Wieso tat der andere ihm das an? Er hat das alles doch nur gut gemeint.

Es war doch so besser, als im Gefängnis, oder?

Die Gefühlsschwankungen machten dem Schwarzschopf mit den Pandaaugen sichtlich zu schaffen. Vor ungefähr vier Monaten, hatte er es geschafft, das Beyond Birthday, der Mörder von drei unschuldigen Menschen, durch eine Sondergenehmigung, die der junge Mann mit allen Mittel durchgerungen hatte, verlegt wurde. Unter 24 Stunden Dauerüberwachung wurde der Rotäugige in der Nervenheilanstalt beobachtet und jede, noch so kleinste Regung, protokolliert.

Zuerst hatte man seinen kompletten Körper auf einen Stuhl gefesselt, zu hoch war das Risiko, dass etwas passieren könnte. Der exzentrische Detektiv hatte ihn seitdem mindestens zwei Mal die Woche besucht. Keiner wusste, wieso er ihn aus dem Gefängnis geholt hatte und hierher bringen ließ, aber ein versuchter Suizid und dreifach Mord reichte aus, um eine psychische Störung zu diagnostizieren.

Die Besuche wurden zu einem Ritual für die zwei Männer, die sich so ähnlich waren, dass sie Zwillinge sein könnten. Nur zwei kleine Unterschiede gab es, die man nur wirklich sah, wenn man beide in einem Raum hatte.

Die Augenfarbe und die Mimik.

Während der eine ein ausdrucksloses, fast schon verlorenes, Gesicht aufsetzte, war beim Anderen ein teuflisches Grinsen zu sehen, was nichts Gutes zu verheißen hatte. Es bescherte einem ein unbehagliches Gefühl und man wollte einfach nur weg von diesem Menschen…

Nachdem zwei Monate ohne nennenswerte Vorfälle vergangen waren, gewährte man Beyond mehr Freiraum. Er lebte in einem kleinen Zimmer, ausgestattet mit dem Allernötigsten, und konnte sich darin sogar fast frei bewegen. Die Kette der Fußfesseln war großzügig weit, damit er ohne größere Probleme laufen konnte, die Handschellen hatten ebenfalls eine Kette, die es zuließ, dass er Alltägliches verrichten konnte. Nur wenn sein Spiegelbild zu Besuch kam, wurden die Ketten wieder gekürzt und er auf dem Stuhl fixiert.

Ob er sich freut, wenn ich ihm Erdbeermarmelade mitbringe? Er hatte bestimmt schon eine Ewigkeit nichts mehr in dieser Art gehabt… Oder würde er ihn wieder so abweisen, wie die ganzen, letzten Male?

Heute war es wieder soweit… Er würde ihn besuchen und dieses Mal hatte er sogar ein Geschenk dabei. Der junge Mann, mit der gekrümmten Haltung, schritt vorsichtig vor die Tür zu seinem Zimmer. Er wusste nicht, wieso er jedes Mal, dieses gleiche, komische Gefühl hatte, wenn er vor Beyonds Tür stand. Mit zittriger Hand drückte er die Türklinke herunter und schlenderte langsam in den kleinen Raum, in dem er bereits von ihm, mit einem breiten Grinsen und rotschimmernden Augen, begrüßt wurde.

Meine Hände schwitzen wieder, wieso fühle ich mich so komisch in seiner Nähe? War das Angst? Unwohlsein? Oder sogar… Liebe? Wann war das bloß passiert? Wie konnte ich es zulasse, dass gerade ich mich in ihn verliebe?