Disclaimer: Die Charaktere und alles andere aus dem Buffyverse gehören nicht mir. Das Lied gehört den Toten Hosen. Die Story selbst gehört mir, aber damit wird kein Geld gemacht.
Nur zu Besuch
Ich gehe langsam auf mein Ziel zu; es ist dunkel, aber der Morgen naht bereits, das weiß ich. Ich weiß nicht woher, es ist einfach da; genauso wie ich weiß, dass es das letzte Mal sein wird. Danach werde ich nie wieder hier her kommen, weil es nicht gehen wird. Warum es nicht gehen wird, interessiert mich im Moment allerdings weniger - ob ich nun sterben oder wegziehen werde, oder ob es diesen Friedhof einfach nicht mehr geben wird.
Obwohl es dunkel ist, finde ich meinen Weg mühelos, ich war früher schon so oft da gewesen. Mein Ziel liegt in einer friedlichen kleinen Ecke.
Immer wenn ich dich besuch
Fühl ich mich grenzenlos
Alles andere ist von hier aus so weit weg
Ich mag die Ruhe hier
Zwischen all den Bäumen
Als ob es den Frieden auf Erden wirklich gibt
Es ist ein schöner Weg
Der unauffällig zu dir führt
Ja, ich hab ihn gern
Weil er so hell und freundlich wirkt
Ich knie mich langsam vor den kleinen Stein, wie so oft, und ein trauriges Lächeln zieht sich über mein Gesicht. „Hey, Baby..." murmele ich und lege die Lilie, die ich mitgebracht habe, vorsichtig vor den Stein.
Ich habe Blumen mit
Weiß nicht ob du sie magst
Damals hättest du dich wahrscheinlich sehr gefreut
Wenn sie dir nicht gefallen
Stör dich nicht weiter dran
Sie werden ganz bestimmt bald wieder weggeräumt
Die Luft vibriert vor Anspannung, und ich muss unwillkürlich lächeln. „Keine Angst. Mir wird nichts passieren."
Wie es mir geht?
Die Frage stellst du jedes Mal
Ich bin okay
Will nicht dass du dir Sorgen machst
„Ich habe Angst," flüstere ich leise in die Nacht. Es ist das erste Mal, dass ich es ausspreche, und es wird das letzte Mal sein. Den anderen gegenüber erwähne ich es nicht; für sie bin ich die Starke, die es immer geschafft hat, wieder aufzustehen. Ich könnte die enttäuschten Gesichter nicht ertragen, wenn sie es wüssten. Und um ehrlich zu sein, ich versuche, es zu verdrängen. Nur dir gegenüber kann ich es zugeben.
Und so red ich mit dir wie immer
So als ob es wie früher wär
So als hätten wir jede Menge Zeit
Ein leichter Windstoß fährt über mein Gesicht, mit ihm kommen ein paar kühle Tropfen. Mir kommen beinahe die Tränen, als ich es spüre; ich weiß, dass das kein natürlicher Wind ist. Es ist sternenklar und warm.
„Hab keine Angst, Süße," höre ich dich flüstern, beruhigend und doch so erschreckend. „Ich bin bei dir."
„Ich weiß, Baby, ich weiß." Und es ist tröstlich zu wissen.
Ich spür dich ganz nah hier bei mir
Kann deine Stimme im Wind hören
Und wenn es regnet, weiß ich, dass du manchmal weinst
Bis die Sonne scheint
Bis sie wieder scheint
„Sie vermissen dich, weißt du..." murmele ich. „Alle. Buffy, Xander... oh, Göttin, sogar Spike... und alles. Meine Blumen wollen einfach nicht mehr wachsen."
Dein leises Gelächter vibriert in der Luft.
Ich soll dich grüßen von den anderenSie denken alle noch ganz oft an dich
Und dein Garten
Es geht ihm wirklich gut
Obwohl man merkt, dass du ihm doch sehr fehlst
Und es kommt immer noch Post, ganz fett adressiert an dich
Obwohl doch jeder weiß, dass du weggezogen bist
„Es tut mir Leid," flüstere ich, nicht zum ersten Mal. „Oh, es tut mir so Leid. Es muss dir wie Betrug vorkommen."
„Es ist kein Betrug." beruhigst du mich, auch nicht zum ersten Mal. „Ich bin dir nicht böse, ich kann dir gar nicht böse sein. Und wenn du glücklich bist, dann bin ich es. Genieße das, was du hast, Süße. Genieße dein Leben."
„Ich könnte morgen schon tot sein."
„Schhh. Sag so was nicht. Du wirst lange leben, das verspreche ich dir."
„Und du wirst... warten?" frage ich zögernd. Der Gedanke, dass du jahrelang, vielleicht jahrzehntelang auf mich warten musst, ist mir unangenehm.
„Ja. Mach dir keine Sorgen. Zeit existiert hier nicht, wie du sie kennst. Für mich sind deine Jahre vielleicht nur mehr Minuten."
Und so red ich mit dir wie immer
Und ich verspreche dir
Wir haben irgendwann wieder jede Menge Zeit
Dann werden wir uns wiedersehen
Du kannst dich ja kümmern, wenn du willst
Dass die Sonne an diesem Tag auch auf mein Grab scheint
Dass die Sonne scheint
Dass sie wieder scheint
Ich spreche noch fast zwei Stunden mit dir, bis ich die ersten Sonnenstrahlen sehe.
„Ich muss gehen, Baby."
„Ich weiß. Viel Glück. Du schaffst das."
„Danke. - Für alles. Ich liebe dich."
Ich spüre, dass du lächelst. „Ich liebe dich auch."
Warum ich plötzlich das Gefühl habe, dass ich dich nie wieder sehen werde, weiß ich nicht. „Drück mir die Daumen, ja?"
„Natürlich. Aber es wird nicht nötig sein. Ich sehe, wie es ausgehen wird, und es ist wundervoll. Hab Vertrauen."
Ich lächele mit feuchten Augen. „Oh, Tara. - Ich komme wieder, das verspreche ich dir."
„Du wirst nicht wieder kommen."
„Was?"
„Mach dir darum keine Sorgen, Süße. Du weißt doch, wenn du mit mir sprechen willst, bin ich immer da." Du zögerst einen Moment. „Geh."
Ich stehe auf. „Wie du meinst..."
„Ja. Geh, Süße, es ist nicht mehr viel Zeit."
Ich nicke nur und streiche mit einer Hand sanft über die Inschrift. „Bis dann."
Dann drehe ich mich um und gehe, und ich hätte schwören können, dass ich von dir ein leises „Lebwohl" höre. Aber vielleicht war es nur der Wind.
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Seid so gut, und schreibt mir ein Review!
