A/N: Allgemein: Das hier ist die Fortsetzung zu "Drei Tage, drei Nächte", was man zum besseren Verständnis vorher gelesen haben sollte.

Dachtet ihr etwa, ich lasse euch im Ungewissen, was mit den Beiden ist? Aber nicht doch! ^_~ Auch wenn es sicherlich einigen nicht passt, so gibbet jetzt doch eine Fortsetzung, die noch die Fragen klärt, welche die vorgegangene Geschichte aufgeworfen hat *zu Tonaradoss und Need winkt*

Disclaimer: Wenn mir die Jungs gehören würden, bräuchte ich nicht über sie zu schreiben, sondern würde sie filmen, aye?

Danke wieder einmal Caron für´s Beta! *ehrfürchtig Hand küss*

Gewidmet all denen, die es lesen werden!

Viel Spaß beim Lesen und happy C&Cing!^_~

~ Wie leicht doch bildet man sich eine falsche Meinung,



geblendet von dem Glanz der äußeren Erscheinung. (Molière) ~

Ein dunkler Schleier lag über dem Haus, als Aya den Schlüssel ins Schloss steckte und die massive Tür aufstieß. Fast erwartete er, sein Apartment bei Lasgo vorzufinden, Crawford zu begegnen, wie er im Wohnzimmer saß und ihn mit einem spöttischen Lächeln begrüßte. Seine rabenschwarzen Haare, die so seltsam glänzten, besonders dann, wenn sie gewaschen waren. Die schmalen Finger, die so ruhig auf seinen Oberschenkeln gelegen hatten...

Doch da war nichts. Nicht einmal seine Teamkollegen, die auf ihn warteten. Wahrscheinlich war es einfach zu spät. Der Eingangsbereich lag still und seltsam friedlich vor ihm, begrüßte ihn stumm. Nur der Mond und eine ihrer Straßenlaternen warfen ein schon beinahe gespenstisches Licht in den unaufgeräumten Raum. Da war er mal ein paar Wochen nicht da und schon brach hier das Chaos aus...

Aya begab sich lautlos hinauf zu seinem Zimmer. Er wurde dieses komische, verlassene Gefühl nicht los, das Gefühl, etwas hinterlassen, etwas für immer vernichtet zu haben. Etwas, das ihn persönlich betraf. Natürlich...die Entdeckung Birmans als Lasgos Komplizin entsprach dem voll und ganz, doch es war noch eine andere Sache. Etwas, das sich auf den Schwarz bezog.

Die Tür seines Zimmers öffnete sich ohne Geräusch und Aya betrat den dunklen, kalten Raum. Er hatte nur wenig an Dekoration beigefügt, seitdem er hier eingezogen war und bisher hatte ihn das nicht gestört. Doch nun...nun schien es ihm zu fremd, als dass er sich wohlfühlen konnte. Aber das war für den Moment egal. Jetzt im Augenblick braucht er nur sein sauberes, perfekt gemachtes Bett, auf das er sich fallen lassen und in dem alle Anstrengung der letzten Tage einfach vergessen konnte.

Der rothaarige Mann seufzte unterdrückt und ließ sich schließlich auf die heimischen Kissen nieder. Aya fuhr sich mit einer Hand müde über die Augen. Morgen wäre noch genug Zeit, alle weiteren Unannehmlichkeiten zu regeln. Nun brauchte er Schlaf....tiefen, erholsamen, traumlosen Schlaf.

Und genau den gönnte er sich jetzt. In seinen schwarzen Sachen, das Katana blutig neben sich, senkte sich die wohlverdiente Beinahe-Bewusstlosigkeit über ihn und erfüllte ihm seinen Wunsch.

~~**~~

"Alles klar bei dir, Crawford?"

Über die geräuschlose Stille hinweg wagte Schuldig die Frage auszusprechen, welche nun schon auf der gesamten Rückfahrt unangenehm beklemmend in der Luft hing. Natürlich waren sich sowohl Nagi als auch er selbst bewusst, dass etwas NICHT stimmte. Sie wussten nur nicht genau, was. Oder warum es ausgerechnet Abyssinians Mantel war, den Crawford trug. Wohlgemerkt nichts anderes als das.

Der amerikanische Mann hielt es nicht für notwendig zu antworten, sondern starrte weiterhin reglos aus dem Fenster. Er hatte nicht das Bedürfnis, seinem Team zu erklären, was in den vergangenen Tagen geschehen war. Wenn Schuldig eine Antwort wollte, sollte er doch in Ayas Gedanken danach suchen. Er selbst würde sie ihm nicht geben.

Schuldig, anscheinend der Tatsache bewusst, dass er keine Antwort erhalten würde, konzentrierte sich mit einem Seufzen wieder auf die Straße und brachte sie nun sicher zu ihrem Haus etwas abseits von Tokyo. Er zog fragend eine Augenbraue in die Höhe, als Crawford keine Sekunde zögerte und sich in seine Räumlichkeiten zurückzog. Seltsam....alles höchst seltsam....

Crawford stieg unsicher die Treppenstufen hinauf. Zuhause. In Sicherheit. Schlaf. Morgen....morgen war auch noch ein Tag, um zum Arzt zu gehen. Nicht zu einer ß-Klinik, nein. Zu einem normalen Urologen. Am Liebsten hätte der amerikanische Mann sich für die nächsten Wochen selbst behandelt, doch er wusste, das ging nicht. Viel zu groß war die Gefahr, dass etwas durch die Brutalität des älteren Mannes gerissen war.

Crawford musste sich dazu überwinden, diesen Schritt zu tun, die neuerliche Demütigung über sich ergehen zu lassen. Er wusste, wie solch eine Untersuchung aussah, bisher allerdings nicht aus persönlicher Erfahrung, nein. Dass er sich nun dieser Prozedur unterziehen musste...

Der lange, schwere Mantel glitt von seinen Schultern mit einem schweren, dumpfen Laut hinab auf den Boden, entblößte den hellen Körper unter ihm. Crawford betrachtete sein Spiegelbild ausdruckslos. Seine braunen, ruhigen Augen, die harten Gesichtszüge, den zusammengezogenen Mund. Man sah fast gar nichts, außer vereinzelten Spermaspuren und Hämatomen. Und natürlich die kleinen, getrockneten Rinnsale Blut, die sich an den Innenseiten seiner Schenkel entlang rankten, efeugleich.

Der dunkelhaarige Schwarz jedoch wusste, dass nichts so harmlos war, wie es aussah, ganz im Gegenteil. Er konnte sich die stechenden Schmerzen, welche von seinem Rektum aus durch seinen gesamten Körper zogen, nicht verneinen. Lasgos Werk.

Lasgo.....

Mit einem Male wurde ihm bewusst, was er vergessen hatte. So auf seine Flucht fixiert, war es ihm vollkommen entgangen, ob der ältere Mann noch lebte oder nicht. Er vermutete, dass dem nicht so war, konnte es aber nicht genau wissen. Dazu musste er Aya fragen und das würde er nicht tun. Nie.

Crawford spürte abrupt die überschäumende Lust zu duschen, sich das Sperma abzuwaschen, das ihm anhaftete. Es juckte, jetzt, da es getrocknet war. Er wusste, dass er dem nachgeben musste, wenn er heute Nacht schlafen wollte, also ließ er ein einziges Mal seinen Körper entscheiden, was zu tun war um kurz darauf warmes Wasser über seinen Körper gleiten zu lassen.

Es beruhigte und schmerzte ihn zugleich, doch Crawford hieß es mit offenen Armen willkommen. Er war zuhause, mit seinem Team, das so plötzlich auf Lasgos Gelände aufgetaucht war. Den Grund dafür konnte er sich ausmalen. Als er nicht zurückkam, hatten sie sich auf die Suche nach ihm begeben und ihn schließlich gefunden. Auf Schwarz war eben Verlass, auch wenn es ihm lieber gewesen wäre, dass Nagi und Schuldig ihn nicht so zu Gesicht bekommen hätten.

Er öffnete seinen Mund, ließ Wasser hinein. Ließ es die restlichen, schon getrockneten Spuren des älteren Mannes fortspülen, die nun ungehindert von seinen Lippen hinab an seinem Körper hinunter in den Abfluss rannen.

Zuhause...in Sicherheit. Nun konnte ihn niemand mehr so einfach überwältigen. Niemand. Zweimal war genug. Vollkommen genug. Ein drittes Mal würde es nicht geben. Nein....es hätte schon kein erstes Mal geben dürfen.

Crawford entfernte vorsichtig die Nässe von seinem Körper und schlüpfte in weit ausladende, weiche Stoffe. Er warf einen ausdruckslosen Blick in Richtung des elegant-modernen Bettes, welches ihm nun wie ein Sanctum vorkam, sein Heiligtum, die Stätte seines Schlafes, an der er unverletzlich war. Wohlriechender, bekannter Stoff, Seide. Recht kühl für diese Jahreszeit und dennoch das, was er jetzt brauchte.

Crawford ließ sich langsam, vorsichtig, auf die edlen, nachgiebigen Laken gleiten und warf sich die mitternachtsblaue, hauchdünne Decke über den Körper.

Zuhause....

Der amerikanische Mann schloss langsam seine Augen und horchte den Geräuschen der Nacht, welche gedämpft durch sein Fenster in das Zimmer drangen. Dem und seinem Schmerz, der zu allgegenwärtig in seinem Körper tobte.

~~**~~

"Jetzt stell endlich die verdammten Blumenpötte da weg! Du bist auch zu gar nichts zu gebrauchen!"

Aya grollte ungehalten, als die viel zu laute Stimme an sein schlaftrunkenes Gehör drang und ihn mit einem Male aus seinem Schlummer riss.

"Ach, mach sie doch selbst weg. Oder BESSER: Steck sie dir dahin, wo´s weh tut. Ich bin doch nicht dein Diener!"

Der rothaarige Mann schlug entnervt die Augen auf. Was sollte dieser Krach am frühen Morgen?

"Pass auf, ich steck´ DIR die Dinger gleich wirklich in den Arsch und dann wirst du schon sehen! Die müssen da WEG!"

Er schälte sich mit einem Ächzen aus dem Bett und sah, dass er es am gestrigen Abend nicht geschafft hatte, sich seiner verdreckten Sachen zu entledigen. Aya rümpfte leicht die Nase. Er stank. Nach Blut, nach Schweiß und Rauch. Gesamt ein widerlicher Geruch. Er musste duschen...und danach sein Zimmer durchlüften, gleichwie den Oberbezug abziehen und waschen. Er dachte für einen Moment zurück an das kleine Apartment bei Lasgo. Dort hatte er die Laken gewechselt, um nicht auf dem Blut des amerikanischen Orakels schlafen zu müssen. Blut, das unnötig vergossen worden war...

"Ja UND? Mach´s doch selbst!!"

Youji und Ken, ohne Zweifel. Jeden Morgen das gleiche Theater. Jeden Morgen der ewige Streit darüber, wessen Aufgabe es war, aufzuräumen. Aya hasste das. Er selbst ein Mensch, der in den frischen Stunden des Tages lieber seine Ruhe hatte, war wieder und wieder diesem Lärm ausgesetzt. Er warf einen müden Blick auf die Uhr neben sich auf dem Nachttisch.

Morgen? Es war Mittag. Und die Blumen waren immer noch nicht im Laden? Gott....

Der rothaarige Weiß stöhnte leise auf und rieb sich seine geschwollenen Augenlider, um wenigstens ein schwaches Gefühl des Wachseins in seinem Körper zu aktivieren. Er streckte sich ausgiebig. Wie schön war es doch, wieder zuhause zu sein...mit seinen lärmenden Teamkollegen, später noch mehr lärmenden Kundinnen und am Abend einer schönen Tasse heißen Tees.

Er ließ die verschwitzten und zum Teil auch blutigen Sachen auf den Boden fallen und schlich nur in Shorts ins Bad, unbemerkt von seinen lärmenden Teamkameraden. Eine heiße Dusche, das war jetzt das, was er brauchte und das, was er sich nun auch nahm. Heißes Wasser, das seinen Körper hinunterglitt, die Spannungen löste und ihn selbst willkommen hieß.

Erst danach, frisch angezogen und entspannt, offenbarte er Weiß seine Anwesenheit, welche von allen Anwesenden mehr oder weniger herzlich begrüßt wurde. Omi war anscheinend in der Schule, also waren nur Youji und Ken im Laden und hatten alle Hände voll zu tun, den restlichen Teil an Pflanzen dorthin zu schaffen, wo er hingehörte und das war nun mal nicht der Hausflur.

"Wie lief die Mission?", fragte Youji lässig, als er Aya in die Küche folgte und sich eine Tasse schwarzen Kaffee genehmigte, um sich dann anschließend galant neben ihm nieder zu lassen und die Beine auf den Tisch zu legen.

Crawford trank seinen auch schwarz....

Der rothaarige Mann blinzelte leicht und erwiderte dann gähnend:

"Gut, alles nach Plan gelaufen."

Es war rüde und eine glatte Lüge, aber nichts, was Youji anging. Er musste nicht wissen, dass er das Orakel getroffen hatte, gezwungen gewesen war, drei Tage mit ihm zu verbringen. Er musste nicht wissen, was genau geschehen war. Auch nicht, dass.....dass Birman abtrünnig geworden und Aya nicht imstande gewesen war, sie zu beseitigen. Er glaubte nicht, dass er es Perser verheimlichen könnte, falls sie noch lebte. Doch auf der anderen Seite war er sich noch nicht einmal sicher, dass ihr Auftraggeber überhaupt wusste, dass sie ihn verraten hatte.

Aya wollte das auf seine Art klären, auf seine Verantwortung. Er wollte sich zunächst einmal selbst ein Bild von der Situation machen, jetzt, wo es nicht mehr darauf ankam, den Drogenring zu sprengen. Wo er nicht mehr dafür verantwortlich war, dass Crawford.....

Er driftete weiter mit seinen Gedanken ab. Es war gelinde gesagt ein Schock für ihn gewesen, Crawford so zu sehen. Geschlagen. Ein zweites Mal. Er wusste zwar nicht, ob der ältere Mann versucht hatte zu fliehen, oder ob Lasgo ihn in seiner Wohnung aufgegriffen hatte, doch das tat auch nichts zur Sache. Fakt war, dass er das Orakel erneut vollkommen gedemütigt hatte sehen müssen, zerstört.

Es hatte das Mitleid in ihm geweckt und keinen abgrundtiefen Hass mehr zugelassen. Er konnte dem Schwarz einfach nicht mehr mit Häme entgegentreten, falls er ihm je wieder begegnen würde. Auch nicht mit Schadenfreude. Mit Ekel vor dieser Greultat, ja.

Ihm fiel mit einem Mal ein, was der Amerikaner am Morgen des dritten Tages zu ihm gesagt hatte. Die Warnung, den Auftrag sein zu lassen, ihn nicht auszuführen. Hatte er es vorausgesehen? Was geschehen würde? Dass er auf Birman traf? Anscheinend ja.

Aya wurde sich nun auch bewusst, dass er kein sicheres Zeichen dafür hatte, dass Lasgo tot war. Vielleicht war er dem Inferno entkommen, vielleicht auch nicht.

Ein Versagen auf ganzer Linie also...

"...s klar bei dir, Aya?"

Er schreckte hoch. Was...? Ach ja....Youji, offensichtlich beunruhigt über die abwesende Stille, welche um ihn radierte. Natürlich war nichts klar, aber das ging, wie gesagt, den älteren Mann nichts an.

"Sicher", war daher die einsilbige Antwort, die Youji wie üblich zufrieden stellte.

Vom Laden her erklang mittlerweile der übliche Mittagspausenlärm der Schulmädchen und Aya nickte in die betreffende Richtung. "Du solltest Ken nicht mit der geifernden Meute alleine lassen", schlug er vor und sah sein Gegenüber herausfordernd an. Ein deutliches Zeichen dafür, dass er alleine gelassen werden wollte und dass Youji sich gefälligst auch um die größtenteils weiblichen Kunden kümmern sollte.

"Schon gut, schon gut!", lachte dieser nun und erhob sich lapidar lächelnd. "Wenn du noch weiter brütest, Aya, hast du das Ei bald zum Schlüpfen gebracht."

Damit war er verschwunden, einen lächelnden Rothaarigen zurücklassend.

~~**~~

Der Tag begann für Crawford alles andere als angenehm. Er hatte kaum ein Auge zugetan, geschweige denn geschlafen. Seine Nerven waren angespannt, ebenso wie sein gesamter Körper, der wieder und wieder Impulse des Schmerzes aussandte, die sich trotz seiner eisernen Kontrolle steigerten, ihn wie Fieber einnahmen und schwächten, ihn an nichts anderes mehr denken ließen.

Er musste ihn loswerden, diesen Schmerz!

Crawford schälte sich ungehalten aus der dünnen Decke, welche er sich übergeworfen hatte, und strauchelte mehr als dass er ging ins Bad, um sich dort für einen Moment an die wohltuend kühlen Kacheln zu lehnen. Wie beruhigend sie doch seinem inneren Fieber entgegen wirkten.

Er musste sich aufraffen und so früh es ging den Arzt aufsuchen. Er brauchte eine örtliche Betäubung und nicht nur das.

Crawford wusste sehr wohl, wie lange eine Heilung dauern würde und es bereitete ihm Unbehagen. Ebenso wie ihn eine andere Tatsache verunsicherte, die er sich aber nie eingestehen würde. Niemals würde er sich selbst als hilflos bezeichnen.

Er ließ davon ab, sich erneut zu duschen. Viel zu groß waren die Schmerzen, als dass er es wagen würde, sich zu berühren oder etwa, Wasser über die Reizungen gleiten zu lassen. So begnügte er sich damit, seinem Gesicht etwas Frische zuzuführen und schließlich in sein Zimmer zurück zu wanken. Von Minute zu Minute fiel es ihm schwerer, den Schmerz in sich soweit zu verbannen, dass er es wenigstens bis zu seinem Arzt schaffte. Doch im Moment überforderte ihn selbst die simple Aufgabe des Anziehens. Er zitterte, während winzige Schweißtropfen seinen Körper benetzten.

Crawford ließ frustriert seine Faust auf die weiche Unterlage seines Bettes schlagen. Er war kein Opfer, niemals gewesen. Und nun würde er durch diesen einfachen, banalen Schmerz besiegt? Niemals. Nein!

Sein sonstiger Kleidungsstil schien ihm heute nicht passend zu sein. Vielmehr schaffte er es nicht, sich so herzurichten wie sonst auch. Hose und Pullover mussten genügen, auch wenn ihm damit unwohl war. Untergrub diese Kleidung doch sein autoritäres Bild eines mondänen, unnahbaren Anführers. Des Anführers, der er war.

Zu sagen, dass er sich ohne Probleme ankleiden konnte, wäre vermessen gewesen. Es tat weh. Jede Bewegung schmerzte. Besonders der Versuch, sich vernünftiges Schuhwerk anzuziehen, misslang gründlich.

Crawford schloss für einen Moment die Augen, ließ sämtliche überflüssigen Emotionen durch sich hindurchwaschen und vergehen, versuchte es mit dem Schmerz ebenso und scheiterte. Das Stechen und Brennen in seinem Körper, das Feuer in seinen Nervenbahnen, seinen Synapsen wollte nicht vergehen, wollte sich ihm nicht unterordnen.

Er widmete sich frustriert den Kontaktlinsen, benutzte sie anstelle seiner sonstigen Brille.

Crawford wusste nicht, wieso, aber er fühlte sich damit sicherer. Und machtvoller.

Er wagte gerade den Versuch, sich in seine Hausschuhe zu begeben, als es an seiner Tür klopfte und einen Moment später Schuldig in der Tür stand. Crawford runzelte die Stirn. War die Tatsache, dass seine Teamkollegen ihm auf seine Mission gefolgt waren nun auch Berechtigung, sein Zimmer ohne Antwort zu betreten, seine Privatsphäre abzuschwächen?

"Was willst du hier, Schuldig?", fragte er dementsprechend kalt und unnahbar, begegnete einem ungewohnt ruhigem, ernsten Blick.

"Ich wollte sehen, wie es unserem Boss geht. Anscheinend hast du den Auftrag ja gründlich versäbelt."

Crawford schnaubte bei diesen Worten leicht. Wenn der Deutsche wüsste, WIE gründlich...aber das ging ihn nichts an.

"Sonst noch etwas?"

"Soll ich dich zum Arzt bringen?"

Der ältere Mann hielt für einen Moment inne und betrachtete seinen Teamkollegen mit hochgezogener Augenbraue. Hatte Schuldig wider Gewohnheit in seinen Gedanken lesen können? Das war doch nicht möglich, oder? Nein, er hatte sich soweit im Griff, dass er die mentale Barriere, welche seine Gedanken schützte, aufrecht erhielt und das konstant.

"Du siehst fiebrig aus", erläuterte Schuldig schließlich Crawfords Vermutungen und brachte den Amerikaner zu einem schmerzvollen Lächeln.

"Ich wusste gar nicht, dass du die Rolle der Hausglucke angenommen hast", erwiderte Crawford und drehte sich weg, um - einem plötzlichen Schwächeimpuls zufolge - sich auf sein Bett niederzulassen, was ihm jedoch einen schmerzhaften Muskelkrampf unterhalb seines Bauchnabels bescherte. Ohne es wirklich zu wollen und zu merken, stöhnte er leise auf und verlor für einen Moment die Kontrolle über seinen Körper, als dieser den schier unmenschlichen Schmerz zu kompensieren versuchte und sich seinerseits zusammenkrümmte.

Und das Nächste, dessen er sich gewahr wurde, war Schuldigs ruhiger, wissender Blick.

"Kannst du zum Auto laufen oder muss ich dich tragen?"

Und zum ersten Mal ergab sich Crawford dem Jüngeren und folgte ihm, wenn auch langsam, zu dessen Wagen und ließ sich vorsichtig hineingleiten. Er gab Schuldig die Adresse und überließ dem Telepathen die Führung. Seine Kraft brauchte er für die kommende Zeit.

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by Coco