Disclaimer: Diese Geschichte basiert auf einer Animeserie, die 1995 in Japan produziert wurde. Mir gehört nichts von dieser Geschichte, abgesehen von Personen und Schauplätzen, die ich selbst erfunden habe (und auch das ist nicht abgesichert, also wettet nicht drauf). Mit dieser Fanfiction wird kein Geld verdient.
Kyouryuu Bouken Jura Tripper
1. Kapitel
Genesis (genesiV)
Einige Zeit nach dem Beginn des 21. Jahrhunderts befand sich in Hachinohe, Provinz Honshu die angesehene Privatschule Kaikyō. Sie wurde nur von Kindern aus finanziell besser gestellten Familien besucht. Einer von ihnen war ein sehr blasser blonder Junge namens Hōtáru Suigín. Seine Eltern waren sehr reich und geschäftstüchtig; durch ihre Spenden konnte sich der Marineclub der Schule die neuesten und besten Geräte leisten.
Sein Bruder Kitsuné interessierte sich nur für die neuesten Computerspiele. Er nahm die Welt um sich, ebenso wie seine Familie, nur am Rande wahr.
"Hōtáru, bitte beeile dich. Die Gäste kommen bald." Hōtáru starrte mißmutig vor sich hin, als er sich in seinen Anzug zwängte. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Essen mit seinen Eltern, seinem Bruder und einer chinesischen Familie. Und das nur, weil deren Tochter beinahe im selben Alter wie er selbst war. "Sicher so ein häßliches Weib" murmelte er in sein Hemd. "Garantiert fett und häßlich, und dumm. Den ganzen Abend kann ich mir ihr blödes Geschwätz anhören." Seine Miene hellte sich auf. "Ha, sie kann sicher kein Japanisch. Also bleibt mir eine Unterhaltung weitgehend erspart." Als ein weiterer Ruf von unten herauf gellte, machte er sich hastig auf den Weg in den Salon, wo er die Gäste in Empfang nehmen mußte. "Sei höflich, Junge, und lächle!" Sein Vater raunte ihm noch schnell letzte Ermahnungen zu, dann schellte bereits die Klingel. Ihr Butler öffnete und führte die Gäste herein.
"Herr und Frau Haiyáng, und ihre Tochter Miß Yún." Der Butler entfernte sich. Hōtáru bemühte sich, zu lächeln, kam sich aber so vor, als würde er eine gräßliche Fratze schneiden. Er war schrecklich nervös. Abgesehen davon, daß er ständig Angst hatte, etwas falsch zu machen, war die Tochter unglaublich hübsch. "Sie hat dafür sicher nichts im Kopf." Hōtáru versuchte sich damit aufzuheitern. Es gelang nicht. Er hörte sich selber irgend etwas daherreden, eine Begrüßung... offensichtlich das richtige, da die Gäste sich lächelnd verneigten und ebenfalls belanglose Grußworte hervorbrachten. Die Tochter sah ihn interessiert an.
Beim Essen fühlte sich Hōtáru etwas wohler, da sie sich hinsetzen konnten, und sich die Erwachsenen miteinander unterhielten, ohne sich groß um die Kinder zu kümmern. Trotzdem, er mußte jetzt mit dieser Chinesin reden. Kitsuné schaufelte das Essen in sich hinein, ohne auch nur irgend jemanden anzusehen. Im Geiste beschäftigte er sich mit seinem neuesten Spiel.
"Äh... du heißt Yún, nicht wahr?" Hōtáru wurde rot. Einen dümmeren Anfang gab es kaum. "Ja, und du bist Hōtáru." Sie hatte einen seltsamen Akzent, sprach aber sonst ganz passabel. "Du sprichst aber gut Japanisch. Ich dachte eher..." Yún lachte. "Das ich noch holperiger spreche? Nein, es ist schon besser jetzt. Manchmal verwende ich falsche Worte, aber ich hoffe, es hat sich gebessert. Ich lerne Japanisch jetzt schon sechs Jahre, seit ich aus China gekommen bin." Ihre Stimme war sehr sanft und freundlich. "Ich dachte, du wärst in Hongkong aufgewachsen." "Meine Schwester Ziyóu, ja. Aber bis zu meinem neunten Lebensjahr lebte ich bei meinen Großeltern in Changsha. Hunán, weißt du," setzte sie fort, während sie geschickt eine lange Nudel mit ihren Stäbchen aufrollte und in den Mund steckte.
Hōtáru hatte eigentlich keine Ahnung, wo die Provinz genau lag, aber das war im Moment ja auch nicht weiter wichtig. "War es schön in China?" Sie schien überrascht, daß ihn das interessierte und hörte kurz zu essen auf. "Oh ja, bei meinen Großeltern war es sehr schön.
Sie hatten sogar ein paar Hühner im Garten -" Plötzlich errötete sie. "Das klingt sicher sehr dumm. Aber ich mochte das kleine Häuschen bei Nǎinai und Yéye. Und meine Katze Lánhua. Leider mußte ich sie zurücklassen, als ich zu Mama und Bàba nach Hongkong ging." Ihr Tonfall hatte sich geändert; sie wirkte plötzlich schwermütig und nachdenklich.
Hōtáru versuchte sie eilig abzulenken. "Warum ist deine Schwester... - Ziyóu... nicht mit?"
"Oh, sie übt Eislaufen. Sie läßt sich vielmals entschuldigen, aber ehrlich gesagt glaube ich, daß sie ein bißchen zu klein ist. Sie ist ja erst sieben, und versteht noch nicht alles. Aber auf dem Eis ist sie ein As!" Yún lachte. "Du müßtest sie einmal sehen. Sie wird es noch weit bringen, da bin ich mir sicher!"
"Ähm... wirst du auch auf die Kaikyō gehen? Die Privatschule, meine ich." Hōtáru konnte den Blick nicht mehr von ihr wenden, und es schien ihm, als würden sich glühende Nadeln durch seinen Magen bohren. Ob er wohl krank wurde?
"Nein, mein Vater glaubt, daß wir nicht den selben Stoff gemacht haben. Es wäre sehr verwirrend, und außerdem glaubt meine Mutter, wir würden nicht in die Klasse passen. Wir würden die anderen stören." Sie lächelte entschuldigend. "Ein Privatlehrer wird uns unterrichten."
"Das... das ist schade" stammelte Hōtáru. "Dann sehen wir uns ja gar nicht mehr." Im selben Augenblick verschluckte er sich vor Schreck heftig und keuchte. Was war ihm da jetzt herausgerutscht? Welcher Teufel hatte ihn geritten... "Ja, das finde ich auch sehr schade. Ich finde dich nämlich sehr nett," Yún lächelte ihn leicht verlegen an "aber wenn du einmal nichts zu tun hast, könntest du mich ja anrufen. Ich würde die Stadt gerne kennenlernen, und ich schließe nicht leicht Freundschaften."
Sie hatten gerade noch Zeit, ihre Telefonnummern auszutauschen, da begannen sich alle anderen bereits zu verabschieden. Herr Haiyáng blickte ungeduldig zu seiner Tochter. "Fertig, Yún? Wir müssen noch deine Schwester abholen. Sie liebt das Eislaufen" sagte er zu den Suigíns. "Sie wird sicher einmal bei Meisterschaften fahren" fügte Frau Haiyáng hinzu. Hōtáru konnte die Gedanken seiner Eltern förmlich lesen. "Eingebildetes Pack! Und mit sowas muß man Geschäfte machen!"
Als er spät in der Nacht in seinem Zimmer saß, konnte er nur noch an die Augen des Mädchens denken. Sie hatten tief im Inneren eine Art goldenen Fleck gehabt... wie ein Funken. Und sie hatte ein nachdenkliches Lächeln, das ihm gefiel. Es war kein Lächeln, daß man an - und ausknipsen konnte wie eine Taschenlampe. Sie hatte gelächelt, weil er sie nach China gefragt hatte. Es war schon nach zwei Uhr; dennoch zog er seinen alten Schulatlas hervor und suchte die Provinz Hunán.
