Diese Geschichte findet ihr auch im Adventskalender der ProfSnapeler. Und viele weitere. Schaut doch mal dort vorbei! :)
Die Honigkuchendiebin
»Miss Granger, haben Sie Professor Snape bestohlen, oder nicht?«
Das Büro des Direktors schien sich in einen Gerichtssaal verwandelt zu haben. Hermine Granger kam sich vor wie eine Schwerverbrecherin – und genau so wurde sie auch behandelt! Professor Dumbledore sah ungewöhnlich streng aus. Er trug eine große Brille mit dunklen Gläsern, die Hermine noch nie bei ihm gesehen hatte. Der alte Mann schien in diesem Moment so gar nicht der ihr bekannte, sonst gutmütige Professor zu sein. Der Weihnachtsschmuck in seinem Büro war immerhin ein Zeichen, dass sie sich wirklich in seinem Büro befanden, aber das Kerzenlicht im Raum war derart reduziert, dass nur der Direktor, Hermine und Professor Snape zu erkennen waren, der Rest verschwand weitestgehend im Dunkel. Der Phönix Fawkes war zwar anwesend, wandte ihnen jedoch den Rücken zu, wie Hermine erkannte. Die Stimmung war mehr als seltsam. Hermine verstand die ganze Aufregung nicht. Und noch weniger verstand sie, warum diese Sache offensichtlich hinter verschlossenen Türen verhandelt wurde. Immerhin hatte sie Rechte! … oder etwa nicht?
»Ich würde es nicht stehlen nennen ...«, begann sie.
»Wie Sie es nennen, ist jetzt nicht von Belang. Haben Sie den Honigkuchen in Ihren Besitz gebracht, oder nicht?« Dumbledore hatte sich etwas über den Schreibtisch gebeugt, seine Stimme klang entschlossen, aber Hermine glaubte, auch eine Spur von Nachsicht herauszuhören. Sie sollte ihre Tat einfach nur zugeben, wie es ihr schien. Aber das war doch lächerlich!
»Es war ein Versehen. Ich wusste nicht, dass es der Honigkuchen von Professor Snape war. Um ehrlich zu sein ...«
»Darum bitte ich!«, mahnte Professor Dumbledore.
Hermine nickte rasch. »Natürlich. Also, was ich sagen wollte … Ich wäre im Traum nicht darauf gekommen, dass die Nascherei für den Professor gedacht war, sonst hätte ich natürlich die Finger davon gelassen.«
»Das wäre besser gewesen – für uns alle«, ließ sich Snape düster vernehmen. Hermine betrachtete ihn von der Seite. Der sonst so blasse Mann war noch fahler als üblich, er wirkte beinahe wie ein Geist. Auf seiner Stirn hatten sich tiefe Furchen gebildet. Seine Augen blickten leer. Hermine kam zu dem Schluss, dass sie wirklich einen schlimmen Fehler begangen hatte, denn ihr Zaubertranklehrer schien auf einem höllischen Zuckerentzug zu sein. Aber den konnte Professor Dumbledore sicher im Nu beheben, wenn er seine Schublade öffnete und ihm einfach ein paar seiner Drops reichte. Doch das tat er nicht. Stattdessen blickte er Hermine düster an.
»Haben Sie den Kuchen gegessen?« Das schien ihn wirklich brennend zu interessieren – dabei war das doch wohl ganz logisch!
»Natürlich habe ich ihn gegessen! Oder denken Sie, ich hätte ihn mir unters Kopfkissen gesteckt?«
»Werden Sie jetzt nicht frech, Miss Granger. Das ist in Anbetracht der Sachlage so ziemlich das Letzte, was Sie tun sollten.«
Hermine schüttelte den Kopf. Die ganze Sache hier war doch wohl ein Scherz! Gleich würden sich Harry und Ron die Masken vom Gesicht reißen und ihr grölend mitteilen, dass sie sie reingelegt hatten. Allerdings sprach alleine schon der Ort dagegen, denn wie hätten sie in Dumbledores Büro gelangen sollen? Das würden die beiden nur für so einen Streich niemals wagen. Vielleicht war es auch nur ein Traum. Hermine hoffte darauf, aber es fühlte sich leider überhaupt nicht so an.
»Sie haben also Professor Snapes Kuchen gegessen ...«, begann Dumbledore erneut. Hermine gestikulierte hilflos mit den Armen.
»Als ich den Teller mit dem Kuchen nahm, dachte ich, er wäre für mich!«
»Sie saßen Professor Snape bei dem Abschiedsessen gegenüber. Aber sie kamen nicht mal auf die Idee, dass es SEIN Kuchen sein könnte? Erklären Sie mir das!«
»Ich … ich … er sah lecker aus! Also, der Kuchen. Er stand in der Mitte, daher dachte ich, ich könnte ihn nehmen.«
Dumbledore ließ den Kopf sinken und rieb sich die Stirn. Snape entfuhr ein Seufzen. Hermine fragte sich ernsthaft, was hier eigentlich los war.
»Was ist hier eigentlich los?« Die Frage war ja wohl logisch. Sie war gerne logisch. Aber das, was hier geschah, war Bullshit – wie heute viele sagen würden. Aber nicht sie. Nein, so war sie nicht. Ebenso wenig, wie sie eine Honigkuchendiebin war! Es war ein Versehen gewesen.
»Es war ein Versehen, dass ich den Honigkuchen gegessen habe. Gegessen. Nicht geklaut. Nur … ähm … Mundraub. Wenn überhaupt.«
»ES IST EINE VERDAMMTE KATASTROPHE«, schrie Snape plötzlich. Hermine hatte ihren Lehrer noch nie schreien hören. Leise knurren, gehässig, ironisch und anmaßend, das ja. Aber noch nie hatte er sie wirklich angeschrien. Jetzt pulsierte eine Ader auf seiner Stirn und in seinen Pupillen waren kleine Sternchen auszumachen – weihnachtlich … aber nur, wenn man total bescheuert war. Hermine war nicht bescheuert. Sie war eingeschüchtert. Ja, die beiden Herren hatten es geschafft, ihr ein höchst mulmiges Gefühl zu bescheren.
»Warum ist es denn eine Katastrophe?«, erkundigte sich Hermine. Snape ächzte. Dumbledore ächzte ebenfalls. Hermine schnaubte.
»Wenn es mir niemand erklärt, kann ich es auch nicht verstehen.«
»Sie sind eine intelligente junge Frau ...«, begann Dumbledore.
»Eine Diebin!«, urteilte Snape.
»Ja, verdammt! Ich habe Ihren blöden Honigkuchen gegessen! Es tut mir leid! Ich bringe Ihnen jede Menge neuen davon mit, wenn ich aus den Weihnachtsferien zurückkehre.« Hermine sah ihrem Zaubertranklehrer direkt in die Augen. Sie hatte keine Angst vor ihm! Okay, ein wenig vielleicht, aber nicht genug, um jetzt zu Kreuze zu kriechen, nur weil sie etwas gegessen hatte, das für ihn bestimmt gewesen war. Er blickte rasch weg. Er blickte weg? Das mulmige Gefühl nahm zu. Dumbledore rückte seine Brille zurecht. »Hören Sie, Miss Granger«, sagte er. Was nicht nötig gewesen wäre, denn Hermine hörte ja bereits.
»Nachdem Sie den Kuchen gegessen hatten, was geschah dann? Denken Sie genau nach! Haben Sie mit jemandem gesprochen?«
Hermine dachte nach. Sie versetzte sich in die Situation zurück und murmelte: »Wir waren alle erstaunt, dass die Sitzordnung beim Abschiedsessen anders war, als üblich. Also, dass die Lehrer zwischen uns saßen ...«
»Deine dämliche Idee!«, knurrte Snape und sah zu Dumbledore.
»Weiter«, drängte der Direktor Hermine.
»Und dass mir Snape … äh, Professor Snape gegenüber saß, hat mich … nervös gemacht.«
»Das ist ja wohl das Mindeste«, fauchte Snape.
»Und wenn ich nervös bin, brauche ich Süßigkeiten. Und dann war da dieser Honigkuchen. Er kam wie aus dem Nichts.«
»Das war nicht aus dem Nichts. Es sei denn, ICH wäre Nichts«, sagte Dumbledore. Hermine sah ihn erstaunt an.
»Weiter«, drängte er erneut.
»Ich nahm das Kuchenstück und aß es. Dazu trank ich ...«
»Das interessiert uns nicht. Bitte, Miss Granger, mit wem haben Sie gesprochen, nachdem Sie das Stück gegessen haben?«
Hermine überlegte. »Mit niemandem.«
»Aber Ihre Freunde saßen doch neben Ihnen. Haben Sie mit Mr. Potter geredet? Oder vielleicht mit Mr. Weasley?«
»Nein. Die waren so mit ihrem Essen beschäftigt. Aber Moment mal … klar!«
»Was? Was ist klar?«, blaffte Snape sie an.
»Na, ich habe doch mit Ihnen geredet! Sie suchten auf dem Tisch herum und ich fragte sie, ob ich Ihnen etwas anreichen soll.«
Stille. Snape schloss die Augen. Er sah gequält aus.
»Oh nein … Was war in dem Kuchen?« Endlich begann Hermine zu begreifen. Dumbledore wischte ihre Frage mit der Hand symbolisch vom Tisch. Er beugte sich vor.
»Miss Granger, haben Sie Professor Snape bei Ihrer Frage angesehen?«
»Natürlich! Wie machen Sie das denn, wenn Sie jemanden etwas fragen?« Hermine war einen Moment lang verwirrt, denn momentan konnte sie nicht erkennen, ob Dumbledore ihr während seiner Fragen in die Augen sah. Der Nebel lichtete sich langsam – wohler fühlte sie sich deshalb allerdings nicht – ganz und gar nicht!
»In dem Kuchen war etwas drin. Etwas, das Auswirkungen auf den hat, den man nach dem Verzehr ansieht«, schlussfolgerte sie.
»Nicht auf den, den man ansieht. Aber ja … es hat eine Auswirkung, wen man ansieht.« Dumbledore machte eine Notiz auf einem Zettel und ließ ihn dann magisch verschwinden. Sicher hatte er eine Botschaft an jemanden abgeschickt. Hermine wagte nicht zu fragen, an wen. Der alte Mann strich sich über den Bart. »Severus, es nutzt alles nichts, wir müssen es ihr sagen.«
»Scheiße«, murmelte Snape. Hermine riss überrascht die Augen auf. Sie hatte nicht gewusst, dass ihr Lehrer zu derart platten Flüchen neigte.
»Also, Miss Granger. Zunächst einmal: Alle Ihre Mitschüler reisen bereits in diesem Moment in die Ferien ab. Ich habe gerade den Befehl an den Hogwarts-Express gegeben, loszufahren.«
»Ohne mich? Aber ich kann nachreisen, oder?«
»Nein. Sie bleiben hier. Zu Ihrer eigenen Sicherheit.«
Hermine riss die Augen weit auf. »Aber meine Familie … meine Eltern. Die warten doch auf mich!«
»Nicht diese Weihnachten. Ich habe bereits alles in die Wege geleitet. Ein paar Zauber hier, ein paar Details, die wir für die manipulierten Erinnerungen Ihrer Eltern bereitlegen. Auch Ihre Mitschüler sind schon … versorgt. Niemand wird etwas merken.«
»Merken? Wovon?«
»Dass Sie über Weihnachten auf Hogwarts bleiben.«
»Auf Hogwarts?«
»Ja. Bei Professor Snape, um genau zu sein.«
»Albus, das kannst du nicht machen!«, begehrte Snape auf. Hermine war erst mal sprachlos. Aber nur für einen kurzen Moment.
»Das können Sie nicht von mir verlangen, Professor Dumbledore!«
Der Direktor zog seine Brille aus. »Die brauche ich dann wohl nicht mehr«, murmelte er. Der alte Mann legte die Fingerspitzen aneinander und sah Hermine mitleidig in die Augen.
»Wissen Sie, mein liebes Kind … schon morgen früh werden Sie diese Sache ganz anders sehen. Dann werden Sie nicht darüber schimpfen, dass ich das von Ihnen verlange, sondern vor Sehnsucht nach Professor Snape vergehen, wenn ich versuchen würde, Sie von ihm fernzuhalten.«
»Das ist LÄCHERLICH!«, herrschte Hermine ihn an. Sie wusste, dass sie gerade jeglichen Respekt missen ließ, aber das würde Dumbledore wohl ohnehin kaum merken, da er ganz offensichtlich den Verstand verloren hatte.
»Ich fürchte, das ist es nicht«, widersprach ihr Snape auf eine Weise, die Hermine eine Gänsehaut bescherte. Sie riss sich mühsam zusammen, um ihn nicht auch noch anzuschreien.
»Mit Verlaub, Herr Professor, Sie sind nicht gerade der Traum meiner schlaflosen Nächte.«
»Heute nicht. Aber ab morgen. Für ganze drei Tage.«
Er war sich ja ziemlich sicher. Hermine spürte, wie ihr Hals trocken wurde. Sie räusperte sich und mahnte sich selbst zur Gelassenheit.
»Wenn Sie das so genau wissen, dann können Sie mir sicher auch erklären, wie Sie zu dieser Erkenntnis kommen.«
»Lass mich es erklären, Severus«, bat Dumbledore. Snape zuckte nur mit den Schultern und tat so unbeteiligt wie möglich.
»Sie müssen wissen, Hermine, dass ich manchmal zu Naschereien neige ...«
Das war ja mal was ganz Neues.
»Und es gab da dieses Rezept meiner Großtante Odilie. Ich bin in einem unserer alten Bücher zufällig auf ihr handgeschriebenes Rezept gestoßen. Das Rezept für einen Honigkuchen mit … nun ja, gewissen Eigenschaften. Sie müssen dazu wissen, dass die Tochter von Odilie eine sehr zänkische und engstirnige Frau war. Das machte ihr niemand zum Vorwurf, auch wenn sie sich das Leben oft genug selbst viel schwerer machte, als notwendig. Als Odilie jedoch herausfand, dass ihre Tochter in den Nachbarsohn verliebt war, entschied sie, dem Glück des jungen Paares ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Sie backte den Kuchen – nach streng geheimen Rezept – und sorgte dafür, dass die beiden davon aßen. Dabei war es wichtig, dass sie sich zusammen in einem Raum aufhielten, und keiner von beiden zwischenzeitlich jemand anderen erblickte. Denn der Zauber ist kraftvoll und kann nicht rückgängig gemacht werden. Derjenige, den man nach dem Verzehr dieses Kuchens als erstes erblickt, in den verliebt man sich haltlos vom nächsten Morgen an. Der Zauber dauert drei Tage. Odilies Tochter und der Nachbarsohn liebten sich über diesen Zeitpunkt hinaus, und so hatte der Kuchen nur dazu geführt, dass zueinander fand, was ohnehin zusammen gehörte. Aber Sie, Miss Granger, gehören nicht zu Professor Snape!«
»Was Sie nicht sagen«, brachte Hermine hervor. Ihr schwirrte der Kopf. Dumbledore glaubte doch nicht ernsthaft, dass dieser Zauber so stark sein könnte, dass sie sich in Snape verliebte – in SNAPE!
Außerdem gab es da ja wohl noch eine ganz andere Sache, die wenig glaubwürdig war.
»Sie wollen mir also weismachen, dass Sie Professor Snape diesen Kuchen gegeben haben, damit er sich über Weihnachten verliebt?« Diese Vorstellung war ja geradezu lächerlich!
»Nein, das wollte ich nicht. Wie Professor Snape und ich vor vielen Jahren herausfanden, wirkt der Zauber bei ihm anders.«
»Ach? Natürlich ...«, sagte Hermine ironisch.
»Sie brauchen gar nicht so abfällig zu sein. Im Grunde geht Sie das alles auch gar nichts an.«
Snape war sehr verärgert. Hermine verstand ihn auf gewisse Art sogar. Plötzlich hatte sie das Gefühl, ihn in seiner Privatsphäre verletzt zu haben.
»Im Grunde ist es mir ja auch egal. Aber wenn ich da jetzt schon mit drin hänge, wäre es vielleicht gut, wenn ich das ein oder andere verstehe.«
Die beiden Männer tauschten einen Blick und Dumbledore räusperte sich schließlich, bevor er fortfuhr, zu berichten.
»Professor Snape kam mich vor einigen Jahren kurz vor Weihnachten in meinen Räumen besuchen. Ich musste ihn leider warten lassen und hatte nicht bedacht, dass ich den probeweise gebackenen Honigkuchen noch auf dem Tisch stehen hatte. Sie müssen wissen, dass Professor Snape eine richtige Naschkatze ist, denn er kann Süßem nicht widerstehen.«
»Das kann ich mir wirklich nicht vorstellen«, sagte Hermine verdattert. Sie blickte Snape von der Seite an. Der Mund ihres Zaubertranklehrers war zu einem schmalen Strich geworden.
»So ist es aber«, beharrte Dumbledore. »Und als ich bemerkte, dass er ihn gegessen hatte, war es schon zu spät.«
»Und er verliebte sich in Sie«, schlussfolgerte Hermine und musste einen hysterischen Lachanfall unterdrücken. Dumbledore fand die Sache offenbar nicht so lustig. »Nein, das tat er nicht. Weder in mich, noch in jemand anderen. Ich dachte schon, das Rezept wäre fehlgeschlagen, aber weitere Tests ergaben … egal, darüber wollen wir jetzt nicht sprechen. Auf jeden Fall kam damals heraus, dass Professor Snape zwar gegen den starken Liebeszauber weitestgehend immun ist, jedoch eine andere Wirkung bei ihm erzeugt wird: Er kann dem Weihnachtsfest etwas abgewinnen, wenn er von dem Honigkuchen isst. Das heißt, er nimmt die Feiertage gelassen hin, was uns dazu veranlasst hat, ein Ritual daraus zu machen. Seitdem bekommt er nämlich jedes Jahr, einen Tag vor Heiligabend, diesen Kuchen von mir. Er isst ihn und ist an den Weihnachtstagen fast so glücklich wie jeder andere. Ich finde, das hat er verdient, oder sehen Sie das anders?«
»Ich, äh … nein. Sehe ich auch so. Glaube ich ...« Hermine kniff sich feste in den Arm. Es wurde Zeit, dass sie endlich aufwachte!
»Es ist deine Schuld, dass das passiert ist«, grollte Snape und funkelte Dumbledore böse an. »Zuerst änderst du die Tischordnung, und dann denkst du nicht mal drüber nach, dass das zur Folge haben kann, dass jemand anderes den Kuchen isst, den du mir zuzauberst. Warum hast du ihn mir auch nicht persönlich übergeben?«
Der Direktor hob hilflos die Hände. »Ich war so in Gedanken. Es tut mir leid.«
»Dann pass du gefälligst die nächsten drei Tage lang auf Miss Granger auf.«
»Das geht nicht, Severus, und das weißt du genau. Sie würde unnötig gequält werden. Du passt auf sie auf, mit dem nötigen Verständnis und der gebotenen Zurückhaltung. Du kannst das. Wenn nicht du, wer dann? Du bist doch ein wahrer Meister in Zurückhaltung. Das Schloss ist bis auf euch beide völlig leer. Die Geister sind von mir in Tiefschlaf versetzt worden. Niemand wird euch stören … Ich meine natürlich, niemand wird bemerken, dass wir einen Fehler gemacht haben.«
»DU hast den Fehler gemacht. Und auch wenn ich jetzt zustimme – die Sache wird dich etwas kosten, verlass dich drauf!«
»Gut, Severus, dann ist das abgemacht.« Professor Dumbledore erhob sich schnell und griff im gleichen Moment bereits nach einem kleinen, gepackten Koffer. Dann ging seine Hand zu einem metallenen Brieföffner auf seinem Schreibtisch. »Mein Portschlüssel«, murmelte er. »Schöne Weihnachten!«, sagte er laut, um bereits im nächsten Moment verschwunden zu sein.
Snape saß wie eingefroren auf dem Stuhl. Er rührte sich nicht. Hermine betrachtete ihn von der Seite.
»Also gut«, sagte sie dann, »wir sind uns bestimmt einig, dass ich jetzt in meinen Schlafsaal gehen kann und wir darauf achten, uns in den nächsten drei Tagen nicht über den Weg zu laufen.«
Snape gab ein seltsames Geräusch von sich, das Hermine erst im Nachhinein als Lachen identifizierte.
»Ja, tun Sie das, Miss Granger. Gehen Sie in Ihren Schlafsaal. Und versuchen Sie, dort zu bleiben.«
Hermine fühlte sich bei seinem ironischen Unterton gezwungen, sich zu verteidigen.
»Wenn der Zauber auf Sie nicht so wirkt, wie er es ursprünglich sollte, dann vielleicht auf mich ebenso wenig.«
»Tja, so etwas weiß man nie, nicht wahr? Wie dem auch sei … Wenn es Sie zu mir zieht, dann achten Sie darauf, dass Sie Kleidung tragen. Nichts ist mir mehr zuwider, als eine Frau, die die Achtung vor sich selbst verliert.«
»Sie sind ekelhaft!«, spie Hermine ihn an.
»Bei Merlin … ich hoffe, morgen werden Sie noch genauso denken.« Damit erhob er sich und verließ den Raum. Hermine wollte dieser Fledermaus in Menschengestalt am liebsten etwas hinterher werfen, aber er war zu schnell verschwunden. Am besten würde er jetzt zur Hölle fahren, aber Hermine vermutete, dass er ihr diesen Gefallen wohl kaum tun würde.
tbc
