Kapitel 1: Regeneratio

03. Mai 1981, Godric's Hollow

Schon in dem Moment als ich die Augen aufschlug wusste ich einfach, dass das Schicksal mich hassen muss. Es musste mich einfach hassen, wieso sonst würde es mir so etwas Grausames antun? Was hatte ich eigentlich verbrochen, um so gestraft zu werden? Wütend verziehe ich das Gesicht, als eine inzwischen nur zu vertraute Gestalt sich über mich beug und mich fragend mit schiefgelegten Kopf anlächelt. Lily Evans. Das Schlammblut aus der Gryffindor-Clique meines großen Bruders Sirius. James Potters rothaarige Frau. Und seit knapp zehn Monaten meine Mutter.

Ja ich weiß es klingt verrückt, aber naja was soll ich sagen? Es ist nicht so als ob ich eine Wahl gehabt hätte. Jemand hat mich einfach reingeworfen in diese groteske Schmierenkomödie und nun muss ich schauen wo ich bleibe. Ah, da fasst sie mich schon wieder an mit ihren dreckigen Händen. Widerlich, einfach nur widerlich. Jetzt brauche ich erstmal wieder ein Bad. Und zwar ein Gründliches. Aber was zu essen wäre auch nicht schlecht. Das zu erst. Also einmal tief Luft geholt und losgebrüllt. Ah, da läuft sie schon. Wenigstens Befehle ausführen kann das Schlammblut. Sehr gut.

Also zurück zum Thema. Wie kann Lily Potter geborene Evans die Mutter des nur ein Jahr jüngeren Regulus Arcturus Blacks sein? Ganz einfach: Magie. Oder – um ehrlich zu sein: ich habe keinen blassen Schimmer wie dies geschehen konnte. Den einen Moment zogen mich kalte, glitschige Inferi-Finger unter Wasser, dann bekomme ich plötzlich wieder Luft in meine brennende Lunge und schrei was das Zeug hält, nur um verdutzt innezuhalten, als mich das ungewöhnlich große Gesicht von James Potter anlächelt und ich begreife, dass ich in Decken eingewickelt in seinen Armen liege. Na gut, zwischendurch war alles kurz schwarz geworden und ich vermute mal höchstwahrscheinlich, das ich gestorben bin und irgendwie meine Seele in den Körper des winzigen, verschrumpelten Babys Harry (Was ist das eigentlich für ein Name?) Potter gesteckt wurde. Der Gedanke, dass ich schon mal tot gewesen bin lässt mich komischerweise total kalt. Es war ja auch nicht anderes zu erwarten, wenn man versucht den Dunklen Lord um eines seiner wertvollsten Besitztümer zu bringen. Ich hoffe nur, Kreacher, dem alten Griesgram geht es gut…

Und hoffentlich hat er gemacht was ich ihm aufgetragen habe. Denn nachprüfen kann ich es ja schlecht mit dem Körper, der mir gerade zur Verfügung steht. Ich bemühe mich redlichst das Krabbeln zu üben und das Hochziehen an diversen Gegenständen (und Menschen) zur Vollendung zu bringen, damit ich dann irgendwann wieder in hoffentlich nicht allzu weiter Zukunft wie ein zivilisierter Mensch auf zwei Beinen rumlaufen kann. Ständig mit den Händen auf dem Boden rumzutatschen macht langsam keinen Spaß mehr, auch wenn es für andere (also alle) zehn Monate alte Säuglinge das Normalste auf der Welt ist. Ich bin schließlich geistig schon zwanzig Jahre alt. Und alleine auf die Toilette gehen wäre auch mal wieder schön. Zum Glück sind Babys immer mit gesunden, roten Wangen gesegnet, so fällt es wenigstens nicht auf, wenn ich mich in Grund und Boden schäme, wenn es wieder mal Zeit ist die Windel zu wechseln. Zum Glück macht das meistens das Schlammblut, nicht auszudenken, wenn das Sirius machen würde. Ich glaube ich würde sterben. Oder ihn anpinkeln. Oder ihn erst anpinkeln und dann sterben. Oder…ne. Lassen wir das.

Ah da kommt sie schon wieder zurück.

„Na Harry? Hast du Lust auf etwas Apfel?"

„Ahhh"

Ja klar, ich habe es doch laut und deutlich vorhin gesagt!

„Na dann komm. Dein Vater muss auch jeden Moment heimkommen."

„Uhhh…"

Urgh, dass Vierauge kann mir ruhig noch eine ganze Weile gestohlen bleiben. Er will mich unbedingt zu einem Rumtreiber erziehen. Nein, danke nicht mit mir. Dafür habe ich oft genug unter ihren Streichen gelitten…Aber man muss schon sagen, seitdem er aus der Schule raus ist und als Auror arbeitet, ist er immerhin etwas erwachsener geworden. Bei Sirius ist es einfach hoffnungslos, aber man kann nicht abstreiten, dass er für Klein-Harry ein guter Vater ist. Nur bin ich nicht Klein-Harry. Aber mach das mal jemanden mit Babysprache verständlich.

Ey, vorsichtig, nicht so grob! Ich bin kein Sack Kartoffeln.

„Und hier bitte mein Schatz, dein Apfel."

Ah, Apfelmus.

„Willst du einen Löffel?"

Ich nicke enthusiastisch. Dann bleibt mir endlich die Demütigung erspart, gefüttert zu werden. Warum müssen Babys auch so furchtbar unselbstständig sein? Ist ja nicht auszuhalten.

„So. Nun probier' mal!"

Also probiere ich. Man das ist schwerer als es aussieht. Warum muss ich auch solche Wurstfinger haben? Wenn die so bleiben werde ich wohl meine Schwierigkeiten haben, irgendwann mal wieder Klavier zu spielen. Nicht das das irgendwann demnächst sein würde. Aber man muss ja immer schon am besten mehrere Jahre im Voraus planen. Man kann nie früh genug anfangen, wie mein Vater (also mein Richtiger, Orion Black) zu sagen pflegte.

„Sehr gut machst du das. Du bist schon ein ganz großer Junge, nicht wahr?"

Ihh, jetzt drückt sie mir noch einen Kuss auf die Stirn. Ich wiederhole mich: ich brauche ein Bad. Mit ganz viel Seife.

Während ich langsam den Apfel versuche zu essen und der größte Teil überall landet nur nicht in meinem Mund, denke ich über das nach, was ich gestern Abend gehört habe. Dumbledore war da und da habe ich endlich den Grund rausbekommen, warum die Potters sich vor der Welt verstecken. Anscheinend trifft auf Harry Potter eine Prophezeiung zu, nach der er irgendeine mysteriöse Kraft besitzt, mit deren Hilfe er imstande sein soll den Dunklen Lord zu vernichten. Wie lautete sie noch, hm, ach ja:

Der Eine mit der Macht, den Dunklen Lord zu besiegen, naht heran

Jenen geboren, die ihm drei Mal die Stirn geboten haben, geboren, wenn der siebte Monat stirbt

Und der Dunkle Lord wird Ihn als sich Ebenbürtigen kennzeichnen, aber Er wird eine Macht besitzen, die der Dunkle Lord nicht kennt

Und der Eine muss von der Hand des Anderen sterben, denn keiner kann leben, während der Andere überlebt

Der Eine mit der Macht, den dunklen Lord zu besiegen, wird geboren werden, wenn der siebte Monat stirbt

Und irgendwie hat der Dunkle Lord davon Wind bekommen und macht jetzt jagt auf die Potters. So weit, so schlecht. Nur drei kleine Sachen finde ich da besorgniserregend:

Erstens, soll der Auserwählte laut Prophezeiung vom Dunklen Lord irgendwie als Ebenbürtiger markiert werden – was meines Wissens nach bisher noch nicht erfolgt ist. Also wer legt fest, an wen sich der Dunkle Lord ranmacht? An Harry Potter? Oder doch an den Sohn der Longbottoms? Wie hieß der nochmal…Irgendwas mit N. Glaube ich. Egal, jedenfalls trifft die Prophezeiung auch auf ihn zu. Aber auch er hat kein Zeichen oder so etwas in der Art. Außer man zählt natürlich mein Dunkles Mal mit, aber das gehörte ja zu Regulus Black und nicht zu Harry Potter - also scheidet diese Theorie schon mal vorläufig aus. Also werde ich oder der Longbottom-Junge die Bekanntschaft mit meinem alten Meister machen mit eher geringeren Aussichten diese Begegnung unbeschadet zu überstehen. Ja es ist offiziell, mein Leben nervt. Urgh, ich versinke hier in Selbstmitleid. Schluss damit.

Zweitens klingt es verdächtig danach, dass sich dieser ominöse Auserwählte den Dunklen Lord nur besiegen kann, wenn er sich selbst opfert und am Ende sind beide tot. Darauf habe ich ehrlich gesagt gar keine Lust, mir reicht es vollkommen aus schon mal in meinem Leben gestorben zu sein. Die Erfahrung muss ich kein Zweites Mal in näherer Zukunft machen. Und außerdem: woher soll ich denn bitte wissen ob ich siegreich war, wenn ich tot bin? Wo bleibt der Sinn dahinter? Argh! Wie schon eingangs erwähnt: das Schicksal hasst mich.

Und drittens: Wahrsagen und Prophezeiungen sind um ehrlich zu sein ein gequirlter Haufen Mist. Das ist alles immer so wage, vollkommen unterschiedlich deutbar und erfüllt sich nur, wenn man selbst daran glaubt. Ich habe mich nie mit so was in Hogwarts abgegeben, dafür waren mir meine grauen Zellen zu schade. Nur leider weiß ich aus eigener Erfahrung, dass viele mächtige Personen, sprich Dumbledore und der Dunkle Lord, sich viel zu sehr von solchen Worthülsen beeinflussen lassen. Die müssten es gerade doch eigentlich besser wissen. Aber nein! Es könnte ja immer sein, dass…und wenn man so anfängt zu denken ist es zu spät. Und wer hat darunter zu leiden? Ja genau, ich, der ich gar nichts von all dem wissen wollte.

„Hallo Harry. Hast du mich vermisst?", schreckt mich eine warme Baritonstimme aus meinen düsteren Gedanken und ich blicke auf.

Ja da steht er - James Potter wie er leibt und lebt. Vollkommen zerstörte Haare (die ich leider auch geerbt habe – verdammte seist du Potter!), jungenhaftes Lächeln, schrecklich gryffindor-rote Aurorroben und diese unpraktische Brille mit den runden Gläsern, die immer leicht schief auf seiner Nase sitzt. Was macht er eigentlich, wenn er die mal im Kampf verliert? Auf den Boden rumrobben bis er sie wiederfindet? Warum lässt es sich die Augen nicht einfach korrigieren? Das haben meine Eltern bei mir schon kurz vor Hogwarts gemacht. Einfach einen Trank nehmen, einen kurzen Spruch, einmal mit dem Zauberstab wedeln – und voilà, klare Sicht bis ins hohe Alter! Nun ja, vielleicht liegt es auch daran, dass die Zutaten für den Trank nicht so ganz legal sind…und die ganze Prozedur als schwarzmagisches Ritual gelistet wird.

Wobei mir persönlich unklar ist warum eigentlich, aber wer weiß schon was sich die im Ministerium gedacht haben, als sie körperverändernde Rituale verbannt haben. Es ist schon war, es gibt einige Rituale bei denen grausige Opfer gebracht werden müssen oder die auch sagen wir mal ungute seelische Veränderungen veranlassen, bei denen selbst ich als Teil der Familie Black ein flaues Gefühl in der Magengegend bekomme. Aber das gibt noch lange niemanden das Recht, gleich alle Rituale, Tränke oder Zaubersprüche ungeprüft in die Schwarze-Magie-Schublade zu stecken, nur weil sie einen unbehaglich machen. Aber was rede ich eigentlich. Es steht nicht in meiner Macht das zu ändern.

„Ha!", quietsche ich mit ausgestreckten Stummelärmchen und Potter schaut mich freudestrahlend an. Er ist wirklich zu einfach zu manipulieren.

Schwungvoll nimmt er mich hoch und wirbelt mich durch die Luft. Ich gebe es nur ungern zu, aber in solchen Momenten genieße ich es wieder ein Kind zu sein. Solche schnöden Kindereien wären bei den Blacks zu Haue nie vorgekommen. Ich habe erst jetzt mitbekommen, dass Sirius' und meine Kindheit ziemlich kalt und trostlos gewesen sein muss im Vergleich zu der von anderen Zaubererkindern wie dem Halbblut Klein-Harry. Zu mindestens kann ich mich nicht daran erinnern, dass mich meine Mutter jemals abends als Gute Nacht auf die Stirn geküsst hat oder mein Vater mit mir durch die Wohnung getobt ist. Immer ging es um korrektes Auftreten und die Bewahrung von Ansehen und Würde des Hauses Blacks. Aber wenn man es nicht anders kennt, vermisst man es auch nicht.

„James!", ruft das Schlammblut und zu meinem Ärgernis werde ich mit einem schuldbewussten Blick von Potter auf dem Boden abgesetzt.

„Und wo bleibt meine Begrüßung?", fragt die Rothaarige mit Schmollmund und bekommt prompt einen Kuss auf die gespitzten Lippen gedrückt. Ihh. Wie eklig.

„Ich glaube Harry ist eifersüchtig", kichert James, nachdem er meinen Gesichtsausdruck bemerkt und meine Mundwinkel sinken noch weiter herab.

„Na komm kleiner Mann, lass uns-", setzt das Schlammblut an, wird aber von dem Geräusch der magischen Klingel unterbrochen, die ankündigt, dass jemand vor der Tür steht und rein wollte.

„Das muss Tatze sein!", stößt Potter hervor und noch bevor seine Frau irgendwas erwidern kann, stürmt der Auror auch schon in Richtung Tür.

Ich bin verwirrt. Wer ist Tatze? Den Namen hatte ich schon mal irgendwann gehört, aber ich kann mich beim besten Willen nicht mehr daran. Es liegt mir auf der Zunge.

„James! Warte! Stell sicher, dass er auch wirklich ist wer er vorgibt zu sein!", ruft das Schlammblut ihrem Mann hinterher und man hört gedämpfte Stimmen durch den Flur schallen.

Dann kommt jemand durch die Tür und ich könnte mich selbst schlagen für meine Dummheit. Natürlich ist Sirius Tatze! Er ist doch ein Hunde-Animagus. Da macht doch der Spitzname wieder Sinn. Gierig trinke ich seine Gestalt in mich auf. Er trägt seine Haare etwas kürzer als noch vor wenigen Monaten, als ich ihn zum letzten Mal gesehen habe. Es ist genau so schwarz und wellig wie meins früher einmal gewesen ist und fällt ihm verwegen immer wieder in die Augen. Sein gutaussehendes Gesicht zieren leichte Linien, die er in Hogwarts noch nicht hatte, wahrscheinlich setzt der Krieg da draußen ihm sehr. Nun, wem setzt Krieg nicht zu? Ebenso hat er die gleiche Augenfarbe wie ich, das typische grau der Familie Black, nur bei ihm wirkten sie immer warm, nie wie die meinen. Kalt wie Glas und irgendwie leer haben sie ausgesehen, wie mir einst ein Mädchen mal sagte.

Ein breites Grinsen legt sich auf Sirius' Gesicht als er mich erblickt und mein Herz verkrampft sich schmerzvoll in meiner Brust. Er liebt wirklich seinen Patensohn Harry, als wäre es sein eigenes Kind. Nur bin ich nicht Harry. Ich bin Regulus, sein jüngerer und einziger Bruder. Und mich hat er nie so angesehen, seitdem wir nach Hogwarts gegangen sind. Ich habe ihn einstmals wirklich geliebt, er hat mich als wir klein waren oft versucht auf seine eigene Art und Weise zu schützen, wenn unsere Eltern wieder ihre Anfälle von „Erziehung" hatten - was meist in Stubenarrest und kein Abendbrot für mich und die Nacht in der „Zelle" verbringen und ein paar Schläge für Sirius endete. Aber irgendwann hörte er auf mich anzulächeln, mit mir zu spielen oder auch nur gemeinsam in einem Raum mit mir sein zu wollen.

Ich habe nie so recht verstanden warum er angefangen hat zu rebellieren gegen das, was unsere Eltern uns lehrten – sie taten schließlich nur, was richtig ist und immer sein wird. Uns die Gefahren durch die Muggel und Schlammblüter vor Augen führen und dafür sorgen, dass wir die Traditionen des ehrwürdigen Hauses Black erhalten und zu wahren wissen. Und schwarze Magie gehört nun einmal zu unserem Erbe, es ist eine Ehre sie erlernen und praktizieren zu dürfen, keine Schandtat, wie er es immer darstellt. Warum wollte er auf einmal nichts mehr mit Reinblütern zu tun haben (mal davon abgesehen das Potter auch reinen Blutes ist) und lehnt die Kultur so rigoros ab, in der wir aufgewachsen sind? Was findet er an Muggeln und Schlammblütern so faszinierend? Ich habe es nie verstanden und dieses Unverständnis hat irgendwann zum vollständigen Bruch zwischen uns beigetragen. Je mehr er rebellierte, desto mehr hielt ich das Motto unserer Familie in Ehren: Toujours pur. Immer rein.

Die Einordnung in rivalisierende Häuser in Hogwarts war da nur das Sahnehäubchen obendrauf und hat nicht gerade dazu beigetragen, dass sich unsere Beziehung verbessert hat. Ganz im Gegenteil. Und dafür hasse ich James Potter ein kleines Stückchen, obwohl mir klar ist, dass es sinnlos ist. Er hat mir Sirius weggenommen, als die beiden zusammen nach Gryffindor gekommen sind. Und indem er dann im Sommer vor seinem letzten Schuljahr zu Potter geflohen ist und Mutter ihn von dem Stammbaum gesprengt hat, hat er mir etwas Unverzeihliches angetan. Dunkel der Nacht habe ich ihn wirklich gehasst für seine kurzsichtige, egoistische, gryffindorische Lebenseinstellung. Er hat mich mit meinen Eltern allein gelassen und mich ihnen regelrecht zum Fraß vorgeworfen, um ihre Wut und Frust über seine totale Verweigerung der Familie an jemanden auszulassen. Und bis heute glaube ich, dass er nicht einmal wusste, was er mir damit antat. Und das macht es mir schwer ihn weiterhin zu hassen. Er ist auf seine eigene Art und Weise überaus naiv und manchmal fühle ich mich wie der große Bruder von uns beiden. Der Erbe und spätere Lord Black war weg, so ging das Augenmerk meiner Eltern auf mich über. Und Formen taten sie mich zu dem perfekten Reinbluterben für die Familie. Irgendwie bezweifle ich, dass ich nicht geistige Schäden von dieser Zeit davon getragen habe. Sagt man nicht, dass sie Opfer wahnsinnig werden, wenn sie zu lange dem Cruciatus ausgesetzt waren?

„Harry! Wie geht es meinem Lieblingspatenkind?", fragt mein großer Bruder mit seinem typisch wolfsartigen Grinsen und nimmt mich dem Schlammblut ab.

Es ist ein komisches Gefühl von seinem eigenen Bruder gehalten zu werden. Das letzte Mal als wir uns umarmt hatte war…äh…Hmpf. Ich kann mich ehrlich gesagt nicht mehr daran erinnern. Schon irgendwie traurig. Wenn er mich nicht als seinen Bruder lieben kann, vielleicht kann er mich ja als seinen Patensohn lieben? Fasziniert betrachte ich meinen Bruder von nahem. Ich habe ihn noch nie so glücklich und frei erlebt. War er immer so, wenn niemand aus seiner Familie in der Nähe war?

„Was ist los Harry, du guckst so traurig?", reißt mich seine Stimme aus meinen düsteren Erinnerungen und ich zwinge ein Lächeln auf mein Gesicht.

„Tahe!", blubbere ich hervor und beobachte mit Genugtuung, wie sich seine Augen erstaunt weiten.

„Hat er gerade versucht Tatze zu sagen?"

„Jepp"; erwidert Potter vergnügt, „Möchtest du ein Butterbier? Du musst mir unbedingt erzählen, wie es Moony geht! Ich habe schon ewig nichts mehr von ihm gehört, seitdem er in Dumbledores Auftrag unterwegs ist. Komm mit in die Küche und setz dich. Lily hat gestern Kesselkuchen gemacht, es müsste noch was da sein."

„Ja! Kuchen!", stößt mein Bruder überschwänglich aus und joggt mit mir auf dem Arm Richtung Küche und ich kann mir ein trauriges, schiefes Grinsen nicht verkneifen. Einige Dinge ändern sich eben nie. Und dazu gehört eben auch Sirius und seine tiefe Liebe zu allem, was süß ist.