Hand in Hand ging ich mit Ron durch die Straßen Londons. Ich war glücklich. Der Krieg war endlich vorbei und ich konnte endlich ein normales Leben führen. Okay. So normal war es dann auch wieder nicht. Schließlich war ich Teil des goldenen Trios und eine Kriegsheldin. Das war alles andere als normal.
Aber ich würde versuchen, mein siebtes Schuljahr so normal wie möglich zu gestalten. Ich wollte keine Abenteuer mehr. Ich hatte doch alles, was ich je wollte. Ich war glücklich mit Ron zusammen und das schon sein ein paar Monaten. Ich liebte ihn und er mich.
„Mine? Sollen wir so langsam zurück? Wir müssen noch packen!", wandte er sich nach einigem stillen nebeneinander hergehen an mich. „Du musst noch packen, Ron! Ich habe das schon heute Morgen erledigt, bevor wir aufgebrochen sind!", stellte ich lachend klar.
Er verdrehte nur die Augen, woraufhin ich nur noch mehr lachen musste. Ron halt. Unverbesserlich und Verpeiltheit in Person, aber dennoch liebenswert und mein Freund.
„Aber wir können dennoch zurück! Ich wollte so oder so noch in die Schulbücher reinlesen." Er schüttelte den Kopf. „Wirst du jemals aufhören, zu lernen? Es sind Ferien! Genieße diese noch, bevor wir Morgen zurück nach Hogwarts müssen!"
Statt einer Antwort apparierte ich uns zum Grimmauldplatz. Nach Sirius Tod wurde das Haus an Harry überschrieben und nun lebten wir nach dem Krieg zu viert hier. Harry, Ginny, Ron und ich.
Ich hatte die Erinnerung meiner Eltern zurückholen können, doch als ich ihnen erzählte, was passiert war, waren sie wütend geworden. Sie haben mir Dinge an den Kopf geworfen, die ich ihnen nicht verzeihen konnte. Deswegen lebte ich nun mit meinen Freunden hier.
Ginny und ich hatten uns nach dem Krieg ein wenig um die Inneneinrichtung gekümmert, sodass es jetzt schon viel heller aussah. Kreacher hatte ziemlich viel gezetert, doch wir ignorierten ihn vollkommen und hangen sogar die ganzen nervtötenden Bilder der Black Vorfahren ab, die wir auf dem Dachboden verstauten. Wir wollten keine keifenden und nervenden alten Leute im Haus haben, die uns nur beleidigten, weil wir ja so unreines Blut hätten. Wir hatten auch Kreacher mit einem der von Mollys gestrickten Pullis befreit, sodass er nicht mehr für das Haus zuständig wäre.
Ich ging in Ron und mein Zimmer, welches wir uns teilten und kramte das Zaubertränkebuch aus meiner Büchertasche. Ich kannte den Großteil der Tränke zwar schon von unserer Jagd nach Horkruxen, doch manche waren mir unbekannt. Das konnte ich schließlich nicht auf sich beruhen lassen. Also fing ich an, das Buch zu lesen, während Ron um mich herumwuselte und ständig fluchte, weil er mal wieder irgendetwas nicht fand.
Nach einiger Zeit hatte ich die Nase voll und seufzte. „Ron! Wofür bist du ein Zauberer?", erinnerte ich ihn. Wenig später leuchteten ihm meine Worte wohl ein und er hatte ziemlich schnell so seinen Koffer gepackt.
„Was würde ich nur ohne dich machen, Mine?" Er schmiss sich auf das Bett, direkt neben mich und küsste mich stürmisch. „Du würdest kläglich versagen!", lachte ich fies und er fing an, mich in den Bauch zu piksen. „Ron! Hör auf! Bitte!", lachte ich. Die Tränen waren mir sogar schon in die Augen getreten, so heftig musste ich lachen. Dort war ich sehr empfindlich und das wusste er. Deswegen machte er das auch so oft.
Er hörte tatsächlich auf, aber auch nur, um seine vorherige Tätigkeit wieder aufzunehmen. Aus dem einen Kuss wurde schnell mehr und letztendlich schliefen wir miteinander, wie so oft in den letzten paar Monaten.
Ich war ansonsten immer zufrieden, doch der Sex mit Ron war einfach nicht so gut. Aber da ich ihn liebte, band ich ihm nicht auf die Nase, dass er mir noch keinen Orgasmus beschert hatte.
Für mich gab es deutlich Wichtigeres als Sex, nur ihm zu liebe gab ich mich ihm hin. Wenn er es nicht so oft wollen würde, könnte ich auch darauf verzichten. Ich war auch mit den Küssen und ein wenig Kuscheln zufrieden, aber für ihn ging ich auch diesen Kompromiss ein. Nur weil ich ihn liebte.
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Am Morgen wurde ich noch vor Ron wach und ging in Sportkleidung nach draußen. Nach dem Krieg hatte ich es mir angewöhnt morgens, bevor ich frühstückte, joggen zu gehen. So konnte ich deutlich entspannter in den Tag starten und hatte auch gleichzeitig ein wenig Freiraum, um nachzudenken und den Kopf frei zu bekommen.
Ungefähr eine Stunde später kam ich verschwitzt wieder am Haus an und stieg direkt unter die Dusche. Gleich noch ein entspanntes Frühstück, ehe es auf zum Bahnhof Kings Cross ging.
Die anderen waren mittlerweile schon auf, als ich mich an den Tisch setzte. „Morgen!", sagte ich gut gelaunt. „Wie kannst du nur schon so gut gelaunt sein?", grummelte Ron, der so aussah, als würde er gleich an Ort und Stelle wieder einschlafen. „Joggen macht wach! Solltest du auch mal versuchen!", lachte ich und er nuschelte darauf hin etwas Unverständliches, was ich mit einem Achselzucken abtat.
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Wir setzten uns in ein freies Abteil und redeten die ganze Fahrt über. Harry kaufte sich wieder einmal, wie eigentlich jedes Jahr auch, massenhaft Süßigkeiten und so aßen die Jungs den ganzen Süßkram, während ich mir meine Weintrauben auspackte und diese genoss. Ich war noch nie so der verfressene Typ, der auf zu viel Süßes stand. Lieber mal etwas Gesundes. Ron war da das komplette Gegenteil von mir. Er aß und aß ohne auch nur darauf zu achten, was er da zu sich nahm.
Ich schüttelte, ein wenig angewidert über das Essverhalten meines Freundes, den Kopf. „Ich komme gleich wieder!", sagte ich, um ihnen zu entkommen. Ich konnte sowas nicht mit ansehen. Von zu viel Süßigkeiten wurde mir einfach schlecht.
Ich stand auf und verließ das Abteil. Meine Beine trugen mich an den hintersten Wagon auf die kleine Plattform zum frische Luftschnappen. Ich merkte anfangs nicht, wie sich die Tür erneut öffnete und sich jemand zu mir gesellte. Erst als diese Person anfing, zu reden, merkte ich, dass ich nicht mehr alleine war.
„Ist ihnen nicht kalt, Miss Granger?" Ich zuckte zusammen und drehte mich um. Vor mir stand Professor Snape, der es weiß Gott wie überlebt hatte, als er gebissen wurde. „Was machen sie den hier, Sir?", fragte ich überrascht und ohne auf seine Frage einzugehen. „Sollten sie nicht schon längst in Hogwarts sein?"
Er seufzte und fuhr sich durch seine schwarzen Haare. Er hatte sich verändert. Sehr sogar. Sein Gesicht wirkte nicht mehr so angespannt und um seine Lippen spielte ein leichtes Lächeln, welches ihn um Jahre jünger wirken ließ. Selbst seine Haare wirkten nicht mehr fettig sondern eher seidig glatt.
„Ich hatte noch etwas zu erledigen und habe mir gedacht, ich könnte noch einmal mit dem Hogwarts Express fahren. Aber nun zu meiner Frage, Miss Granger!" Seine Augen funkelten belustigt.
„Ein wenig, doch es ist nicht der Rede wert!", beschwichtigte ich. „Wieso gehen sie dann nicht wieder in den Zug zurück zu ihren Freunden?", fragte er interessiert. Wieso redete er denn nun freiwillig mit mir? Er hatte mich doch all die Jahre gehasst und mir das Leben zur Hölle gemacht. Also wieso jetzt nicht.
„Weil ich momentan nicht zurück zu ihnen will und gerade kein Abteil mehr frei ist!", erzählte ich knapp. Ich stutzte nicht schlecht, als er anfing seinen Umhang aufzuknöpfen. Was wird das bloß? Geht es ihm noch gut?
Er hielt ihn mir schweigend hin und ich starrte den Umhang nur verwirrt an. „Nehmen sie schon! Bevor sie sich noch eine Erkältung zuziehen! Und machen sie sich keine Gedanken um mich! Ich bin die Kälte gewohnt!", sprach er, als ich nach einer Minute ihm es immer noch nicht abgenommen hatte.
„Sir, ich kann das nicht annehmen. Es tut mir-" Unsanft unterbrach er mich. „Sie können und sie werden, Miss Granger!" Dann legte er mir den Umhang über die Schultern und knöpfte ihn zu. Seine langen Finger streiften dabei meine Haut und hinterließen ein merkwürdiges Kribbeln, welches mich erzittern ließ.
„Danke, aber dies wäre wirklich nicht nötig gewesen, Professor!" Ich war über sein Verhalten mehr als verwirrt. Seit wann kümmerte er sich denn so sorgenvoll um mich? Ich war doch nur die nervende Besserwisserin.
