what ever happened...


Dampf stieg von dem Gericht auf, welches noch unberührt vor Ihm stand. Schwer nur verdrängte er den Gedanken der ihn festhielt überwand sich und schnitt das Steak darauf an. Das Stück Rindfleisch schmeckte saftig nach guter Würze und etwas Blut und war rauchig im Abgang. Chris Redfield nickte unterbewusst.

Piers hatte Recht gehabt. Es war der einzige Laden in der Gegend gewesen, der wahrlich verstand ein richtiges Steak zuzubereiten. Die Bar war typisch für das Viertel der Kleinstadt in der er sich fast ein halbes Jahr lang während seines Gedächtnisverlusts über Wasser gehalten hatte. Sie lag an der Grenze Serbiens nahe Edonias. Wie oft war er hier nachdem er ein paar Straßen weiter einen lausigen Job als Rausschmeißer gefunden hatte abgestiegen. Selten nur war ihm der Wunsch wirklich nach einem Steak dabei gewesen. Er dachte an die Besitzerin welche ihn öfters wegen seines umgeflogenen Verhaltens aus der Bar geworfen hatte und nun gedankenverloren hinter dem schäbigen Tresen stand und ein paar Gläser wusch. Tatsächlich hatte sie ihm nur einen prüfenden Blick zugeworfen als er vor nicht mal einer halben Stunde durch die Tür hinunter die Treppe gekommen war. Verwundert hatte sie ihn angesehen, war er doch irgendwie ein Anderer und endlich er selbst gewesen.

Chris hatte nur mit ein zwei Worten des Dankes ein Bündel Scheine auf den Tresen legen wollen um seine Rechnungen zu begleichen und für den Ärger den er ihr wohl gemacht hatte zu bezahlen. Doch als sie etwas zufrieden lächelnd fragte ob er doch noch etwas bestellen wolle, hatte er sich um entschieden.

Etwas bitterlich sah er nun auf das Steak herab. Er verdankte Piers sein Leben und doch wünschte er, dass dieser in der Bohrinsel vor drei Tagen sich nicht für ihn geopfert hätte.

Er blickte auf als er Jemanden mit starkem Schritt auf sich zukommen hörte.

Es war einer der BSAA Soldaten seines Teams mit denen er hierhergekommen war. Tatsächlich hatte die BSAA ihn nach zwei Tagen Ruhe in einer chinesischen BSAA-Station zu einem weiteren Einsatz in Edonia verdonnert und ihn für die Zeit danach bis auf weiteres freigestellt. In dem Stützpunkt in Edonia angekommen musste er feststellen, dass die Hauptstadt und die dort stationierte BSAA noch immer mit der Vernichtung der B.O.W.s zu kämpfen hatte.

Doch widererwartend hatte Ihm die BSAA auf seine Anfrage hin sogar die Erlaubnis gegeben für ein paar Stunden zurück in die serbische Grenzstadt zu fliegen um dort seine jüngsten privaten Angelegenheiten zu Ende zu bringen.

Der Mann vor Ihm salutierte. „Captain." Respektvoll ließ der Soldat den Arm wieder sinken. „Wir haben neue Befehle erhalten."

Chris stand auf und nahm Haltung an. „In Ordnung. Dann gehen wir Diesen besser gleich nach." Der Soldat nickte leicht und schritt voraus. Chris schaute nicht noch einmal zurück, bedachte nicht mal das Steak mehr eines Blickes, sondern folgte ihm willensstark.

Er hatte aus seiner kleinen gemieteten Wohnung, welche über dem Lokal gelegen hatte, längst seine Sachen geholt und nun auch die letzte Rechnung beglichen. Und er schwor sich Piers Andenken zu bewahren und nie mehr die Vergangenheit bestreiten zu wollen. Das war er Ihm schuldig. Ja diesmal kehrte er diesem Ort für immer den Rücken.


Eine weitere Woche verging und der Einsatz in der Hauptstadt Edonias zog sich tatsächlich in die Länge. Doch endlich konnten sie in den randlichen Stadtgebieten einen weitaus sicheren Zustand wiederherstellen. Schließlich saß Chris Redfield zwei weitere Tage später in einem Flieger zurück in die Staaten. Die BSAA hatte Wort gehalten und aufgrund seiner außergewöhnlichen Situation des letzten Jahres ihn vorerst freigestellt.

Nun saß Chris da und hielt nervös den Anhänger seiner Halskette in den Händen. Er hatte seit dem er in China wieder seine Erinnerungen wiedererlagt hatte und ihm bewusst geworden war, wie lang er für alle, Insbesondere für seine Familie, wie vom Erdboden verschluckt gewesen war, besonders an drei Personen denken müssen.

An seine Frau, an seinen Sohn und an seine Schwester.

Er schluckte schwer. Wie musste es seine Familie nur verkraftet haben zu erfahren, dass er in dem Einsatz über Weihnachten letzten Jahres nicht nur schwer verwundet worden war sondern auch noch jegliche Erinnerung an sein Leben verloren hatte. Zu allem Überfluss war er auch noch ein paar Tage später aufgrund seiner ziellosen Angst, Schuld und Ungewissheit aus dem Krankenhaus der BSAA geflohen.

Seit dem hatte niemand mehr von Ihm ein Lebenszeichen bekommen. Zumindest hatte ihn Leon in China nach dem Debakel mit Simmons aufgesucht und neben den wahren Begebenheiten des B.O.W. Vorfalls auch eine bestimmte Information geteilt. Immerhin waren sie Freunde seit dem Leon damals mit seiner Schwester Claire aus Racoon City geflohen war und bei Claires Entführung Ihn aufgespürt hatte.


Leon hatte Chris in dessen Zelt des BSAA Lagers nahe der determinierten Stadt Langshiang aufgesucht, als er und Helena aus Tatchi entkommen waren und selbst in dem BSAA Lager Zuflucht gesucht hatten.

Chris hatte von seinen Aufzeichnungen aufgesehen als Leon durch seine Zelt- Tür getreten war.

Sie hatten sich umarmt, schließlich hatten sie einander so wirklich seit langer Zeit nicht gesehen und das Überleben hatte für alle in den letzten Tagen auf Messers Schneide gestanden. Als das Gespräch über den Vorfall beendet war hatte Leon etwas Persönlicheres angesprochen:

und Chris…Deine Familie, Claire… sie haben von der BSAA noch nichts erfahren. Ich habe erst gestern mit Terra Save und dann mit Claire telefoniert. Sie befürchten noch immer dass du nicht mehr wiederkommen wirst oder sogar tot bist. Piers hat wohl gute Arbeit geleistet dein Auftauchen geheim zu halten." Leon hatte beim Verlassen seines Raumes nochmal zurückgesehen. „Und danke nochmal, dass du das Richtige getan hast. Immerhin läuft die richtige Ada Wong noch irgendwo da draußen umher. Und das du um Jake und Sherry zu retten Dich und Piers in größte Gefahr gebracht hast ehrt dich."

Chris hatte genickt. „Piers hat gestern mehr als seine Pflicht getan. Er war ein größerer Soldat als ich es war. Ohne sein Opfer wäre ich nicht mehr Lebend daraus gekommen."

Leon machte noch einmal verdutzt kehrt, dann begriff er. Er nickte sichtlich gedrückter, er erkannte gleich das dieses Outcome für Chris sehr schwer zu akzeptieren war. „Das hab ich nicht gewusst. Er war bestimmt ein guter Mann."


Chris sah wieder auf den Anhänger seiner Kette. Es war so eine Art Hundemarke, nur war sie kreisrund und aus Gold. Jill hatte sie ihm an ihrem ersten Hochzeitstag geschenkt, als er den Posten eines SOU (Special Operation Unit) - Captains bei der BSAA angenommen hatte. Sie hatte es nach einigen Streitereien akzeptiert, dass er mit der aktiven Einsatz-Arbeit noch nicht abgeschlossen hatte und so nicht nur seiner Wahl zugestimmt sondern ihm sogar dieses besondere Geschenk gemacht. Denn Eheringe waren im Feld wegen der Sicherheits-bestimmungen nach wie vor verboten.

Er besah sich die Vorderseite und las die Inschrift:

SOU Capt. Christopher Redfield
BSAA North- America, Christl.
Blood Type: O, RH +

Dann drehte er den Anhänger und las die Rückseite traurig.

‚Keep Safe and come back home to us.'
In Love, Jill

Tatsächlich hatte er sich nicht überwinden können bei sich daheim in Maryland, also bei Jill und seinem kleinen Sohn anzurufen oder gar eine Nachricht zu hinterlassen. Mittlerweile musste Jill wahrscheinlich über die BSAA Einzelheiten des Vorfalls in China erfahren haben und sicherlich war auch inzwischen sein Name dabei gefallen. Immerhin arbeitete sie noch immer bei der BSAA, nur hatte sie im Bereich der Rekrutenausbildung einen hohen Posten als Personalerin und Ausbilderin übernommen. Und wenn nicht sie davon erfahren hatte so wusste es inzwischen zumindest Barry als Einsatzplaner.

Er seufzte laut.

Wie sehr er sie und seinen kleinen Sohn Joseph in den letzten knapp zwei Wochen vermisst hatte, konnte er kaum beschreiben. Das schlechte Gewissen plagte Ihn und hatte ihm den Mut genommen sich zu melden.

Denn irgendwie wusste er auch dass er all das was vorgefallen war, nur persönlich mit ihr klären konnte. Sie würde wütend und verletzt sein und ihn für das letzte halbe Jahr hassen. Das gleiche würde für Claire gelten.

Abermals seufzte er tief.

Wenn sie Ihn überhaupt noch zum Ehemann wollte, würde das an ein Wunder grenzen.