Abartig? (Geheime Gedanken, Shônen-Ai)
Aus Lozs Sicht erzählt:
Ich
habe mein Motorrad zertrümmert. Na ja, mehr oder weniger, jedenfalls
fährt es nicht mehr. Sogleich zieht Kadaj mich auf, indem er meint,
das sei wieder typisch für mich.
„Keine Ahnung, wie du so
etwas schaffst, wenn man eine gemütliche Spritztour macht",
nörgelt er.
Er hat ja Recht, ich war mit meinen Gedanken
irgendwie abgehoben, als ich so hinter Yazoo herfuhr und dann im
nächsten Moment den Boden küsste.
Auf alle Fälle muss ich ja
irgendwie wieder zurück zum Versteck, in die vergessenen Stadt,
kommen, also lädt Yazoo mich ein, einfach bei ihm hinten mit drauf
zu sitzen. Oder, er macht zumindest eine einladende Handgäste. Die
Einladung nehme ich sofort an.
Kadaj sieht mich schief an, dann
fragt er unfreundlich:
„Und was wird aus deinem Schrotthaufen?
Ach, lasst mich raten, das bleibt wieder an mir hängen, Ja?!"
Yazoo, der sich anscheinend zuerst raushalten wollte, meint
ruhig:
„Natürlich. Du willst Loz ja nicht bei dir haben. Ist
doch immer so."
„Ja ja, ist ja schon gut... Ich habe
verstanden!"
Kadaj grummelt noch einmal in sich hinein, hebt
dann das schwere Motorrad von Loz an und setzt sich, es noch immer
haltend, auf seines.
„Dreck, immer die selbe Scheiße!",
flucht er dabei.
Yazoo lacht leise und schüttelt leicht seinen
Kopf aus Schadensfreude, wobei sein langes, silbernes Haar im
Sonnenlicht schimmert.
Kadaj ist es nicht entgangen und so wirft
er Yazoo einen drohenden Blick zu.
„Hmpf, immer muss man mit
dir streiten", sage ich ganz leise zu Kadaj, in der Hoffnung, er
kann mich doch nicht hören.
Mein Kommentar bleibt ungehört,
jedenfalls reagiert Kadaj nicht auf meine Worte.
Unser leicht
aufbrausender, kleiner Bruder startet seine Maschine.
Er fährt
langsam an und findet dann die richtige Geschwindigkeit, um beide
Motorräder sicher zu lenken.
Als Kadaj schon weiter voraus
gefahren ist und seine laute Maschine wieder ein Gespräch zulässt,
fragt Yazoo mich schließlich:
„Also Loz, erzähl doch mal,
warum du so oft Kapeister schießt, wenn du hinter mir fährst."
Er dreht sich zu mir um und sieht mich an.
„Uhm...",
antworte ich, ohne geantwortet zu haben.
Verdammt Yazoo, es ist
wegen deinem zarten, weißen Nacken, auf den ich manchmal, bei voller
Fahrt, einen Blick erhaschen kann – wegen deiner entzückenden
Taille, die sich leicht biegt, wenn du eine Kurve fährst – wegen
deines... Oh Mutter, ich brauche eine Ausrede!
Yazoo legt jetzt
seinen Kopf leicht zur Seite und sieht mich an, als könne er direkt
in meine Gedanken blicken. Diese wunderbar sinnlichen Augen schauen
mich erwartungsvoll und doch ruhig an.
Mit den Worten, „wie
auch immer. Wer weiß schon, was so alles in deinem Kopf vor geht",
rettet Yazoo schließlich meine Situation und erspart mir die
Ausrede, die ich nicht parat habe.
Er startet den Motor, um Kadaj
zu folgen. Mir wird klar, dass ich mich an Yazoo festhalten muss. Das
musste ich schon einige Male tun, nur wird mir gerade erst jetzt
richtig bewusst, was es mir bedeutet.
Also lege ich meine
behandschuhten Hände an seine schmale, feste Taille. Oh ja, sie ist
wunderbar fest und so herrlich geschwungen... Ich wünschte, ich
hätte in diesem Moment keine Handschuhe an.
Der Motor brüllt
auf und im selben Moment setzt sich das schwere Gefährt in Bewegung.
Beinahe wäre ich wieder am Boden gelandet. Reflexartig umschlinge
ich hastig Yazoos Leib mit den Armen. Seine Haare fliegen in mein
Gesicht.
Ich liege fast auf Yazoos Rücken, da er sehr nach vorn
gebeugt auf diesem Motorrad sitzen muss. Wir holen Kadaj auf und
fahren dann mit etwas Abstand neben ihm her.
Er ignoriert mich
und auch Yazoo.
Velvet Nightmare, die Yazoo stets auf dem Rücken
geschnallt, in Hüfthöhe trägt, baumelt zwischen meinen Beinen;
Nein, sie klemmt eher zwischen mir und Yazoo, an ziemlich delikater
Stelle. Mir wird bewusst, dass ich spreizbeinig, an Yazoo gepresst,
auf diesem vibrierenden Sitz dahinfliege, während die lange Waffe
zwischen meinen Schenkeln tanzt.
Das alles zu ignorieren ist
jetzt unmöglich.
Mit jedem Meter, den wir fahren, rutscht Yazoo
fester in meinen Schoß. Velvet Nightmare in ihrem Halfter wird fast
schmerzhaft für mich – schmerzhaft erregend!
Eine heftige
Hitze steigt in meinem Körper auf. Ich ertappe mich dabei, wie ich
mein Becken gegen den harten Gegenstand presse.
Noch einmal und
noch einmal.
Ich kann nicht aufhören. Der Duft von Leder, Öl
und von Yazoos Haut steigt mir in die Nase.
Ich atme jetzt
heftiger und nehme alle Gerüche überdeutlich wahr.
Yazoo müsste
meine Bewegung längst bemerkt haben. Das will ich nicht, denn was
soll er von mir halten? Aber ich kann einfach nicht anders. Ich kann
nicht! Yazoos Nähe raubt mir den Verstand!
Wir fliegen weiter
dahin. Ich mit dieser eindeutigen Bewegung, wie ein juckelnder Hund,
Yazoo lässig vor mir, mich völlig ignorierend und Kadaj... sieht zu
mir herüber.
„Du bist so abartig!", formt er mit seinen
Lippen.
Ich merke, dass mir die Schamesröte im Gesicht steht.
Yazoo wendet Kadaj seinen Blick zu und dieser macht mit
beleidigter Miene einen Schlenker, um mit mehr Abstand neben uns her
zu fahren.
„Immer muss man mit ihm streiten", meint Yazoo
gleichmütig zu mir.
Nächste Szene aus Kadajs Sicht:
Wir sind in der vergessenen Stadt angekommen. Die Motorräder
sind abgestellt und Loz ist sogleich verschwunden. Er ist einfach in
den Wald gerannt. Eigentlich sollte er besser seine Maschine wieder
in Ordnung bringen, aber das hat erst mal Zeit.
Yazoo steht
einfach in der Gegend herum und streichelt sein Gewehr?
Nun ja,
was auch immer... Manchmal macht er mir Angst.
Ich gehe zu ihm.
„Bist du irgendwie sauer auf mich, dass du dir von Loz so was
gefallen läst?", frage ich etwas ruppig.
„Nein, wieso? Warum
regt es dich so auf, was Loz macht?"
„Wei-weil, das ist
einfach abartig!"
„Ist es das?"
Es ist doch eindeutig,
dass Yazoo auf Lozs Seite steht und, dass er mich aufziehen will.
Ich verstehe nicht, warum mich das überhaupt so aufregt. Ich
zittere sogar vor Wut.
„Kann es sein, Kadaj, das du
eifersüchtig auf ihn bist?", fragt Yazoo mich plötzlich
unerwartet, während er seelenruhig Velvet Nightmare poliert.
Wie
kann er es wagen?! Wie kann Yazoo so etwas abartiges von mir denken?
(Was ist eigentlich so abartig?)
Er macht mich wahnsinnig,
wenn er so gelassen bleibt.
Ich platze fast vor Wut! Am liebsten
würde ich ihn verprügeln!
In meiner Raserei mache ich eine
abrupte Bewegung. Einen Versuch, ihn anzugreifen, den ich selber
nicht kontrollieren kann.
Im nächsten Moment hat Yazoo mein
Handgelenk fest im Griff.
„Aaaaaah!", schreie ich, denn er
ist ziemlich unsanft!
Yazoo zerrt mich näher an sich heran,
obwohl ich schon vorher nahe bei ihm stand.
Unsere Körper
prallen aufeinander.
Yazoo lässt das Gewehr einfach fallen,
greift in mein Haar und zieht meinen Kopf in meinen Nacken, so, dass
ich ihm direkt ins Gesicht schaue.
Was wird das jetzt?
Er ist
sehr grob zu mir, doch der darauf folgende Kuss ist sanft und süß.
Seine zarten, vollen Lippen schmiegen sich an die meinen. Ein
scheinbar endloser Kuss - etwas ,dass ich im Geheimen herbeigesehnt
habe.
Ich kann nicht mehr klar denken, was mir schon kurz vorher
schwer fiel.
Meine Glieder erschlaffen.
Yazoos Griff lockert
sich.
Er lächelt mich jetzt sanft an.
„Siehst du Kadaj? Es
ist nichts abartiges dabei."
Ich stolpere einen Schritt
rückwärts, starre ihn an und koche wieder innerlich vor Wut.
Ich
hasse es, wenn Yazoo Recht hat!
