Hier kommt mein Versuch eine eigene Geschichte auf die Beine zu stellen und eventuell ein sinnvolles Ende zu erreichen. Momentan ist die Idee, dass ich einzelne Tage aus Remus Sicht beschreibe, vielleicht kommt später auch eine andere Sicht hinein, oder die einzelnen Tage werden schlussendlich einen Zusammenhang erhalten. Wie auch immer ich vorgehe und was auch immer daraus wird; Ich hoffe die Geschichte ist euer Zeit würdig.

Verzichtserklärung: Leider bin ich nicht die brillante J. K. Rowling. Demnach gehören mir die Figuren nicht und auch die Idee von dieser Zauberschule namens Hogwarts stammt nicht aus meinen ideenlosen Fantasien. (So traurig.)


Montag, 22. September 1975

Ein Abschnitt der Treppe löste sich von der Wand und Remus sprang waghalsig über die breiter werdende Kluft auf die oberste Treppenstufe. Ohne anzuhalten rannte er weiter. Er war sowas von zu spät und McGonagall würde ihn den Umständen entsprechend nicht einmal in den Unterricht lassen.

Vom letzten Vollmond, der zwei Tage zurück lag, versuchte Remus sich noch immer zu erholen. Er war müde, trotzdem wollte er zur Verwandlung gehen, da die Klasse eine wichtige Vorprüfung für die Abschlussprüfung schreiben würde. Diese Prüfung konnte er einfach nicht verpassen. Ausserdem war er Vertrauensschüler und welcher Vertrauensschüler kam zu spät zum Unterricht? Remus vermutete, dass er der erste seit langem war in der Geschichte der erwählten Vertrauensschüler.

Keuchend erreichte er den Gang, wo das Zimmer für Verwandlung war und er schulterte seine Tasche. Bevor er eintrat holte er tief Luft und wappnete sich auf die vielen Blicke seiner Mitschüler. Als er die Tür öffnete, richtete er seinen Blick auf den Boden und hastete zu seinem Platz neben Sirius.

„Alles in Ordnung?", fragte Sirius.

McGonagall räusperte sich laut und Remus blieb ihm eine Antwort schuldig. Er nahm seine Feder und die Tinte aus der Tasche und McGonagall legte ihm ein Pergamentbogen mit den Fragen auf den Tisch. Kurz blieb sie vor dem Pult stehen und Remus wurde nervös. Würde sie ihn über seine Verspätung in Frage stellen? Doch McGonagall drehte sich schwungvoll herum und lief zurück um die Klasse von vorne im Blick zu haben. Seufzend machte sich Remus daran, die Antworten hinzukritzeln.

Zehn Minuten vor dem Ende der Stunde gab Remus seinen Test ab. Er hatte Kopfschmerzen und die Wörter auf dem Pergament verschwammen vor seinen Augen. Frustriert verliess er das Klassenzimmer und überlegte, ob er den Rest des Tages in seinem Bett verbringen sollte. Gerade als er sich entschlossen hatte, zum Gryffindor Turm zurück zu gehen, kam Peter aus dem Klassenzimmer.

„Hey, Remus."

„Hey, Peter."

„Wie lief der Test?"

Remus zuckte mit den Schultern und versteckte die zitternden Hände hinter dem Rücken. Peter, der von seinen Freunden am fleissigsten lernte, setzte an, um Remus in allen Einzelheiten zu erzählen wie sein Test verlaufen war, als sich die Tür zum Zimmer öffnete und die Klasse auf den Gang stürmte. Lily kam als erste hinaus, dicht gefolgt von Severus, der Mühe hatte mitzuhalten. Remus musterte Lily. Sie sah wütend aus. Bestimmt hatten sie und Severus sich wieder einmal gestritten.

„Remus, du Genie!", rief James über die Köpfe ihrer Mitschüler hinweg. Er stützte sich auf Sirius' Schulter um grösser zu sein als die anderen und Remus anzugrinsen. Sirius lachte und schüttelte James' Arm von seiner Schulter. Als die beiden bei Remus und Peter stehen blieben, schlug Sirius Remus spielerisch auf die Schulter.

„Du musst mir deinen Trick verraten, Moony!", meinte Sirius feixend, die Arme lässig vor der Brust verschränkt. „Es ist doch gar nicht möglich bei McGonagall zu spät aufzutauchen und die Möglichkeit zu erhalten, an ihrem Unterricht teilzunehmen. Geschweige denn, einen Test vor allen anderen abzugeben.

Remus lachte; „Es nennt sich Lycanthropy-Syndrom gemischt mit etwas Mitleid. Trotz vielen Nebenwirkungen hat es einen Vorteil: Absolute Gleichgültigkeit."

Seine Freunde lachten und Remus ging es sofort besser. Trotz den Beschwerden des Vollmondes hatte er wenigstens seine Freunde, die ihn verstanden und immer für ihn da waren. Sirius legte seinen Arm um Remus und gemeinsam folgten die vier ihrer Klasse in den Kerker zu Zaubertränke.

Ohne Lilys Hilfe hätte Remus wahrscheinlich das ganze Schloss in die Luft gesprengt. Seine Augen brannten und die Kopfschmerzen waren schlimmer geworden. Als Remus zum zweiten Mal einen Rattenschwanz anstelle eines Mäuseschwanzes in den entstehenden Trank werfen wollte, legte Lily ihm fürsorglich ihre Hand auf seine.

„Remus, was ist los?", wollte sie wissen.

"Nichts", sagte er und gab vor den nächsten Abschnitt im Rezept zu lesen. Dabei wurde ihm schwindelig und er musste sich an der Tischkante festhalten.

„Alles in Ordnung?", dieses Mal legte sie die Hand auf seine Schulter.

Remus nickte und atmete tief durch, winzige schwarze Punkte schoben sich in sein Blickfeld, doch er schloss kurz die Augen und sie waren verschwunden. Lily liess ihre Hand noch einige Sekunden auf seiner Schulter, bevor sie sich wieder ihrem Trank zuwendete. Remus mochte Lily, sie war sehr einfühlsam und wusste genau, wann sie sich zurückziehen musste. Gleichzeitig konnte sie aber auch stur sein und Remus wusste, dass sie ihn spätestens im Gryffindor Gemeinschaftsraum mit derselben Frage nochmals konfrontieren würde. Bis dahin konnte er sich jedoch eine Ausrede einfallen lassen oder seine Freunde würden Lily irgendeine tragische, völlig übertriebene Geschichte auftischen.

Ohne seine Mithilfe fertigte Lily den Zaubertrank innerhalb der Stunde zu Ende und Professor Slughorn gab ihnen Beiden ein OHNEGLEICHEN für die Unterrichtsbeteiligung.

Während der Mittagspause ass Remus nicht mehr als eine Reihe Schokolade und James wurde wütend.

„Versuchst du dich auszuhungern, Moony?", rügte James ihn und stellte ihm einen Teller mit Bratkartoffeln vor die Nase, „Hier, iss!"

„Ich habe keinen Hunger." Remus musste bei dem Geruch des Essens würgen. Seine Sinne waren auch nach dem Vollmond für fast eine weitere Woche stark ausgeprägt und ähnelten den Sinnen eines Werwolfs. Ihm war übel. Sirius zog den Teller vorsorglich zu sich herüber und beäugte Remus misstrauisch.

James seufzte theatralisch auf und streckte sich zu seiner vollen Grösse aus, was er immer machte, wenn er kurz zur Mutter seiner Freunde um fungierte.

„Du solltest schlafen gehen. Du bist total blass und siehst schrecklich aus."

„Danke Mama James. Hör zu, ich schätze deine Sorge aber glaub mir, es geht mir gut." Remus verschränkte seine Arme auf dem Tisch und lächelte seinen Freund über den Tisch hinweg an. Dafür erntete er zwei kritische Blicke von James und Peter.
Sirius, der neben ihm sass, stupste Remus in die Rippen.

„Viel Erfolg beim Versuch das Lily weiss zu machen", meinte Sirius und schaute hinter Remus' Rücken zum Eingang der Grossen Halle, wo Lily zu laufen kam und direkt auf die Gruppe zusteuerte.

Remus stöhnte und vergrub sein Gesicht in seinen Armen auf dem Tisch. Sirius klopfte ihm ermutigend auf die Schulter.

„Können wir reden, Remus?", fragte Sekunden später auch schon Lily.

„Er ist gerade nicht Meister der grossen Worte und redet nicht viel. Aber ich stehe jederzeit für einen Wortwechsel zur Verfügung", erwiderte James kokett und warf sich in Pose. Remus seufzte und antwortete, um zu verhindern, dass sein Freund sich noch lächerlicher machen konnte.

„Klar, kein Problem", nuschelte Remus in seinen Pullover, bevor er aufstand. Er schnappte sich seine Tasche und seine Schokolade, bevor Sirius sich ein Stück davon abbrechen konnte und folgte Lily aus der Grossen Halle.

„Was gibt's?", fing Remus das Gespräch an.

„Ich möchte wissen, wie es dir geht!"

„Gut", log Remus.

„Das glaubst du dir doch selber nicht!"

Remus bemerkte, wie Lily wütend wurde. Nichts desto trotz steckte er seine Hände in die Säcke seines Pullovers.

„Was willst du von mir hören Lily?", fragte er sanft.

Lily öffnete ihren Mund und schloss ihn wieder ohne etwas zu sagen. Die direkte Frage hatte sie verwirrt und Remus kaute nervös auf seinen Lippen.

Gerade als Lily ein zweites Mal ansetzte um Remus' Frage zu beantworten, kam Severus aus der Grossen Halle gelaufen und kam zu ihnen.

„Lily, ich…", fing er an.

„Severus siehst du nicht, dass ich mich gerade unterhalte!", fuhr diese Severus an.

„Lily, bitte hör mir zu."

„Nein Severus, du hörst mir zu!", fauchte Lily ihn nun an. „Könntest du nur einmal zuhören, würden wir diese Diskussion gar nicht haben. Also hör auf dich verletzt zu geben und werde Erwachsen! Ich unterhalte mich gerade mit Remus, also wärst du wohl so freundlich und würdest gehen."

Severus stutzte kurz und Lily wandte sich demonstrativ Remus zu.

„Begleitest du mich zum Gemeinschaftsraum?", fragte Lily Remus.

Mit einem kurzen Seitenblick auf Severus nickte Remus und die beiden liessen Severus in der Eingangshalle stehen. Auf der Treppe drehte sich Remus noch einmal um und sah, wie Severus ihnen wehleidig hinterher blickte.

„Gib mir das!" Remus schnappte sich Lilys Bücher, die sie schon die ganze Zeit in den Armen hielt und ihm erst jetzt aufgefallen waren.

„Danke."

Sie erklommen schweigend die Treppenstufen und Remus fühlte sich mit jeder verstrichenen Minute und jeder Bewegung der Treppen unwohler. Sollte er sie fragen, wieso sie sich mit Severus stritt? Eigentlich wollte er es gar nicht wissen, aber vielleicht würde James sich über ein wenig Klatsch freuen. Die Treppen änderten ständig ihre Richtungen und schienen Remus' und Lilys Weg zum Gemeinschaftsraum absichtlich zu verlängern. Sie waren die Einzigen auf der Treppe. Alle anderen waren entweder am Essen in der Grossen Halle oder in ihren Gemeinschaftsräumen.

„Remus?"

„Mhmm."

„Bist du ein Werwolf?"

Remus stolperte über seine Füsse und Lilys Bücher fielen ihm aus den Armen.

„Wie? Ich… warte, was?", Remus hatte sich schon verraten, aber er stotterte einige unverständliche Dinge und schloss dann den Mund, um ein richtiges Zugeständnis zu verhindern. Um sich abzulenken, bückte er sich nach den Büchern und da lass er einen Titel nach dem anderen. „Magische Geschöpfe", „Werwölfe in der Gesellschaft", „Werwölfe", „Mondphasen" mit jedem weiteren Buch kam ein neuer Titel und Remus setzte sich geschlagen auf eine Treppenstufe.

„Es tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken", Lily setzte sich neben ihn und betete die Hände in ihren Schoss.

Die Treppe knirschte laut, als sie ihre Richtung änderte, aber Remus nahm es kaum war. Es war das zweite Mal, dass jemand sein wahres Wesen aufgedeckt hatte und er kam nicht klar damit. Wenn es seinen Freunden und Lily gelingen konnte, wie lang ginge es, bis es alle Gryffindors wussten und dann das ganze Schulhaus. Ihm wurde schwindlig und er klemmte seinen Kopf zwischen die Knie.

„Remus?", er hörte Lilys Stimme nur gedämpft.

„Remus!", Lily legte ihm vorsichtig eine Hand auf den Rücken und strich ihm beruhigend die Wirbelsäule auf und ab.

„Bitte sag es niemandem!", Remus' Stimme war nur ein Flüstern und Tränen traten ihm in die Augen.

Lilys Hand stoppte mitten in der Bewegung. Sie holte tief Luft und packte Remus' Schulter.

„Schau mich an!", befahl Lily.

Zögerlich kam Remus dem Befehl nach und Lily wischte ihm die Tränen aus dem Gesicht. Sie hielt sein Gesicht zwischen ihren Händen und zwang ihn so, sie anzusehen.

„Remus, ich werde niemals irgendjemandem davon erzählen, das verspreche ich dir!"

Remus nickte und ein Schluchzen bahnte sich einen Weg aus Remus' Mund. Lily öffnete ihre Arme und Remus sank erschöpft in die Umarmung. Was an Energie vom Vollmond noch übrig geblieben war, war verschwunden. Er weinte an Lilys Brust, bis keine Tränen mehr kamen und Lily ihn sanft hochzog.

„Wir sollten gehen. Ich muss schnell zur Bibliothek und die Mittagspause ist bald vorüber."
Lily sammelte die Bücher ein und schnappte sich Remus' Tasche.

„Willst du dich abstützen?", bot sie Remus an, der sich am Geländer der Treppe festhielt.
Remus schüttelte den Kopf. „Du hast schon meine Tasche und die Bücher, noch mehr Gewicht möchte ich dir nicht zumuten."

Lily lächelte schief. Gemeinsam liefen sie in Richtung Bibliothek und die Treppen änderten ihre Richtung so, dass sie ohne grosse Umwege ihr Ziel erreichten.

Nach der Bibliothek steuerte Lily das Zimmer für Geschichte der Zauberei an und Remus blieb stehen. Verwundert drehte sich Lily zu ihm um, als sie bemerkte, dass er nicht mehr neben ihr lief.

"Kannst du Professor Binns mitteilen, dass ich nicht am Unterricht teilnehmen werde?"
Lily nickte sofort einfühlsam.

"Aber sicher! Soll ich dich noch zum Gryffindor Turm begleiten?"

Remus schüttelte den Kopf und Lily gab ihm seine Tasche zurück. Bevor Remus davon lief, stellte sich Lily auf ihre Zehenspitzen und umarmte Remus. Verdutzt erwiderte Remus die Umarmung zunächst nicht, doch als Lily ihm mit einer Hand über den Rücken strich, legte auch Remus seine Arme um ihren Oberkörper.

Ohne noch etwas zu sagen, löste sich Lily sanft aus der Umarmung und lief den Gang entlang von Remus fort. Remus schaute ihr kurz nach und ging dann in Richtung des Gryffindor Turmes.

Sobald er den Turm erreicht hatte, eilte er in das Schlafzimmer und legte sich, ohne sich umzuziehen ins Bett. Er war sofort eingeschlafen.