A/N: Hallo, liebe Leser. Ich traue mich nun auch mal hier etwas hochzuladen. Das Projekt nennt sich Farben und Kontraste und geht hauptsächlich darum, dass man pro Kapitel eine bestimmte Farbe abarbeitet. Ich habe mich daran versucht und eine kleine Snamione Story drausgemacht. Und was liegt bei unserem Tränkemeister näher, als aus einem Farbprojekt ein Blumenfarbprojekt zu machen? ;)
Diese Story wird nur so vor Fluff triefen und ich weiß, dass die Beziehung der beiden nicht realistisch aufgebaut wird, aber hey! Für zwischendurch ist sowas doch auch ganz angenehm. :D
Ihr werdet bemerken, dass die Farben der Kapitel im jeweiligen immer wieder auftauchen, mal mehr und mal weniger offensichtlich. Unter jedem Kapiteltitel steht die Bedeutung der jeweiligen Blume. Ich werde jede Woche ein Kapitel hochladen, wahrscheinlich bleibt es bei Sonntag. :)
Viel Spaß, ich hoffe es gefällt euch!

Lotusweiß
Lotus – Reinheit

Kühle Luft kitzelte Severus Snape im Nacken, sodass er sich seine Decke höher zog. Er wollte noch nicht aufstehen, war es doch Samstag und nach dem dämmernden Licht in seinen Kerkern zu urteilen, auch nicht später als sieben Uhr morgens.
Mit einem leisen Grummeln nahm er seinen Zauberstab und nach einem Wisch mit eben diesem, schloss sich das Fenster in seinem Rücken, durch das der kühle Luftzug gekommen sein musste. Er legte seinen Zauberstab zurück auf den Nachttisch, zog sich seine Decke ans Kinn und kniff die Augen, in der Hoffnung nochmal einzuschlafen, fest zusammen. Er sah weiße Sterne vor seinen geschlossenen Lidern tanzen und hörte das Rauschen seines Blutes im Ohr.
Als er merkte, dass all das nichts brachte, nahm er seine Hände zu Hilfe. Er drückte sie so fest auf seine Augen, dass bereits seine Knöchel weiß hervortraten. Doch nach wenigen Minuten musste er zu seinem Missfallen feststellen, dass er wach war und, dass sich an diesem Zustand die nächsten Stunden auch nichts mehr ändern würde. Und deshalb ergab er sich seinem Schicksal, schlug die Decke zurück und stand seufzend auf. Das weiße Bettlaken ließ er frierend zurück.
Seine Beine trugen ihn in sein, an das Schlafzimmer angrenzende, Badezimmer.

Nach einer erfrischenden Dusche, hatte er nun auch den restlichen Schlaf aus seinem Körper verbannt. Er trocknete seine weiße Haut sorgsam ab, ehe er sich anzog. Noch während er sein Hemd zuknöpfte, verließ er das Bad und ging geradewegs ins Wohnzimmer. Nun war er bereit zu Frühstücken.
Er ließ sich auf die schwarze Ledercouch fallen, während er mit einem Schnipsen seiner Finger eine Elfe zu sich rief. Kaum drei Sekunden später stand das kleine Wesen nach einem gedämpften Plopp vor ihm. Seine Ohren schlackerten, als es sich die schmutzigen Händchen an seinem weißen Kissenbezug, der ihm als Oberteil diente, abwischte.
„Was kann Bebe für den Sir tun?", fragte die Elfe, in dessen blauen Augen ein erwartungsvoller Glanz stand. Severus schloss die Augen ob der Höhe der piepsigen Stimme.
„Einen Kaffee", murrte er, doch während er seine Bestellung aufgab schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf, weshalb er noch bevor die Elfe wieder verschwinden konnte, ein „Bitte" hinterher murmelte.
Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen und einem erneuten gedämpften Plopp verschwand die Elfe, nur um Sekunden später wieder mit einem Tablett vor ihm aufzutauchen. Sie stellte es mit der dampfenden Tasse auf den Tisch, rückte das Kännchen, in dem sich Milch befand, gerade und verschwand nach einer tiefen Verbeugung, bei der ihre lange Nase den kalten Boden berührte, erneut.
Seufzend lehnte Severus sich auf seiner Couch zurück. Hatte er gerade tatsächlich eine Elfe um etwas gebeten? Diese besserwisserische Granger hatte Dumbledore mit ihrem Programm zum Elfenschutz eine dumme Idee in sein Hirn, das unter seinem weißen Haar versteckt lag, gepflanzt. Und nun redete er von nichts anderem mehr. Offensichtlich gingen die etlichen Vorträge, die der ehemalige Schulleiter ihm und seinen Kollegen gehalten hatte, auch nicht mehr aus Severus' Kopf heraus.
In seinem Magen braute sich ein Sturm aus Wut zusammen und drohte seinen Körper zu überschwemmen. Er dachte in den letzten Tagen viel zu oft an Miss-Ich-Weiß-Alles Hermine Granger.
Ein leises Knurren verließ seinen Brustkorb. Er wusste nicht wieso, aber in jeder freien Minute drifteten seine Gedanken zu der verlauten Löwin und ließen ihn dann stundenlang nicht mehr los. Und Severus musste zugeben, dass es ihn langsam wirklich nervte. Er hatte keinen Grund ständig an sie zu denken und schon gar in seiner Freizeit. Er genoss schließlich jede Sekunde, die er nicht mit den Plagen verbringen musste.
Hastig griff er nach seiner Tasse und stürzte sie in einem Zug herunter, um seine Gemächer zu verlassen, in der Hoffnung, dass seine verirrten Gedanken wieder zur Vernunft kommen würden, wenn er über die Ländereien schlenderte.

Sein Blick schweifte über das noch in der Morgendämmerung liegende Außengelände Hogwarts', als er im Schlossportal stand. Der Winter hatte noch nicht ganz abgedankt, obwohl es bereits März war, und hier und dort lagen noch kleine Haufen Schnee. Die weißen Tupfer zogen sich über die gesamten Ländereien, bis in den Himmel hinauf, wo sie eine undurchdringliche grau-weiße Wand bildeten. Kein Sonnenstrahl schaffte es durch die dichte Wolkendecke.
Seufzend straffte Severus seine Schultern und wollte gerade losgehen, als er Stimmen vernahm. Sein Blick suchten das gesamte Bild, das sich im bot, ab und fanden letztendlich den Ursprung für diese Störung am frühen Morgen. Potter und seine Bande.
Seine Kiefer begannen aufeinander zu mahlen, auf seiner Zunge lagen bereits die Worte, die er ihm entgegenspucken würde, doch als er im Begriff war auf die Gruppe Schüler zuzugehen, fasste er etwas anderes in seinen Blick.
Seine Atmung beruhigte und seine Kiefer entspannten sich. Er wurde von etwas gefesselt, das er erst gar nicht bestimmen konnte, bis seine Gedanken sich ordneten.
Er sah wilde braune Locken, die sich über einen blütenweißen Pullover ergossen. Seine Augen fixierten das wütend starrende Gesicht der jungen Frau. Ihr Blick lag auf den beiden Jungs, die zu ihren Füßen saßen und sich einen Spaß daraus zu machen schienen, wie sehr sie ihre Freundin in Rage brachten.
Severus' Herz schlug eine Nuance schneller und er konnte es sich nicht erklären, wieso er nicht einfach weiterlief und den verhassten Gryffindors keine Punkte abzog. Er wusste nur, dass er von ihrem Anblick gebannt war.
Der Tränkemeister spürte ihre Reinheit bis zu der Stelle, an der er stand. Ihre Magie war so weiß wie eine Lotusblüte und ihre Seele war rein, wie das weiße Papier auf dem er schrieb. Sie war ein guter Mensch – ganz anders als er. Er bildete einen Kontrast zu ihrer Unschuld. Sie strahlte ein helles, weißes Licht aus, das selbst die dunkelsten Ecken in ihm zu erleuchten schien.
Und noch immer konnte er sich seine plötzliche Faszination nicht erklären. Er wollte sich selbst dafür verfluchen, dass er so intensiv über sie nachdachte, doch kein Muskel seines Körpers gehorchte ihm. Ganz so, als wären all seine Sinne in einer Trance gefangen.
In Severus' Gehirn rasten die Gedanken. Wie konnte sie so rein bleiben, nachdem sie all das durchgemacht hatte?
Sie hatte einen Krieg an Potters Seite gekämpft. Hatte sich gegen alles Dunkle und Böse dieser Welt gestellt. Sie hatte so viel erlebt und trotzdem – oder gerade deshalb – strahlte die weiße Magie, die ihr inne wohnte, stärker denn je.
Den leichten Schnee, der langsam vom Himmel rieselte, bemerkte Severus nicht. Zu sehr lag seine Aufmerksamkeit auf der jungen Frau. Ihre weißen Zähne blitzten hervor, als sie erneut versuchte ihren Freunden ins Gewissen zu reden. Severus nahm jede Kleinigkeit wahr. Er sah die kleinen Fältchen, die sich um ihre Augen bildeten, wenn sie diese zusammenkniff. Er beobachtete ihre wilden Haare, die bei jedem Kopfschütteln durch die Gegend flogen und einen starken Kontrast zu den schneeweißen Haufen hinter ihr ergaben. Er lauschte ihrer hellen, klaren Stimme, die wider Erwarten fest und eindringlich klang. Sie brannte sich in sein Gehirn.
Als Minerva ihn darum bat erneut in Hogwarts zu unterrichten, lehnte er zunächst ab. Er hatte nicht den schrecklichen Angriff Naginis überlebt, um zurück zu den Plagen zu gehen. Noch heute war er erleichtert darüber, dass er bereits im Vorfeld Vorkehrungen getroffen hatte, für den Fall der Fälle. Er hatte eine leise Ahnung davon, dass er den Krieg unter normalen Umständen nicht überleben würde und saß stundenlang mit Dumbledore zusammen, betrachtete seinen langen, weißen Bart und überlegte gemeinsam mit ihm, wie er eine Chance hätte zu überleben. Ein besonders starkes Gegengift sollte die Lösung sein und so nahm er den elfenbeinfarbenen Trank jeden Tag, seit Kriegsbeginn, ein.
Doch als er Minerva dann endlich zusagte, hatte er nicht damit gerechnet, dass Potter und seine Freunde zurückkommen würden. Tief im Innern wusste er zwar, dass sich Miss Granger keine Möglichkeit entgehen lassen würde ihren Abschluss nachzuholen, doch er hatte gehofft, dass sie ihren neu erworbenen Status der Kriegsheldin ausnutzen und direkt einen Job im Ministerium annehmen würde.
Und nun stand er dort. Gebannt von ihrer Reinheit und der Unschuld, die sie ausstrahlte und konnte seinen Körper nicht dazu bringen sich zu bewegen.
Severus war sich sicher, dass sie sich ihrer Ausstrahlung nicht bewusst war. Dass sie nicht wusste, wie stark das helle Licht in ihr leuchtete und, dass man ihr beinahe ansah, wie rein ihr Herz war. Er war sich sicher, dass es wie Porzellan brechen würde und man die weißen Scherben aufsammeln müsste, würde er ihr auch nur zu nahe kommen.
Dieser Gedanke schien der Schalter gewesen zu sein, der ihn wieder Herr über seine Muskeln werden ließ. Er schüttelte den Kopf, während er seine Augenbrauen tief in sein Gesicht zog. Die tiefe Furche zwischen ihnen zeigte deutlich, dass er mit der Richtung seiner Gedanken absolut nicht einverstanden war. Selbst wenn sie nun volljährig war, sie war noch immer seine Schülerin.
Mit einem wütenden Schnauben drehte er sich um und verließ mit wehenden Roben das Schlossportal in Richtung seiner Gemächer. Den unschuldigen Blick brauner Augen, der ihm folgte, bemerkte er nicht mehr.