Inhaltsangabe:

Wie knüpft man an, wie macht man weiter in einem Leben, dass hinter einem liegt, bedroht von der kalten, erbarmungslosen Hand des Feindes. Tief in seinem Herzen jedoch, in das der Tod von Dumbledore tiefe Wunden geschlagen hat, die von der Zeit nur langsam geheilt werden, beginnt Harry zu begreifen, dass es an ihm ist die Menschen, die er liebt zu schützen. Der Schatten Voldemorts, der sich über der Welt ausbreitet und dem Land den Atem raubt ist stärker den je. Fehler und Verrat haben ihn genährt, aber auch jetzt noch gibt es Tapferkeit und Mut derer, die nicht bereit sind sich seinem Willen zu beugen. Der Orden des Phönix hat zwar einen schweren Schlag erlitten aber auch in seinen Reihen gibt es noch die Kraft eines Geheimnisses, dass die kleine Flamme der Hoffnung vielleicht zu neuer Stärke verhelfen kann.

Paare: HP/GW RW/HG


Kapitel 1: Eine kleine Geste

Nur mühsam schafften es der Mond und die wenigen Straßenlaternen, Licht ins Dunkel zu bringen. Grillen zirpten in den Vorgärten der gepflegten Einfamilienhäuser. Zahlreiche Fester waren zur Straße hin geöffnet, um die Hitze des Tages aus den Häusern zu vertreiben. Vereinzelt konnte man Fernseher hinter den Fliegengittern flackern sehen und hören.

Es war schon kurz vor Mitternacht, als Harry die Straße des Ligusterwegs auf Haus Nummer 4 zulief. Noch letztes Jahr hätte das unglaublichen Ärger bedeutet, aber jetzt war alles anders! Auf der Heimfahrt in die Ferien hatten ihm die Worte seines kürzlich verstorbenen Mentors in den Ohren geklungen: „Harry du hast eine Macht, eine Macht die Voldemort niemals haben oder auch nur verstehen wird, du kannst lieben". Und auch ein zweiter Satz Dumbledores schwirrte ihm ständig durch den Kopf. „Es war die Liebe deiner Mutter die dich vor dem Todesfluch geschützt hat als er dich Angriff. Das Blut deiner Mutter, welches in deiner Tante Petunia fließt, hat dich all die Jahre im Ligusterweg beschützt. Deshalb musst du mir versprechen, nach diesem Schuljahr noch einmal in den Ligusterweg zurückzukehren".

Ja, Harry konnte lieben. Er liebte seine Freunde Ron und Hermine, er hatte seinen Paten Sirius geliebt, in gewisser Weise hatte er auch seinen Mentor Dumbledore geliebt. Er liebte seine Eltern, die er leider nie kennen gelernt hatte. Sie waren in jener Nacht, der er seine blitzförmige Narbe auf der Stirn verdankte, von Lord Voldemort getötet worden. Er liebte die gesamte Familie seines Freundes Ron Weasley. Sie waren für ihn zu einer Art Ersatzfamilie geworden. Aber am aller meisten liebte er Ginny Weasley, Rons jüngere Schwester und jüngster Spross dieser Familie. Bis zur Beerdigung Dumbledores, vor wenigen Wochen, war er mit Ginny zusammen gewesen. Wie er jetzt wusste, war das die glücklichste Zeit seines bisherigen Lebens gewesen!

Aber die Dursleys, die Muggel (so wurden in Harrys Welt nicht magische Menschen genannt) bei denen Harry lebte, seit seine Eltern tot waren - liebte er sie? Sie hatten ihn auf Bitten Dumbledores aufgenommen, hatten ihn durchgefüttert, ihm ein Dach über dem Kopf und ein Bett zum Schlafen gegeben, auch wenn es 11 Jahre lang in der spinnenverseuchten Kammer unter der Treppe stand. In gewisser Weise, war er ihnen dankbar, aber einen Grund sie zu lieben hatten sie ihm nie gegeben!

Zu dieser Familie gehörten Vernon und Petunia Dursley, sowie ihr verhätschelter Sohn Dudley. Sie hatten ihn all die Jahre spüren lassen, dass sie nicht gerade erfreut waren, das er in ihrem Haus wohnte und ihnen auf der Tasche lag. Eigentlich hätte es für Petunia selbstverständlich sein müssen, den Sohn ihrer verstorbenen Schwester Lily aufzunehmen. Aber es gab da einen Umstand, der das Verhältnis von Petunia und Lily schon früh getrübt hatte. Lily, genauso wie ihr Mann James und auch ihr Sohn Harry, waren Zauberer. Besonders Onkel Vernon, der von solcherlei Quatsch überhaupt nichts hielt, konnte Harry diese Tatsache nur sehr schwer verzeihen. Aber Harry war den Dursleys dankbar, sie hatten ihn, ohne es zu wollen, ziemlich gut für sein Leben in der Zauberergemeinschaft vorbereitet. Die Streiche, die ihm sein Cousin Dudley mit Hilfe seiner Freunde immer wieder gespielt hatte, hatten seine Reaktionsgeschwindigkeit und seinen Überlegtheit in brenzligen Situationen enorm geschult.

-Nein! Er liebte die Dursleys nicht! Sie hatten ihn nie gut behandelt, aber wie konnte er erwarten das sich daran etwas ändert, wenn nicht auch er sein Verhalten ihnen gegenüber änderte? Wie Dumbledore gesagt hatte: „Jeder hat eine zweite Chance verdient". Also hatte Harry noch auf der Heimfahrt von der Schule beschlossen, eine Geste des guten Willens zu machen. Aber welche Geste würden sie verstehen? Wenn alles, was seine Welt ausmachte, von ihnen dermaßen verabscheut wurde? Eine Sache gab es da jedoch, die es in beiden Welten gab – Geld. Eine universelle Sprache welche besonders Onkel Vernon sehr gut Verstand. Seine Eltern hatten Harry in der Zaubererwelt genug hinterlassen, um seine Schulausbildung locker finanzieren zu können. Doch letztes Jahr hatte er auch noch seinen Patenonkel beerbt. Da Harry keinen sehr aufwendigen Lebensstil führte, würde er den Rest seines Lebens von den Zinsen leben können. Aber Geld war Harry nicht wichtig! Was in der Zaubererbank Gringotts in seinem Verließ ruhte, wäre für andere wahrscheinlich ein Schatz gewesen, für Harry war er lediglich ein Haufen glänzendes Metall, manchmal recht nützlich, aber eigentlich wertlos! Die Weasleys zum Beispiel besaßen kaum Geld, weder in der magischen, noch in der nichtmagischen Welt. Aber sie hatten Vater, Mutter, Geschwister und ein Haus, in dem alle unter einem Dach lebten. In Harrys Augen waren sie die reichsten Menschen, die er kannte.

Als Harry auf dem Bahnhof angekommen war, verabschiedete er sich schnell von seinen Freunden und apparierte zu seiner Bank. Eigentlich durfte er nicht apparieren, da er noch nicht volljährig war und die Prüfung noch nicht abgelegt hatte. Doch irgendwie bezweifelte er, dass sich das Zaubereiministerium einmischen würde, in diesen Zeiten hatten die wohl Besseres zu tun! Außerdem, solange man nicht erwischt wurde, war auch nichts verboten! Eine Lektion, die er nicht zuletzt auch bei den Dursleys gelernt hatte. Die Zaubererbank Gringotts in der Winkelgasse war zwar eigentlich nur für Zauberer, aber da auch Zauberer manchmal Muggelgeld brauchten, konnte man sich seinen Besitz auch in Muggelgeld auszahlen lassen. Harry hatte vorher grob ausgerechnet was seine Anwesenheit die Dursleys wohl in den letzten Jahren gekostet haben mochte.

Seit er bei seiner Ankunft in Little Whinging, in einer kleinbürgerlichen Einfamilienhaussiedlung in spießigen Verhältnissen, Onkel Vernon das Geld übergeben und sich vielmals für das Obdach in den letzten, fast 16 Jahren, bedankt hatte, war alles anders. Die Dursleys waren zwar nicht arm oder bedürftig, auch hatte niemand von ihnen durch seine Anwesenheit Hunger leiden müssen, wie an Onkel Vernon und Dudley deutlich zu erkennen war, doch offensichtlich hatte er mit dem Geld bei ihnen den richtigen Nerv getroffen.


Kapitel 2: Entschluss in Little Whinging

Harry ging völlig gelassen den Gartenweg zur Haustür von Nummer 4 entlang und schloss die Tür auf. Er vermisste es fast, von Onkel Vernon oder Tante Petunia von der Seite angemacht zu werden, wie es sonst so üblich war. Aber die Beiden saßen völlig gelassen im Wohnzimmer und schauten sich eine Astrologiesendung an. Dort konnten Leute anhand ihres Geburtsdatums und -ortes erfahren, ob es klug wäre, dem Chef morgen Kaffee oder doch besser Tee zu kochen. Harry überlegte schmunzelnd, ob er den Beiden seine völlig abgedrehte Wahrsagelehrerin Sibyll Trelawney vorstellen sollte. Bei diesem Gedanken musste er grinsen. „Hallo!" rief Harry im Vorbeigehen am Wohnzimmer. „Hallo Harry! Na? Schon zurück?" kam eine Antwort aus dem Wohnzimmer. „Ja!" antwortete Harry.

Er war froh, alles, was er für seinen Plan noch brauchte, bekommen zu haben. Er öffnete die Tür zu der kleinen Kammer unter der Treppe. Bis zu seinem ersten Schuljahr in der Zaubererschule Hogwarts, war das sein Schlafzimmer gewesen, aber der Raum war nun völlig anders eingerichtet. Auf der rechten Seite des Raumes stand ein bequemer Sessel aus dem Wohnzimmer, den Onkel Vernon mit Hilfe von Harrys Geld durch einen neuen ersetzt hatte. Dahinter stand eine Leselampe und rechts neben dem Sessel ein kleiner Tisch, der über und über mit Büchern über Zauberei bedeckt war. Zu oberst lag ein Buch mit der Aufschrift „Zaubertränke für Fortgeschrittene von Libatius Borage" Auf der linken Seite des Raumes, also unter der Treppenschräge, war ein Regal angebracht, auf dem Harrys Besen, sein Topf und einige Zutaten für Zaubertränke lagen.

Harry legte seinen Einkauf zu den restlichen Zaubertankzutaten, ging wieder hinaus und schloss die Tür seines „Studierzimmers", wie er es den Dursleys gegenüber gerne nannte. Er stieg die Treppe hinauf zu seinem Schlafzimmer und legte sich aufs Bett. Unwillkürlich fiel er wieder in das altbekannte Schema. Er dachte an alte Freunde, an Sirius seinen Paten, an Dumbledore und seine Eltern. Sie alle waren tot und er hatte mit allen Todesfällen mehr oder weniger viel zu tun gehabt. Er vermisste sie alle, aber das war nicht so schlimm, jetzt nicht mehr, denn bald würde er sie alle wiedersehen. Über diesen Gedanken schlief Harry ein.

Es war ein ruhiger, entspannter und traumloser Schlaf. In den ersten Wochen seiner Ferien war er Nacht für Nacht von Alpträumen aus dem Schlaf gerissen worden. Alpträume? Ja, bei jedem anderen wären es wohl Alpträume gewesen, aber bei Harry waren es Erinnerungen. Erinnerungen an Tod und Leid. Harry hatte in den letzten sechs Jahren mehr Tod und Leid erfahren müssen, als man sich vorstellen oder als normaler Mensch ertragen konnte. Doch damit war es endlich vorbei! Bald würde alles vorbei sein! Seit er seine Entscheidung getroffen hatte, schlief er jede Nacht durch.

Als Harry am nächsten Morgen erwachte, ging er hinunter zur Küche, wo Onkel und Tante bereits beim Frühstück saßen. „Morgen", begrüßte er sie, „Morgen Harry" kam es von Onkel und Tante zurück. Es war noch immer nicht die innige Liebe zwischen ihnen Dreien. Aber ein so entspanntes Verhältnis hatten sie noch nie gehabt! „Was ein bisschen Geld doch bewirken kann", dachte Harry.

Oder war es doch die Tatsache, dass er in wenigen Tagen, wahrscheinlich für immer, aus diesem Haus verschwinden würde? „Was hast du heute vor, Junge?" fragte Onkel Vernon. Harry war verwundert, weniger das Onkel Vernon das Gespräch zu ihm suchte, das war in den letzten Wochen normal geworden, sondern viel mehr, das er die Zeit gefunden hatte, etwas zwischen zwei Bissen zu sagen. Normalerweise was sein Mund dazu immer zu voll und zu beschäftigt mit Kauen. Als er zu seinem Gesprächspartner herüber blickte, war das Geheimnis aber schnell gelüftet, Onkel Vernon war damit beschäftigt, sich den Teller das dritte Mal mit Speck und Eiern vollzuschaufeln. Dabei brauchte man nun mal nur die Hände und nicht dem Mund. Also hatte er ein paar Sekunden Zeit, sich mit Harry zu unterhalten.

„Och" sagte Harry, „Ich dachte, ich rühre nachher etwas mit meinem „Chemiebaukasten" zusammen! Ich habe da so eine Idee, die ich ausprobieren möchte." Onkel Vernon blickte ihn misstrauisch an. „B u r s c h e, du weißt, ich schätze es gar nicht, wenn hier mit Dingen gearbeitet wird, von denen ich nichts verstehe!" „Ja" erwiderte Harry und versuchte dabei eine ernste Miene beizubehalten, „so eilig ist es mit dem Zusammenrühren nicht! Ich denke, ich werde die Zeit finden, vorher den DVD-Recorder und die Mikrowelle zum Wertstoffhof zu bringen!" Harry blickte Onkel Vernon in die Augen bei diesem Satz und hatte es tatsächlich geschafft, ein todernstes Gesicht dabei zu machen. Sein Onkel schaute verdutzt zurück. Früher wäre Onkel Vernon ihm für so einem Satz, eine solche Frechheit, sofort mit hochrotem Gesicht an die Gurgel gesprungen. Doch diesmal? Nichts! Sein Onkel schaute ihn nur verdutzt an! Aus den Augenwinkeln konnte Harry aber erkennen, das jemand anders am Tisch tief rot geworden war. Harry schaute zu Tante Petunia herüber. Diese konnte sich nicht mehr halten und pustete los vor Lachen. Auch Onkel Vernon, hatte diesen harmlosen Spaß mittlerweile als das verstanden was er war und lachte mit. Darüber vergaß er sogar, weiter Speck und Eier auf seinen Teller zu schaufeln. Harry setzte sein breitestes Grinsen auf und stimmte dann in das Gelächter ein.

So etwas hätte er in all den Jahren, in denen er hier gelebt hatte, nie zu träumen gewagt. Dass er eines Tages mit Onkel und Tante am Frühstückstisch sitzen würde und sie alle drei aus vollem Herzen über etwas lachen könnten. Wenn man sich auf sie einließ, waren die Dursleys gar nicht so übel, etwas spießig sicher, aber Alles in Allem keine Leute, die man hassen musste. Vielleicht konnte man sie sogar etwas gerne haben!


Kapitel 3: Kampf und Tränke

Wenige Minuten später war Harry rundum satt. Noch so ein Gefühl, das früher bei den Dursleys nicht selbstverständlich für ihn gewesen war. Harry stand auf. Sein lieber Cousin hatte es bis jetzt noch nicht geschafft, zum Frühstück zu erscheinen. Der hatte Nerven! „"Ich gehe ein wenig lernen!" mit diesen Worten machte er sich daran, die Küche zu verlassen, als die Stimme seines Onkels ihn sich umdrehen ließ. „Kommst du heute Abend mit zum Kampf?" „Ja, sicher" erwiderte Harry und ging nun endgültig in sein Studierzimmer. Ob er den Kampf sehen wollte? Aber natürlich! Ein solches Ereignis hätte er sich auch schon früher nicht entgehen lassen. Sein Cousin Dudley, ein Schrank von einem 17-Jährigen, würde heute Abend das erste Mal im Schwergewicht der Männer boxen. Zwar hatte er auch schon letztes Jahr, nach seiner Diät und seinem Training, erfolgreich geboxt, aber nur in der Schülerliga. Heute Abend würde sein erster Kampf in der Amateurliga sein. Sein Gegner war ein 23-Jähriger Amateur, der kurz davor war, ins Profilager zu wechseln. 35 Siege, 31 durch K.O., keine Niederlage, kein Unentschieden. Harry an D´s Stelle hätte die Hosen wahrscheinlich gestrichen voll! Aber was machte Cousin D? Schlief noch seelenruhig in seinem Bett! Auf dem Papier war die Sache glasklar: D. würde so was von die Hucke voll kriegen! Alleine für diesen Anblick hätte Harry früher seine Seele verkauft. Das war es, wovon er Jahre lange geräumt hatte! Doch auch Harrys Verhältnis zu D. hatte sich merklich gebessert. Waren es Spätwirkungen des Dementoren Angriffs letzten Sommer, oder der ein- oder andere K.O. in der Schülerliga? Irgend etwas hatte jedenfalls seinem Cousin Verstand eingebläut. Also würde er heute Abend kommen und seinen Cousin anfeuern, denn erstens war Blut dicker als Wasser und außerdem war er nun der letzte DD in seinem Leben. Kurz vor dem Kampf würde er seinem Cousin eine kleine Überraschung geben, die er in den letzten Tagen vorbereitet hatte!

Harry betrat sein Studierzimmer und ließ sich in den immer noch sehr bequemen Sessel fallen. Wie fast jeden Tag in diesem Sommer griff er wieder einmal mit sehr gemischten Gefühlen zu dem Buch, das zuoberst auf dem kleinen Stapel zu Harrys Rechten lag. Bei diesem Ding befand er sich wirklich in einer moralische Zwickmühle. Einerseits hatte er aus diesem Buch im letzten Jahr und auch in den letzten Wochen sehr viel gelernt. Andererseits gehörte es einst dem Mann, den Harry mehr als jeden anderen Menschen auf der Welt hasste. Freunde waren sie Beide noch nie gewesen, aber seit Snape Dumbledore mit dem unverzeihlichsten aller Unverzeihlichen Flüche getötet hatte, war der Hass ins unermessliche gestiegen! Nicht nur dass er der Vorbesitzer dieses Buches war. Nein! Er war auch der sehr inoffizielle Co.-Autor dieses Machwerks. Der gedruckte Originaltext, insgesamt ca. 40 , waren durch 60, größtenteils sehr nützlichen Snape-Text ergänzt worden. Das machte dieses Buch mit Abstand zum ungewöhnlichsten Schulbuch, das Harry jemals besessen hatte.

Im Laufe der letzten Wochen, seit Harry das Buch an seinem letzten Schultag aus dem Raum der Wünsche geholt hatte, hatte sich Harry aber eine sehr pragmatische Ansicht über dieses Buch zugelegt. Zum einen war der Snape, der dieses Buch „verfeinert" hatte, nicht der Todesser und Mörder, den er hasste, sondern der sonderbare Junge mit fettigen Harren, den er vor anderthalb Jahren kopfüber in einem Denkarium hatte bewundern und bedauern können. Zum Anderen war er hier quasi geheimdienstlich tätig! Mann musste immer so viel wie möglich über seinen Feind wissen und welche bessere Informationsquelle stand Harry schon zur Verfügung? Harry warf also noch mal einen Blick in das verfeinerte Rezept auf der aufgeschlagenen Seite, entfachte dann wieder das Feuer unter seinem Kessel und befolgte die Anweisungen.

Nach ca. 3 Stunden lag Harry in den letzten Zügen. Er betrachtete den letzten Absatz des Rezeptes, welcher in dieser typischen Handschrift ergänzt worden war: „Das Blut des Trinkenden hinzugeben, noch einmal kurz aufkochen, dann mindestens 24 Stunden reifen lassen. Die Wirkung verstärkt sich dadurch um ein Vielfaches und man tritt hinüber auf die andere Seite." Harry stach sich in den Finger, drückte ein paar Tropfen Blut heraus in den Kessel und ließ das Gebräu unter Rühren mit dem Zauberstab noch einmal kurz aufkochen, bevor er das Feuer unter dem Kessel löschte. Alles was nun zu tun blieb, war zu warten.

Mittlerweile hatte er ein sehr gutes Händchen für Zaubertränke entwickelt, schließlich hatte er in den letzten Wochen auch viel geübt und so manches Süppchen gekocht. Gerne hätte Harry auch einige der Zauber aus dem Buch ausprobiert, aber da er noch minderjährig war und er derzeit nicht noch mehr Ärger mir dem Zaubereiministerium gebrauchen konnte, hatte er sich dagegen entschieden. Ein kurzes Apparieren ab und zu war zu vertreten, aber wenn stundenlang mächtigste Magie im Ligusterweg Nummer 4 gemessen wurde, wäre es mit der Ruhe sicher schnell aus. Das Brauen von Tränken hingegen war unbedenklich, schließlich erforderte das keine aktive Magiewirkung. Folglich war das und das Auswendiglernen von Formeln und Bewegungen das Einzige, was ihm in den letzten Wochen geblieben war. Noch lange nach dem Mittagessen saß Harry mit einem Lächeln auf dem Gesicht im Wohnzimmer. Morgen war es soweit, morgen würde der ganze Scheiß ein Ende haben!

Am Abend verließ Harry zusammen mit den Dursleys das Haus. So cool D. am Morgen noch gewesen war, so aufgeregt war er jetzt. Harry griff in seine Tasche und holte eine kleine Flasche heraus, deren Inhalt er bereits Ende letzter Woche fertig gestellt hatte. Er hielt das dreifarbige Gebräu gegen die Sonne und beobachte, wie die kleinen goldenen Springwellen der obersten Schicht hin- und herhüpften.

„Hier D., trink das, dann geht es dir gleich besser!"

„Was isn das für Zeug?"

„Ist so eine Art „Energy Drink", meine eigene Entwicklung!"

„Aber Harry, „Energiedrinks" sind in der Liga verboten!"

„Mach dir keine sorgen D., Ich verspreche dir, das in diesem Drink keinerlei Substanzen enthalten sind, die auf der Dopingliste stehen."

Mit einem Achselzucken nahm sein Cousin die Flasche und stürzte den Inhalt auf einen Zug in den Rachen. Wie gut, das ich ihm das Zeug Portionsweise abgefüllt habe, manchmal kriegt er noch immer den Hals nicht voll, dachte Harry.

„Bäh! Also am Geschmack solltest du aber noch mal arbeiten!"

„Der soll nicht schmecken, der soll helfen, D."

Als sie eine halbe Stunde später bei der Kampfhalle ankamen, war Dudley allerbester Laune! Gar nicht so übel, mein „Energiedrink" dachte Harry. „Energiedrink", schon eine komische Bezeichnung. Aber so hatte es D. wenigstens kapiert. Es bestand aus einem Drittel Stärkungstrank, einem Drittel Ausdauertrank und einem Drittel Felix Felicis! Hätte Harry das gesagt, würde das Fläschchen jetzt wohl mitsamt Inhalt auf der Straße kleben und nicht in D´s Magen für gute Stimmung sorgen. Wenn alles so klappte wie erhofft, würde der Trank Dudley heute Abend eine große Hilfe sein. Und theoretisch auch völlig ungefährlich, sonst hätte Harry ihn niemals Versuchskaninchen benutzt! Felix war bei Sportveranstaltungen zwar verboten, aber nur in der Zaubererwelt. Bei den Muggeln nicht, die kannten ihn ja auch gar nicht!

„Energie ..." „Felix …" eigentlich ein guter Name, ich denke ich werde das Zeug in Zukunft „Energiefelix" nennen, dachte Harry.

D. und sein Gegner waren die dritte Kampfpaarung an diesem Abend. Als beide im Ring Aufstellung genommen hatten, wurde die Brisanz dieser Paarung erst so richtig deutlich! Dudley war für sein alter sehr groß, mit breiten Schultern und ordentlichem Kampfgewicht. Gegen seinen Gegner sah er aber wie ein zu kurz geratener Spargeltarzan aus! Der Kampf begann und D. machte trotz seiner Nachteile eine ziemlich gute Figur. Immer wenn sein Gegner zuschlug, hatte D. die Deckung an dieser Stelle oben. Dafür kam Dudley mit ein paar rechten und linken Geraden durch, die sein Gegner sonst wohl im Schlaf abgeblockt hätte. Dudley tänzelte unermüdlich um seinen Gegner herum. Auch von der Härte der Schläge schien Dudleys Gegner beeindruckt. So ging Runde um Runde ins Land und keiner konnte sich einen echten Vorteil erarbeiten. Bis zur 4. Runde, Dudleys Gegner schlug eine Rechte Gerade, die Dudley mit ziemlicher Sicherheit zu Boden geschickt hätte, wenn es Dudley nicht Sekundenbruchteile vorher, ohne ersichtlichen Grund, von den Füßen gerissen hätte. D. sprang sofort wieder auf und der Kampf ging ausgeglichen weiter, wie zuvor. Am Ende stand es 160:154 163:160 157:156 für Dudley, er hatte knapp nach Punkten gewonnen. Harry war stolz auf Dudley und ein bisschen auch auf sich selbst.


Kapitel 4: Auf der anderen Seite

Der nächste Morgen kam und ging. Im Haus Nummer 4 des Ligusterwegs war noch immer alles wie ausgestorben, nur im kleinsten Schlafzimmer des Hauses regte sich langsam etwas. Harry versuchte jede unnötige Bewegung zu vermeiden, denn immer wenn er sich bewegte, war es so, als ob ihm ein Dolch in den Schädel gerammt wurde. Langsam, Millimeter für Millimeter, drehte er sich Richtung Uhr, viertel vor Eins, sechs Stunden geschlafen - eigentlich genug! Aber diese Siegesfeier letzte Nacht... Er hatte ja schon einige Siegesfeiern mitgemacht, zuletzt nachdem sie den Hauspokal gewonnen hatten. Aber das war alles Kinderkram gegen das, was gestern auf dieser Muggelparty los war. Bisher war Butterbier Harrys liebstes Getränk gewesen, seit er jedoch gestern Weizenbier und Bowle versucht hatte, war er sich nicht mehr so sicher! Obwohl er zugeben musste, das er Butterbier offensichtlich wesentlich besser vertrug. Denn heute fühlte er sich unbeschreiblich, aber es gab etwas, an das ihn sein momentaner Zustand seht stark erinnerte, nur an was?

Darüber dachte er nun schon 5 Minuten nach, als es ihm plötzlich wie Schuppen von den Augen fiel: Crucio! So beschissen wie heute hatte er sich bisher nur unter dem Einfluss eines Cruciatus-Fluch gefühlt! Cruciatus-Fluch! Unverzeihlicher Fluch! Da war doch etwas? Ja, sein Trank müsste nun eigentlich fertig sein, die 24 Stunden waren gleich vorbei. Harry stand mit dröhnendem Kopf, rebellierendem Magen und ziemlich weichen Knien auf und quälte sich in Richtung seines Studierzimmers. Er fühlte sich zwar so beschissen wie noch nie, der Cruciatus-Fluch hielt ja immer nur für ein paar Sekunden, ihm aber war schon seit fast einer Stunde zum Sterben. Als er in der Küche vorbei kam, schnappte er sich ein Post-it und einen Kuli. Gar nicht so dumm diese Muggelerfindungen, dachte er und schrieb eine Nachricht an die Dursleys: „Ich bin weg, aber macht euch keine Sorgen, wir sehen uns bald wieder! Euer Harry." So, Damit war eine weitere Hürde aus dem Weg geräumt! Nichts konnte ihn nun noch davon abhalten, seinen Plan in die Tat umzusetzen! Harry nahm den Kessel vom Regal und betrachtete den Inhalt; der Trank hatte ein blässliches Rosa angenommen und als er darin rührte, wurden blutrote Streifen sichtbar, die sich alsbald wieder auflösten. „Perfekt" dachte Harry, „genau wie im Buch beschrieben". Es konnte nun also getan werden, das was er sich so fest vorgenommen hatte. Harry füllte das für diesen Zweck vorbereitete Fläschchen mit dem Gebräu und setzte sich in den bequemen Sessel. Mit dem Zauberstab auf die Tür gerichtet versiegelte er den Raum. Das letzte, was Harry wollte, war, dass er gefunden wurde, bevor es vorbei war. Er setzte das Fläschchen an die Lippen und trank es in einem Zug aus. Langsam bemerkte er, wie alles um ihn herum Schwarz wurde, nichts war mehr zu hören außer dem Schlagen seines Herzens: Bum Bum ……………..Bum ……………Bum ……………………………..Bum ……………………………………………Bum………………………………………………………………………………………………………………………………………………..Nichts mehr, absolute Stille!

Doch dann begann alles sich zu verändern: Harry blickte unter sich und sah einen in sich zusammengesunkenen Harry Potter auf einem sehr bequem aussehenden Sessel sitzen. In der rechten Hand hielt er ein keines, leeres Fläschchen, in der anderen einen Korken, der bestimmt in das Fläschchen passte. Harry hatte kaum Zeit, sich an dieses Bild zu gewöhnen, denn um ihn herum wurde wieder alles schwarz und er fühlte, wie er von etwas angesaugt wurde. Als er wieder etwas erkennen konnte, traute er seinen Augen nicht! Diesen Anblick hatte er schon so oft erlebt, diesen Anblick liebte er mehr als jeden anderen. Harry stand am Eingang zur großen Halle von Hogwarts. Ohne es wirklich zu merken, wanderte er durch die weitläufigen Korridore der Schule. Deine Beine führten ihn, bis vor einen Wasserspeier, vor dem er anhielt. Dieser blickte ihn interessiert an und ohne darüber nachzudenken, sagte Harry „Säuredrops" Der Wasserspeier sprang beiseite, die Wand hinter ihm teilte sich und glitt auseinander, eine steinerne Wendeltreppe, die sich bewegte, wurde sichtbar. Als Harry die Treppe betrat, begann diese sich zu bewegen und fuhr ihn nach oben vor eine glatt polierte Holztür mit einem Bronzeklopfer. Er klopfte und hörte von innen eine sehr vertraute Stimme, ein „Herein".

Harry öffnete die Tür. Das kreisrunde Büro, das Harry nun sah, kam ihm unheimlich bekannt vor. Empfindliche, silberne Instrumente standen auf storchbeinigen Tischen, stießen Rauch aus und surrten, an der Wand hingen Bilderrahmen und ein herrlicher Phönix saß auf seiner Stange hinter der Tür und beobachtete Harry mit wachem Interesse. Es gab auch einen gewaltigen klauenfüßigen Schreibtisch und auf einem Bord dahinter lag ein schäbiger und rissiger Zaubererhut – der Sprechende Hut. Hinter dem Schreibtisch saß ein Zauberer mit langem, silbernen Bart, der Harry mit seinen durchdringenden, hellblauen Augen festnagelte. Der Zauberer legte die Fingerspitzen zusammen und musterte ihn.

„Harry, was machst du den hier? Wir hatten dich frühestens in 80 Jahren erwartet"

„Prof…. ess.. or Dumbledore!" stotterte Harry ungläubig

„Ja Harry, aber lass den Professor weg! Hier sind wir alle gleich! Nenne mich Albus. Setz dich doch, Harry!" Harry nahm in einem der Stühle gegenüber dem Schreibtisch Platz, wobei er von Dumbledore durch seine halbmondförmigen Brillengläser, die im Kerzenlicht blitzten, beobachtet wurde.

„Prof….äh, Albus, könntest du mir erklären wo wir hier sind?"

„In meinem Büro natürlich Harry, aber das dürfte dir bei deiner schnellen Auffassungsgabe sicher schon aufgefallen sein!"

„Nein, ich meine in welcher Welt?"

„Das hier, Harry, ist die andere Seite. Ich sagte doch immer: Der Tod ist für den gut vorbereiteten Geist nur das nächste Abenteuer"

„Aber warum sieht es hier genauso aus wie in Hogwarts?" fragte Harry

„Das ist für dich und mich so Harry, Raum und Zeit haben hier keine Bedeutung! Also sind wir hier immer an all den Orten an denen wir uns zu Lebzeiten am liebsten aufgehalten haben."

„An „all" den Orten?" erwiderte Harry ungläubig. „Heißt das, man ist an mehreren Orten gleichzeitig?"

„Nein Harry! Ich habe dir doch gesagt das Raum und Zeit hier keine Bedeutung haben! Aber in Prinzip hast du Recht! Du kannst mich hier an vielen Orten immer antreffen." „Außerdem", sagte Dumbledore, sehr langsam und deutlich sprechend, so dass keinem ein Wort entgehen konnte, „habe ich einmal gesagt, dass ich diese Schule erst dann endgültig verlasse, wenn mir hier keiner mehr die Treue hält.Und bisher hast zumindest du mir immer die Treue gehalten."

Aber was machst du schon hier Harry?" kam Dumbledore auf seine ursprüngliche Frage zurück „Ich bin noch nicht hier! Noch nicht wirklich." erwiderte Harry.

„Ich bin hoffentlich nur zu Besuch!"

„Zu Besuch im Reich der Toten? Beeindruckend Harry, das hat, soweit ich weiß, vor dir erst ein Zauberer geschafft! Mein Freund Severus Snape."

Harry zuckte zusammen, als er Dumbledore so über seinen eigenen Mörder reden hörte! „Albus, wie kannst du diesen Mörder, deinen Mörder, als deinen Freund bezeichnen?!" „Harry, ich habe es dir zu meinem Lebzeiten gesagt und ich sage es dir auch jetzt, nach allem was passiert ist! Ich v e r t r a u e Severus! Er hat mich auf meinen ausdrücklichen Wunsch getötet! Er wollte es nicht, aber er hatte es mir vorher versprochen! Ich fürchte, ich habe ihm damit größeren Schmerz zugefügt, als jeder andere es mit einem Crucio geschafft hätte!"

„Aber es war ein Unverzeihlicher Fluch!" stammelte Harry.

„Nein, nicht wenn er auf ausdrücklichen Wunsch des Opfers ausgeführt wurde und die Vorteile meines Todes überwogen die Nachteile bei weitem. Meine Hand war schon fast tot!" Mit einem Blick auf seine wieder völlig gesunde Hand, fuhr er fort:

„Ich hatte Literweise Todeselixier getrunken und um mich herum standen ein halbes Duzend Todesser. Welche Chance hätte ich wohl gehabt, mehr als ein paar Stunden zu überleben? Andererseits wäre Snape aufgrund seines Unbrechbaren Schwurs gestorben, wenn er mich nicht getötet hätte. Auch der junge Mr. Malfoy wäre entweder gestorben oder zum Mörder geworden. Das konnte ich unmöglich zulassen! Ganz abgesehen davon ist Snape in den Augen Voldemorts nun über jeden Zweifel erhaben, eine Tatsache, die dir Harry, noch sehr in die Karten spielen könnte."

„Wie ich schon zu dir in der Höhle sagte, mein Leben war im Vergleich zu deinem oder dem von Malfoy nichts wert."


Kapitel 5: Alte Freunde längst entschwunden

Harry traute seinen Ohren nicht! Das ganze war nur ein Trick gewesen, ein abgekartetes Spiel? Und Snape war, genau wie Harry selbst, „durch und durch Dumbledores Mann"?!

„Deshalb hat er mir nichts ernsthaftes getan, als ich ihn nach den Mord gestellt habe? Und deshalb hat er so sauer reagiert, als ich ihn angeschrienen habe: „Töte mich wie du ihn getötet hast --- Feigling"?"

„Das alles habe ich nicht mehr mitgekriegt, Harry, da war ich schon tot", lächelte Dumbledore „Aber sicher, er würde dir nie etwas antun, Harry, ihr steht beide auf derselben Seite. Und deine Anschuldigungen haben ihn sicher sehr getroffen! Mich zu töten hat ihm unendliche Qualen bereitet und war sicherlich eines der mutigsten Dinge, die jemals jemand für mich getan hat! Ein Grund, wenn auch nicht der einzige, warum ich Snape immer vertraut habe, war, dass er ein Herz hat! Und er war und ist mein Freund. Stell dir vor Harry, wie es wäre, wenn du Ron, Hermine oder sogar Ginny töten müsstest!" Dumbledore blickte Harry ganz tief in seine grünen Augen, als er diese Worte sprach. Harry blickte nicht weniger intensiv in Dumbledores strahlend blaue Augen und entgegnete: „Aber genau das muss ich doch tun! Ich werde ihnen zwar nicht persönlich mit dem Todesfluch den Garaus machen, aber durch die enge Freundschaft zu mir sind sie so gut wie tot. Und wahrscheinlich müssen sie vorher sogar noch unerträgliches erleiden!" Harry war erleichtert, das hatte ihm seit einer Ewigkeit auf dem Herzen gelegen, es nun auszusprechen tat ihm sichtlich gut.

Dumbledore lächelte Harry an. „Siehst du Harry, das ist, wie ich dir schon öfters gesagt habe, der Unterschied zwischen dir und Tom! Dein Herz und deine Liebe werden ihm immer überlegen sein." „Aber was bringt mir das, Albus, wenn ich die, die ich Liebe nicht vor ihm schützen kann?" warf Harry traurig ein. Einige Sekunden lag der Raum in totaler Stille, Harry sah wie Dumbledore nachdachte, dann legte sich ein Lächeln auf sein Gesicht. „Wenn deine Liebe groß genug ist, kannst du das vielleicht sogar Harry!" „Wenn meine Liebe groß genug ist?" dachte Harry. Meine Liebe für diese drei Menschen ist so groß, das ich für Sie sterben würde! Dumbledore schien Harrys Gedanken erraten zu haben, denn er ergänzte: „Genau das ist der Ansatz, Harry! Wenn du bereit bist, an ihrer Stelle zu leiden oder auch zu sterben, dann kannst du sie schützen!" Ob dieser Aussage war Harry völlig verdutzt. So fragte er Dumbledore: „Und wie soll das gehen? Ich habe noch nie davon gehört, Albus! Ich habe schon sehr viele Bücher durchgeschaut, ob so etwas möglich ist, aber nie etwas gefunden! So etwas ist ,glaube ich, noch nie gemacht worden!"

„Das wirst du in keinem Lehrbuch finden Harry, ich habe das entwickelt, weil ich es auf dich anwenden wollte, wenn es zum letzten Aufeinandertreffen zwischen dir und Tom kommt. Da ich nun aber leider schon tot bin, wird das nicht mehr klappen. Im Übrigen irrst du dich, Harry, es ist mindestens schon ein Mal gemacht worden, nämlich von deiner Mutter. Und das schützt dich noch heute, bis zu deiner Volljährigkeit! Dadurch kam ich überhaupt erst auf diese Idee. Natürlich habe ich das ganze magisch etwas weiterentwickelt, jetzt stirbt man erst in der Sekunde, in der sonst der Geschützte gestorben wäre!"

„Kannst du mir diesen Zauber beibringen?" frage Harry, der sein Glück kaum fassen konnte. „Harry, das würde Tage, vielleicht sogar Wochen dauern! Und wie du vielleicht schon bemerkt hast, bin ich tot. Allerdings war mir schon immer klar, das du eine neue Art von Schutz brauchen würdest, wenn der deiner Mutter mit deiner Volljährigkeit ausläuft. Deshalb habe ich all meine Erfahrungen, magischen Kenntnisse und auch mein Wissen über Tom Riddle in einem Buch niedergelegt, welches du an deinem 17ten Geburtstag bekommen wirst. Aber nun genug von dem Thema, wie läuft es bei den Dursleys?" Einfach wieder typisch Dumbledore, so einfach das Thema zu wechseln und auf solch unwichtige Sachen zu sprechen zu kommen, dachte Harry. Doch auch er musste das Gehörte erst einmal sacken lassen und so erzählte Harry ihm von seinen letzten Wochen bei den Dursleys.

„Warum weißt du das alles eigentlich nicht?" Fragte Harry schließlich „Ich dachte immer, aus dem Jenseits könne man erkennen, was in der Welt der Lebenden vor sich geht?" „Nur sehr wesentliche Dinge Harry, genaueres erfahren wir nur dann, wenn wieder jemand stirbt und uns auf den neuesten Stand bringt. Dein Besuch hier ist die große Ausnahme. Aus diesem Grund sind wir gar nicht erpicht darauf, immer auf dem Laufenden zu sein! Außerdem würdest du sicher auch nicht wollen, das wir hier alles mitbekommen was du mit Cho oder Ginny getrieben hast, oder?" bei diesen Worten zwinkerte Dumbledore Harry verschmitzt zu. Ohne es zu wollen, merkte Harry wie ihm das Blut in den Kopf schoss und er rot anlief. Nach einem Augenblick kam ihm aber ein neuer Gedanke „Sag mal, warum habe ich hier eigentlich nur dich angetroffen? Hier müsste es doch eigentlich nur so wimmeln von Leuten." „Das liegt daran, das du erst einmal mich treffen wolltest, Harry. Du wirst hier immer die Leute treffen, die du treffen willst! Aber im Prinzip hast du Recht, du wirst hier fast jeden Zauberer treffen, der jemals gestorben ist, außer denen, die wie die Hausgeister von Hogwarts, nicht den Mut hatten, den Weg bis hierher weiter zu gehen und denen wie Lord Voldemort, bei denen wahrscheinlich nicht mehr genug Seele vorhanden ist, um irgendwo hinzugehen!"

„Aber", stammelte Harry „Dann müssten Sirius, Mom und Dad ja auch hier sein!" „Natürlich sind sie das, ich habe mich schon gefragt, wann du endlich nach ihnen fragst", lächelte Dumbledore und deutete auf die Tür hinter sich, wo, wie Harry wusste, die Schlafgemächer der Schulleiters lagen. Warum sollten sich die drei in Dumbledores Schlafzimmer aufhalten, fragte sich Harry, wurde jedoch plötzlich von Dumbledore aus seinen Überlegungen gerissen. „Nun geh schon Harry, Wir sehen uns ein anderes mal wieder." Ohne weiter zu überlegen stand Harry auf und öffnete die Tür, auf die Dumbledore gezeigt hatte.

Im nächsten Moment fand sich Harry auf dem weitläufigen Gelände von Hogwarts am Seeufer wieder. Hier, unter dem großen Baum, hatten Ron Hermine und er im Sommer immer gerne ihre Hausaufgaben gemacht. Als Harry sich weiter um blickte, entdeckte er drei Gestalten, die sich freundschaftlich, auf einer Decke sitzend, unterhielten. Die eine Person, die mit dem Gesicht zu Harry saß, erkannte er sofort. Die langen glänzenden schwarzen Haare, die edlen Gesichtszüge und die muskulöse männliche Statur. „Harry!" Kam es von dem Mann, der sofort aufsprang und mit ausgebreiteten Armen auf Harry zustürmte. „Sirius!", rief Harry und fiel seinem Paten sofort in die Arme! Der Sirius, den Harry gerade in die Arme geschlossen hatte, sah um Längen besser aus, als der, an den er sich erinnerte. Er sah nun fast genau so aus wie auf dem Foto von der Hochzeit seiner Eltern, vielleicht ein paar Jahre älter. Während Harry und Sirius sich aus ihrer Umarmung lösten, waren auch die beiden anderen Personen aufgestanden. „Ich komme mir ein bisschen blöd vor, aber schließlich kannst du dich ja nicht mehr an sie erinnern." Sirius lächelte verlegen. „Harry, das hier ist deine Mutter." Harry blickte zu der hübschen Frau, die nun vor ihm stand. Sie hat die gleichen grünen Augen wie ich, dachte Harry.

„Und das hier ist dein Vater", ergänzte Sirius. Harrys Blick wanderte zu dem Mann herüber, der vor ihn getreten war. Der Mann war etwa genauso groß wie Harry, aber ein paar Jahre älter, Harry schätzte ihn auf Mitte zwanzig. Wäre nicht der Altersunterschied und die andere Augenfarbe gewesen, Harry hätte geschworen gerade in einen Spiegel zu blicken! „Hi Mom, Dad", begrüßte Harry sie schüchtern. Doch noch bevor er etwas weiteres sagen konnte, fielen ihm beide gleichzeitig um den Hals. Hier, in den Armen seiner Eltern zu liegen, sein Pate hinter ihm, war das schönste Erlebnis, an das Harry sich erinnern konnte. Sollte er nie wieder aus seinem Todesschlaf erwachen, in diesem Moment wäre es Harry vollkommen gleichgültig gewesen. „Harry, wir lieben dich, kannst du uns verzeihen?", fing seine Mutter plötzlich an zu schluchzen. „Wenn wir nicht unbedingt diesen Idioten von Riddle hätten bekämpfen müssen, hätten wir dich auf dem Weg zum Erwachsenwerden begleiten können, so wie es mein Freund Tatze eine Zeit lang für uns getan hat!", meinte nur Harrys Vater. „Was getan werden muss, muss getan werden", entgegnete Harry „So wie auch ich derzeit das tun muss, was zu tun ist! Ich mache euch keine Vorwürfe, im Gegenteil, ich bin stolz, solche Eltern zu haben!" „Wir sind auch sehr stolz auf dich Harry", entgegneten Harrys Eltern und sein Pate wie aus einem Mund. „Wir hätten es lieber gehabt, wenn du als ganz normaler Junge, ganz normal mit deinen Eltern hättest aufwachsen können!", sagte Harrys Vater. „Mir auch", meinte Harry und ein verträumtes Lächeln huschte über sein Gesicht. „Aber so war es halt nicht, aber ich bin zurecht gekommen, so wie es ist."

Nachdem sich alle noch mehrmals umarmt hatten, setzten sie sich auf die Decke und unterhielten sich noch einige Stunden recht angeregt. Doch seit er hier angekommen war, hatte Harry etwa alle zehn Minuten das Gefühl, angesaugt zu werden. Dieses Gefühl verschwand aber nach wenigen Sekunden immer wieder, Harry vermutete, dass in der realen Welt zu diesem Zeitpunkt sein Herz immer ein Mal schlug. Doch mittlerweile wurden die Abstürze häufiger und Harry wusste, dass er nicht mehr allzu lange würde bleiben können. So verabschiedete er sich herzlich von ihnen und versprach wieder zu kommen.

„Du kannst uns über Dumbledores Porträt erreichen, wenn du willst, komm nicht zu oft mit dem Trank, das ist zu gefährlich! Wir freuen uns zwar schon darauf, wenn du dauerhaft bei uns bleibst, aber das hat mindestens noch 100 Jahre Zeit!", sagte James zum Abschied.

Da verspürte Harry wieder dieses saugende Gefühl und es wurde schwarz vor seinen Augen. Er blickte auf den leblos wirkenden Körper in dem bequemen Sessel. Erneut wurde es dunkel, schließlich drang immer mehr Licht in seine Welt ein und Harry erwachte in seinem Sessel. So kalt wie jetzt war es Harry noch nie gewesen, doch der Kopfschmerz, den er heute Mittag noch so deutlich gespürt hatte, war verschwunden. „Erstaunlich dieser Trank, hilft sogar gegen Kopfschmerzen...", schoss es Harry durch den Kopf, doch dieser Gedanke musste einem anderen, wichtigeren weichen. „Es ist geschafft", er hatte dem Reich der Toten einen Besuch abgestattet, und nach allem was er dort erlebt und erfahren hatte, hatte sich die Reise wirklich gelohnt! Und das Beste war, er konnte sie jederzeit wiederholen. Mir sehr schwachen und müden Knochen erhob sich Harry und füllte den Rest der Todesschlaftranks in ein gutes Dutzend Fläschchen unterschiedlicher Größe ab.

Anschließend begab er sich in das Wohnzimmer, wo er versuchte, sich am Ofen aufzuwärmen. Doch das Aufwärmen sollte ihm an diesem und auch an den darauf folgenden Tagen nur schwer gelingen. Die Tage gingen ins Land. Harry war zufrieden mit sich und der Welt. Er kam mit den Dursleys klar, seine Eltern und Sirius hatte er vor einigen Tagen umarmt und gesprochen und Dumbledore hatte ihn bezüglich seines Todes aufgeklärt. Würde nicht dort draußen in der Zaubererwelt Lord Voldemort mit seinen Schergen wüten, das Leben hätte so schön sein können! Aber es fehlte noch etwas. Etwas, was er sich selbst in den letzten Wochen versagt hatte. Doch darauf würde er nach dem Gespräch mit Dumbledore nicht mehr lange verzichten müssen. Aber morgen war erst mal sein Geburtstag, morgen würde er das Buch Dumbledores in Händen halten und mit dessen Hilfe, könnte er sich dann wieder Lord Voldemort widmen.


So wieder ein Kapitel fertig! Doch heute ist nicht alle Tage, Ich schreib weiter keine Frage. Helft mir, gemeinsam können Wir diese FF bestimmt noch verbessern ;-) Betagelesen: HermineGranger, Bibbsch

KingsleyS


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