moment, um sein Meisterwerk zu bestaunen, dann drehte er sich um, lief mit einem Lächeln auf seinen Zügen zur Couch und machte es sich gemütlich. Billy, der neben dem Sofa im Rollstuhl saß, reichte ihm eine Bierdose, die er zischend öffnete.

Und dann sahen sie sich das Endspiel an. Jacob und Billy brüllten gleichermaßen laut, wenn die gegnerische Mannschaft foulte, Charlie schrie mit. Es war jedes Mal ein Heidenspaß, kurz vor der nervigen Weihnachtszeit das Finalspiel anzuschauen und noch einmal die plätzchenfreie Zeit zu genießen.

Doch weil alle drei ins Spiel vertieft waren und niemand da war, der noch in Gedanken in der realen Welt verweilte, bemerkte keiner von ihnen, dass sich langsam aber sicher ein ganz bestimmter Geruch im Wohnzimmer ausbreitete.

Erst, als Flammen hinter dem Weihnachtsbaum hoch züngelten, schreckten alle drei gleichermaßen auf.

Der Weihnachtsbaum hatte Feuer gefangen.

„Oh, verdammt!", rief Jacob und stürzte sich auf das brennende Gestell aus Ästen, Lametta, Perlenketten und Christbaumkugeln. Wahrscheinlich wollte er das Feuer mit seinem Körper ersticken. Charlie saß indessen immer noch starr auf der Couch, die Augen aufgerissen. „Tu was!", schrie Jacob und erst jetzt brachte er es fertig, sich zu erheben. „Wasser!"

„Ja...", keuchte Charlie und rannte in die Küche. Wenige Augenblicke später war er mit einem mit Wasser gefüllten Putzeimer wieder im Wohnzimmer angelangt. Jacob versuchte mittlerweile mit der Decke, die sonst auf Billys Beinen lag, damit er nicht unterkühlte, das Feuer zu stoppen, aber es war immer noch nicht erstickt. Zum Glück war es bisher nicht auf umstehende Gegenstände übergegriffen, aber dennoch pochte Charlie das Herz bis zum Hals. Er war zwar Chief, das hieß aber dennoch nicht, dass er nicht panisch werden konnte. Eigentlich hätte er sofort handeln müssen, denn er befand sich oftmals in Notlagen, aber diese hier war eine andere. Der Notfall war immerhin in seinem eigenen Haus...

Na los!", riss Jacob ihn aus seinen Gedanken. Charlie schreckte auf, orientierte sich kurz und schüttete dann den Eimer Wasser auf den Weihnachtsbaum. Die Hälfte davon bekam Jacob ab, der lautstark protestierte, während der TV-Sprecher den Sieg der Mannschaft verkündete, für die sie alle mitfieberten. Billy erlaubte sich einen kleinen Freudenschrei, bevor er wieder dabei zusah, wie Jacob und Charlie das Feuer zu beseitigen versuchten. Die Flammen waren gelöscht, aber einige Äste glommen immer noch und ein furchtbarer Geruch nach verbranntem Plastik hatte sich im Zimmer verbreitet.

„Wunderbar", murmelte Charlie schließlich sarkastisch, als er sich den triefnassen Jacob und den vor sich hinschmorenden Weihnachtsbaum besah, als sich plötzlich die Haustür öffnete.

„Hey, ich bin wieder da!", flötete Bella, schmiss die Tür hinter sich zu und stellte atemlos die Einkaufstaschen neben der Haustür ab. War sie nicht viel zu früh dran?

Sie hat es noch nicht bemerkt, schoss es Charlie durch den Kopf. Das war seine Chance. Bella durfte nicht sehen, was mit dem Weihnachtsbaum passiert war.

„Hallo Bella!", rief er und stellte sich schützend in den Türrahmen. „Billy und Jacob sind da, wir haben uns zusammen das Spiel angesehen."

„Oh, und, haben sie gewonnen?", fragte sie, während sie ihre Jacke auszog. Charlie stand immer noch an Ort und Stelle und versuchte, so viel vom Wohnzimmer wie nur irgend möglich zu verdecken. Bella durfte nicht das Malheur entdecken, sie hing doch so an der Tradition...

„Äh... ja, haben sie", erwiderte er, während er hoffte, dass seine Tochter nicht die verräterischen Geräusche bemerken würde.

„Hi Bella", sagte plötzlich Jacob und stellte sich neben Charlie. „Komm doch rein!"

Charlie riss die Augen auf. Bella durfte nicht ins Wohnzimmer, doch Jacob wusste nichts von den Swanschen Bräuchen. Vielleicht fand er es lustig, wenn Bella sich aufregen würde?

„Dad, ist irgendwas?", fragte sie und zog die Augenbrauen in die Höhe.

Charlie schüttelte heftig mit dem Kopf. „Nein, alles in Ordnung", erwiderte er, wich jedoch nicht aus dem Türrahmen.

„Okay, dann könntest du mich vielleicht mal reinlassen? Ich will mir den Weihnachtsbaum anschauen, du hast mir immerhin versprochen, dass er heute Abend fertig geschmückt ist."

„Äh, also der Weihnachtsbaum, der..."

„Ja?"

„... ist noch nicht im Wohnzimmer. Dein Dad hat gesagt, er will dieses Jahr einen echten kaufen und nicht wieder das Plastikding hinstellen. Aber es gab keine schönen mehr auf dem Weihnachtsmarkt, deshalb steht noch keiner da", beendete Jacob den Satz und Charlie riss überrascht die Augen auf. Vorsichtig drehte er sich um...

... und sah, dass der Weihnachtsbaum verschwunden war.

„Wo ist er hin?", zischte er so leise, dass Bella es nicht hören konnte, als sie sich ins Wohnzimmer begab und sich auf die Couch setzte, nachdem sie Billy begrüßt hatte.

„Endlich hast du dich von diesem Plastikding trennen können, ich wollte schon als kleines Kind einen echten Weihnachtsbaum mit echten Nadeln", antwortete sie schließlich, als Jacob Charlie zuzwinkerte und in Richtung der Vorhänge des Fensters nickte. Sein Blick flog in besagte Richtung und er erkannte, dass einer der Stoffbahnen sich ein wenig nach außen wölbte.

„Bist du verrückt?"

Jacob zuckte hilflos mit den Schultern. „Ich hatte nicht mehr Zeit."

„Dann wollen wir hoffen, dass er nicht umfällt."

Über Jacobs Gesichtszüge legte sich ein gequältes Lächeln. „Wird er nicht."

„Wann fahren wir dann zum Weihnachtsmarkt?"

„Charlie hat gesagt, dass ihr das morgen erledigen werdet", half Jacob Bellas sprachlosem Vater über. „Und er hat gesagt, dass wir daraus einen Gemeinschaftsausflug machen. Mein Dad, dein Dad, du und ich."

Charlie knurrte leise, Billy kicherte vor sich hin. Ihn schien das alles hier verdammt sehr zu amüsieren.

„Das ist super. Dad, ich wusste gar nicht, dass du dich dafür so begeistern kannst."

Kann ich auch nicht, schoss es ihm durch den Kopf, als er seufzte und sich geschlagen gab, sprach es jedoch nicht aus. Er wusste zwar nicht, wie er es aushalten sollte, vier Wochen Nadeln aufzukehren, aber immerhin hatte seine Tochter nichts davon bemerkt, was noch vor wenigen Sekunden passiert war.

„Aber eine Frage hätte ich noch... okay, besser gesagt zwei. Warum sind Jakes Klamotten nass? Und weshalb riecht es hier nach verbranntem Plastik?"

Charlie zuckte zusammen. Jetzt würde er ihr wohl oder übel doch erklären müssen, was passiert war...