Magician: Äh... Hallo? Da bin ich endlich auch mal wieder.^^ Ist ja eine ganze Weile her...
Annuket: Das könnte man so bezeichnen. Wenn man untertreiben will. Ok, es ist ja meine Schuld, weil ich nicht wirklich viel geschrieben hatte.
Magician: Na ja, aber das hat ja nichts damit zu tun, dass ich selber auch nichts auf die Reihe gekriegt habe. Zumindest nicht für dieses Fandom.
Annuket: Und dann auch noch PoT 'schmoll' Das mag ich nicht...
Magician: Ich mag es aber. Und du musstest es ja nicht korrigieren. Außerdem hat es meiner Muse wieder Auftrieb gegeben zwischen dem ganzen Uni-Stress und den Quereleien um neue Mitbewohner. Und jetzt kann ich endlich Kapitel 1 vom Prequel zu 'Verborgen' präsentieren. Ich hoffe, es gefällt euch, liebe Leser.
Annuket: Ok, dann sollten wir die armen Leute nicht mit unserem Gelaber zutexten, sondern gleich zum Kapitel kommen.
Magician: Aber vorher noch der obligatorische Disclaimer, damit auch alle erfahren, dass mir Yu-gi-oh nicht gehört. Na, überrascht?^^ Dann mal viel Spaß beim Lesen.
Annuket: ^^
Verloren
Kapitel 1: Was der Abend bringt...
Pharao Atem betrat sein Schlafgemach und stieß einen erschöpften Seufzer aus. Der Tag war lang gewesen, die Arbeit hatte kein Ende nehmen wollen, und die Besprechung mit seinen engsten Beratern hatte ihm das letzte bisschen Kraft geraubt.((1)) Er wollte jetzt nur noch seine Ruhe haben und hatte deswegen seinen Dienern aufgetragen, sich für diesen Abend zurückzuziehen, nachdem sie sein Bad gerichtet hatten. Heute freute er sich besonders darauf, in dem warmen, angenehm duftenden Wasser entspannen zu können. Er ahnte nicht, dass er keine Chance dazu haben würde.
Atem hatte nur ein paar Schritte in den Raum gemacht, als er aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm. Er konnte nur einen flüchtigen Blick auf das zweifach gewundene Seil erhaschen, das sich um seinen Hals legte, bevor die Schlinge auch schon brutal zugezogen wurde. Seine Hände schossen instinktiv nach oben in dem fruchtlosen Versuch, die Doppelschlinge wenigstens ein kleines bisschen zu lockern. Ein erstickter Schrei entrang sich seiner Kehle. Nach dem ersten Schock begann er, sich zu wehren, doch er befand sich in einer fast aussichtslosen Lage. Er konnte nicht atmen und mit jeder Sekunde, die verging, ließen seine Kräfte nach. Verzweifelt versuchte der junge König, dem Mann hinter sich einen Ellbogen in die Rippen zu stoßen, doch der wich ihm mühelos aus.
Und dann war es vorbei. Seine Beine gaben unter ihm nach, und er sank auf die Knie, als sein Angreifer schließlich die Schlinge lockerte. Atem war halbbewusstlos, in einem Schwebezustand, in dem er zwar alles um sich herum mitbekam, doch keinen Finger mehr rühren konnte. Das Seil löste sich komplett von seinem Hals, und er fiel hilflos nach vorne, spürte jedoch den harten Aufprall kaum. Atmen war in diesem Moment das einzige, woran er denken konnte. Ein Geräusch ließ ihn jedoch aufhorchen, und er bemerkte, dass der Attentäter nicht allein war. Ein zweiter Mann kniete neben ihm. Grob drehte er Atem die Arme auf den Rücken, streifte sein Diadiankh((2)) ab und fesselte ihn mit einem dünnen Lederband.
"Knebel ihn und dann los", zischte der erste Mann seinem Komplizen zu, während er mit routiniertem Geschick das Seil zusammenrollte und unter seinem Mantel verschwinden ließ. "Wir haben nicht mehr viel Zeit."
Der Angesprochene packte Atem bei den Haaren und zog seinen Kopf in den Nacken. Im nächsten Moment hatte der junge einen dicken Stofffetzen im Mund, der mit einem Tuch und einem Lederband fixiert wurde.
'Warum?' dachte er verwirrt. Diese Männer waren offensichtlich professionelle Attentäter. Ihr ganzes Gebaren machte das deutlich. 'Warum töten sie mich nicht? All dieser Aufwand, die Gefahr, in die sie sich begeben haben... Er hätte mich einfach erdrosseln können...'
Der Mann, der noch immer neben ihm kniete, zog ihn grob in eine kniende Position und nahm ihm erst das Millenniumspuzzle und dann seine Krone ab. Letztere legte er auf den Boden, während das Puzzle und auch das Diadiankh in einem kleinen Beutel verschwanden, den der Mann über der Schulter trug. Sein Partner stand an der Tür und überwachte den Korridor. Als er sich vorbeugte, öffnete sich sein schwarzer Umhang einen Spalt breit.
In diesem Moment wurde Atem klar, wie die beiden so leicht in sein Gemach hatten eindringen können. Der Mann trug die Tracht der Palastwache! Dies waren die ‚Wachen', die er vor ein paar Minuten passiert hatte, als er sein Schlafgemach betreten hatte. Doch das war eigentlich unmöglich. Allein an die entsprechende Kleidung zu kommen, war extrem schwer, ganz zu schweigen davon, dass nur die loyalsten und vertrauenswürdigsten Mitglieder der Wache für seine Privatgemächer ausgewählt wurden. Mit diesem Gedanken im Kopf nahm Atem sich die Zeit, die Attentäter genau zu betrachten, und er konnte kaum glauben, was er sah. Er kannte diese Männer, sie gehörten tatsächlich zum inneren Kreis seiner persönlichen Wächter. Und das bedeutete...
'Es gibt einen Verräter im Palast.'
Dieser Gedanke erschreckte den König zutiefst. Aber es war die einzig mögliche Schlussfolgerung, da nicht viele Personen in seiner Umgebung ein so fundiertes Wissen über seinen Tagesablauf und dazu noch genug Einfluss am Hof hatten, um ihn diesen Männern dermaßen ans Messer liefern zu können. Einer, wenn nicht sogar mehrere seiner engsten Vertrauten, seiner Berater, hatte dies geplant. Die Frage war jetzt, wer das war. Und was diese Person damit bezweckte.
Ein weiter Umhang aus grobem Stoff, ähnlich denen, die seine Angreifer trugen, fiel auf Atems Schultern und riss ihn aus seinen Gedanken. Der Mann neben ihm zog ihm die Kapuze über den Kopf und begann damit, ihn über dem Stoff auf Brusthöhe, an den Knien und an den Fußgelenken zu fesseln. Atem erkannte, dass dies nicht nur dazu diente, ihn völlig wehrlos zu machen, sondern auch dazu zu verschleiern, dass die beiden Männer einen Menschen transportierten. In dieser Tarnung konnten sie ihn einfach durch die Stadt tragen und niemand würde Verdacht schöpfen. Atem warf einen weiteren Blick auf den Mann an der Tür, der in diesem Moment eine hektische Geste zu seinem Partner machte. Beide ließen in einer fließenden Bewegung ihre Umhänge zu Boden fallen. Im nächsten Augenblick fiel der junge erneut schmerzhaft zu Boden, da der Mann neben ihm, der ihn bis jetzt aufrecht gehalten hatte, aufgesprungen war und zur Tür eilte.
'Was...?' Die Antwort auf diese Frage kam in Form von Stimmen, die vor der Tür erklangen. Atems Augen wurden groß. ‚Die Patrouille. Sie wimmeln die anderen Wachen ab!'
Der König hatte sich noch immer nicht von der Attacke erholt, doch er kämpfte mit aller Kraft gegen seine Fesseln an. Er wusste, die Wachen dort draußen auf dem Gang waren seine einzige Chance. Doch so sehr er sich auch abmühte, er konnte sich nicht befreien, und der Knebel erstickte effektiv jedes Geräusch. Ein paar Minuten später entfernten sich Schritte, und kurz darauf kehrten die beiden Attentäter in das Gemach zurück. Einer von ihnen ging erneut neben dem Pharao in die Knie und griff nach der Krone, die er seinem Partner reichte.
„Leg das hier auf das Bett. Es soll alles völlig normal aussehen."
Dann zog er ein weiteres Tuch aus seiner Tasche und verband Atem die Augen. Der junge Herrscher verstand noch immer nicht, was seine Angreifer mit ihm vorhatten. Sie hätten ihn ohne Schwierigkeiten töten können, doch stattdessen wollten sie ihn offensichtlich ‚nur' entführen. Sie mussten wissen, dass in kürzester Zeit praktisch das ganze Land hinter ihnen her sein würde. Dazu kam, dass er ihre Gesichter gesehen und sie als Mitglieder der Wachmannschaften erkannt hatte, was ebenfalls ein großes Risiko für sie war, da sie mit dem Tod rechnen mussten, sobald er wieder frei war. Und dann war da noch diese merkwürdige Bemerkung, die der eine eben hatte fallen lassen. Was bezweckten sie bzw. ihr Auftrageber damit?
Atems Gedanken wurden abrupt unterbrochen, als einer der beiden Männer ihn grob hochzog und ihn sich dann über die Schulter warf. Er wusste, wenn sie den Palast erst einmal verlassen hatten, war die weitere Flucht aus der Stadt nur noch eine Lappalie für seine Entführer. Eine Weile versuchte der König, sich von den Fesseln zu befreien, doch auch hier wussten die Männer offensichtlich, was sie taten. Schließlich gab er es auf und konzentrierte sich stattdessen auf einen der Sinne, die ihm geblieben waren. Er lauschte auf jedes Geräusch, das ihm vielleicht verraten konnte, wo sie sich gerade befanden. Leise Stimmen und das Klappern von Geschirr in der Ferne war alles, was er hören konnte. Schließlich verstummte auch das, und eine betäubende Stille senkte sich über die drei Gestalten. Der weitere Weg erschien Atem viel länger, als er es tatsächlich war, und er fiel in einen Dämmerzustand, erschöpft von dem anstrengenden Tag und dem Angriff, den er hinter sich hatte. Doch als sie schließlich nach draußen traten, war er sofort wieder hellwach. Die warme Abendsonne schien ihm Kraft zu geben. Ein leises Wispern war zu hören, wie wenn ein leichter Wind durch die Blätter von Pflanzen weht, und das Zirpen von Insekten, die nach der Hitze des Tages langsam erwachten. In der Luft hing der Geruch von Erde und ein schwacher Duft, den der junge Pharao sofort erkannte.
'Der Palastgarten...'
Um diese Zeit war der Garten verlassen, und so mussten die Männer keine Sorgen haben, entdeckt zu werden, während sie das letzte Stück bis zur Palastmauer zurücklegten. Dort ließen sie ihn zu Boden sinken, und er spürte, wie sich dichtes Blattwerk über seinem Kopf schloss, bevor sich die Schritte der beiden Männer wieder entfernten. Ein paar Augenblicke blieb er regungslos liegen, verblüfft, dass sie ihn hier allein ließen, doch dann dämmerte ihm, was der Grund dafür war. Sie hatten sich so viel Mühe gegeben, den Eindruck zu erwecken, dass alles in Ordnung war. Das verschaffte ihnen Zeit, die sie brauchten, um die Stadt zu verlassen. Deshalb waren sie eiligst vor die Tür seines Gemachs getreten, als die Patrouille kam. Doch dies war nicht die einzige Patrouille, die in dieser Nacht kommen würde. Und wenn die Wachen vor dem Gemach des Königs einfach verschwanden, würde das sofort den gesamten Palast alarmieren. Sie mussten also den Wachwechsel abwarten, bevor sie verschwinden konnten.
Die Wartezeit erschien ihm endlos. Zuerst hatte er noch einmal versucht, sich zu befreien, und als das nicht gelang, lauschte er auf jedes Geräusch, in der Hoffnung, dass vielleicht noch jemand hierherkommen und ihm helfen würde. Doch als er schließlich Schritte hörte, verließ ihn auch diese Hoffnung. Es waren die Geräusche von zwei Personen, die sich langsam und vorsichtig durch den Garten bewegten. Das konnten nur die Attentäter sein, und das wurde zur Gewissheit, als er kurz darauf unter den Büschen hervorgezerrt wurde. Atem hatte keine Ahnung, wie sie das Areal des Palastes verließen, doch die Geräusche, die nach einer Weile immer lauter wurden, bewiesen, dass sie sich nun in der Stadt befanden.
Ein paar Minuten später hielten sie an und dann hörte Atem das Schnauben von Pferden. Das hatte er erwartet, und so war er nicht überrascht, als er auf eines davon gehievt und hinter dem Hals des Tieres bäuchlings wie ein Sack Getreide festgebunden wurde. Er spürte, wie einer seiner Entführer hinter ihm aufstieg, und dann setzte sich das Pferd mit einem Ruck in Bewegung. Da die beiden Männer schwiegen, konzentrierte sich der Pharao auf die Geräusche um sie herum. Stimmen, diskutierend, scherzend, ein helles Kinderlachen und vieles mehr drang auf ihn ein. Nach einiger Zeit jedoch veränderte sich die Geräuschkulisse. Es wurde lauter, und die Stimmen gingen nun so durcheinander, dass Atem kaum noch etwas verstehen konnte.
'Sie reiten mitten über den Markt', dachte er überrascht.
Er konnte nicht glauben, dass die Männer das Risiko eingingen, mit ihm solch einen belebten Ort zu betreten. Anscheinend waren sie sich ihrer Sache sehr sicher. Der Markt gab Atem jedoch auch einen Hinweis auf die Richtung, in die sie unterwegs waren. ‚Sie wollen nicht zum Nil. Das kann eigentlich nur bedeuten, sie bringen mich in die Wüste.'
Das war nicht unbedingt beruhigend. Wie jeder in seinem Reich wusste auch der Pharao um die Gefahren Descherts, des roten Landes.((3)) Abseits der fruchtbaren Ufer des Nils herrschten die gnadenlosen Gesetze der Wüste und ihres Herrn Seth. Wer sie unterschätzte, verschwand nur zu leicht spurlos in ihr.
...spurlos...
Mit einem Mal wurde Atem klar, was seine Entführer bezweckten. Warum sie ihn nicht gleich getötet hatten, warum sie ihn stattdessen in die Wüste brachten und warum ‚alles völlig normal aussehen' sollte, wie einer der beiden es vorher ausgedrückt hatte...
Ihr Auftrag war, ihn zu töten, jedoch so, dass es niemand bemerkte. Hätte man ihn ermordet im Palast gefunden, wäre das ganze Land in Trauer versunken und hätte so gut wie still gestanden, bis sein Leichnam einbalsamiert und zur Ruhe gebettet worden war. Doch gleichzeitig hätte man nach den Hintermännern gesucht, da, und das war das Wichtige, sein Nachfolger sofort die Pflichten des Pharao übernommen hätte. Solange er noch kein Kind hatte, war dieser Nachfolger einer seiner Priester, und er war sich sicher, dass von seinen engsten Beratern Seth für diese Aufgabe gewählt werden würde.
Wenn er jedoch einfach verschwand, ohne das geringste Anzeichen eines Kampfes, lagen die Dinge ganz anders. Keiner würde sicher sagen können, dass er entführt worden war, vor allem da die Attentäter seine Krone zurückgelassen hatten. Zumindest ein paar Zweifler würden fragen, ob er nicht aus eigenen Stücken gegangen war, um irgendetwas Wichtiges zu erledigen. Atem hatte dies schon öfter getan und war immer allein gegangen, obwohl vor allem Mahad und Seth davon gar nicht begeistert gewesen waren. Doch er war bisher nie ohne ein Wort verschwunden. Dies änderte jedoch nichts daran, dass, selbst wenn sie von einer Entführung ausgingen, niemand wissen würde, ob er noch am Leben oder bereits tot war. Und das wiederum bedeutete, dass zuerst alles daran gesetzt werden musste, ihn zu finden. Jeder halbwegs entbehrliche Mann würde für die Suche eingesetzt werden. Wenn der König verschwand, hing das Land in einem Schwebezustand, den ein durchtriebener Mensch durchaus für seine Zwecke missbrauchen konnte.
'Wer auch immer der Auftraggeber ist, er will Verwirrung stiften und den größtmöglichen Nutzen aus dieser Schwäche ziehen' dachte Atem grimmig.
Er ahnte, dass sein Thron in Gefahr war, fürchtete jedoch vor allem die Folgen, die es für sein Volk hätte, wenn ein Verbrecher, der vor Entführung und Mord nicht zurückschreckte, die Macht übernehmen würde. Er war fest entschlossen, das zu verhindern. Er würde mit allen Mitteln versuchen zu überleben, selbst wenn seine Chancen gegen die beiden Männer äußerst gering waren.
Langsam blieb der Lärm des Marktes hinter ihnen zurück und bald veränderte sich das Geräusch der Hufe. Der Pharao erkannte, dass sie den Rand der Stadt erreicht hatten. Sand lag hier bereits in einer dünnen Schicht auf den Straßen und dämpfte die Schritte der Pferde. Dann plötzlich gab der Mann hinter ihm einen scharfen Befehl, und das Pferd machte einen Satz nach vorn, bevor es in einen gleichmäßigen Galopp verfiel. Sie hatten den Weg durch die Wüste begonnen.
Die Nacht flog wie in einem Alptraum an Atem vorbei. Das gleichmäßige Getrappel der Hufe auf Sand war das einzige Geräusch, das sie begleitete. Die Wüste lag in vollkommener Stille, und die beiden Männer sprachen kein Wort miteinander. Nur während der wenigen kurzen Pausen, die sie den Pferden gönnten, unterhielten sie sich leise.
Nach ein paar Stunden war Atem so erschöpft, dass er kaum noch mitbekam, was um ihn herum geschah. Die unbequeme Position, in der er sich befand, ließ ihn während des Ritts nicht zur Ruhe kommen, und außerdem schrie jeder Teil seines Körpers vor Schmerz.((4)) Er dämmerte vor sich hin, während sie unterwegs waren, und schlief beinahe sofort ein, sobald sie anhielten. Dass seine Entführer ihn jedes Mal vom Pferd herunter- und später wieder hinaufhoben, bekam er nicht mit. Diese Ruhephasen waren sehr kurz und wurden immer sehr unsanft beendet, wenn der erste Ruck beim Anreiten ihn aus dem Schlaf riss. Dieser Rhythmus war das einzige, was er in seiner Erschöpfung noch begreifen konnte, alles andere verschwand aus seinen Gedanken, ohne dass er es merkte.
Als sie schließlich erneut anhielten, hätte er nicht sagen können, was diesmal anders war, was seine Aufmerksamkeit geweckt hatte. Doch aus irgendeinem Grund schlief er trotz aller Müdigkeit nicht ein, sondern zwang sich zum ersten Mal seit vielen Stunden, darauf zu achten, was seine Entführer taten. Er konnte nicht wissen, dass es bereits kurz vor Sonnenaufgang war und dass sie diesmal nicht nur eine Pause machten. Er hörte, wie die beiden Männer abstiegen, und kurz darauf wurde er vom Pferd gehoben. Das war noch nicht ungewöhnlich, aber als einer der beiden begann, die äußeren Fesseln zu lösen, und ihm dann den Mantel abnahm, wurde Atem klar, dass sie am Ende der ‚Reise' angekommen waren. Er wusste, er hatte keine Chance. Seine Hände waren noch immer gefesselt und selbst ohne das hätte er in seinem geschwächten Zustand nichts gegen die Attentäter ausrichten können. Er erwartete den scharfen Schmerz eines Dolches oder nochmals die Schlinge um seinen Hals, wurde jedoch erneut überrascht, als einer der Männer, anstatt ihn zu töten, seine Füße mit einem stabilen Lederband fesselte. Der junge Herrscher zwang sich dazu, keine Regung zu zeigen, um weiterhin den Eindruck zu erwecken, dass er, wie bisher immer, eingeschlafen war. Das erwies sich als gute Entscheidung.
"Ich verstehe es nicht", murmelte der Mann neben ihm, während er sich überzeugte, dass die Fesseln ordentlich saßen. „Warum sollen wir ihn hier zurücklassen? Es wäre viel sicherer, ihn gleich zu töten."
Obwohl er mehr mit sich selbst gesprochen zu haben schien, antwortete sein Partner. „So lautet unser Auftrag. Er wird auch so sterben. Niemand überlebt so weit draußen in der Wüste ohne Vorräte. Jetzt komm endlich. Wir müssen im Lager sein, bevor die Sonne zu hoch steht."
Atem spürte, wie der Mann nochmals an den Knoten zupfte und dann aufstand. Kurz danach hörte er, dass sich die Pferde in Bewegung setzten. Das Geräusch der Hufe wurde schnell leiser und verschwand schließlich ganz.
Ein heftiges Zittern durchlief Atems Körper. Die Nacht war kalt und ohne den wärmenden Mantel oder die Möglichkeit, sich zu bewegen, war er ihr schutzlos ausgeliefert. Doch nicht nur die Kälte ließ ihn zittern. Er war nun ganz allein und völlig hilflos, ausgesetzt, um einen langsamen, qualvollen Tod zu sterben. Es gab so viele Möglichkeiten, wie die Wüste einem Menschen sein Leben nehmen konnte. Die Tage waren unerträglich heiß, ohne Wasser würde er innerhalb kürzester Zeit verdursten.((5)) Die Nächte waren bitterkalt, wenn er sich nicht befreien konnte, würde er bald erfrieren.
Der König rollte sich zusammen, so gut es ging, um sich wenigstens ein bisschen warmzuhalten, und begann, seine Fesseln zu bearbeiten. Er drückte seine Hände auseinander und entspannte sich nach einigen Augenblicken wieder. Immer wieder und wieder tat er das, versuchte auf diese Weise das Lederband zu dehnen. Es war ein langsamer Prozess, doch Atem hatte keine andere Wahl, als geduldig zu sein. Die Fesseln saßen perfekt, kein Knoten war in Reichweite seiner Finger, und so war diese Methode seine einzige Möglichkeit. Er wusste, seine Chancen, das hier zu überleben, waren gering, doch er war nicht bereit aufzugeben. Wer auch immer die Attentäter beauftragt hatte, war ein gefährlicher Mann. Dass er den beiden Männern befohlen hatte, ihn hier zurückzulassen, war unnötig grausam, und Atem lief es eiskalt den Rücken herunter, wenn er daran dachte, was solch ein Mensch seinem Volk antun würde, käme er an die Macht. Das konnte er nicht zulassen. Er musste überleben und einen Weg zurück finden. Er konzentrierte sich völlig auf diesen Gedanken, schöpfte Kraft daraus. Er wollte nicht sterben.
Er war so in seine Arbeit vertieft, dass er die ersten wärmenden Sonnenstrahlen auf seiner Haut fast nicht bemerkt hätte. Einen Moment richtete er seine volle Aufmerksamkeit darauf, versuchte herauszufinden, von wo genau sie kamen. Dort war Osten. Das war zwar nur eine kleine Hilfe, da er nicht wusste, ob seine Entführer die ganze Zeit strikt Richtung Westen geritten waren, doch es war besser als gar nichts. Mühsam drehte er sich dorthin, damit er später noch einen Anhaltspunkt über die Himmelsrichtung hatte. Die Sonne würde für ihn nicht stehenbleiben. Noch waren ihre Strahlen angenehm und wärmten ihn, doch schon bald würde ihr Gleißen alles verbrennen, was sich nicht vor ihr schützen konnte. Er hatte nicht mehr viel Zeit.
Er widmete sich wieder seinen Fesseln, bemühte sich, trotz des Zeitdrucks nicht hektisch zu werden. Die Sonne stieg höher, und nun wurde es heiß. Der König legte noch mehr Kraft in seine Arbeit, obwohl er völlig erschöpft war. Seine Handgelenke waren wund und fingen bereits an zu bluten, doch er ignorierte den Schmerz, dachte nur daran, sich zu befreien. Und endlich, nach einer Ewigkeit wie es schien, konnte er seine rechte Hand aus der Fessel herauswinden. Das Leder schabte über die Wunden und riss sie weiter auf. Atem atmete zischend aus. Seine Arme, seine Schultern, sein Rücken, alles schmerzte, und er konnte sich nur sehr langsam aufrichten. Das Schlimmste waren jedoch seine Handgelenke. Feuer schien in ihnen zu lodern, und erst als er nach dem Knebel auch die Augenbinde entfernte und sich blinzelnd umsah, wurde ihm klar, warum. Sand befand sich in den frischen Wunden, war dort trotz aller Vorsicht offensichtlich hineingekommen, als er sich aufgerichtet hatte.
„Verdammt!"
Er wagte es nicht, die Wunden zu berühren. Das Risiko, dass er die Sandkörner noch tiefer in die Wunde drückte, war zu groß. Stattdessen löste er behutsam seine Fußfesseln und versuchte aufzustehen. Sofort wurde ihm schwindelig. Er kniete sich wieder hin, atmete ein paar Mal tief durch und entspannte sich. Es hatte keinen Zweck, wenn er sich jetzt überanstrengte. Er musste mit seinen Kräften haushalten, wollte er überleben. Jeder unnötige Ballast musste verschwinden. Er griff nach einem seiner Ohrringe, nahm ihn ab und ließ ihn achtlos fallen. Der Rest seines Schmuckes folgte. Dann zog er sich seinen Umhang über den Kopf, um wenigstens ein bisschen Schutz vor der Sonne zu haben. Sie stand inzwischen hoch am Himmel, und es war unerträglich heiß.
Der junge Herrscher war todmüde, wehrte sich jedoch gegen den verlockenden Ruf seines Unterbewusstseins, sich einfach hinzulegen und einzuschlafen. Mühsam konzentrierte er sich auf seine Magie. Er konnte keine Monster rufen und für komplexere Zauber war er ebenfalls zu schwach, doch eine Sache konnte er noch immer bewerkstelligen, und das war lebenswichtig. Seine Wahrnehmung erweiterte sich langsam, verlagerte sich vom oberirdischen in die Tiefe. Einige Minuten tat sich nichts, und er befürchtete schon, dass es nichts zu finden gab, als er plötzlich entdeckte, was er suchte.
Ein erleichterter Seufzer entrang sich seiner Kehle. Mühsam erhob er sich erneut, und diesmal klappte es. Ihm war noch immer schwindlig, doch es hielt sich in Grenzen, und seine Entdeckung gab ihm neue Kraft. Langsam und vorsichtig suchte er sich seinen Weg durch das unwirtliche Land. Immer wieder musste er anhalten, wenn seine Beine ihm den Dienst zu versagen drohten. Doch schließlich, nach einer Ewigkeit wie es ihm schien, fand er die Stelle, die seine Magie ihm gewiesen hatte.
Er fiel wieder auf die Knie und begann zu graben. Der Sand war heiß, verbrannte seine Hände und fand nun erst recht den Weg in die Wunden an seinen Handgelenken. Doch Atem kümmerte das in diesem Moment nicht, er spürte nur den brennenden Durst, der ihn bereits seit einer ganzen Weile quälte. Er grub und grub, bis er schließlich den schmalen Hals eines Tonkruges freigelegt hatte. Dorthin war die Hitze noch nicht vorgedrungen, der Sand, den der Pharao nun aus dem Loch schaufelte, war angenehm kühl.
Ein paar Minuten später zog er den Krug aus dem Loch und hörte ein verheißungsvolles Glucksen. Das Wasser war kühl und erfrischend, und er musste sich zwingen, langsam zu trinken.((6)) Schluck für Schluck löschte er seinen Durst, achtete darauf, nichts von dem kostbaren Nass zu verschütten und ließ den Krug danach, sorgfältig verschlossen, wieder in das Loch gleiten. Nachdem er den ausgehobenen Sand wieder darüber geschaufelt hatte, sah er sich um. Bisher hatte er der Umgebung keinerlei Beachtung geschenkt, die Wasserkrüge –denn es waren mehrere, wie er inzwischen festgestellt hatte– waren wichtiger gewesen. Jetzt jedoch begriff er, was für ein Glück er bei der Wassersuche gehabt hatte. Dass dies ein verlassener Karawanenposten war, hatte er geahnt, doch offensichtlich hatte hier auch einmal eine richtige Oase existiert. Stümpfe vertrockneter Palmen und die spärlichen Überreste kleiner Hütten ließen keinen Zweifel daran, dass es an diesem Ort einmal Wasser gegeben haben musste, eine natürliche Quelle. Die meisten der Mauerreste waren im Sand kaum noch zu sehen, doch ein Fragment trotzte noch immer stolz den Gewalten der Wüste. Es war hoch genug, um einen schmalen Schatten zu werfen, und dorthin zog es Atem jetzt. Das war der beste Schutz vor der brennenden Sonne, den er bekommen konnte. Er suchte sich einen Platz, der auch später am Tag noch im Schatten liegen würde, hob noch einmal ein niedriges Loch aus und rollte sich dort zusammen, seinen Umhang als zweiten Schattenspender über sich gebreitet. Nun endlich konnte er der Erschöpfung nachgeben und nach kurzer Zeit war er eingeschlafen.
Er erwachte kurz vor Sonnenuntergang, als die Hitze des Tages nachzulassen begann. Ihm tat noch immer alles weh, doch die Erschöpfung des Morgens hatte sich verflüchtigt, und nachdem er seinen Durst gestillt hatte, fühlte er sich erfrischt genug, um über den nächsten Teil seiner Reise nachzudenken. Er konnte die Wasserkrüge nicht mitnehmen, das wusste er, doch ohne Wasser würde er den Weg zurück niemals überstehen. Er musste sich, so gut es ging, vorbereiten. Und er musste es tun, solange es noch hell war. Atem durchsuchte als erstes die Ruinen. Die Wüste hatte nicht viel übrig gelassen, und so konnte er sein Glück kaum fassen, als er, fast völlig im Sand vergraben, zwei kleine Wasserschläuche aus Leder fand, die völlig unbeschädigt zu sein schienen. Als nächstes grub er die Krüge komplett aus und überprüfte sie, während Res Sonnenbarke sich mit einem atemberaubenden Farbenspiel von der Welt zu verabschieden begann, bevor sie ihre Nachtfahrt durch die Unterwelt antrat. Es waren sechs Stück und nur einer davon war leer. Selbst mit den beiden Beuteln würde er niemals alles davon mitnehmen können. Das gab ihm die Möglichkeit, einen Teil des Wassers zu ‚verschwenden', um seine Wunden damit auszuwaschen. Es brannte, als er das kalte Wasser vorsichtig über die mit Sand, Blut und Schweiß verklebten Wunden goss. Noch mehr schmerzte es, die Sandkörner zu entfernen, die bereits tiefer saßen, und am Ende bluteten seine Handgelenke erneut. Doch das hatte auch sein Gutes. Auch wenn er dadurch Flüssigkeit verlor, wurde doch gleichzeitig der restliche Schmutz aus den Wunden gewaschen. Die Blutung versiegte bereits nach ein paar Minuten, und er benutzte das Tuch, mit dem seine Entführer ihm die Augen verbunden hatten, als provisorischen Verband.
Inzwischen war es fast dunkel und ein schwaches Glühen war alles, was vom strahlenden Tagesgestirn übrig war. Der König füllte mit viel Sorgfalt die beiden Wasserschläuche. Er konnte kaum noch etwas erkennen, wollte jedoch trotzdem so wenig wie möglich verschütten, denn was er nicht verbrauchte, würde vielleicht irgendwann einem anderen helfen. Ein paar Tropfen ließ er dann aber trotzdem zu Boden fallen und schickte mit diesem kleinen Opfer Dank und die Bitte um Führung an die Götter. Danach trank er sich ein letztes Mal satt, bevor er die Krüge, gefüllte wie leere, sorgfältig verschloss und wieder tief im Sand vergrub. Seine Finger waren klamm, als er damit fertig war, die Kälte der Nacht hatte die Wüste erobert, kaum dass die Sonne hinter dem Horizont verschwunden war. Immerhin spendete das Auge des Horus, das in seiner vollständigen Form am Himmel leuchtete, genug Licht, um ihm den Weg zu erleuchten.((7)) Er band sich die Wasserschläuche auf den Rücken, wickelte sich, so gut es ging, in seinen Umhang und machte sich auf den Weg. Nachdem er die erste Düne erklommen hatte, drehte er sich jedoch noch einmal um und blickte zurück auf den einsamen Zufluchtsort, der ihm soviel gegeben hatte. Er dankte den Göttern erneut für ihr Wohlwollen und bat sie inständig, weiterhin ihre schützende Hand über ihn zu halten, sei es auch nur, um Kemet und seine Bewohner vor Unheil zu bewahren. Einige Augenblicke verharrte er völlig regungslos, dann wandte er sich wieder um und verschwand hinter dem Kamm der Düne. Die alte Oase blieb zurück, und Stille senkte sich abermals über sie. Die fast aussichtlose Reise des Pharao hatte gerade erst begonnen.
Fortsetzung folgt...
Anmerkungen
((1)) Magician: Ich bin noch immer der Überzeugung, dass Pharao zu sein bei weitem nicht so angenehm war, wie sich das viele immer vorzustellen scheinen, sondern dass die Pflichten die Rechte durchaus in den Schatten stellten.
Annuket: Natürlich. Schon bei europäischen Herrschern, die sich wirklich um ihr Land gekümmert haben, war das ja schon so. Aber zu den politischen und militärischen Pflichten kam bei den Pharaonen ja auch noch die religiösen dazu. Da kann man nicht einfach einen ganzen Tag der Woche frei nehmen oder so, da der Pharao ja für die Götter sorgen musste, und zumindest die lassen sich nicht auf den nächsten Tag vertrösten (es sei denn, der Pharao ist vielleicht krank oder so, dann kann ja ein Priester es in seinem Namen machen). Das bedeutet, eigentlich nie ausschlafen, um das Morgenritual zu vollziehen...
((2)) Magician: Das ist diese altägyptische Duel-Disc. Ich weiß nicht mehr, ob das in der deutschen Synchro auch so hieß. Ehrlich gesagt, habe ich nicht den blassesten Schimmer, ob das eine Bedeutung hat oder nur ein ausgedachtes Wort ist. Vielleicht ist der Autor ja nur nach dem Klang gegangen. Was meinst du, Annuket?
Annuket: Ich weiß nicht wirklich, ob dem ägyptische Worte zugrunde liegen, aber was ich am logischsten vom Mittelägyptischen her finde, wäre ‚Djadja-n-anch' (oder ankh, wenn euch das lieber ist). ‚Djadja' bedeutete Kopf, höchster Punkt, Spitze als Hauptbedeutungen, ‚n' ist der indirekte Genitiv und ‚anch' ist klar. Also würde es so etwas wie ‚Spitze des Lebens' heißen, was man im Übertragenen Sinne sehen kann. Einerseits für die Monster, aber auch für die Beschwörer selbst…
((3)) Annuket: Deschert ist das ägyptische Wort für Wüste und bedeutet 'Rotes Land', im Gegensatz zu Kemet, dem 'Schwarzen Land', was die Bezeichnung für das Niltal war.
((4)) Ich habe keine Ahnung vom Reiten, also seid nachsichtig mit mir, wenn ich was Falsches sage. Allerdings: Als ich klein war, haben meine Eltern mit mir im Urlaub einen Ritt auf Eseln gemacht und da ich nicht allein reiten durfte, saß ich die ganzen zwei Stunden vor meiner Mutter und damit ziemlich genau auf den Schulterblättern des Esels. Das war extrem unbequem und ich konnte danach zwei Tage lang nicht richtig sitzen. Und Atem liegt bäuchlings an derselben Stelle... Autsch. Außerdem dürfte ihm speiübel sein, weil er bei jedem Schritt (bzw. Galoppsprung) des Pferdes einen Stoß in den Magen kriegt. Ich bin so gemein zu ihm... ‚schäm'
((5)) Meines Wissens nach überlebt man gerade mal drei Tage, wenn man keinerlei Flüssigkeit zu sich nimmt (die Dreier-Formel lautet: „Drei Minuten ohne Luft, drei Wochen ohne Nahrung und drei Tage ohne Wasser." ‚lach' Das hab ich von ‚CSI'). Und Annuket hat mich netterweise daran erinnert, dass es in der Wüste, wo man in der brütenden Hitze auch noch schwitzt, natürlich noch um einiges schneller geht. Und es ist eine ziemlich unangenehme Sache...
((6)) Magician: Ich habe solche Krüge bei einer Ausstellung gesehen und als Annuket mir erzählt hat, dass diese Dinger zur Wasserversorgung von Karawanen (ich nenn die jetzt mal so, auch wenn sie damals wahrscheinlich anders hießen) in der Wüste vergraben wurden, dachte ich, die sind perfekt für diesen Teil. Äh, Annuket? Magst du nicht noch ein bisschen was darüber erzählen?
Annuket: So viel weiß ich darüber auch nicht… Diese Posten waren für die Karawanen, die in die Wüste gezogen sind, um Ägyptens Schreiber und Künstler mit Farben zu versorgen. Solch große Karawanen konnten nicht so viel Wasser mitnehmen, dass es für die ganze Strecke gereicht hätte und da auch nicht immer Oasen so günstig liegen, dass man diese nutzen konnte, haben die Ägypter solche ‚Karawanenpunkte' (mir fehlt wieder ein schöneres Wort) gehabt, an denen diese Wasserkrüge vergraben waren (gewöhnlich an auffälligen Stellen für die Karawanen, auch wenn sie uns vermutlich nicht weiter auffallen würden…) Dazu gab es auch Karawanen, die aus weniger Menschen bestanden und deren einzige Aufgabe es war, diese Punkte zu besuchen, um die Krüge immer wieder frisch aufzufüllen. Meiner Meinung nach eine unglaubliche Leistung, die da schon in die Vorarbeit gesteckt wurde.
Magician ‚nick': Allerdings. Auf jeden Fall habe ich mir das so gedacht, dass Atem hier über eine dieser Versorgungsstellen gestolpert ist, die aber schon eine Weile nicht mehr benutzt wird und seinen Entführern unbekannt ist. Dass immer noch Wasser in den Krügen ist, erklärt sich daraus, dass sie fest verschlossen und absolut dicht sind und dass sie ziemlich tief im Boden vergraben wurden. Auch in der Wüste heizt sich der Boden nur bis zu einer bestimmten Schicht auf. Darunter bleibt es auch in der Mittagshitze kühl, deshalb vergraben sich auch viele Tiere, die dort leben, während der heißen Tagesstunden. Aber das wussten vermutlich schon alle... Falls es trotzdem jemand für unmöglich hält, was soll's, dann fällt das halt unter ‚künstlerische Freiheit'. Atem brauchte Wasser, also kriegt er welches. Punkt.
((7)) Annuket: Für alle, die es nicht wissen, die Ägypter sahen in dem Mond verschiedene Gottheiten. Bei den Ägyptern hatte jede Stadt ihre eigenen Götter, und nach der Reichseinigung wurden diese Götter dann parallel benutzt, teilweise lokal einfach unterschiedlich, teilweise wurden aber auch den Göttern verschiedene Aspekte eines Phänomens o.ä. zugeordnet, damit sie nebeneinander ohne Probleme existieren konnten. Mondgötter an sich sind Thot, Chons und eventuell noch Osiris (wegen dem Sterben und Wiedergeboren werden und Anspielungen im Mythos, bespielsweise, dass Osiris' Körper nach seinem Tod in 14 Teile zerteilt wurde und das Abnehmen des Mondes auch 14 Tage dauert). Desweiteren kann der Mond aber auch als Auge des Horus bezeichnet werden. Das Mondauge wird zum Pendant des Sonnenauges. Auch hier wird auf einen ägyptischen Mythos bezug genommen, um das Abnehmen des Mondes zu erklären, nämlich den Kampf zwischen Seth und Horus um den Thron Ägyptens (auch zusätzlich bei Horus die Rache für seinen Vater Osiris).
Magician: So, das war's für's erste. Gebt mir bitte Feedback, damit ich nicht vollends den Mut verliere. Das ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich eine Story von Anfang an auf Kapitelbasis konzipiere, und ich weiß nicht, ob das wirklich gut wird...
Annuket: Nicht so pessimisisch. Kapitelgeschichten machen mir zumindest immer mehr Spaß. Oneshots unter 5000 Wörter zum Beispiel lese ich grundsätzlich nicht mehr.
Magician: Ja, vielleicht reviewen ja mehr, wenn zu erwarten ist, dass noch mehr kommt.^^ Also, nehmt euch bitte ein bisschen Zeit dafür. Ich würde mich sehr freuen.
