Remus
So wie Remus Lupin sowohl Mensch, als auch Wolf zugleich war; genauso liebte er Mann und Frau gleichermaßen.
Für ihn machte nichts von alldem einen Unterschied, einzig die Person hinter dieser Fassade war wichtig. Und so mag es niemanden verwundern, dass die erste Person, der Remus sein Herz schenkte, den Namen Sirius Black trug.
Obgleich von viel reinerem Blut und vor allem kein blutrünstiges Ungetüm, behandelte Sirius ihn wie einen Gleichgestellten, einen Freund, einen Geliebten. Er war ein wunderbarer Mensch gewesen; gerecht und gutherzig, aber zugleich rebellisch und beizeiten egoistisch. Er liebte ihn für all seine Eigenschaften. Und besonders liebte er das lebendige Funkeln seiner dunklen Augen, in dem all sein Wagemut, seine Gutherzigkeit, schlicht seine gesamte Besonderheit zu ruhen schienen.
Sirius' Verrat hatte ihn gebrochen. Innerlich getötet. Seine bewiesene Unschuld mochte ihm zwar neues Leben einhaucht haben, doch nur um es schon kurze Zeit später durch dessen Tod endgültig zu verlieren.
Und dann kam Tonks. Sie hatte dasselbe Funkeln in den Augen. Dieselbe Wildheit. Sie war intelligent, impulsiv, begabt, voller Leben und bereit, Remus ein Stück davon abzugeben. Sie machte ihn wieder glücklich; etwas, von dem er dachte, er hätte es auf ewig verloren. Und obwohl sie so viel von Sirius in sich trug, fehlte Remus etwas. Sirius selbst.
Doch er wusste, er musste dankbar sein für dieses Geschenk, das Gott ihn gegeben hatte, und das war er auch. Es mochte nicht dieselbe sein, die er einst empfand, doch er liebte Tonks.
Als sie schwanger wurde, überkam ihn eine unbändige Angst. Wollte er Familienvater werden? Sollte ausgerechnet er, der Werwolf, die Verantwortung für zwei Leben übernehmen, wovon eines so gebrechlich war? Die Entscheidung für ein Kind, wäre auch eine Entscheidung gewesen für Tonks, für ein neues, normales Leben. Konnte er das überhaupt? Für ihn kam es beinah einem Verrat an dem ersten Menschen gleich, der ihm gezeigt hatte, was echte Liebe war. Er wollte sich nicht von Sirius lösen; das wurde ihm bewusst.
Der Krieg und vor allem die Lykanthropie kamen ihm somit beinah schon gelegen, um sie als Vorwand zu nutzen, seiner Verantwortung zu entgehen und ein letztes Stück seines alten Lebens zu bewahren.
Bis Harry ihm die Augen öffnete. Auch er hatte geliebte Mensche verloren, auch er musste Dinge tun, die ihm eine furchtbare Angst einjagten. Aber er hatte sich seinem Schicksal gestellt und Verantwortung übernommen. Die Geister der Vergangenheit verfolgten auch ihn, doch er lies sich nicht von ihnen beherrschen. So sicher, wie ein Teil von Remus' selbst durch den Vorhang gefallen war, so sicher wusste er, dass er nach vorne Blicken musste. Sirius hätte es so gewollt. Er musste loslassen.
Und als er dem Tode nah war, neben seiner ebenfalls sterbenden Frau, war er dennoch froh. Denn er wusste, dass er ihn Harry jemanden gefunden hatte, der für Teddy sorgen würde, egal, was geschehen sollte. Er sah so viel von Sirius in dem Jungen.
Und außerdem sah er in dem gleißend hellen, warmen Licht, dass ihn schon bald umgab, zwei funkelnde Augen.
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Anm.:
Genau, wie die Sache über Fred/ George, entstand der Text nach dem Lesen von Band 7. Lupin zählte zu meinen Lieblingscharakteren und irgendwie sah ich ihn immer als Gefährte von Sirius. Ich wollte versuchen, das mit Tonks in Einklang zu bringen.
Über Feedback, Kritik und Anmerkungen aller Art würde ich mich riesig freuen; einfach weil ich gern schreibe aber nicht einschätzen kann, wie sich mein Zeug liest – Dankeschön im Voraus:)
